Der Hungerstreik
Ein Mancher, welche bereits Kurzgeschichten vom Pfalzgrafen verinnerlicht hat wird mich kennen:
Ich bin Frida. Die Euch bekannte edle Retrieverhündin von vornehmen Geschlecht und freundlichem Charakter. Doch was wird mir nicht alles angetan. Angetan von meinem cholerischen Frauchen und meinem kurz vor der Demenz stehenden pfalzgräflichen Herrchen. Gott sei seiner kranken Seele gnädig.
Lasst mich heute einfach mein Hundeherz ausschütten:
Es geht um meine Ernährung. Auch ich besitze einen Gaumen und weiß wohlschmeckende Nahrung von Hundefutter der übelsten Sorte zu unterscheiden. Mein Rudel – sie selbst denken ja immer noch sie seien mir überlegen – jedoch, verfüttert seit Jahren stets nur dieses unsägliche „Royal-Canin“ Trockenfutter an mich. Ich darf den Firmennamen hier unbedenklich negativ erwähnen, da eine eventuelle Klage dieser futterherstellenden Tierquäler mich nur wenig interessiert. Möge die Intelligenzbestie von Herrchen diesen Rechtsstreit für mich austragen. Er meint ja sowieso er wisse alles besser.
Mein Name ist Frida – nicht Ghandi. Ich bin kein Asket. Also schlinge ich diesen Fertigfraß allabendlich in meinen hungrigen Retrievermagen. Schließlich sollte ich bei Kräften bleiben. Falls böse Menschen meiner Familie ans Leder wollen fühle ich mich verpflichtet den beiden beizustehen. Aber warum nur? Sicher nicht wegen des guten Essens. Es liegt wohl in meinen Genen begründet.
Ganz toll ist es, wenn mein humanes Rudel selbst speist: Steaks mit Pommes oder Würstchen mit Kartoffelsalat und danach eine dicke Portion Eiscreme. Ich liege daneben und hebe zwar unauffällig, aber dennoch für jedermann sichtbar meine rotbraune Nase in die Höhe. Man übersieht mich. Glauben die Beiden wirklich ich trage meine dicke Nase nur zur Zierde im Gesicht? Ich beherrsche das Riechen besser als jeder Leser dieser Geschichte. Glaubt mir.
Erst beim Beenden ihrer Mahlzeit darf ich – ihre beste Freundin - ein abgefressenes Stück Brot zerkauen und die zerlaufenen Reste der Eiscreme aus der Schüssel lecken. „Wer bin ich eigentlich?“ frage ich mich immer wieder. Ich sollte diese Almosen demonstrativ ablehnen. Aber mein Appetit ist stets größer als mein Charakter. Darin ähnele ich sehr meinem Herrchen.
Vor wenigen Tagen besuchten wir Freunde meines Rudels. Ebenfalls der menschlichen Rasse zugehörig. Diese beiden Zweifüßler sahen mich eher als Gourmet und ließen mir Gutes angedeihen: Kein Royal-Canin. Nein – feinste Häppchen aus Kalbsleberwurst mit süßsauren Gürkchen versehen standen bereit. Zwar nicht für mich gedacht, aber dennoch von der Herrin des Hauses in meinen weit geöffneten Schlund geschoben, gaben diese Häppchen mir den Glauben an das Gute in der menschlichen Rasse zurück. Ich tat mich an einer kompletten Platte dieser Köstlichkeiten – ursprünglich für den Herrn des Hauses gedacht – gütlich. Mein Rudel schaute verwundert. Sie nahmen es ihren Freunden wohl übel. Ich überlegte ernsthaft das Rudel zu wechseln.
Danach gingen vier Menschen und ich als tierische Begleitung in ein kleines nettes Lokal. Der Wirt – ein stämmiger anständiger Hundeliebhaber – sah mir meine Wünsche von den Augen ab. Hat mein Rudel dies jemals getan? Sicher sie liebkosen mich regelmäßig und führen mich zum Spielen aufs Feld – aber rein von der Fütterung gesehen sind sie einfache Neandertaler.
