Biografien & Erinnerungen
Die Briefe meiner Mutter 4.

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"Die Briefe meiner Mutter 4."
Veröffentlicht am 23. April 2010, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Zu meiner Freude hat mir mein Verlag artofarts, ein riesen großes Geschenk gemacht. Frau Bartl hat mir bei youtube ein, von mir gesprochenes Video, meines Buches Prinzessin Emma, gebastelt. Perfekt würde ich mein Sprechen nicht nennen, aber mit ganz viel Herz und Liebe gelesen. Hört doch einfach mal rein. Ich freue mich auf einen Besuch : http://uteschuster.com/ mein blog Ich liebe alles was mich glücklich macht und das ist echt nicht ...
Die Briefe meiner Mutter 4.

Die Briefe meiner Mutter 4.

Beschreibung

Ein Bündel uralter und vergilbter Briefe, umschlungen von einem rose Schleifenband. Eine Liebe fürs ganze Leben. Für mich nicht immer so deutlich zu spüren, wie ich das jetzt empfinde, wenn ich die Zeilen meiner Eltern lese, die sie sich in den Kriegsjahren geschrieben haben.

Die Briefe meiner Mutter 4.

Welch berührende Zärtlichkeit in diesen Briefen liegt, wird mir mit jedem vergilbten Blatt deutlicher. Aber was mich noch weit mehr bewegt ist, warum war es denn so schlimm, seine Gefühle zu zeigen, was wäre denn passiert, wenn man sich vor anderen in den Arm genommen hätte. Ich weiß es nicht.


Doch da fällt mir eine Geschichte zu meiner ersten Hochzeit ein. Es war nachdem mir der Brautkranz abgenommen wurde. Mein weißes Kleid hatte ich ausgezogen, das durfte ich nur bis 12 Uhr Mitternacht tragen, der Schleier lag ordentlich auf dem langen weißen Spitzentraum. Nun trug ich ein rotes langes Kleid, welches meine ersten Nähkünste präsentierte Sehr eng am Oberkörper, dafür bot der Rock aber jede Menge Weite und fiel glockig zum Boden. Am Hals hatte ich ein Stehbündchen genäht und die Schultern waren nackt. Die ganze rote Pracht wurde von  diesem 10 cm hohen Bund um den Nacken getragen. Ich fühlte mich, wie eine Lady und natürlich auch wunderschön, so erwachsen, so als Frau. Die war ich ja nun auch seit einigen Stunden. Ehefrau und Gattin, Ich! Und das mit 20 Jahren. O was war ich stolz. Endlich konnte das Leben beginnen, kein Stubenarrest mehr, kein, um 22 Uhr bist du zu Hause, nichts, absolute Freiheit. Ha und nun wollte ich genießen und alles tun was eine Frau tun durfte, in meinen Augen war das unheimlich viel.


Mein Mann, ja dieses Wort war auch noch sehr neu und einfach toll. Ja mein Mann und ich tanzten in der Mitte des großen Saales, in dem die Hochzeit, meine, unsere Hochzeit, gefeiert wurde. Ich schlang die Arme um den Hals meines Ehe-Mannes, stellte mich auf die Spitzen, er war schließlich ca. 30cm größer als ich und küsste ihn, hingebungsvoll so mit Augen zu und Zunge. Plötzlich fliegt mir etwas an den Kopf, nein, ich bin nicht umgefallen, ich war nur erschrocken, als ich auf den Boden schaue, ist es eine Streichholzschachtel und als ich dann meinen Blick kreisen lasse, da schaue ich direkt in die Augen meiner Schwiegermutter. Hochgezogene Augenbrauen, ließen mich wissen, dass ich mich nun wirklich absolut falsch verhalten hatte. Aber was hatte ich getan? 30 Sekunden später wusste ich es, dieser Ton, war unmissverständlich: „Kannst du nicht warten, bis du in dein Bett kommst, musst du dich hier aufführen, wie eine von der Straße“. Ich hatte meinen Mann geküsst, nichts weiter und das war verkehrt, ich konnte es nicht fassen. Ich war also nicht in die Freiheit gelaufen, sondern in eine neue Rolle gerutscht, nämlich in die einer *Ehefrau* und die hatte sich gefälligst zu benehmen. Was ich gestern noch durfte, nämlich meinen Freund oder besser gesagt Verlobten, mal ganz leicht küssen oder streicheln, war als Gattin tabu. Ja und wenn man fast 30 Jahre nach den Briefen meiner Mutter noch so wenig frei war, dann kann man auch verstehen, wie es in 1942 war. Nicht nur Tabu, sondern einfach unmöglich.


Nun bin ich wieder mal abgeschweift, ich bitte um nachsehen. Ich brauchte nur für mich persönlich ein bisschen Erklärungsarbeit, um die Briefe besser zu verstehen.


Mutti hat diese Briefe wohl noch sehr oft gelesen, denn wie ich heute bemerkt habe, haben sich einige Briefe in Zeilen späteren Datums verirrt. Ich vermute mal, dass diese Briefe für sie zusammengehörten, warum kann ich natürlich nicht sagen, aber verschwinden lassen möchte ich ihn auch nicht. Also hier kommt mein oder besser Mamas Findling:

 

Kassel, den 2.6. 1942

 

Mein überalles geliebter Mann und Lebenskamerad!


