Biografien & Erinnerungen
Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 1

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"Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 1"
Veröffentlicht am 13. April 2010, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 1

Stadtkind - Kindheitserinnerungen Teil 1

Beschreibung

Ich blicke zurück auf eine zauberhafte Kindheit, so behütet und so unbeschwert. Die vielen kleinen Ereignisse hatten damals für mich enorme Bedeutung und formten mich schließlich zu dem Menschen, der ich heute bin. Begleiten Sie mich auf eine Zeitreise in die 1960er Jahre und verfolgen Sie in den jeweiligen Fortsetzungen die Entwicklung des Stadtkindes.

 

Kindheitserinnerungen 

Ich bin in einem wohlbehüteten Elternhaus aufgewachsen. Meine Kindheit verlief sorglos und glücklich. Gern denke ich an die kleinen Episoden, die mir damals bedeutend erschienen und deshalb noch so lebendig in Erinnerung sind. Alltägliche Begebenheiten, das Kennenlernen meiner eigenen kleinen Welt, die Beziehung zu den Erwachsenen, das Entdecken des Körpers, der Umgang mit meinen lieben Mitmenschen, die kleinen Kindheitssünden, die Stärken und Schwächen meiner eigenen Person - all das wird deutlich in den folgenden kurzen Geschichten. Die kindliche Naivität, mit der ich damals noch so reich ausgestattet war, gibt mir heute Anlaß, herzlich über all diese Begebenheiten zu lachen. Vielleicht kann ich mit meinen Schilderungen auch dem Leser ein Lächeln entlocken.

 

 

 

Ich denke gern an unsere alte Küche zurück. 

Das war unser Hauptaufenthaltsraum, der eigentlich den Namen Wohnzimmer zu Recht verdient hätte. Hier wurde nicht nur gekocht und gegessen, sondern es wurde auch geredet, Musik gehört; das war mein Spielzimmer. Ein eigenes Kinderzimmer hatte ich nicht.

 Wir lebten damals in einer 2-Raum-Teilwohnung. Bad und Toilette mußten wir mit unseren Nachbarn teilen, die ebenfalls eine kleine Tochter hatten und für den vorderen Teil der ehemals hochherrschaftlichen Wohnung Miete zahlten.

Ich war etwa 3 Jahre alt, als mir mein Uropa ein paar selbstgebaute Möbel für die Puppenstube schenkte. Sie sahen ziemlich grob und plump aus, aber die Schränke ließen sich öffnen, und ich fand es wunderbar, wenn ich meine kleinen Püppchen in den mit Taschentüchern ausgelegten Betten schlafen lassen konnte. Nur hochheben durfte ich sie dann nicht. Sie wären sonst durchgefallen, denn die Betten hatten lediglich Rahmen, aber keine Böden. Egal! Dazu schenkte er mir einen Satz Aluminiumtöpfchen für den Puppenherd. Das war eine feine Sache, denn nun 

 

 

konnte ich die Eltern mit meinen Kochkünsten “bezaubern”. Ich hatte da ein wunderbares Gericht, wofür man mir ruhig den goldenen Kochlöffel hätte überreichen können. Es hieß “Plempe”, sah so aus und schmeckte auch so. Dazu goß ich Wasser in das Töpfchen und dann plünderte ich Mutters Küchenschrank. In jede Suppe muß Salz, außerdem Pfeffer, Paprika (wegen der Farbe), Kümmel, einige Reiskörner, 4 oder 5 Nudeln, ein Spritzer Maggi, Zucker, Zimt und ein Löffelchen Senf kann auch nicht schaden. Umrühren - fertig! Wer einmal von dieser Delikatesse gekostet hat, wird sich ewig daran erinnern. Meine Eltern durften daran nur nippen, denn ich war von meinen Kochkünsten so überzeugt, daß ich dieses Festmahl genießerisch allein verspeiste. Es muß wohl tatsächlich gut gewesen sein, denn ich habe mich danach nie über Magenschmerzen beklagt.

In unserer Küche stand ein altes Chaiselongue. An einer Ecke fehlte bereits die Federung und an Größe und Form erkannte man, das war der Stammplatz meines Vaters. Hier saß er, wenn er seinen Kaffee trank, wenn er seine Zigarette rauchte, wenn er die Zeitung las und wenn er sie dann später mit einem langen Messer in kleine handliche Stücke zerschnitt.  

 

 

 

Diese wurden feinsäuberlich gebündelt und nebenan auf dem stillen Örtchen deponiert. Toilettenpapier von der Rolle kannte hier damals noch niemand. Neben der Küche befand sich das sehr schöne, grüngeflieste Bad mit seinem allerwichtigsten Möbel, dem nach unten geöffneten Thron, ein Lieblingsort von mir. Ich bin nicht unmusikalisch und in diesem Bad gab es eine herrliche Akustik. So saß ich also auf dem Thron und sang wie ein junger Gott. Ich sang laut und lange; so lange, bis mein gesamtes Repertoire erschöpft war, und das konnte dauern ... Wenn mir das nicht reichte, erfand ich eigene Lieder mit schrecklich vielen Strophen. Manchmal kam es vor, daß der Nachbar ungeduldig an die Tür klopfte.

“ Ilona, dauert es noch lange?”

„Ich bin noch nicht fertig.“

Der Nachbar hüpfte von einem Bein aufs andere und Klein Ilona sang engelsgleich und teuflisch lange. Irgendwann wird es aber auch dem besten Jungstar auf dem Klo zu ungemütlich und wenn dann der markerschütternde, erlösende Schrei ertönte:

„Muuuttiii, fääärtich!“,

 

 

 

 

 

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Mysteria
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Gast Toll! - Ich kann mich nur meiner Vorrednerin anschließen: Das ist wirklich toll geschrieben und macht Lust auf mehr!
Besonders grinsen mußte ich bei der Geschichte über den "Thron". Die armen Nachbarn...;-)

Weiter so!
Vor langer Zeit - Antworten
Mysteria Re: Wirklich - Hallo Alexiel,

vielen Dank für Deine netten Worte! Deine Eltern werden mit Sicherheit viel mehr von dem erkennen, was ich da beschrieben habe. Aber es freut mich sehr, wenn auch Du Spaß am Lesen dieser Erinnerungen hast. Ich kann Dir versprechen, daß da noch ein paar Episoden folgen, über die sich auch so ein junger Mensch wie Du amüsieren kann. :-)

Viele liebe Grüße sendet

Ilona
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