Dieser fremde Herr jedoch bedachte mich mit Gaumenfreuden der edelsten Art: Einige scharf gewürzte Würste fanden ihren Weg von der Hand des Spenders, vorbei an meinen gewetzten Vorderzähnen bis hin zu meinen Backenwerkzeugen, wo diese genussvoll zermahlen wurden.
Ein gelungener Tag: Mindestens ein halber Laib Brot, ein Viertelpfund Kalbsleberwurst und 3-4 Würste fanden den Weg in mein Inneres. Sollen der Pfalzgraf und seine Kurpfälzerin ihr Fertigfutter doch selbst fressen. Ich war entschlossen dies nicht mehr länger zu ertragen. Auch ich habe nur ein kurzes Hundeleben, welches ich nicht zu vergeuden habe.
Wieder zuhause: Am Abend reichte mir der geisteskranke Pfalzgraf schon wieder meinen Napf mit Royal-Canin. Wurde er vielleicht von dieser Firma erpresst oder bestochen? Ich musste mich zur Wehr setzen,
Ich trat in den Hungerstreik.
Ich ließ das Gericht einfach stehen. Eine Situation mit der Frauchen und Herrchen einfach nicht klarkamen. Ist der Hund krank? Es wird wohl nichts ernstes sein? Sie machten sich Sorgen. Ich erlaubte mir ein breites Grinsen durch meine Lefzen und nahm mir vor meinen Hungerstreik fortzuführen. Sollen sie sich ruhig Sorgen machen.
Nach weniger als einem Tag war mein Streik von Erfolg gekrönt. Zwar fand ich keine Leberwursthäppchen in meinem Napf, jedoch war mein Fertigfutter mit pikantem Dosenfutter geschmacklich veredelt. Der Sieg war mein. Frauchen und Herrchen waren doch lernfähiger als gedacht. Ich fühlte mich wie Rin-tin-tin nach der Befreiung eines Kindes aus einem Brunnenschacht. Die Welt stand mir offen. Ich war mir gewiss: Ich konnte nun alles erreichen.
Jedoch nicht für lange. Bereits nach wenigen Stunden fühlte ich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend. Dies wirkte sich kurzfristig zu heftigsten Magenschmerzen aus. War mir das leckere Futter nicht bekommen? Hatte mein Rudel doch recht mit ihrer Art mich zu ernähren? Ich sollte mich schämen – tat es aber nicht. Auch eine Retrieverhündin hat ihren Stolz.
So sitze ich wieder an meinem Napf, fresse Royal-Canin und freue mich auf ein abgefressenes Stück Brot und die Chance die Speiseeisschüssel auszulecken. Das Leben als Hund ist traurig.
Aber immer, wenn ich Frauchen und Herrchen schlemmen sehe wünsche ich ihnen das gleiche Magenleiden wie mir. Es wäre so schön gemeinsam aus einem Napf zu fressen.
Der Hungerstreik
Ein Mancher, welche bereits Kurzgeschichten vom Pfalzgrafen verinnerlicht hat wird mich kennen:
Ich bin Frida. Die Euch bekannte edle Retrieverhündin von vornehmen Geschlecht und freundlichem Charakter. Doch was wird mir nicht alles angetan. Angetan von meinem cholerischen Frauchen und meinem kurz vor der Demenz stehenden pfalzgräflichen Herrchen. Gott sei seiner kranken Seele gnädig.
Lasst mich heute einfach mein Hundeherz ausschütten:
Es geht um meine Ernährung. Auch ich besitze einen Gaumen und weiß wohlschmeckende Nahrung von Hundefutter der übelsten Sorte zu unterscheiden. Mein Rudel – sie selbst denken ja immer noch sie seien mir überlegen – jedoch, verfüttert seit Jahren stets nur dieses unsägliche „Royal-Canin“ Trockenfutter an mich. Ich darf den Firmennamen hier unbedenklich negativ erwähnen, da eine eventuelle Klage dieser futterherstellenden Tierquäler mich nur wenig interessiert. Möge die Intelligenzbestie von Herrchen diesen Rechtsstreit für mich austragen. Er meint ja sowieso er wisse alles besser.