Einsam und verlassen sitze ich hier in meinem Bett und lasse meine Gedanken zu Dir in die Ferne eilen. Es ist 11 Uhr und bevor ich einschlafe, möchte ich doch noch einen Gute-Nacht Gruß an Dich, mein Herzensschatz senden und möchte Dich hierdurch fragen, wie geht es Dir? Hoffe, dass du gesund und munter bist. Was mich anbetrifft, so kann ich Dir nur Gutes berichten. Habe nur große Sehnsucht nach Dir, möchte gern auf der Stelle zu Dir in deine Arme eilen, denn da bin ich geborgen, brauche keine Angst zu haben, dass mir etwas passiert.

Mein Herzensliebling, ich war heute Abend mal auf dem Möncheberg und habe Deine Grüße ausgerichtet. Nur Deine Geburtstagsgrüße kamen mit Verspätung an. Habe aber auch von Dir die besten Glückwünsche ausgerichtet, als Frieda und Heini Geburtstag hatten. Ich tue das auch, wenn Du nichts davon schreibst. Habe Frieda 10 RM gegeben, wie Du mir geschrieben hast. Für Heini hatte ich ein Buch. Also brauchst Dir keine Sorgen zu machen, dass ich irgendjemanden vergessen könnte. Was ich allerdings vergessen habe ist, Gerhards Geburtstag, er hat gestern geschrieben, dass sie ihn alle vergessen haben, nur Du hast an ihn gedacht. Ich werde das versäumte nachholen. Muss sehen, dass ich ihm morgen mal schreiben kann.

Mein lieber Karlemann, ich muss Dich nun mal fragen, hast Du die Briefe mit Zigaretten bekommen  und vor allem sind die 50 RM angekommen? Du fragst in Deinen Briefen, ob ich die beiden Filme bekommen habe, ja sie sind vergangene Woche angekommen. Ich schrieb es Dir schon im vorhergehenden Brieflein. Sag Dir aber auch hierdurch meinen herzlichsten Dank. Bekam auch heute einen Film von Otte Gerlach, kann also jetzt Bilder machen, nur ob ich sie entwickelt bekomme, weiß ich nicht, kann ich sie Dir mit schicken und Du lässt sie dort entwickeln, gell schreibst es mir mal kurz.

Auch fragst Du nach den Fensterkästen, ja einer ist fertig, diese Woche werden die anderen zwei auch gemacht. Dann werde ich eine Aufnahme machen, damit Du dann deine Sommervilla immer bei dir tragen kannst. Hast Du eigentlich Nachricht, wegen dem Wohnzimmer bekommen?

Ich muss doch langsam schließen, denn ich werde so schrecklich müde. Warum ist der schöne Urlaub schon vorüber, wär doch schön, wenn wir jetzt hier so schön zusammen sein könnten. Aber es geht ja nicht. Es wird und muss ja auch mal diese Stunde kommen, die uns nicht wieder voneinander trennt. Nur dauert es so lange.

Ich will nun schließen, werde in Gedanken bei Dir sein, bis mir meine Augen zufallen.

Lass bald wieder etwas von Dir hören.

 

Sei zum Schluss viele 1000 mal gegrüßt,

geküsst und von ganzem Herzen gedrückt

 

von deinem traurigen Frauchen und Irmelmäuschen.

 

Wie traurig muss Mutti gewesen sein, wenn sie so einen Brief an meinen Vater schrieb. Ich glaube, wenn ich diese Briefe so anschaue, dass dabei ganz viele Sehnsuchtstränen geflossen sind und dann muss ich denken, dass mein Vater so sehnsüchtig auf Post von seinem Irmelmäuschen gewartet hat.

 

Zwei Menschen, die sich so unendlich geliebt haben, weit voneinander getrennt waren und die doch immer wieder voller Hoffnung und Mut in die Zukunft geschaut haben…..




(c)UteAnneMarieSch. 

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Über den Autor

UteSchuster
Zu meiner Freude hat mir mein Verlag artofarts, ein riesen großes Geschenk gemacht. Frau Bartl hat mir bei youtube ein, von mir gesprochenes Video, meines Buches Prinzessin Emma, gebastelt. Perfekt würde ich mein Sprechen nicht nennen, aber mit ganz viel Herz und Liebe gelesen. Hört doch einfach mal rein.


Ich freue mich auf einen Besuch : http://uteschuster.com/ mein blog Ich liebe alles was mich glücklich macht und das ist echt nicht wenig. carpe diem et carpe nocem. Für mich ist ein Traum, den ich schon seit Kindertagen träume, endlich wahr geworden. Was mich aber am meisten bewegt und was ich nun immer beachten werde ist: Wenn du dir etwas wünschst, dann wünsch es dir ganz genau. Glaub an die Erfüllung deiner Wünsche und vor allen Dingen, glaub an dich. An sich selbst zu glauben, das ist die größte Arbeit, aber sie ist zu bewältigen. Der Rat von einem lieben Ratgeber: Halte Dich einfach an meinen Wahlspruch - Du darfst an ALLEM zweifeln, nur nicht an Dir selbst. Ich werde es mir zu Herzen nehmen und dabei immer an dich denken, lieber Horst.

