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Der Engel des geheimen Gartens - Teil 2

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"Der Engel des geheimen Gartens - Teil 2"
Veröffentlicht am 17. April 2010, 16 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Der Engel des geheimen Gartens - Teil 2

Der Engel des geheimen Gartens - Teil 2

 

"Durch die grausamen Taten, die von ihr ausgingen, hat diese Stadt ihr Herz verloren. Die Menschen haben es nicht gemerkt, so geblendet sind sie von dem trügerischen Schein ihres Glanzes, den sie aus den Trümmern entstehen liessen. Den Schutt und die Asche des Krieges haben sie auf einen großen Berg gekarrt den sie mit Grün bedecken wollen, damit niemand ihn je wieder findet. Um sie aber daran zu erinnern, auf dass zwischen euren Ländern Frieden werde und die Herzen wieder zurück finden: Baue aus dem Schutt Dir ein Haus, dem Herz einen Garten und Gott eine Kirche. Lebe so einfach wie bisher und Du wirst sehen, was geschieht!"

 

 "Aber das Land gehört mir doch gar nicht, und ich bin ein fremder Feind hier!", wunderte sich der Mann.

"Tue, was ich Dir sage, alles Andere wird sich fügen!", endete der Engel und verschwand.

Der Mann erwachte von seinem Traum. Und da er die Art seines Engels, geheimnisvolle Aufträge zu erteilen, ja nun schon kannte, ging er einfach hin und tat wie ihm geheißen wurde:

Mitten auf dem Schuttplatz errichtete er, zusammen mit seiner neuen Gefährtin ein Haus und eine Kirche. Dies geschah unbemerkt von den Bewohnern der Stadt, die viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um sein Tun wahr zu nehmen.

 

Im Garten darum herum pflanzte er wie ehedem, was er zum Leben brauchte, und viele Bäume ausserdem.

Und natürlich das Herz des weiten Landes. Und wie es in der Erde versank, wurde es in ihm ganz ruhig, und seine heimatlose Seele konnte endlich Frieden finden.

Seitdem wohnte der Engel in seinem Garten und breitete seine Flügel über die beiden Menschen und alle Tiere und Pflanzen, die dort wohnten.

Die Bewohner der grossen Stadt aber, hatten endlich alles wieder aufgebaut und waren froh, die dunklen Erinnerungen mit frischer Farbe zugetüncht zu haben.

 

Nun sollte auch ihr guter Ruf in der übrigen Welt wieder her gestellt werden.

Die anderen Länder erinnerten sich nämlich noch etwas besser an den Krieg, und die Gefahr, die von der Hauptstadt des kleinen Landes ausgegangen war.

Also lud die Stadt alle Länder zu einem großen sportlichen Wettkampf ein, bei dem alle Beteiligten fair und friedlich gegen einander antreten sollten. Den Gewinnern versprach man zur Belohnung Ehre und stattliche Preise.

Um dabei in der Weltöffentlichkeit strahlend da zu stehen, beschloss man (überheblich war man noch immer) das schönste und größte Stadion der Welt zu bauen, damit jeder sehen konnte wie gut man geworden sei.

 

 

Vor lauter Übereifer vergaß man ganz, dass zu wahrer Schönheit ein lebendes Herz benötigt wurde, hatten sie doch das alte Herz des Landes unter den Trümmern begraben.

Doch das andere Herz aus dem fernen Land hatte es wach geküsst und gemeinsam wuchsen sie unbeachtet im Garten des alten Mannes und des lichten Engels.

Die Stadtväter berieten sich also und überlegten, wo sie die Arena hin bauen konnten, denn sie würde viel Platz brauchen und sie hatten doch schon jedes Fleckchen in der großen Stadt zugebaut.

 

Da fiel ihnen der Schutthaufen des Krieges wieder ein. Der musste sowieso weggeschafft werden und wie konnte man die Idee der Reinwaschung von ihren schlechten Taten besser umsetzen, als dass man das Sportgelände auf den alten Überresten des Krieges errichtete, die mit viel Erde in eine sanfte Hügellandschaft verwandelt wurden.

Somit wäre die unliebsame Erinnerung und Mahnung an künftigen Frieden für immer aus der Welt geschafft.

Die Idee gefiel ihnen so gut, dass sie beschlossen die Anlage "Berg des Olymps" zu nennen, was so viel heißt, wie "Sitz der Götter". Ein solch erhabener Name, dachten sie, wird unserem großartigen Vorhaben gerecht werden.

 

 

Es wurde alles sorgfältig geplant, und Männer mit riesigen Baggern und Baumaschinen fuhren auf den Platz um den Auftrag auszuführen.