Mein Name ist Frida – nicht Ghandi. Ich bin kein Asket. Also schlinge ich diesen Fertigfraß allabendlich in meinen hungrigen Retrievermagen. Schließlich sollte ich bei Kräften bleiben. Falls böse Menschen meiner Familie ans Leder wollen fühle ich mich verpflichtet den beiden beizustehen. Aber warum nur? Sicher nicht wegen des guten Essens. Es liegt wohl in meinen Genen begründet.
Ganz toll ist es, wenn mein humanes Rudel selbst speist: Steaks mit Pommes oder Würstchen mit Kartoffelsalat und danach eine dicke Portion Eiscreme. Ich liege daneben und hebe zwar unauffällig, aber dennoch für jedermann sichtbar meine rotbraune Nase in die Höhe. Man übersieht mich. Glauben die Beiden wirklich ich trage meine dicke Nase nur zur Zierde im Gesicht? Ich beherrsche das Riechen besser als jeder Leser dieser Geschichte. Glaubt mir.
Erst beim Beenden ihrer Mahlzeit darf ich – ihre beste Freundin - ein abgefressenes Stück Brot zerkauen und die zerlaufenen Reste der Eiscreme aus der Schüssel lecken. „Wer bin ich eigentlich?“ frage ich mich immer wieder. Ich sollte diese Almosen demonstrativ ablehnen. Aber mein Appetit ist stets größer als mein Charakter. Darin ähnele ich sehr meinem Herrchen.
Vor wenigen Tagen besuchten wir Freunde meines Rudels. Ebenfalls der menschlichen Rasse zugehörig. Diese beiden Zweifüßler sahen mich eher als Gourmet und ließen mir Gutes angedeihen: Kein Royal-Canin. Nein – feinste Häppchen aus Kalbsleberwurst mit süßsauren Gürkchen versehen standen bereit. Zwar nicht für mich gedacht, aber dennoch von der Herrin des Hauses in meinen weit geöffneten Schlund geschoben, gaben diese Häppchen mir den Glauben an das Gute in der menschlichen Rasse zurück. Ich tat mich an einer kompletten Platte dieser Köstlichkeiten – ursprünglich für den Herrn des Hauses gedacht – gütlich. Mein Rudel schaute verwundert. Sie nahmen es ihren Freunden wohl übel. Ich überlegte ernsthaft das Rudel zu wechseln.
Danach gingen vier Menschen und ich als tierische Begleitung in ein kleines nettes Lokal. Der Wirt – ein stämmiger anständiger Hundeliebhaber – sah mir meine Wünsche von den Augen ab. Hat mein Rudel dies jemals getan? Sicher sie liebkosen mich regelmäßig und führen mich zum Spielen aufs Feld – aber rein von der Fütterung gesehen sind sie einfache Neandertaler.
Dieser fremde Herr jedoch bedachte mich mit Gaumenfreuden der edelsten Art: Einige scharf gewürzte Würste fanden ihren Weg von der Hand des Spenders, vorbei an meinen gewetzten Vorderzähnen bis hin zu meinen Backenwerkzeugen, wo diese genussvoll zermahlen wurden.
Ein gelungener Tag: Mindestens ein halber Laib Brot, ein Viertelpfund Kalbsleberwurst und 3-4 Würste fanden den Weg in mein Inneres. Sollen der Pfalzgraf und seine Kurpfälzerin ihr Fertigfutter doch selbst fressen. Ich war entschlossen dies nicht mehr länger zu ertragen. Auch ich habe nur ein kurzes Hundeleben, welches ich nicht zu vergeuden habe.
Wieder zuhause: Am Abend reichte mir der geisteskranke Pfalzgraf schon wieder meinen Napf mit Royal-Canin. Wurde er vielleicht von dieser Firma erpresst oder bestochen? Ich musste mich zur Wehr setzen,
Ich trat in den Hungerstreik.
Ich ließ das Gericht einfach stehen. Eine Situation mit der Frauchen und Herrchen einfach nicht klarkamen. Ist der Hund krank? Es wird wohl nichts ernstes sein? Sie machten sich Sorgen. Ich erlaubte mir ein breites Grinsen durch meine Lefzen und nahm mir vor meinen Hungerstreik fortzuführen. Sollen sie sich ruhig Sorgen machen.
