Kathrin reist mit ihrer Freundin durch Schottland und findet sich plötzlich in der Gewalt von Verrückten! Nicht, dass man es den verteufelt attraktiven Brüdern Duncan und Cecil McLoad ansehen würde, oder einen ihrer Kumpane, aber sie konnten einfach nicht ganz richtig im Oberstübchen sein, wenn sie sie entführten, um sie als Geisel gegen Duncans Frau einzutauschen! Katrin jedenfalls hat keineswegs die Absicht die folgsame Gefangene zu spielen und reißt aus.
Katrin hatte keineswegs vor ihre Fluchtpläne zu begraben, sonder schmiedete bereits in der Sekunde neue, in der Cecil MacLeod nach ihrem Sprachunterricht die Kammer verließ. Sorgsam beobachtet sie einige Tage lang die Routine. Sie bekam Essen, eine Frau setzte sich zu ihr und verfiel entweder in tiefes Schweigen oder in einen ausschweifenden Monolog, von dem Katrin jeden Tag mehr verstand. Dann gab es eine weitere Mahlzeit und Cecil trat zu ihrem täglichen Zweikampf an, zu Letzt das Abendbrot und eine lange Nacht mit unregelmäßigen Besuchen von Wächtern. Jede Minute, die sie allein verbrachte trainierte sie unter Schmerzen ihre Bewegungen und erkundigte die Kammer. Die Truhe am Fußende des breiten Bettes war unverschlossen und sie hatte sie auf der Suche nach einer Waffe durchsucht, ohne fündig geworden zu sein. Beiläufig hatte sie Cecil ausgefragt und wertvolle Informationen erhalten. Natürlich glaubte sie ihm kein Wort davon, dass die Burg über Hundert MacLeods beherbergte, aber sie erfuhr, dass der Hausherr in diesen Tagen zurückerwartet, das Wachtor zur Nacht geschlossen und sie im großen und ganzen für die Tochter des Hauses gehalten wurde. Ihr Plan war heikel, aber sie war verzweifelt genug sich an jeden Strohhalm zu klammern und das Glück war schließlich mit den Dreisten. Wie gewöhnlich ließ sie das Sprachtraining über sich ergehen und wartete geduldig, bis Cecil zufrieden war mit ihrem nicht vorhandenen Fortschritt, da sie sich beständig weigerte ihn diese Genugtuung zu gönnen. Sie benannte Dinge falsch, sprach die Laute falsch aus und bemühte sich nach Kräften ihn ob ihrer Unfähigkeit aufzuregen. Nach fast einer Woche Training, hatte sie ihn zumindest so weit, dass er nicht mehr strahlend die Kammer betrat und sich immer häufiger die Haare raufte. Sobald Cecil ging, holte sie sich den Plaid aus der Truhe, den sie sich wie einen Umhang um den Körper legen wollte und versicherte sich mit einem Blick durch das Schlüsselloch, dass wie gewöhnlich der junge Spund seine Wache antrat, der sie immer so dreist anstarrte, wenn die Tür geöffnet wurde. Am Vortag hatte sie ihm einige Einblicke und einladende Blicke gegönnt und hoffte, dass er unerfahren genug war, um jegliche Avancen zu begrüßen. Sie legte den Plaid hinter der Tür ab und versteckte die einzige Waffe, die sie im Zimmer finden konnte, einen metallenen Kerzenhalter, unter den Decken am Fußende des Bettes. Sie wusste, dass das Wachtor vor Beginn des Abendmahls geschlossen wurde, was ungefähr zur gleichen Zeit stattfand, wie sie ihr Essen erhielt und da heute Markttag war, würden mehr Leute als gewöhnlich auf der Burg sein, die zum Torschluss aus den Mauern strömen würden, unter denen sie nicht weiter auffallen würde. Sie schätzte, dass es noch eine gute Stunde bis zum Abendessen war und löste ihr Haar aus den strammen Zöpfen, die ihr ihre Vormittagsbetreuung geflochten hatte. Außerdem lockerte sie ihre Surcot, um einen tieferen Einblick in ihr Dekolleté zu gewähren, bevor sie vorsichtig die Tür öffnete. Schnell warf sie einen Blick den menschenleeren Gang entlang, bevor sie dem jungen Wächter ein kleines Lächeln schenkte. Ungeniert starrte dieser in ihren Ausschnitt und tat ihr gern den Gefallen, das Essen abzubestellen. Aufgeregt wartete sie auf seine Rückkehr und lotste ihn quer durch die Kammer, wo sie ihn niederschlug