Nach all den vielen Telefonaten bin ich endlich unterwegs zu dir.
Wir haben lange geredet, geweint und mussten uns über viele Dinge klar werden. Das wir uns lieben, da waren wir beide uns sicher. Aber sich 4 Jahre kennen und sich doch nicht kennen, das machte mich nervös.
Ich bin unterwegs zu dir nachdem ich es endlich geschafft habe, meinen Koffer zu packen. Die Hälfte habe ich wieder hinausbefördert, soviel kann keine Frau für ein Wochenende brauchen. Aber ich will gut aussehen, also überlege ich fieberhaft, was ich tragen, mitnehmen, einpacken soll. Kopflos entscheide ich mich, ich muss ja was anziehen, also packe ich das ein, von dem ich weiß es steht mir gut.
Über 300km muss ich fahren, um dich endlich zu sehen. Und es wird ein besonderes Wiedersehen sein, denn wenn ich dich heute sehe, dann als den Mann, in den ich mich verliebt habe. Unter der Fahrt steigt die Nervösität ins Unermessliche. Was, wenn es dann doch nicht das ist, was wir beide fühlen... was wenn er sich doch anders entscheidet. Ich merke, wie Angst in mir hochsteigt, ganz langsam. Sie kriecht in meine Eingeweide und setzt sich dort fest. Es macht sich leichte Panik breit, und ich muss runter von der Autobahn. Auf dem Rastplatz rauche ich eine Zigarette und laufe wie ein Tiger um mein Auto. Herrgott, ich bin so daneben wie schon lange nicht mehr. Reiß dich zusammen, du bist doch kein Teenager mehr....
leichter gesagt als getan.
Eine sms kommt an und du fragst, wann ich denn ankommen würde. Das Kochen übernimmst heute du. Als ob mich das Essen interessieren würde, ich bekomme sicher eh keinen Bissen herunter. Ich fahre weiter und muss mich konzentrieren, doch meine Gedanken sind nur bei dir. Unwillig verpaße ich mir selbst eine Kopfwäsche! So geht das nicht, so kann man nicht Auto fahren!
Kurz vor der Ortschaft schicke ich eine sms, dass ich nun gleich ankomme. Und dann fahre ich die Straße entlang, deine Straße. Und du stehst oben am Fenster und siehst, wie ich ankomme. So, nun ist es also soweit. Nun wird er nach unten kommen und dann...
mir wird etwas übel, bin froh nicht allzuviel gegessen zu haben.
Und schon stehst du vor mir, und mein Herz schlägt etwas schneller als gewohnt, es macht sogar einen kleinen Sprung. Du gehst auf mich zu und ich breite meine Arme aus und endlich darf ich dich umarmen, nicht als Freund, sondern als meinen ... Freund. Mann? Lebensgefährten? So weit sind wir noch nicht. Also dann als Freund. Und unsere Lippen finden sich zu einem gehauchten Kuss. Kein leidenschaftlicher, sondern eher eine Art Bussi. Du trägst meine Sachen und ich bin total befangen. So war ich doch sonst nicht, ich die immer die Coole spiele, zaudere nun und weiß nicht, was ich sagen soll. Oben in deiner Wohung angekommen, stelle ich erstmal meine Sachen ab.
Kaffee, fragst du und ich nehme dankbar an, genau das was ich brauche. Als ob mein Blutdruck nicht schon hoch genug wäre, aber Kaffee ist immer gut. Wir sitzen in deiner Küche und trinken Kaffee und plaudern über belanglose Dinge. Und uns beiden ist die Angespannheit des jeweils anderen anzusehen. Ich habe nur Augen für dich, ich weiß nicht mal mehr über was wir reden. Ich sehe nur diese wunderschönen braunen Augen und versinke darin. Du bist fast schüchtern, anders als sonst.
Ich nehme deine Hand und halte sie fest, und ein scheues Lächeln erhellt dein Gesicht. Wie ich dieses Lächeln liebe!
Meine Unruhe nimmt zu und ich tue das, was ich immer schon am besten konnte. Ich übernehme die Regie und setze mich auf deinen Schoss. Da sitze ich nun und bin dir ganz nahe. So nahe wie noch nie zuvor.
Dein Parfüm umhüllt mich und ich atme ganz bewusst ein, ich liebe es wie gut du immer riechst.
Wir sehen uns an und in dem Moment bleibt die Welt stehen. Da gibt es nichts mehr, man könnte mit deiner Parade durch die Stadt ziehen, wir würden es nicht hören. Ich nehme dein wunderschönes Gesicht in meine Hände und spüre, wie du erzitterst weil ich dich so sanft berühre. Ich küsse behutsam deine Stirn, dein ganzer Körper vibriert.
Leise sage ich dir, dass du keine Angst haben musst, denn ich werde dir nicht weh tun, ich liebe dich.
Und deine Schultern, die du vor lauter Unsicherheit nach oben gezogen hast, sinken langsam und ich kann spüren wie du ruhiger wirst.
Ein Blick, und unsere Lippen finden sich. Zaghaft, wie eine erwartungsvolle Berührung. Und ein wundervolles Gefühl entsteigt den Windungen meines Bauches. Es sind Schmetterlinge, die da fliegen, und ich fühle mich unglaublich gut.
Der Kuss verändert sich, nimmt an Intensität zu und wir beide werden mutiger. Unsere Lippen fühlen sich gut aufeinander an, als ob wir uns schon Jahre küssen würden. Es ist unser erster Kuss, ein wunderschöner Moment.
Es gibt ja Küsse und es gibt Küsse - und das war ein Kuss! Er hat sich eingebrannt in meiner Seele, ich spüre ihn noch heute. Unser erster Kuss. Wir sehen uns an und lächeln, halten uns ganz fest und spüren den Atem des anderen. Und unsere Lippen finden sich wieder und dieses unglaubliche Gefühl von Ankommen, von Da-sein, von Ganz-sein überflutet mich und setzt Millionen von Glückshormen frei.
Ja du machst mich glücklich, unendlich glücklich.
Und ich hoffe deine Lippen werden niemals müde meine zu küssen. Und es ist immer wieder das gleiche warme Gefühl wie bei unserem ersten Kuss.
Es ist Liebe!