Monko sucht ein zu Hause.
Monko ist ein kleiner allerliebster Kater, der sich nichts sehnlicher wünscht, als in der großen Stadt zu wohnen. Den ganzen Tag putzt er sein weißes Fell und wartet drauf, dass irgendjemand aus der fernen Stadt kommt und ihn mitnimmt.
Der kleine Kater hat einfach das Gefühl, dass er kein Bauernkater ist. Natürlich erzählt er das keinem, die Geschwister würden ihn ja auslachen, ganz besonders seine kleine Schwester Minki. Diese liebt nichts mehr, als zwischen den Kühen hin und her zu rennen. Monko hält sich immer die schwarzen Pfötchen vors Gesicht. Es sieht einfach zu gefährlich aus, wie die kleine Glückskatze im Stall, mal ganz frech der alten Kuh Berta, am Schwanz zieht oder sogar auf den Rücken springt. Nein das kann Monko wirklich nur sehr schwer ertragen. Wenn er dann schimpft, lacht Minki nur und sagt ihm, dass er eben ein fürchterlicher Angsthase ist. Ja und als ob sie doch etwas ahnte, hat sie sogar schon einmal gesagt: „Monko, du bist so ein richtiger Angsthase, du bist kein echter Bauernkater“, ja das hat sie wirklich gesagt.
Obwohl Minki so ein kleiner Wildfang und Monko, eher ein kleiner Hasenfuß ist, verstehen sich die Beiden prächtig. Den ganzen Tag spielen sie zusammen. Mal toben sie durch den großen Garten und ein anderes Mal machen sie eine Wanderung in den Wald. Oft denkt der kleine Kater, was wird wohl aus Minki, wenn ich erst einmal in der großen Stadt bin. Ja wer soll denn auf meine kleine Schwester aufpassen. Bestimmt passiert ihr etwas schlimmes, wo sie doch so eine wilde Hummel ist. Sie hat vor nichts und wieder nichts Angst, ja und Vorsicht, na die kennt sie einfach nicht. Sie lebt ohne an eine Gefahr zu denken, fröhlich in den Tag hinein. Aber noch bin ich ja hier und kann auf sie aufpassen.
Ja und seit Minki weiß, dass sie ein Glückskätzchen ist, passt sie überhaupt nicht mehr auf. „Was soll mir denn passieren“ fragte sie neulich, als sie unter dem riesigen Traktor lag, „Glückskätzchen haben einen extra aufmerksamen Schutzengel, glaub mir das, lieber Monko. Bitte was hätte es denn für einen Sinn, wenn mir was geschieht, dann hat doch dieses ganze Glückskätzchengetue gar keinen Sinn, oder????“. Monko, weiß, seiner Schwester fällt immer eine Ausrede ein und so schweigt er still und nimmt einfach die kleinen Tatzen vor die Augen, grade so, als könnte er damit alles gefährlichen von Minki abwenden. Ja und mit so einer kleinen wilden Schwester kann man sich sicher denken, dass der kleine Kater seine Pfötchen sehr, sehr oft an seinem Köpfchen hat.
Abends dürfen Kater und Kätzchen in der Stube, auf der Ofenbank liegen. Wohlig warm ist es dort, sie kuscheln sich dicht aneinander und schnurren friedlich vor sich hin. Der Bauer und seine Frau lieben dieses heimelige Schnurren sehr, „es hat so etwas gemütliches und riecht irgendwie nach Feierabend und Frieden“, sagte der Bauer neulich zu seiner Frau. Und weil nun alle Arbeit getan ist, machen es sich die Herrschaften richtig gemütlich. Die Bäuerin hat Bratäpfel ins Rohr geschoben und der Bauer hat sich seine Pfeife angesteckt, es duftet herrlich nach Feigentabak, Zimt und warmen Äpfeln.Kuschelig eben, genau so, wie man es sich nach getaner Arbeit wünscht.
„Du“ sagt da die Bauersfrau zu ihrem Mann „Du, sag mal, wer hat denn vorhin angerufen, als ich noch im Stall war?“. „Ach das, das war die Nachbarin, sie ist spazieren gegangen und hat unseren Monko gesehen und nun nachgefragt, ob wir den denn hergeben würden“. Erwidert der Bauer. „Aber die hat doch den kleinen Hund, ob das mit unserem Monko gut geht? Naja, eigentlich ist er ja der liebste von den Kleinen, aber ich weiß nicht.“ Sorgt sich die Bäuerin. „Nein, nein, sie fragt für eine liebe Freundin, die sucht ein Kätzchen. Frau Hofer hat nur nachgefragt, mehr nicht“.