Nach weniger als einem Tag war mein Streik von Erfolg gekrönt. Zwar fand ich keine Leberwursthäppchen in meinem Napf, jedoch war mein Fertigfutter mit pikantem Dosenfutter geschmacklich veredelt. Der Sieg war mein. Frauchen und Herrchen waren doch lernfähiger als gedacht. Ich fühlte mich wie Rin-tin-tin nach der Befreiung eines Kindes aus einem Brunnenschacht. Die Welt stand mir offen. Ich war mir gewiss: Ich konnte nun alles erreichen.
Jedoch nicht für lange. Bereits nach wenigen Stunden fühlte ich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend. Dies wirkte sich kurzfristig zu heftigsten Magenschmerzen aus. War mir das leckere Futter nicht bekommen? Hatte mein Rudel doch recht mit ihrer Art mich zu ernähren? Ich sollte mich schämen – tat es aber nicht. Auch eine Retrieverhündin hat ihren Stolz.
So sitze ich wieder an meinem Napf, fresse Royal-Canin und freue mich auf ein abgefressenes Stück Brot und die Chance die Speiseeisschüssel auszulecken. Das Leben als Hund ist traurig.
Aber immer, wenn ich Frauchen und Herrchen schlemmen sehe wünsche ich ihnen das gleiche Magenleiden wie mir. Es wäre so schön gemeinsam aus einem Napf zu fressen.
Der Hungerstreik
Ein Mancher, welche bereits Kurzgeschichten vom Pfalzgrafen verinnerlicht hat wird mich kennen:
Ich bin Frida. Die Euch bekannte edle Retrieverhündin von vornehmen Geschlecht und freundlichem Charakter. Doch was wird mir nicht alles angetan. Angetan von meinem cholerischen Frauchen und meinem kurz vor der Demenz stehenden pfalzgräflichen Herrchen. Gott sei seiner kranken Seele gnädig.
Lasst mich heute einfach mein Hundeherz ausschütten:
Es geht um meine Ernährung. Auch ich besitze einen Gaumen und weiß wohlschmeckende Nahrung von Hundefutter der übelsten Sorte zu unterscheiden. Mein Rudel – sie selbst denken ja immer noch sie seien mir überlegen – jedoch, verfüttert seit Jahren stets nur dieses unsägliche „Royal-Canin“ Trockenfutter an mich. Ich darf den Firmennamen hier unbedenklich negativ erwähnen, da eine eventuelle Klage dieser futterherstellenden Tierquäler mich nur wenig interessiert. Möge die Intelligenzbestie von Herrchen diesen Rechtsstreit für mich austragen. Er meint ja sowieso er wisse alles besser.
Mein Name ist Frida – nicht Ghandi. Ich bin kein Asket. Also schlinge ich diesen Fertigfraß allabendlich in meinen hungrigen Retrievermagen. Schließlich sollte ich bei Kräften bleiben. Falls böse Menschen meiner Familie ans Leder wollen fühle ich mich verpflichtet den beiden beizustehen. Aber warum nur? Sicher nicht wegen des guten Essens. Es liegt wohl in meinen Genen begründet.
Ganz toll ist es, wenn mein humanes Rudel selbst speist: Steaks mit Pommes oder Würstchen mit Kartoffelsalat und danach eine dicke Portion Eiscreme. Ich liege daneben und hebe zwar unauffällig, aber dennoch für jedermann sichtbar meine rotbraune Nase in die Höhe. Man übersieht mich. Glauben die Beiden wirklich ich trage meine dicke Nase nur zur Zierde im Gesicht? Ich beherrsche das Riechen besser als jeder Leser dieser Geschichte. Glaubt mir.
Erst beim Beenden ihrer Mahlzeit darf ich – ihre beste Freundin - ein abgefressenes Stück Brot zerkauen und die zerlaufenen Reste der Eiscreme aus der Schüssel lecken. „Wer bin ich eigentlich?“ frage ich mich immer wieder. Ich sollte diese Almosen demonstrativ ablehnen. Aber mein Appetit ist stets größer als mein Charakter. Darin ähnele ich sehr meinem Herrchen.