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UteSchuster Re: Den Teil... -
Zitat: (Original von Guello am 28.04.2010 - 19:48 Uhr) habe ich glaube noch nicht kommentiert. ist genau so gut wie die anderen Teile.
LG
Rainer

Habe mich so einigermaßen eingelebt. Danke der Nachfrage.


o das find ich aber lieb, dass dir aufgefallen ist, dass du das noch nciht gelesen hast, ich danke dir ganz lieb.

Ich schau mal, wie dein Einleben so ausschaut.

Liebe Gute Nacht Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: ich finde es toll -
Zitat: (Original von Himmelskind am 26.04.2010 - 19:40 Uhr) dass du dich an dieses projekt heranwagst...

lg

birgit



danke, ja Proekt ist wohl der richtige Ausdruck dafür.
Mal sehen was draus wird.

Ganz liebe Grüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Eine ganz besondere Liebe... -
Zitat: (Original von verzaubert am 26.04.2010 - 13:41 Uhr) Es ist echt schön, Zeuge dieser einzigartigen Liebe werden zu dürfen!!!
Kuss aus Berlin
deine Steffi


Ja, weil man das ja so gar nicht wahrgenommen hat.

Dicker Kuss deine Ma
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: deine Briefe -
Zitat: (Original von Gast am 26.04.2010 - 11:48 Uhr) oder besser, die Briefe deiner Mutter, bzw. Eltern sind berührende Zeitzeichen, bewahr sie und sei glücklich für so ein Geschenk, was meinst du wieviele dich um diese Stücke beneiden.

Michael :-)



Ja du hast recht Michael, Anfangs war ich noch sauer, weil ich nur einen Teil dieser Briefe habe und jetzt merke ich, dass es egal ist wieviel man hat, wichtig, ist, dass ich DIESE Briefe habe und sie sind ein Geschenk, dafür bin ich sehr dankar.

Ganz liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
verzaubert Eine ganz besondere Liebe... - Es ist echt schön, Zeuge dieser einzigartigen Liebe werden zu dürfen!!!
Kuss aus Berlin
deine Steffi
Vor langer Zeit - Antworten
Gast deine Briefe - oder besser, die Briefe deiner Mutter, bzw. Eltern sind berührende Zeitzeichen, bewahr sie und sei glücklich für so ein Geschenk, was meinst du wieviele dich um diese Stücke beneiden.

Michael :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Re: Re: Re: Re: Das ist wunderbar -
Zitat: (Original von timeless am 25.04.2010 - 10:03 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 25.04.2010 - 08:03 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 24.04.2010 - 23:12 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 24.04.2010 - 19:49 Uhr) Ich wünschte mir so etwas einmal von meinen Eltern zu bekommen...
LG Ivonne



Ich habe mir ja gewünscht, den ganzen Schatz mal zu bekommen, wenigstens Kopien, aber nun merke ich wieviel Arbeit allein die Briefe sind, die ich habe.

Meine Schwester hat ein bisschen rausgerückt, das macht mich schon wütend. Naja inzwischen habe ich es verkraftet und Abstand bekommen.

Dickes Bussi, deine Ute

Das kann ich irgendwie gut verstehen, aber das was Du da an briefen hast ist wunderbar...



Und je mehr ich damit arbeite, um so bewusster ist mir der große Schatz, der irgendwo selbstsüchtig und egoistisch bewacht wird. Wäre es denn so schlimm, wenn ich das auch haben dürfte, nein oder?
Naja sie hat sogar noch mein Poesiealbum und hütet es, egal. Soll sicher so sein.

Bussi deine Ute

Traurig ist das, ich denke es wäre besser die Erinnerungen zu teilen...
Bussi Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: Re: Das ist wunderbar -
Zitat: (Original von Windflieger am 25.04.2010 - 08:03 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 24.04.2010 - 23:12 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 24.04.2010 - 19:49 Uhr) Ich wünschte mir so etwas einmal von meinen Eltern zu bekommen...
LG Ivonne



Ich habe mir ja gewünscht, den ganzen Schatz mal zu bekommen, wenigstens Kopien, aber nun merke ich wieviel Arbeit allein die Briefe sind, die ich habe.

Meine Schwester hat ein bisschen rausgerückt, das macht mich schon wütend. Naja inzwischen habe ich es verkraftet und Abstand bekommen.

Dickes Bussi, deine Ute

Das kann ich irgendwie gut verstehen, aber das was Du da an briefen hast ist wunderbar...



Und je mehr ich damit arbeite, um so bewusster ist mir der große Schatz, der irgendwo selbstsüchtig und egoistisch bewacht wird. Wäre es denn so schlimm, wenn ich das auch haben dürfte, nein oder?
Naja sie hat sogar noch mein Poesiealbum und hütet es, egal. Soll sicher so sein.

Bussi deine Ute
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