Gedichte
Ode an die Zähne

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"Ode an die Zähne"
Veröffentlicht am 18. April 2010, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Ode an die Zähne

Ode an die Zähne

Beschreibung

Ich liebe Metaphern! Man muss "um die Ecke denken", um zu verstehen!

Ode an die Zähne




Mit offnem Mund steh ich vorm Spiegel

Im Auge erblicke ich eine Träne

Sie gilt den Lücken im Gebiss

Gilt den verblichenen, meiner Zähne

 

Was hab ich gegessen, was hab ich gekaut

In den ewig hungrigen Jugendjahren

Alles Essbare in mich hineingestopft

Als noch alle Zähne versammelt waren

 

Die Mahnung der Mutter in den Wind geschlagen

Mit Bedacht, alles lang und gut durchzukauen

Um den Geschmack der Speisen zu genießen

Dem Bauch zu erleichtern das Verdauen

 

Was die Welt bot, hab ich zu mir genommen

Die Zähne haben’s meist nur perforiert

Der Zunge blieb kaum Zeit, den Geschmack zu testen

Allzu oft haben die Därme rebelliert

 

Doch macht es der Jugend höllischen Spaß

Der rebellierenden Därme Wind

Genau dort in die Freiheit zu lassen

Wo feine Nasen versammelt sind

 

Zu erfreulich, wie sich die Nasen rümpfen

Über den unanständigen Duft

Wie sie die geschlossenen Fenster öffnen

Und hecheln nach frischer Luft

 

Auch frische Luft, scheint ihnen nicht zu behagen

Sie bald die Taschentücher lupfen

So ist das mit feinen, verwöhnten Nasen

Sie bekommen leicht einen Schnupfen

 

Doch geben sie der Jugend die Schuld

Die verpestet die gesunde Luft

Sie missachtet Anstand, bricht Etikette

Verbreitet unangenehmen Duft

 

Diese nimmt auf den Fehdehandschuh

Zu zweifeln ist der Jugend Recht

Wir haben gekocht nach euren Rezepten

Nur - eure Rezepte sind schlecht

 
So sucht die Jugend nach neuen Rezepten

Manchmal gelingt es auch

Zunge und Gaumen sind entzückt

Ohne zu grimmen, verdaut es der Bauch


Mit dem Alter bin ich etwas weiser geworden

Ließ mir ziehen so manchen Zahn

Stopf nicht mehr alles hinein, was die Welt so bietet

Fröne nicht mehr dem Jugendwahn

 

Ich kaue bedächtig, ob der wenigen Zähne

Lass der Zunge Zeit, zu testen

Was mir nicht behagt lasse ich liegen

Um mir nicht selbst die Luft zu verpesten

 

Nun pflege ich die verbliebenen Zähne

Dass ich auch weiterhin beißen kann

All die tollen Gerichte, die man heute so kocht

Vertrau ich meiner Zunge an

 

Die lass ich dann reden, ganz ungezügelt

Was mir scheint empfehlenswert

Doch nennt sie auch was Magen und Darm

Nur die Verdauung erschwert

 

Und ich freu mich an der heutigen Jugend

Die zweifelnd mein Urteil ignoriert

Wird so auch den feinen Nasen von heute

Doch schon bald Frischluft zugeführt

 

Eines fürchte ich! Das ist der Tag

Wo meine letzten Zähne verscheiden

Wo niemand der Zunge das Essen wird

In die Bestandteile zerschneiden

 

Wenn alles, was ich essen kann

Nur noch Brei ist, kalt oder warm

Der so schleimig über die Zunge geht

Und keine Mühe macht Magen und Darm
 

Dann werde ich wohl, ich sag es ganz frei

Dem Gevatter Tod die Füße küssen

Dann mach ich mich weinenden Auges davon

Vorgekautes nicht essen zu müssen  


                                                                  PeKa

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Hörbuch

Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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baesta Re: Re: Du hast es gut erfaßt, -
Zitat: (Original von pekaberlin am 27.05.2012 - 14:38 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 27.05.2012 - 00:45 Uhr) gut gekaut ist halb verdaut. Siehste, so jeht det, wenn man sich zum Kauen keene Zeit nimmt. Ging mir nämlich ebenso und jetzt mag mein Magen nicht mehr alles verdauen, was meine Zähne so hinunterkauen.
Beißen wir uns halt weiter durch.