Doch wie staunten sie, als sie dort ankamen! Mitten auf dem Trümmerhaufen standen auf einmal ein einfaches, weiß gestrichenes Häuschen und ein zierliches Kirchlein. Darum herum war ein liebevoll gepflegter, blühender Garten angelgt, in dem ein weißhaariger Mann mit langem Bart, zusammen mit einem alten Weiblein, Unkraut jäteten.

Der Bautrupp stellte ärgerlich seine Maschinen ab. So konnten sie nicht arbeiten, das war wohl klar.

"Hallo, wer seid ihr, und was macht ihr auf unserem Schuttberg?", fragten sie.

 

Gütig nickte der einfache Mann ihnen zu und antwortete:

"Wir sind alt und bewahren Euer Herz, damit Frieden wird zwischen den Völkern!"

Da sahen die Arbeiter, dass sie so nicht weiter kamen. Sie liessen ihre Baugeräte stehen und liefen zu den Stadtvätern um sich zu beklagen:

"Auf dem Schuttberge stehen auf einmal ein Garten mit einem Häuschen und einem Kirchlein. Darin wohnen ein Alter und seine Frau. Die sind Beide nicht ganz richtig im Kopf!"

Und sie tippten sich an die Stirn, um zu verdeutlichen, was sie meinten.

Die Bürger starteten einen Aufruf an alle Mitbewohner der Stadt.

Es ging wie ein Wind durch alle Häuser und die Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz um ihre Stadtväter zur Rede zu stellen:

 

 

Nun wurden auch die Stadtväter ungehalten. Schließlich mussten sie einen Zeitplan einhalten, das große Fest stand vor der Tür und man musste rechtzeitig fertig sein, oder die ganze Welt würde über sie lachen. Da konnten doch nicht irgendwelche Herumtreiber daherkommen und ihre Pläne stören!

"Das ist ein Schwarzbau!", beschlossen sie. "Es sind unsere Trümmer und unser Land, also müssen die Beiden weg, denn sie habenuns weder gefragt, noch das Land von uns gekauft!"

"Schiebt sie vom Berg!", befahlen sie, "und steckt die irren Alten in ein Altersheim!"

 

 

 "Unser Mütterchen und Väterchen kommen aus dem fernen, großen Lande und haben hier für uns eine Kirche des Friedens errichtet!

Sie soll uns daran erinnern, dass wir in unseren Herzen endlich echten Frieden mit den anderen Völkern schließen. Unsere kleine Kirche ist uns wichtiger, als das protzige Stadion, darum sind wir traurig, wenn sie zerstört und die Fremden vertrieben werden und wollen nicht mehr länger, dass ihr unsere Stadtväter seid!"

 

Diese lange Rede hielten die Bürger, und die obersten der Landeshauptstadt nickten betroffen mit den Köpfen und zogen sich zur Beratung zurück.

"Wir werden das Gesicht verlieren!", sprachen sie zueinander, "wenn wir in dieser Sache nicht nachgeben!"

"Wir können unser Sportgelände ja um die Kirche herum bauen!", schlug ein Ältester vor.

Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

Gemeinsam traten sie nun vor die aufgebrachte Menge:

 

 "Wenn es so ist, wie ihr uns berichtet", trugen sie vor, "dann ist es etwas Anderes!

Die Fremden sind uns heilig, denn wir wollen den Frieden der Välker, und gläubige Christen sind die ehrwürdien Alten wohl auch. Deshalb geben wir ihnen hiermit nachträglich unsere unterschriebene Baugenehmigung und ernennen sie zu Ehrenbürgern der Stadt. Und sie dürfen natürlich bleiben!"

 

 Das Volk jubelte, und die Stadtväter waren auf einmal stolz auf sich.

Hatten sie zwar als die Mächtigsten der Stadt gegen zwei alte, arme, rechtlose Fremde verloren, aber irgend etwas hatten sie gewonnen, sie wussten nur noch nicht recht was.

 

Es war ihr Herz, welches nun in der Stadt wieder eine Heimat gefunden hatte. Und das Herz des fernen Landes, welches nun zurückkehren und endlich für Frieden sorgen konnte - mit der Botschaft der kleinen Trümmerkirche in seinem Inneren geborgen.

 

Viele Jahre später, als die beiden einfachen Menschen gestorben waren, kaufte die Stadt ihren Garten sogar vom Land ab, in dessen Besitz der Grund übergegangen war, um so die heilige Stätte für die Nachwelt zu bewahren.