Monko bekommt ganz spitze Ohren, als er das hört. Vielleicht wohnt ja die Freundin, der Frau Hofe, in der Stadt und sein Traum wird endlich wahr. Fast wäre er vor Freude von der Ofenbank gefallen, aber im letzten Moment konnte er sich noch festhalten. Aber was wird denn dann aus Minki, ich kann sie doch nicht allein lassen. Ganz traurig kuschelt er sich an das Schwesterchen und schläft wieder ein.
„Ja und hast du zugesagt“, will die Bauersfrau wissen. „Ja aber natürlich, am Samstag kommen die Leute und schauen sich unseren Monko an, vielleicht hat er ja Glück und wir auch, es sind einfach zu viele Katzen, die bei uns auf dem Hof leben. Eine weniger wäre schon sehr schön“ antwortet er seiner Frau.
Am Samstag kommt ein großes Auto vor gefahren. Ein kleiner Junge mit ganz schwarzen Haaren, eine wunderschöne Frau und ein großer stattlicher Mann, ja und natürlich die Frau Hofer, steigen aus dem Auto. Rufen nach dem Bauern und dann gehen alle zusammen in den Stall. Dort wartet die Omi schon und hat die kleine Minki auf dem Arm: „Nehmen Sie sie doch mal auf den Arm,“ rät sie der jungen Frau, aber die schaut nur nach Monko, der sich hinter einem großen alten Blecheimer versteckt hat. „Darf ich denn diesen kleinen Helden hinter dem Eimer mal anschauen, oder möchten Sie den lieber selbst behalten“ fragt die wunderschöne Dame. Ja und während Monko schon ein Herz erobert hat, hält die Omi immer noch die kleine Minki auf dem Arm. „Ja“ hört sie da die tiefe Stimme des Mannes, „Was ist, denn mit diesem süßen Kätzchen?“ bittend schaut er seine Frau an, denn er hat sich soeben in das kleine Glückskätzchen verliebt. „Lass uns diese nehmen“, versucht er seiner Frau nun die kleine Katze schönzureden. Na und was ist, diese hält den schnurrenden Monko so fest in ihrem Arm, als wollte sie sagen: Nein, der kleine Kater kommt mit zu uns, den geb ich nicht mehr her. Nun stehen alle zusammen im Hof und sehen sich an, welches Kätzchen kommt nun mit zu den feinen Herrschaften. Der kleine Bub darf sich eines aussuchen, aber der schaut auch nur vom Papi zur Mami und kann sich nicht entscheiden.
„Ja, was ist denn, wenn wir Beide mitnehmen?“ rät der feine Herr. „Wir haben doch so viel Platz und denk doch mal, wie schön es ist, wenn die Kätzchen zusammen spielen können. Sagt man nicht immer Katzen brauchen einen Spielgefährten?“. Die Omi lacht herzhaft: „Ja von uns aus können Sie ruhig noch ein paar der Kleinen mitnehmen, es sind dieses Mal so viele, Sie machen uns eine große Freude, wenn Sie den Kätzchen ein schönes zu Hause schenken“.
Monko, denkt bei sich, „wie gut, dass ich mich heute so tüchtig geputzt habe, ich bin eben doch ein ganz besonders nobler Kater, der viel besser in eine alte Villa passt, als auf einen Bauernhof und mein Schwesterchen wird sich schon an die Stadt gewöhnen. Wir werden ein sehr vornehmes Leben führen.“
Stolz schreitet der kleine Kater Monko, mit Minki im Schlepptau, auf das große Auto zu und dann, als wäre es das normalste von der Welt, springen Kater und Kätzchen auf die Rückbank der Nobelkarosse und freuen sich auf ihr neues zu Hause.
Anfangs hat die kleine Minki noch ein bisschen Heimweh, nach den Kühen und den anderen Geschwistern, aber das vergeht ganz rasch, wenn sie sieht, wie glücklich ihr Bruder Monko ist.
Der kleine Monko ist sich ganz sicher, dass sein Schutzengel ein bisschen mitgeholfen hat, denn schließlich hat sich sein sehnlichster Wunsch: „Ich möchte in die große Stadt“ erfüllt.
Jeder egal ob es kleine Katzen, kleine Kinder oder richtig Große sind, hat einen Schutzengel und wenn man ganz fest an seine Wünsche glaubt, dann gehen sie manchmal auch in Erfüllung.
©UteAnneMarieSch.