Romane & Erzählungen
Paris bei Nacht - Teil 3

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"Paris bei Nacht - Teil 3"
Veröffentlicht am 23. April 2010, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Paris bei Nacht - Teil 3

Paris bei Nacht - Teil 3

Beschreibung

Der schüchterne Joan lernt in Paris die faszinierende Künstlerin Sabina kennen. Auf einem Ausflug verknüpft sich ihre junge Liebe auf magische Weise mit Ereignissen, die schon vor langer Zeit stattgefunden haben.

Der Rosenroller (Fortsetzung)

Joan schloss gehorsam die Augen und streckte beide Hände nach vorne aus. Er nahm an, dass Sabina ihn zu ihrer Überraschung führen wollte. Doch niemand ergriff seine Hände, statt dessen spürte er ihren warmen Atem in seinem Nacken, Sabinas Arme schlangen sich um seinen Bauch und er konnte fühlen, wie sich ihr schlanker Körper an seine Rückseite drückte. Joan spürte den Druck ihrer Brüste, warm und weich sich durch mehrere Lagen Stoff brennen, und in die Haut zwischen seinen Schulterblättern schmelzen.
Hatte sie etwa vor ihn hier, mitten im Hof zu verführen? Die Feuerwolke ihres schweren, teuren Pariser Parfums hüllte ihn nun ein und raubte ihm jeden klaren Gedanken. Als sie ihn jedoch mit einem leichten Schubs ihrer Hüften anstieß, begriff er, dass sie ihn lediglich nicht FÜHREN, sondern zu dem Geheimnis hin SCHIEBEN wollte. Zumindest war dies die vordergründige Absicht.
Joan setzte sich also vorsichtig in Bewegung, die Hände immer noch vor sich gehalten um nicht unerwartet mit dem Kopf an eine Wand zu stossen. Bei Sabina konnte man sich nie ganz sicher sein, ob sie ihn warnen, oder einfach dagegen laufen lassen würde, um hinterher ganz unschuldig darüber zu lachen. Natürlich nicht bei einer wirklichen Gefahr.
Und man wusste überhaupt nie etwas vorher. Als er Sabina kennengelernt hatte, war er noch nie mit einem Mädchen wirklich zusammen gewesen, und hatte auch noch nie...

Joan überliess sich willig dem Druck ihrer Hände, Hüften und Brüste, die ihn gekonnt in eine bestimmte Richtung lenkten. Plötzlich kriegte er etwas zu fassen. Er tastete sich vorsichtig daran entlang. Ein Fahrradlenker? Nein, zu breit, zu stark vielleicht, da war noch etwas, aha ein Motorrad ...nein...da war nichts, da müsste der Tank sein, ah! "Es ist ein Roller!" riet Joan. "RICHTIG!" rief Sabina, liess ihn los und warf in gespieltem Jubel beide Arme in die Höhe. "Der Kandidat erhält hundert Punkte! Fünfzig für die Lösung des Rätsels und die anderen fünfzig für das Widerstehen der Versuchung sofort wieder mit mir ins Bett zu kriechen!"
Joan lachte, und drehte sich um, da er sie küssen wollte. Sabina nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und...drehte ihn wieder nach vorne zurück. "Erst der Spass, und DANN das Vergnügen!" meinte sie streng. Joan öffnete die Augen um den Roller zu betrachten.
Er war wahrlich etwas Besonderes. Ein Modell, das eigentlich schon ins Museum gehörte, ein Oldtimer von vor dem Krieg oder so.
Sabina hatte ihn offensichtlich heute repariert, geputzt und poliert. Er strahlte in der Farbe dunkler roter Rosen und die verchromte Lenkstange blinkte in der Sonne. Eine liebevolle Hand hatte in mühseliger Kleinarbeit viele rosa Rosen auf den Lack gemalt, so akkurat und akribisch wie die Blumenmuster auf alten Bauernmöbeln.
"Es ist nicht nur ein Roller!", verkündete Sabina stolz, "Es ist mein Rosenroller!" Versonnen blickte sie ihn an, mit solch leuchtenden Augen, dass Joan sich fragte ob er eifersüchtig werden müsse. "Und es ist nicht nur ein Rosenroller...", ergänzte sie träumerisch, "Es ist ein Rosenroller mit Anhänger. Damit verschwand sie mit einem Riesensprung in ihrem Werkzeugschuppen und zerrte einen zweirädrigen Hänger hervor. "Für unser Gepäck!", meinte sie grinsend, da Joan irgendwie noch da stand wie ein Fragezeichen.
Da erst dämmerte es ihm, dass sie WIRKLICH eine Reise machen würden, zusammen auf diesem herrlichen Gefährt, aneinandergeklammert, mitten durch die überbordende Gewalt des Frühlings...
"Whow!", meinte er leise. Mehr fiel ihm dazu nicht ein.

