Beschreibung
Gedichte, die ich 2009 (oder kurz danach) geschrieben habe.
Es spricht: Die Wahrheit
Du kannst mich niemals fassen,
Du holst mich niemals ein.
Deine Beine sind zu kurz,
Deine Schritte sind zu klein.
Du wirst mich niemals finden,
Nicht in deiner Welt.
Ich hab mich dort verborgen,
Wo es dir nicht gefällt.
Du wirst mich nie verstehen,
Wirst niemals sein wie ich.
Deine Gedanken tropfen langsam,
Doch meine schäumen wie Gischt.
Du wirst mich niemals sehen,
Deine Augen sind zu stumpf.
Erkennst nur zarte Schlieren,
Wie durch das Wasser von 'nem Sumpf.
Du wirt mich niemals hören,
Bist taub wie ein Fisch stumm.
Kommt alles nur verzehrt an,
Oder verkehrt herum.
Du wirst nie wie ich sprechen,
Dein Wort macht niemals Sinn.
Mich kannst du nicht erreichen,
Weil ich weit entfernt bin.
Ein Platz in der Stadt
An einem Platz in der Stadt,
Grad so groß wie mein Zimmer,
Krallt zertrampeltes Gras
sich ans graue Kopfsteinpflaster.
Inmitten halb verfaulter Holzbänke
und überquellender Mülleimer
plätschert stinkendes Wasser
in einen Brunnen aus porösem Stein.
Stimmengewirr und das Rauschen der Autos
Kämpfen mit dem Gurren der Tauben
Und dem Getrappel hunderter Füße
Um mein Gehör.
Zwei kümmerlich kleine Bäumchen
versuchen mit verzweifeltem Bemühen
die überladene Luft
von Abgasen zu befreien.
In all dem Lärm und dem Gestank
Und der abstoßenden Hässlichkeit
sitzt ein kleiner Junge
und spielt auf einem alten Akkordeon.
In seinem labberigen Kaffeebecher
klimpern die Münzen,
Denn der wehmütige Klang
erweicht selbst den hastigen Menschen das Herz.
Vergessen
Tausend Worte, nie gespürt
-Einsam ausgesprochen-
Haben niemanden gerührt.
Alte, wunderschöne Lieder
-Münder wurden geschlossen-
Kamen niemals wieder.
So viele fesselnde Geschichten
-Kam Dunkelheit gekrochen-
Aus der Welt gewichen.
Träume
Wie zarte Seifenblasen,
In tausend Fraben schillernd,
So leicht wie eine Feder
sinken sie herab.
Wie zerbrechliche Libellenflügel,
Flink und kaum zu sehen,
Versuchst du sie zu fassen,
Fliegen sie hinfort.
Wie gefährliche Schlangen
vergiften sie dein Leben
mit Wünschen und mit Hoffnung,
Die zerbrechen werden.
Wie goldender Honig süß;
Genießt du jeden Tropfen,
lässt keinen davon fallen
In sein dunkles Grab.
Wut
Bescheuerte Scheinheiligkeit,
Vorgetäuschte Höflichkeit,
Gesichter die vor falsch' Lächeln strotzen,
Ehrlich Leute, ich könnte kotzen!
Übermäßig oberflächlich,
Äußerlichkeit oberwichtig,
"Zeig bloß nicht, was tief in dir steckt",
Seid ihr wirklich so verschreckt?!
Wut unter 'ner lieben Fassade,
Neid wie süße Marmelade,
Nur auf's Höflichste beschränken,
Was würden sonst die Nahcbarn denken?
Mein Schlaflied
Wind und Wellen
tragt mich fort
In der Träume Reich
Bäume wiegt mich
in den Schlaf
wunderbar sanft und seicht
Will nicht länger bleiben
In einer Welt, die mich erdrückt
Fort sein für eine Weile
Glückseelig und verzückt
Sturm
Brausen, Tosen, Sturmgeheul
Wilde Winde, rauhe See.
Scharfe Felsen in der Brandung
Tun mir an den Füßen weh.
Rauschen, klagen, Windgejammer,
Verlassene Strände, grauer Sand.
Tropfen klatschen groß vom Himmel
Reich dem Regen meine Hand.
Grollen, Donnern, Blitzgerassel,
Wilde Freude, pures Sein.
Jauchzend ich die Hände hebe,
Tanze in den Sturm hinein.