Humor & Satire
Karlchen Kakerlak - Folge Null

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"Karlchen Kakerlak - Folge Null"
Veröffentlicht am 23. April 2010, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Karlchen Kakerlak - Folge Null

Karlchen Kakerlak - Folge Null

Beschreibung

Nichts ist so Klein, dass es nicht gross sein könnte...

Die Erleuchtung

"Rotzpopel und SchneckenSchleim!" fluchte Karlchen Kakerlak, der beim Naschen von der übriggebliebenen Suppe der Familie Häberlein, das Gleichgewicht verloren und kopfüber hineingepurzelt war. "Nu lern ich auf meine alten Tage noch das Schwimmen!"
Doch dazu und glücklicherweise zum Ertrinken, reichte die Pfütze von Kartoffelsuppe auf dem Topfboden nicht aus.
So musste Karlchen Nichtschwimmer bleiben und wurde anstelle dessen Schriftsteller.
Er kam nämlich aus dem Topf nicht mehr heraus. Und da die Familie Häberlein selten abzuspülen pflegte, für ziemlich lange.
Wussten die überhaupt was das Wort 'Abwasch' bedeutete? Darüber hatte sich Karlchen bisher keine Gedanken gemacht, doch nun, da er Zeit zum Nachdenken hatte, genug zu Essen und keine Fluchtmöglichkeit, begann es in seinem kleinen Gehirn zu knistern, und Hirnströme liefen plötzlich durch Kanäle, von denen er davor nie etwas geahnt hatte. Irgendjemand schien da auf einmal im Oberstübchen das Licht aufgedreht zu haben, und über Karlchens Gesicht breitete sich ein breites Lächeln aus.
Statt sich übers Fressen und Zertreten werden oder die rasche Vermehrung seiner vielköpfigen Familie Gedanken zu machen, erschienen auf seinem inneren Bildschirm die Fragen des Lebens:
Wer bin ich? Woher komme ich? und wohin gehe ich?

Stundenlang saß Karlchen Kakerlak auf dem Boden des Suppentopfes grinste, und dachte nach.
Schliesslich nickte er weise mit dem Kopf und seine Fühlerchen zitterten vor Dankbarkeit und Rührung über den Gewinn grosser Erkenntnisse.

Karlchen war erleuchtet.

Und er beschloss das Bewusstsein der Welt  nun ebenfalls auf eine höhere Ebene zu katapultieren.
Um nun seine Erkenntnisse für alle Zeiten festzuhalten erfand er in aller Eile eine Kakerlakenschrift, die er mit Kartoffelsuppe an die Innenwände des Suppentopfes pinselte.
So verbrachte er seine letzten glücklichen Tage, bis die Suppe vermalt, ausgegessen und verfestigt war. Danach verabschiedete er sich vom Leben als Kakerlake und seine Seele wanderte weiter.

Da der Topf, wie bereits vorausgesehen, niemals abgespült, sondern mitsamt der darin enthaltenen, friedlich verstorbenen und im getrockneten Suppenrest eingebackenen, Kakerlake  direkt aus dem Fenster flog -
(Orginalzitat der Menschenfrau: AAAAAhhiiiiiiiiaaaaaigittegittegitt!!!! Eine Kakerlake!!!!!) - ja, dank dieser göttlichen Fügung blieben Karlchens Aufzeichnungen für  die Nachwelt erhalten.

Nur dass sie niemand lesen konnte.

Es kannte ja keiner Karlchens Kakerlakenschrift. Und keine andere gewöhnliche Küchenschabe hatte so viel Intelligenz um sie entschlüsseln zu können. Was jetzt nun wieder ein Problem gewesen wäre. Wenn nicht Häberleins kleiner Sohn dahergekommen wäre, um im Garten zu spielen. Sein scharfes SachenfinderAuge entdeckten sofort in dem zerbeulten Topf einen äusserst nützlichen Gegenstand.
"Uuui, ein toller Käfer!", klaubte er Karlchens sterbliche Überreste aus dem ausgedienten Küchengerät.
"Mein Name ist Karlchen Kakerlak und ich habe eine wichtige Botschaft für Dich!", piepste eine Stimme im Kopf des Jungen.
Erstaunt blickte dieser zwischen dem suppenbekleckerten Vorderbeinchen des Insektes und den spinnwebfeinen geheimnisvollen Zeichen auf der Innenwand des zerbeulten Topfes hin und her.
"Bist Du ein toter Käfer, der sprechen und schreiben kann?" wunderte er sich. "Unsinn, was Du hörst ist meine Seele, tote Käfer sprechen im Allgemeinen noch seltener als lebende Käfer!" erwiderte Karlchen im Kopf des Jungen. Ich channele Dir nur gerade mein Kakerlaken-alphabet, damit Du meine 'Ode an das Leben' lesen, und an die Nachwelt weiter geben kannst!" Die Seele räusperte sich und der Junge wartete aufmerksam und gespannt. "Nun hör mir gut zu..." und Karlchens aufgestiegene Seele flüsterte dem Jungen alles ins Gehirn, was er wissen musste. Dieser entzifferte daraufhin die 'Kakerlaken-Hüroglüfen' und übersetzte sie in seine Sprache.
Zunächst durfte er niemandem etwas davon verraten. Aber als er grösser war, schenkte er die Gedichte dem Mädchen, welches er liebhatte. Die es dann (viele Jahre, nachdem er mit einer ganz anderen Frau verheiratet war) veröffentlichte. Und hier ist sie, die

Ode des Lebens von Karlchen Kakerlak:

Die Botschaft

Ode an das Leben, von Karlchen Kakerlak


In einem Küchenschrank geboren,
ganz hinter Speckresten versteckt,
hab ich - zu Höh'rem auserkoren,
dereinst das Licht der Welt entdeckt.