Evelyne erzählt

Ich heisse Evelyne, ich lebe auf einem Bauernhof in Frankreich, eine Autostunde nordwestlich von Paris. Hier bin ich aufgewachsen, und dorthin bin ich zurückgekehrt nachdem ich mein Studium ins bildenden Künsten und Psychologie abgeschlossen hatte. Heute habe ich neben meiner Tätigkeit als freischaffende Malerin und Bildhauerin eine kleine familientherapeutische Praxis in einem renovierten Nebengebäude des Hofes. Der landwirtschaftliche Betrieb hat sich in den letzten zwanzig Jahren stark verkleinert, wir haben nur noch drei Milchkühe, zwei Pferde, den Hund, die unvermeidliche Katzensippe welche sich selbst vermehrt und erhält (weitgehend) und einen kleinen Stall voller Hühner.
Auch die meisten Felder mussten wir verkaufen, doch ich habe dafür gesorgt, dass die wichtigsten Plätze uns erhalten geblieben sind.
Das Stück Land, auf dem sich das ereignet hat, von dem ich erzählen will.

Heute ernähren wir uns von der Künstlerwerkstatt der "Phantasie des Herzens", die Sabina eingerichtet hat. Unsere Klienten und Künstler sind Jugendliche und Kinder mit schwieriger Vergangenheit. Sie arbeiten im Haus, der Werkstatt und auf dem Hof mit, werden von mir betreut, von den Anderen angeleitet.
Der Hof selber ist ein touristischer Anziehungspunkt geworden. Die Leute kommen von überall her und bestaunen die Skulpturen und Bilder, die das ganze Gehöft einhüllen, wie ein blühender Rosenhag.
Wir haben eine Wiese mit Teepees, wo die jungen Leute, die vorbei reisen, billig und romantisch übernachten können und eine Freilichtbühne, die von Musikern und Schauspielern gemietet werden kann. Es gibt einen Erd-ofen, einen Schwitzhüttenplatz und einen alten, liebevoll hergerichteten Zirkuswagen. Einen kleinen Kinderspielplatz ganz aus Holz mit einer Menge Skulpturen von Tieren und Fabelwesen, zwischen Schaukeln und Wippe. Wir haben mittlerweile sogar eine Kompost-Toilette und ein eigenes Windrad für unsere Stromversorgung.
Das alles ist in den langen Jahren entstanden, in denen Sabina und Joan bei uns waren. Letztes Jahr sind sie von uns gegangen, und nun ist es an der Zeit für mich, alles zusammenzutragen, was ich mein ganzes Leben lang über sie gesammelt habe und die Puzzle-Teile zu einem Ganzen zusammenzufügen.

Begonnen hat alles viel früher, am 04. April, 1943, lange vor meiner Geburt, einem Frühlingstag, an welchem nach dem langen Kriegswinter endlich wieder warm die Sonne schien, und der Wind einen süßen Duft von Frühling vor sich her trug.

Meine Großmutter Anna roch ihn auch. Sie war damals gerade dreissig, in der Blüte ihrer Jahre.







Fortsetzung folgt

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Hörbuch

Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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Iriana Re: ich war noch.. -
Zitat: (Original von zwinkerherzl am 24.04.2010 - 18:54 Uhr) nie in paris.maria machst du immer eine seite mehr von mal zu mal,schmunzel.

noch nie in paris ich war,
leider.
dafür noch viel weiter.
war noch nie
wo du gewohnt,
ob sich ein besuch
dort
lohnt.
lg an dich wie immer


ich bin ertappt! So lock ich Dich zum Mehr- Lesen, still und heimlich!
Nein, ich denke es bleibt sich in etwa gleich...

Ein Besuch in Paris lohnt sich immer! Mein Paris ist allerdings eine Stadt, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt, da sie in meiner Vergangenheit liegt. In meinem Inneren. Sozusagen die Essenz dessen, was Paris für mich gewesen ist.
Ich habe französische Vorfahren, vielleicht daher die tiefe Verbundenheit...

ganz liebe Grüße,

Maria

Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: -
Zitat: (Original von Schreibweib am 24.04.2010 - 23:27 Uhr) Paris habe ich noch nie gesehen
aber ich werde weiter lesen!

wirklich schön, wie du schreibst!!
sonnige Grüsse
zur Nacht in den Tag hinein
Steffi


Vielen Dank für Deine Anerkennung, liebe Steffi,

ja, dann will ich mich - auch gerade für Dich - bemühen, Paris so verzaubert und einmalig zu schildern, wie es mir in meinen Erinnerungen und Träumen erhalten geblieben ist.
Vorläufig - damit Du nicht enttäuscht bist - spielt der Roman allerdings noch an anderen Schauplätzen. Aber keine Angst - dem Titel werde ich noch gerecht werden.