und ihn gefesselt und geknebelt unter die Decken legte. Der Junge war schwerer als erwartet gewesen, weshalb Katrin sich einige Minuten gönnte, um wieder zu Kräften zu kommen, dann warf sie sich den Plaid über und schlich sich aus der Kammer. Sie hielt den Kopf gesenkt und machte sich mit gekrümmten Rücken kleiner als sie war, als sie vorsichtig durch den Halbschatten an den Wänden der großen Halle entlang schlich. Unbemerkt verließ sie das Haus und lief gemächlichen Schrittes auf das Tor zu. Sie mischte sich unter die letzten Bauern, die mit ihren Karren und Körben aus der Burg drängten und blieb in ihrem Schutz, bis sie an die lehmige Hauptstraße gelangte. Nachdenklich betrachtete sie den Staub, den sie aufwirbelte und fragte sich, warum hier kein Asphalt lag. Besorgt starrte sie in den bereits nachtschwarzen Wald und fragte sich, ob es verfolgertechnisch nicht sinnvoller war, direkt hineinzugehen. Andererseits wurde es jetzt schnell dunkel und die Gefahr gesehen zu werden war geringer, als die, auszurutschen und sich zu verletzen. Sie seufzte bei dem Gedanken eine weitere Nacht durchzuwandern und sagte sich, dass sie am Folgetag ganz sicher in Sicherheit war. Schließlich hatte Cecil gesagt, sie sei bei ihrer ersten Flucht aus Glennrosen immerhin halb da gewesen und da sich die Küste wie eine Natter schlängelte, sollte sie auf der Hauptstraße dieselbe Strecke bis nach Inverness schaffen. Beschwingt sattelte sie Schusters Rappen und freute sich auf eine heiße Dusche und einigen guten Schmerzkillern aus der Apotheke.
Duncan kehrte weit nach Mitternacht nach Glennrosen zurück und führte seine erschöpfte Gruppe an, als sie die von schlafenden Körpern besetzte Halle betraten. Wie gewöhnlich begaben sie sich direkt in die Küche, um dort von einer geweckten Küchenmagd die Reste des Abendmahls aufgetischt zu bekommen. Müde rieb sich der Laird die schmerzenden Augen und fragte sich beiläufig, ob er seinen Bruder wecken lassen sollte, oder er sich besser Zeit ließ bis zum Morgen, bevor er sich die neuen Eskapaden ihres Tauschobjekts anhörte und natürlich die anderen Dinge, die hier während seiner Abwesenheit vorgefallen waren. Bei dem Gedanken an das Ärgernis, das derzeit in seiner Kammer logierte, versteifte er sich unbehaglich. Im gefiel die Aussicht zu ihr in das warme Bett zu kriechen nicht sonderlich, andererseits konnte man ihm nach den anstrengenden Tagen zu Pferd jedes beliebige Frauenzimmer auf den Bauch schnallen ohne seinem erschöpften Körper eine Reaktion zu entlocken. Seufzend beendete er sein Mahl und wünschte seinen Begleitern eine ruhevolle Nacht. Leise öffnete er seine Kammertür und warf einen abwägenden Blick auf das besetzte Bett. Unter den Decken bewegte sich eine schmale Gestalt und stieß unterdrückte Schnaufer aus, die unter den etlichen Lagen Stoff kaum auszumachen waren. Trotzdem lief Duncan ein Schauer über den Rücken. Aufmerksam sah er sich um und entdeckte am Fußende seines Lagers einen Kerzenständer. Resigniert zog er die Decke von der zappligen Person in seinem Bett und schloss ergeben die Augen. Zumindest brauchte er sich nun keine weiteren Gedanken um eine Nacht an der Seite der beunruhigenden Frau zu machen, die ihn Mal wieder biss zur Weißglut reizte. Er brüllte nach seinem Bruder und wartete geduldig, bis dieser schlaftrunken mit einer Kerze in der einen und dem Schwert in der anderen Hand in der Tür erschien. Ein Blick auf Duncans zornglühendes Gesicht und dem sorgsam verschnürten Bündel im Bett, ließ ihn in unkontrolliertes Lachen ausbrechen. Er musste sich gegen den Türpfosten lehnen, um aufrecht stehen zu bleiben. Durch den Krach wurden die in der Halle nächtigenden MacLeods geweckt, die sich neugierig um die Tür scharten und einen schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken konnten.