Fantasy & Horror
Eingesperrt - Teil 2

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"Eingesperrt - Teil 2"
Veröffentlicht am 06. April 2010, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Was soll ich schreiben? Ich bin halt voll toll ne?
Eingesperrt - Teil 2

Eingesperrt - Teil 2

Was bisher geschah...

Im ersten Teil hast du schon einen ersten Einblick in Sams Alltag erhalten. Dieser ist im wesentlichen wie der eines jeden anderen auch, bis auf die Tatsache, dass sie ihr gesamtes Leben alein eingesperrt in einem kleinen, dunklen Raum fristen muss...

Teil 2 - Die stetige Beobachtung eines Spiegels

Sam begann ihr allmorgendliches Waschritual stets mit dem Entkleiden. Zuerst befreite sie ihren blassen Körper von ihrem alten in tristem weiß gehaltenem Schlafanzug, der ihr im laufe der Zeit deutlich zu kurz geworden war. Ein flüchtiger Blick in Richtung des ein auf ein Meter großen Spiegels, der ihr Zimmer zierte, bestätigte sie einmal mehr in ihren Befürchtungen. Durch einen kleinen Spalt auf der rechten Seite drang, wahrscheinlich dank eines baulichen Fehlers ein schmaler Lichtstrahl herein. Sam vermutete schon lange, dass sie von dort aus beobachtet wurde. Wer sie von dort aus beobachtete oder weshalb konnte sie sich allerdings nicht erklären. Sie war mittlerweile daran gewöhnt, dass Gefühl, beobachtet zu werden, einfach zu aus zu blenden. Sie bemühte sich zwanghaft, ihren Beobachtern nicht zu verraten, dass sie wusste, dass man sie beobachtete. Sie hatte zwar, wie jeder Andere es auch hätte, Angst vor dem Gedanken, bei all ihrem Tun gesehen zu werden. Allerdings hatte sie noch viel größere Angst davor, denen, die ihr zu sahen gegenüber treten zu müssen. Das war der einzige Grund, weshalb sie den Spiegel nicht schon längst mit etwas zu gehängt hatte oder sich versteckt in einer Ecke umkleidete. Sie redete sich ein, dass sie “die” in Ruhe lassen würden, solange sie sie einfach nicht beachtete. Sie wandte nach einer kurzen Bedenkzeit ihren Blick wieder von dem unheilvollen Spiegel ab, in Richtung ihres kleinen Waschbeckens, dass kaum Platz genug bot, um sich darunter die Haare zu waschen. Sie nahm mit einem routinierten Griff einen groben, kratzigen Stofffetzen, der am Rand des Beckens hing und benässte ihn. Sie zuckte kurz zusammen, als das kalte Wasser ihre Fingerkuppen berührte. Warmes Wasser hatte sie in ihrer kleinen Welt nicht. Behutsam reinigte sie ihren Körper. Das kratzen des alten Stoffetzens war ihr zwar vertraut aber dennoch bescherte es ihr immer wieder aufs neue eine Gänsehaut. Sie hätte natürlich auch einfach ihren Schlafanzug oder die Bettwäsche zum waschen benützen können aber das hatte man ihr strengstens verboten. Ja, tatsächlich hatte man ihr vor recht langer Zeit eine art Liste unter der Türe durch geschoben. Auf dieser Liste waren Regeln vermerkt. Diese bezogen sich auf Dinge, die absolut lächerlich anmuteten, wenn man Sams Lebensumstände betrachtete. Beispielsweise war akribisch genau der Ablauf der Nahrungsübergabe darin beschrieben. Die Strafe für das nicht einhalten dieser Regeln zog beispielsweise den Entzug von Nahrung oder noch schlimmer, das Aussetzen der Lichtphasen nach sich. Ein mal hatte man die Lichtphasen tatsächlich bei ihr ausfallen lassen. Nicht, weil Sam gegen eine Regel verstoßen hatte, sondern nur als Warnung wie sie erst nach Beendigung dieser psychischen Folter erfuhr. Noch immer hatte sie zu jeder Dunkelphase Angst, dass diese vielleicht nie mehr enden könnte. Immer wieder zögerte sie, weil ihr das eiskalte Wasser wie gefrorenes Feuer tropfenweise die Haut entlang brannte. Wie sehr sie sich doch etwas warmes Wasser oder ein kleines Stückchen Seife wünschte. Das waren wohl welche der einzigen Dinge, die sie noch aus der Zeit, ihres vorherigen Lebens kannte. Nur ein winzig kleines Stück wundervoller, duftender Seife, wie sehr hätte sie sich das doch gewünscht. In Anbetracht ihrer ausweglosen Lage hatte Sam jedoch nie den Mut aufbringen können danach zu fragen.