Vor wenigen Tagen besuchten wir Freunde meines Rudels. Ebenfalls der menschlichen Rasse zugehörig. Diese beiden Zweifüßler sahen mich eher als Gourmet und ließen mir Gutes angedeihen: Kein Royal-Canin. Nein – feinste Häppchen aus Kalbsleberwurst mit süßsauren Gürkchen versehen standen bereit. Zwar nicht für mich gedacht, aber dennoch von der Herrin des Hauses in meinen weit geöffneten Schlund geschoben, gaben diese Häppchen mir den Glauben an das Gute in der menschlichen Rasse zurück. Ich tat mich an einer kompletten Platte dieser Köstlichkeiten – ursprünglich für den Herrn des Hauses gedacht – gütlich. Mein Rudel schaute verwundert. Sie nahmen es ihren Freunden wohl übel. Ich überlegte ernsthaft das Rudel zu wechseln.
Danach gingen vier Menschen und ich als tierische Begleitung in ein kleines nettes Lokal. Der Wirt – ein stämmiger anständiger Hundeliebhaber – sah mir meine Wünsche von den Augen ab. Hat mein Rudel dies jemals getan? Sicher sie liebkosen mich regelmäßig und führen mich zum Spielen aufs Feld – aber rein von der Fütterung gesehen sind sie einfache Neandertaler.
Dieser fremde Herr jedoch bedachte mich mit Gaumenfreuden der edelsten Art: Einige scharf gewürzte Würste fanden ihren Weg von der Hand des Spenders, vorbei an meinen gewetzten Vorderzähnen bis hin zu meinen Backenwerkzeugen, wo diese genussvoll zermahlen wurden.
Ein gelungener Tag: Mindestens ein halber Laib Brot, ein Viertelpfund Kalbsleberwurst und 3-4 Würste fanden den Weg in mein Inneres. Sollen der Pfalzgraf und seine Kurpfälzerin ihr Fertigfutter doch selbst fressen. Ich war entschlossen dies nicht mehr länger zu ertragen. Auch ich habe nur ein kurzes Hundeleben, welches ich nicht zu vergeuden habe.
Wieder zuhause: Am Abend reichte mir der geisteskranke Pfalzgraf schon wieder meinen Napf mit Royal-Canin. Wurde er vielleicht von dieser Firma erpresst oder bestochen? Ich musste mich zur Wehr setzen,
Ich trat in den Hungerstreik.
Ich ließ das Gericht einfach stehen. Eine Situation mit der Frauchen und Herrchen einfach nicht klarkamen. Ist der Hund krank? Es wird wohl nichts ernstes sein? Sie machten sich Sorgen. Ich erlaubte mir ein breites Grinsen durch meine Lefzen und nahm mir vor meinen Hungerstreik fortzuführen. Sollen sie sich ruhig Sorgen machen.
Nach weniger als einem Tag war mein Streik von Erfolg gekrönt. Zwar fand ich keine Leberwursthäppchen in meinem Napf, jedoch war mein Fertigfutter mit pikantem Dosenfutter geschmacklich veredelt. Der Sieg war mein. Frauchen und Herrchen waren doch lernfähiger als gedacht. Ich fühlte mich wie Rin-tin-tin nach der Befreiung eines Kindes aus einem Brunnenschacht. Die Welt stand mir offen. Ich war mir gewiss: Ich konnte nun alles erreichen.
Jedoch nicht für lange. Bereits nach wenigen Stunden fühlte ich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend. Dies wirkte sich kurzfristig zu heftigsten Magenschmerzen aus. War mir das leckere Futter nicht bekommen? Hatte mein Rudel doch recht mit ihrer Art mich zu ernähren? Ich sollte mich schämen – tat es aber nicht. Auch eine Retrieverhündin hat ihren Stolz.
So sitze ich wieder an meinem Napf, fresse Royal-Canin und freue mich auf ein abgefressenes Stück Brot und die Chance die Speiseeisschüssel auszulecken. Das Leben als Hund ist traurig.
Aber immer, wenn ich Frauchen und Herrchen schlemmen sehe wünsche ich ihnen das gleiche Magenleiden wie mir. Es wäre so schön gemeinsam aus einem Napf zu fressen.