Ich rieb mir meine glänzend' Augen
mit meinen winz'gen Fühlerlein
und konnt' zuerst es gar nicht glauben,
als Kakerlak gebor'n zu sein

Erinnerung an ferne Zeiten
schwebten noch sanft an mir vorüber.
Sah mich über diese Erde schreiten,
als Mensch, als Baum und auch als Biber.

Als Baum da schritt ich freilich nicht,
da Bäume keine Füsse kennen.
Ich blieb nur steh'n im Sonnenlicht
wollt' lieber wachsen, als zu rennen.

Als Mensch, das muss ich noch erwähnen
war ich den ganzen Tag verknallt.
Und war ich's nicht so flossen Tränen,
ritzt'  Herzen in den Baum so alt.

Als Biber musst' ich ständig nagen
an Bäumen und auch an der Zeit,
und Stöckchen in den Fluss rein tragen.
Mein Schwanz war platt und auch sehr breit.

Das Alles hatt' ich schnell vergessen,
denn meine Welt, die war nun klein,
klein mein Gehirn, dacht' nur ans Essen
mehr passte leider nicht hinein

Doch für ein Kakerlakenleben
hat dies doch allemal gereicht!
Nur denk ich heute, ob dies eben
nicht auch dem Menschenleben gleicht.

Ich seh' sie wandeln mit Gehirnen
vielmal so groß, wie ich es bin
und frag: "Was ist bloss in den Birnen,
dass sie nicht wissen woll'n wohin?"

Sie kamen um sich zu erfüllen
den einen wicht'gen Seelentraum.
Doch mangelts leider an dem Willen
daran zu glauben, zu vertraun.

Sie halten sich für Kakerlaken,
die Welt für einen Abfallhügel,
sehen durch Seelenmüll sich staken,
leben völlig ohne Zügel.

Bevor ich mich damit befasse,
wie Menschen sich im Unrat wähnen,
wie Schaben laufen in der Masse,
sich ihres Wach-traums nicht mal schämen,

will ich erzählen von den Welten,
die ihrem Aug verborgen blieben,
weil sie nur Streben nach dem Großen
und niemals nicht das Kleine lieben.

Das Unscheinbare, Unsichtbare,
die Welten hinter dieser Welt!
Das Schöne und das wirklich Wahre,
stattdessen lieben sie das Geld!
 


Fortetzung folgt...

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Hörbuch

Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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baesta Wahre Worte - vom tiefsinnigen Karlchen. Für manche ist das Geld halt die höchste Gottheit, obwohl man es weder essen noch sonstwas damit anfangen kann, außer einzukaufen.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wahre Worte - vom tiefsinnigen Karlchen. Für manche ist das Geld halt die höchste Gottheit, obwohl man es weder essen noch sonstwas damit anfangen kann, außer einzukaufen.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: Das ist eine ... -
Zitat: (Original von kraemerk am 30.04.2013 - 09:57 Uhr) ... ganz neue Sicht auf die Dinge, die die Welt bewegen. Die Perspektive gefällt mir. Und auf die weitere philosophische Laufbahn von Karlchen bin ich sehr gespannt,

Katharina


Das freut mich sehr, daß Du Karlchen in Dein Herz geschlossen hast! ;)
Den zweiten Band habe ich heute gleich rausgestellt und morgen erzählt Karlchen noch über die Liebe...

lg Maria
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Das ist eine ... - ... ganz neue Sicht auf die Dinge, die die Welt bewegen. Die Perspektive gefällt mir. Und auf die weitere philosophische Laufbahn von Karlchen bin ich sehr gespannt,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Schreibweib Das ist ja absolut putzig- eine erleuchtete Kakerlake - wg. dem Fall in den Suppentopf- Da muss man erstmal drauf kommen- Tolle Idee und klasse umgesetzt finde ich. Also ich bin ja auch mit Insekten vorsichtig- aber über Kakerlaken habe ich mir- bis heute- keine Gedanken gemacht.

gefällt mir und werde den nächsten Teil garantiert lesen

sonnige Grüsse
Steffi
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: -
Zitat: (Original von Luap am 23.04.2010 - 18:36 Uhr) Toll inszeniert? bin gespannt was da noch kommt?

Lieben Gruss
Paul


Danke Paul, glaube mir: auch ich bin gespannt! Diese Wesen haben so ein Eigenleben, man weiss nie, was sie als Nächstes tun. Verschwinden sie für immer in der Versenkung, oder wird man sie nie wieder los?

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: Schöne Idee für eine ... -
Zitat: (Original von Gunda am 23.04.2010 - 19:41 Uhr) ... Fortsetzungsreihe, Maria. Auch die Einleitung dazu gefällt mir. Bin mal gespannt, ob es dir gelingt, dich so richtig in das Seelenleben einer Kakerlake einzufühlen ;o))

Lieben Gruß
Gunda


Ich hoffe doch mich hineinversetzen zu können. Lebe schliesslich eng mit ihnen in häuslicher Gemeinschaft. (Siehe: der Schreibfrau Heimverhau) ;-)))

Die nächste Folge steht schon, gibts wahrscheinlich Montag...

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Schöne Idee für eine ... - ... Fortsetzungsreihe, Maria. Auch die Einleitung dazu gefällt mir. Bin mal gespannt, ob es dir gelingt, dich so richtig in das Seelenleben einer Kakerlake einzufühlen ;o))

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Toll inszeniert? bin gespannt was da noch kommt?

Lieben Gruss
Paul
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