Sie riskierte noch einmal einen unauffälligen Blick in Richtung des Spiegels. Das Licht, dass zuvor durch den Spalt herein gedrungen war, war inzwischen erloschen. Sam atmete auf und setzte mit zusammengebissenen Zähnen ihre Waschung fort.

“Hey, komm her!” hallte es hinter der verschlossenen, stählernen Tür mit barschem Befehlston hervor. Sam kannte diese Stimme bereits. Es war eine von vielen, die wie sie vermutete für ihr Martyrium verantwortlich waren. Als Kind hatte sie anfangs eine innere Wut, nein einen brennenden, lebensverachtenden Hass gegen diese Stimmen gehegt. Jedoch hatten sich diese Emotionen inzwischen in pure Angst und Unterwürfigkeit verwandelt. Nach vielen Jahren der Gefangenschaft verschwendete sie keinen Gedanken mehr daran, sich auf zu lehnen. Längst hatte sie erkannt, dass es für sie sowohl viel einfacher, als auch gesünder war, einfach alles zu tun, was man ihr auf trug.

Die in die stählerne Tür integrierte Speißeklappe wurde ruckartig mit einem metallischen Geräusch entriegelt. Sam wusste schon, was sie zu tun hatte. Wenn sie etwas zu essen haben wollte, musste sie ihre Hände, mit den Handflächen nach oben durch den engen Schlitz halten. Sie konnte nicht sehen, was während dessen draußen geschah. Manchmal bekam sie auch statt etwas Nahrung einfach einen Schlag auf die Finger. Wenn sie diese dann zurück zog, wurde die Klappe einfach wieder geschlossen und Sam bekam nichts zu essen. Das hatte zur Folge, dass sie jedes mal ihr Herz rasen spüren konnte, wenn sich die Klappe öffnete. Sie bereitete sich vor, egal was passieren würde, die Hände krampfhaft nach draußen zu halten. Doch dieses mal war das einzige, dass sie an ihren Handflächen fühlte einige kleine Kugeln. Diese entpuppten sich schnell als Tabletten. “Schlucken!” befahl die Stimme eisern. Gehorsam nahm sie die drei Tabletten ein, obwohl ihr völlig schleierhaft war, was diese bewirkten. Niemals hätte Sam es gewagt, “nein” zu sagen, dass hätte sie wohl schon sehr bald bitterlich bereut. Es handelte sich um 2 kleine Kapseln und ein großes Dragee. Mit den beiden kleinen Kapseln hatte Sam keine Probleme aber das riesige Dragee hasste sie. Zu jeder Mahlzeit bekam Sam dieses Ding vorbei gebracht. Dieses eine Medikament war größer als die beiden anderen zusammen. Sam schloss ihre Augen, lehnte ihren Kopf nach hinten und führte sie zum Mund. Ihr kam es jedes mal so vor, als wollte dieses Dragee gar nicht geschluckt werden und sauge sich deshalb irgendwie mit aller Kraft in ihrem Hals fest. Sam unternahm noch einen zweiten Schluckversuch und schaffte es schließlich es herunter zu bekommen. Sie konnte spüren, wie das Dragee ihre Kehle passierte und Zentimeter für Zentimeter ihre Speiseröhre schwerfällig herunterrutschte. Wahrscheinlich wäre es ihr viel leichter gefallen, wenn ihr mal jemand den Tipp gegeben hätte, doch Wasser nach zu trinken...

Ungeduldig brachte die Stimme hinter der Tür hervor: “Hast du’s jetzt mal bald? Wenn du nichts essen willst, kann ich auch gehen.”. Hurtig steckte Sam ihre Hände erneut mit den Handflächen nach oben durch die enge Öffnung. Sie spürte, wie ihr etwas hartes und schweres in die Hände gegeben wurde. Sam zog sie allerdings unkontrolliert zurück, als sie bemerkte, dass es sich dabei um einen sehr heißen Gegenstand handelte. Sie schaffte es gerade noch so reflexartig, dafür zu sorgen, dass er bei ihr drin landete und nicht außerhalb, wo sie sicherlich nicht hin gekommen wäre. Eine Art Napf viel klappernd knapp vor ihren Füßen auf den harten Boden. Einige dicke und undefinierbare, heiße tropfen trafen auf ihren rechten Fuß und brannten auf ihrer Haut rötliche Flecken ein. “Ach ja, ehe ich es vergesse: Vorsicht heiß!” schallte es hämisch lachend hinter der dicken Tür hervor, während die Speißeklappe wieder verschlossen wurde.

In Sam kam die Frage auf, wie sie das alles nur weiterhin durchhalten sollte, zumal sie wusste, dass das schlimmste dieser Lichtphase immer noch vor ihr lag...

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Marco88
Was soll ich schreiben? Ich bin halt voll toll ne?

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Marco88 Falsche Kategorie... - Mir ist gerade aufgefallen, dass ich die falsche Kategorie angegeben hatte. Es wurde soeben von mir geändert.

Sorry ^_^"
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