Biografien & Erinnerungen
Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 3

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"Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 3"
Veröffentlicht am 16. April 2010, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 3

Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 3

Beschreibung

Ich blicke zurück auf eine zauberhafte Kindheit, so behütet und so unbeschwert. Die vielen kleinen Ereignisse hatten damals für mich enorme Bedeutung und formten mich schließlich zu dem Menschen, der ich heute bin. Begleiten Sie mich auf eine Zeitreise in die 1960er Jahre und verfolgen Sie in den jeweiligen Fortsetzungen die Entwicklung des Stadtkindes.

 

 Wie so oft ging ich mit meinem Vater in den kleinen Tante-Emma-Laden mit den hohen Regalen, den Sauerkrautfässern, den großen Bonbongläsern und den beiden netten Verkäuferinnen, die fast jeden ihrer Kunden mit dem Namen ansprachen. Mein Vater verlangte dies und das. Die Ware wurde über den hohen Ladentisch gereicht, er bezahlte, aber da fehlte doch noch etwas!

“Vati, bekomme ich noch meinen Schokoladenlutscher?”

“Nein, heute nicht.”

“Warum nicht?”

“Heute gibt es keinen Lutscher für dich!”

Na, das darf doch wohl nicht wahr sein!? Warum will er mir keinen Lutscher kaufen? Sonst habe ich doch immer einen bekommen. Ich war weder ungezogen, noch habe ich irgendwelche Dummheiten gemacht. Also wo ist das Problem? Mutti hat mir ja von dem kleinen Zauberwort erzählt. Also versuchen wir es auf die ganz liebe Tour.

 

 

 “Bitte, bitte, lieber Vati, kauf mir einen Schokoladenlutscher!”

“Nein!”

Bei Mutti hat das immer funktioniert. Warum nicht bei ihm? Nun werde ich aber langsam böse. Versuchen wir es also mit der Tränenmasche. Wimmernd zog ich meinen Vater am Hosenbein und bettelte. Diese unschuldigen, weinenden Kinderaugen mußten jedes Erwachsenenherz zum Schmelzen bringen. Doch alles Bitten und Betteln half nicht. Er zwang mich Gewalt anzuwenden. In meinem Zorn stampfte ich mit den Füßen und schrie:

“Ich will, ich will, ich muß einen Schokoladenlutscher haben!”

Das war die letzte Instanz. Dabei wußte ich damals schon, daß ich damit erst recht keine Chance auf einen Erfolg hatte.

“Nein, ich kaufe dir keinen Lutscher!”

Einen triftigen Grund für seine Entscheidung konnte er mir nicht nennen. Warum dann diese hartnäckige Sturheit? Sowas muß bestraft werden! Während mein 

 

 

 

Vater damit beschäftigt war, seine Einkäufe zu verstauen, drehte ich mich flink um und verließ ungesehen den Laden.

Nun muß ich erwähnen, wir wohnten damals in der Nähe des Halleschen Hauptbahnhofes, mitten im Herzen der Stadt. Schon zu dieser Zeit kreuzten die am stärksten befahrenen Straßen gewissermaßen vor unserer Haustür. Deshalb entstand hier, am ehemaligen Thälmannplatz, eine der ersten Ampelanlagen in Halle. Ja, und genau hier, im dicksten Verkehrsgewühl, beschloß eine 3jährige Krabbe, ihrem ach so ungerechten Vater einen Denkzettel zu verpassen. Mir, seiner einzigen, angeblich so geliebten Tochter den gewünschten Schokoladenlutscher zu verwehren, das schrie nach Rache. Wenn ich ihm weglaufe, würde ihm das schon leidtun. Gesagt, getan, Klein Ilona schaute aufmerksam nach links und nach rechts, so wie es sie die Eltern gelehrt hatten und überquerte die starkbefahrenen Hauptstraßen. Ich wußte nicht, wohin ich eigentlich gehen sollte. Ich hatte auch nicht die Absicht, zu lange herumzulaufen. Der Vater sollte sich nur ein wenig sorgen und seinen Fehler einsehen. So schaute ich mir die Schaufenster der Geschäftsstraße an und bummelte in Richtung 

 

 

Markt. Nun ist es in diesem Alter nicht besonders interessant, allein durch die Einkaufsstraße zu spazieren. Also beschloß ich, mal wieder zu Hause vorbeizuschauen. Dort kam ich auch wohlbehalten und freudestrahlend an. Meine Mutter schlug die Hände über dem Kopf zusammen und mein Vater suchte mich immernoch. Oh, das gab ein Donnerwetter! Ich fand diese Standpauke nicht so toll, deshalb zog ich es vor, in Zukunft nicht mehr auszubüchsen, wenn ich mich mal wieder über meine Eltern ärgerte.

***

Fortsetzung folgt .

 

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Mysteria
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Mysteria Re: Irgendwie ... - Ach Gunda..... *lach*, meine Mutter war nie eine Ökotussi und mein Vater eher von der Sorte "Genießer", wie man es wahrscheinlich auf den Fotos bereits erkennen kann. Aber Deine Version hat was! :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Irgendwie ... - ... kommen mir deine Geschichten recht vertraut vor, Ilona ... :o) Wenn du diese Geschichte mal in die heutige Zeit überträgst, hätte der Dialog wahrscheinlich so ausgesehen:


Papa, kaufst du mir einen Lutscher?

Nein, Schätzchen, du weißt doch, dass die Schokolade nicht gut für deine Zähne ist und ausgerechnet jetzt habe die Handtaschenzahnbürste nicht dabei und außerdem hat Mama bestimmt schon das Grünkernsüppchen mit den Biomöhrenschaumklößchen fertig und ...

Ich WILL aber einen Lutscher ...

;o)) Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Gast Toll... - wie immer! ;-)

Ist überliefert, ob Dein Vater ebenfalls eine Standpauke von Deiner Mutter erhalten hat? Schließlich hatte er ja Schuld daran, daß Du weggerannt bist. Er hätte Dir ja nur einen Schokoladenlutscher kaufen müssen....
Ich hoffe, Du hast danach immer einen bekommen? ;-)

Freue mich auf die Fortsetzung!
Vor langer Zeit - Antworten
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