Der Hungerstreik
Ein Mancher, welche bereits Kurzgeschichten vom Pfalzgrafen verinnerlicht hat wird mich kennen:
Ich bin Frida. Die Euch bekannte edle Retrieverhündin von vornehmen Geschlecht und freundlichem Charakter. Doch was wird mir nicht alles angetan. Angetan von meinem cholerischen Frauchen und meinem kurz vor der Demenz stehenden pfalzgräflichen Herrchen. Gott sei seiner kranken Seele gnädig.
Lasst mich heute einfach mein Hundeherz ausschütten:
Es geht um meine Ernährung. Auch ich besitze einen Gaumen und weiß wohlschmeckende Nahrung von Hundefutter der übelsten Sorte zu unterscheiden. Mein Rudel – sie selbst denken ja immer noch sie seien mir überlegen – jedoch, verfüttert seit Jahren stets nur dieses unsägliche „Royal-Canin“ Trockenfutter an mich. Ich darf den Firmennamen hier unbedenklich negativ erwähnen, da eine eventuelle Klage dieser futterherstellenden Tierquäler mich nur wenig interessiert. Möge die Intelligenzbestie von Herrchen diesen Rechtsstreit für mich austragen. Er meint ja sowieso er wisse alles besser.
Mein Name ist Frida – nicht Ghandi. Ich bin kein Asket. Also schlinge ich diesen Fertigfraß allabendlich in meinen hungrigen Retrievermagen. Schließlich sollte ich bei Kräften bleiben. Falls böse Menschen meiner Familie ans Leder wollen fühle ich mich verpflichtet den beiden beizustehen. Aber warum nur? Sicher nicht wegen des guten Essens. Es liegt wohl in meinen Genen begründet.
Ganz toll ist es, wenn mein humanes Rudel selbst speist: Steaks mit Pommes oder Würstchen mit Kartoffelsalat und danach eine dicke Portion Eiscreme. Ich liege daneben und hebe zwar unauffällig, aber dennoch für jedermann sichtbar meine rotbraune Nase in die Höhe. Man übersieht mich. Glauben die Beiden wirklich ich trage meine dicke Nase nur zur Zierde im Gesicht? Ich beherrsche das Riechen besser als jeder Leser dieser Geschichte. Glaubt mir.
Erst beim Beenden ihrer Mahlzeit darf ich – ihre beste Freundin - ein abgefressenes Stück Brot zerkauen und die zerlaufenen Reste der Eiscreme aus der Schüssel lecken. „Wer bin ich eigentlich?“ frage ich mich immer wieder. Ich sollte diese Almosen demonstrativ ablehnen. Aber mein Appetit ist stets größer als mein Charakter. Darin ähnele ich sehr meinem Herrchen.
Vor wenigen Tagen besuchten wir Freunde meines Rudels. Ebenfalls der menschlichen Rasse zugehörig. Diese beiden Zweifüßler sahen mich eher als Gourmet und ließen mir Gutes angedeihen: Kein Royal-Canin. Nein – feinste Häppchen aus Kalbsleberwurst mit süßsauren Gürkchen versehen standen bereit. Zwar nicht für mich gedacht, aber dennoch von der Herrin des Hauses in meinen weit geöffneten Schlund geschoben, gaben diese Häppchen mir den Glauben an das Gute in der menschlichen Rasse zurück. Ich tat mich an einer kompletten Platte dieser Köstlichkeiten – ursprünglich für den Herrn des Hauses gedacht – gütlich. Mein Rudel schaute verwundert. Sie nahmen es ihren Freunden wohl übel. Ich überlegte ernsthaft das Rudel zu wechseln.
Danach gingen vier Menschen und ich als tierische Begleitung in ein kleines nettes Lokal. Der Wirt – ein stämmiger anständiger Hundeliebhaber – sah mir meine Wünsche von den Augen ab. Hat mein Rudel dies jemals getan? Sicher sie liebkosen mich regelmäßig und führen mich zum Spielen aufs Feld – aber rein von der Fütterung gesehen sind sie einfache Neandertaler.