 

Inzwischen gingen die Kinder des fernen Landes in die Schulen der Stadt, ohne dass jemand mehr daran dachte, dass sie einstmals ihre Feinde gewesen waren, und die Herrscher beider Länder duzten sich bei ihren Treffen.

 

 Die Touristen aus aller Welt kamen nun aus weiter Ferne um die prächtige Stadt zu bestaunen.

Das berühmte Rathaus, den mächtigen Dom und das riesige Stadion fanden sie alle.

 

Doch den geheimen Garten mit der winzigen Kirche und dem Haus, dessen Erbauer dennoch über die Mächtigen gesiegt hatten, entdeckten nur wenige.

 

 

 

Denn er lag vom Engel behütet und verborgen hinter einer dichten Hecke.

Zugänglich war er nur für die, welche es wagten sich von der Erinnerung an die Vergangenheit in die Taten der Gegenwart und die Visionen der Zukunft führen zu lassen.

Diejenigen, die den zarten Flügelschlag des Engels fühlen konnten und das Schlagen des wahren Herzens der Stadt unter der dunklen, einst blutgetränkten Erde, welch nun durch die blühende Natur gereinigt und verwandelt wurde.

 

Im geheimen Garten des Engels.

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Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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Gunda Eine sehr ... - ... schöne Geschichte, Maria, mit zarter Moral ohne erhobenen Zeigefinger ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Das ist wunderschön - ich mag Deine Geschichte sehr.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: -
Zitat: (Original von Luap am 17.04.2010 - 20:47 Uhr) Auch der zweite Teil lässt wieder viel Spielraum für den Vergleich mit unserer Gegenwart und Vergangenheit. Besonders gut gefällt mir der Schluss, die blühende Natur, welche die einst blutgetränkte Erde gereinigt hat...

Lieben Gruss
Paul


Danke Paul, schön dass es Dich angeregt hat zum Nachdenken. Das mit dem Schluss freut mich, denn ich hatte im allerletzten Moment schon gedacht, das wegzulassen. Bin dann froh, es doch nicht getan zu haben.

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: Ich glaube es wäre auch Frevel, wenn der Garten für alle zgänglich wäre. -
Zitat: (Original von Iriana am 17.04.2010 - 20:43 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 17.04.2010 - 20:37 Uhr) Der Autor freut sich über deinen Kommentar.


Ich bin x-mal an ihm vorbeigegangen und obwohl er öffentlich ist und mitten im Olympiapark, habe ich ihn nicht wahrnehmen können. Erst als mir jemand empfohlen hat, zur inneren Heilung dort einmal hinzugehen,und es mir genau beschrieben hat, habe ich ihn gefunden. Er hat wirklich etwas Magisches und schützt sich selbst.

ganz liebe Grüße,

Maria



und das ist auch gut so.

Liebe Grüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Auch der zweite Teil lässt wieder viel Spielraum für den Vergleich mit unserer Gegenwart und Vergangenheit. Besonders gut gefällt mir der Schluss, die blühende Natur, welche die einst blutgetränkte Erde gereinigt hat...

Lieben Gruss
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: Ich glaube es wäre auch Frevel, wenn der Garten für alle zgänglich wäre. -
Zitat: (Original von timeless am 17.04.2010 - 20:37 Uhr) Der Autor freut sich über deinen Kommentar.


Ich bin x-mal an ihm vorbeigegangen und obwohl er öffentlich ist und mitten im Olympiapark, habe ich ihn nicht wahrnehmen können. Erst als mir jemand empfohlen hat, zur inneren Heilung dort einmal hinzugehen,und es mir genau beschrieben hat, habe ich ihn gefunden. Er hat wirklich etwas Magisches und schützt sich selbst.

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster 
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Ich glaube es wäre auch Frevel, wenn der Garten für alle zgänglich wäre. - Ich muss da an die Nofretete in Berlin denken, irgendwie war es so schrecklich, wie man sie einfach nur begaffte. Lachen muss ich auch, weil mein Mann, sie eifersüchtig beschützen wollte. Er meinte, das geht einfach nicht, dass sich Menschen vor sie stellen, obwohl sie kein Gefühl für diese wunderbare alte Kultur haben. Ich musste ihm recht geben.

Ganz bewegend geschrieben.

Liebe Abendgrüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Iriana Re: sehr schön -
Zitat: (Original von zwinkerherzl am 17.04.2010 - 15:20 Uhr) mach fleissig weiter so.
sei nochmals lieb gegrüßt,mit einem zwinkern an dich,


Hab ich schon, mein zweites Buch ist grad raus...

zurückblinzel, und

ganz liebe Grüße,

Maria
Vor langer Zeit - Antworten
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