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
Schreibweib Paris habe ich noch nie gesehen
aber ich werde weiter lesen!

wirklich schön, wie du schreibst!!
sonnige Grüsse
zur Nacht in den Tag hinein
Steffi
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: Re: Re: nun sind wir doch beide im gleichen Jahr gelandet. -
Zitat: (Original von timeless am 23.04.2010 - 23:37 Uhr)
Zitat: (Original von Iriana am 23.04.2010 - 23:31 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 23.04.2010 - 23:01 Uhr) wie findest du das.

Ich bleine neugierig, wie es weiter geht.

Ganz liebe Grüße deine Ute


Ziemlich magisch alles...und dann schreibst Du, von Deiner ersten Hochzeit. Habe meine erste Liebe in Paris kennengelernt, an Silvester. Und dann auch an Silvester geheiratet...Bin gespannt was sich da noch so alles verwebt: Die Liebesbriefe meiner Eltern, die mir meine Schwester schicken wollte - kurz bevor Du Deinen ersten Brief eingestellt hast...
Ja, es kommen noch einige Sachen, die nicht so ganz erfunden sind...
aber ganz anders geschrieben...aber auch Ahnungen, Erinnerungen,
die Geschichte mit dem Feuer...

ganz liebe Grüße,

Maria




Lach* habe ich das jetzt richtig verstanden, die Liebesbriefe dir DIR DEINE Schwester schicken wollte, richtig?????

Die Liebesbriefe die MIR MEINE Schwester schicken wollte, werde ich wohl nie bekommen.Ich habe bestimmt schon 5 mal gefragt. Hatte ich das evtl. in den Geschichten erwähnt, nein das glaube ich nicht. Oder doch.
Magie....oder


Ja, du hast richtig verstanden. Ungefähr eine Woche, bevor Dein erster Brief herauskam, hatte ich ein Gespräch mit meiner Schwester, in dem sie mir zum ersten Mal überhaupt ERZÄHLTE, dass sie die Briefe besass - und dass sie wollte, dass ich sie bekommen würde zwecks Heilungsprozess und evtl. eine Geschichte daraus machen.
Als ich dann Dein Buch sah, dachte ich: Das gibt es nun doch wirklich nicht...die Ute ist einfach schneller.
Es handelt sich bei den Briefen allerdings um die Liebesbriefe am Ende ihres Lebens - und ihrer Liebe - nicht am Anfang.
Während ihrer ganzen Ehe haben sie sich eher gehasst, und dann zum Schluss versöhnt, so gut das halt ging.

Zu dieser Art von Magie da könnte ich noch viel erzählen. Hab mich zwangsläufig daran gewöhnt...Aber doch ziemlich lustig, oder?


ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: nun sind wir doch beide im gleichen Jahr gelandet. -
Zitat: (Original von Iriana am 23.04.2010 - 23:31 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 23.04.2010 - 23:01 Uhr) wie findest du das.

Ich bleine neugierig, wie es weiter geht.

Ganz liebe Grüße deine Ute


Ziemlich magisch alles...und dann schreibst Du, von Deiner ersten Hochzeit. Habe meine erste Liebe in Paris kennengelernt, an Silvester. Und dann auch an Silvester geheiratet...Bin gespannt was sich da noch so alles verwebt: Die Liebesbriefe meiner Eltern, die mir meine Schwester schicken wollte - kurz bevor Du Deinen ersten Brief eingestellt hast...
Ja, es kommen noch einige Sachen, die nicht so ganz erfunden sind...
aber ganz anders geschrieben...aber auch Ahnungen, Erinnerungen,
die Geschichte mit dem Feuer...

ganz liebe Grüße,

Maria




Lach* habe ich das jetzt richtig verstanden, die Liebesbriefe dir DIR DEINE Schwester schicken wollte, richtig?????

Die Liebesbriefe die MIR MEINE Schwester schicken wollte, werde ich wohl nie bekommen.Ich habe bestimmt schon 5 mal gefragt. Hatte ich das evtl. in den Geschichten erwähnt, nein das glaube ich nicht. Oder doch.
Magie....oder
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: nun sind wir doch beide im gleichen Jahr gelandet. -
Zitat: (Original von timeless am 23.04.2010 - 23:01 Uhr) wie findest du das.

Ich bleine neugierig, wie es weiter geht.

Ganz liebe Grüße deine Ute


Ziemlich magisch alles...und dann schreibst Du, von Deiner ersten Hochzeit. Habe meine erste Liebe in Paris kennengelernt, an Silvester. Und dann auch an Silvester geheiratet...Bin gespannt was sich da noch so alles verwebt: Die Liebesbriefe meiner Eltern, die mir meine Schwester schicken wollte - kurz bevor Du Deinen ersten Brief eingestellt hast...
Ja, es kommen noch einige Sachen, die nicht so ganz erfunden sind...
aber ganz anders geschrieben...aber auch Ahnungen, Erinnerungen,
die Geschichte mit dem Feuer...

ganz liebe Grüße,

Maria

Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster nun sind wir doch beide im gleichen Jahr gelandet. - wie findest du das.

Ich bleine neugierig, wie es weiter geht.

Ganz liebe Grüße deine Ute
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