Dieser fremde Herr jedoch bedachte mich mit Gaumenfreuden der edelsten Art: Einige scharf gewürzte Würste fanden ihren Weg von der Hand des Spenders, vorbei an meinen gewetzten Vorderzähnen bis hin zu meinen Backenwerkzeugen, wo diese genussvoll zermahlen wurden.
Ein gelungener Tag: Mindestens ein halber Laib Brot, ein Viertelpfund Kalbsleberwurst und 3-4 Würste fanden den Weg in mein Inneres. Sollen der Pfalzgraf und seine Kurpfälzerin ihr Fertigfutter doch selbst fressen. Ich war entschlossen dies nicht mehr länger zu ertragen. Auch ich habe nur ein kurzes Hundeleben, welches ich nicht zu vergeuden habe.
Wieder zuhause: Am Abend reichte mir der geisteskranke Pfalzgraf schon wieder meinen Napf mit Royal-Canin. Wurde er vielleicht von dieser Firma erpresst oder bestochen? Ich musste mich zur Wehr setzen,
Ich trat in den Hungerstreik.
Ich ließ das Gericht einfach stehen. Eine Situation mit der Frauchen und Herrchen einfach nicht klarkamen. Ist der Hund krank? Es wird wohl nichts ernstes sein? Sie machten sich Sorgen. Ich erlaubte mir ein breites Grinsen durch meine Lefzen und nahm mir vor meinen Hungerstreik fortzuführen. Sollen sie sich ruhig Sorgen machen.
Nach weniger als einem Tag war mein Streik von Erfolg gekrönt. Zwar fand ich keine Leberwursthäppchen in meinem Napf, jedoch war mein Fertigfutter mit pikantem Dosenfutter geschmacklich veredelt. Der Sieg war mein. Frauchen und Herrchen waren doch lernfähiger als gedacht. Ich fühlte mich wie Rin-tin-tin nach der Befreiung eines Kindes aus einem Brunnenschacht. Die Welt stand mir offen. Ich war mir gewiss: Ich konnte nun alles erreichen.
Jedoch nicht für lange. Bereits nach wenigen Stunden fühlte ich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend. Dies wirkte sich kurzfristig zu heftigsten Magenschmerzen aus. War mir das leckere Futter nicht bekommen? Hatte mein Rudel doch recht mit ihrer Art mich zu ernähren? Ich sollte mich schämen – tat es aber nicht. Auch eine Retrieverhündin hat ihren Stolz.
So sitze ich wieder an meinem Napf, fresse Royal-Canin und freue mich auf ein abgefressenes Stück Brot und die Chance die Speiseeisschüssel auszulecken. Das Leben als Hund ist traurig.
Aber immer, wenn ich Frauchen und Herrchen schlemmen sehe wünsche ich ihnen das gleiche Magenleiden wie mir. Es wäre so schön gemeinsam aus einem Napf zu fressen.
pfalzgraf Re: Ich... - Ich muss ebenfalls etwas gestehen: Ich führe tägliche Kämpfe mit meinem Rechner. Die 3 zusätzlichen Versionen (sind alle gleich) haben sich ohne mein Wissen eingeschlichen und ich versuche sie seit einigen Tagen wieder zu löschen. Freut mir aber, dass dir mein Text gefallen hat. LG Bernd |
Luzifer Jaja, - Liebe geht doch ab und zu immer noch durch den Magen =) Herr Graf, wie habe ich diese anekdotischen Texte vermisst. Sie versüßen mir die leidigen Adelsplichten doch ungemein in den freien Minuten. ^^ Und wenn die Adelshündin irgendwann auch lernt, dass man in kleinen Portionen genießt, klappt es auch wieder mit dem Magen =) Werte Grüße Luzifer PS. Wiederholungen sind schön, geziehmen sich aber im Adel nur selten ;) |
Gunda Ach Frida ... - ... du bist ja wirklich zu bedauern ;o) In Wirklichkeit sind dir die Leberwursthappen und die scharfen Würste nicht bekommen, aber das kannst du natürlich ums Verrecken nicht zugeben, stimmts? Na, immerhin hast du dein Herrchen mal wieder zu einer herzerfrischenden Geschichte inspiriert ... aber gleich VIERmal in den Hungerstreik? ;o)) Lieben Gruß Gunda |