Liebe Grüße
Bärbel


Klar, Bärbel,
ist aber mehr eine große Metapher auf den "Generationenkonflikt" und die politische Leichtgläubigkeit unserer Zeit.
Liebe Grüße Peter



Ja nun, als Methapher habe ich es wahrlich nicht verstanden, hab alles für bare Münze genommen....weil, um die Ecke zu denken, habe ich leider nicht gelernt. Bin wahrscheinlich noch zu naiv....

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Du hast es gut erfaßt, -
Zitat: (Original von baesta am 27.05.2012 - 00:45 Uhr) gut gekaut ist halb verdaut. Siehste, so jeht det, wenn man sich zum Kauen keene Zeit nimmt. Ging mir nämlich ebenso und jetzt mag mein Magen nicht mehr alles verdauen, was meine Zähne so hinunterkauen.
Beißen wir uns halt weiter durch.

Liebe Grüße
Bärbel


Klar, Bärbel,
ist aber mehr eine große Metapher auf den "Generationenkonflikt" und die politische Leichtgläubigkeit unserer Zeit.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Du hast es gut erfaßt, - gut gekaut ist halb verdaut. Siehste, so jeht det, wenn man sich zum Kauen keene Zeit nimmt. Ging mir nämlich ebenso und jetzt mag mein Magen nicht mehr alles verdauen, was meine Zähne so hinunterkauen.
Beißen wir uns halt weiter durch.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Mit sehr guten Biß -
Zitat: (Original von KarinRegorsek am 16.07.2010 - 18:31 Uhr) und mit hervorragenden vorgekauten Worten uns vor Augen geführt, wie es sich mit unserem Leben verhält!

Da ich mich oft Durchbeißen mußte in meinem Leben, Dank meines guten Bißes, konnte ich mich wacker halten!

Deshalb pekaberlin grüße ich Dich mit gutem Biß! Karin


Vielen Dank für den schönen Kommentar, Karin!
Und Gratulation zur erhaltenen (oder sagt man heut - nachhaltig?) Bissigkeit!
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
KarinRegorsek Mit sehr guten Biß - und mit hervorragenden vorgekauten Worten uns vor Augen geführt, wie es sich mit unserem Leben verhält!

Da ich mich oft Durchbeißen mußte in meinem Leben, Dank meines guten Bißes, konnte ich mich wacker halten!

Deshalb pekaberlin grüße ich Dich mit gutem Biß! Karin
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Toller Vergleich -
Zitat: (Original von MarionG am 19.04.2010 - 19:01 Uhr) Gefällt mir, lieber Peter.
Grüße in den Abend
Marion


Danke Marion!
Ich hoffe, weil Du schleimigen Brei und Vorgekautes genauso verachtest wie ich.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Moinsen Peter -
Zitat: (Original von Lordkotz am 19.04.2010 - 13:50 Uhr) was nützt mir die Erfahrung in einem Alter in dem ich sie nicht mehr nutzen kann?
Irgendwie uncool eingerichtet von der Natur...

Lg
Olli


Ach, Olli,
wenn die Jugend sich nicht an die Etikette hält, und weiter ungeniert "die Luft verpestet", erst dann kommen den Alten die Einsichten!
Dies ist die einzige Einsicht, die man Alterserfahrung nennen könnte.
Jung bleibt, wer sich nicht mit Vorgekautem zufrieden gibt.
Gruß Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: welch Lebensweg in Korrospondenz -
Zitat: (Original von Boris am 19.04.2010 - 06:55 Uhr) mit den Zähnen
epochales Spätwerk

LG Boris


Hoffentlich kein Spätwerk!
Dank guter Restbestände und Zahnersatz, glaub ich noch einige Zeit ganz gut beißen zu können.
Danke für den schönen Kommentar! Gruß Peter
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MarionG Toller Vergleich - Gefällt mir, lieber Peter.
Grüße in den Abend
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
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