"Du musst aufwachen!", sprach die raue Stimme als ich langsam die Augen aufschlug.
Er tat es schon wieder. War es denn zuviel verlangt mal ausschlafen zu wollen? Ich hob meinen Kopf und starrte auf den Wecker. Viertel vor Acht. Ich grummelte, denn leider hatte er Recht mit dem was er sagte. Den Luxus des Ausschlafens musste ich doch aufs Wochenende verlegen. Jetzt rief die Arbeit und ich hatte absolut keine Lust dazu. Da gab es andere Dinge, die ich nun viel lieber tun würde. Dinge, die wir die ganze letzte Nacht auch schon taten. Ich begann zu Lächeln als ich ihn ansah und er verstand sofort. "Nein! Du musst los!", warf er mir ebenfalls grinsend zu, während er sich zurücklehnte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. "Ich hingegen werd noch etwas entspannen. Freie Tage haben so ihren Vorteil!", sagte er nun schon in einem leicht spöttischen Unterton.
"Spielverderber!", plerrte ich ihm zu und streckte ihm die Zunge raus. Noch bevor er antworten konnte, stand ich auf und zog mich an. Dabei konnte ich seine Augen stets auf meiner Haut spüren und ich genoss es. Als ich mir den Pullover überstreifte, wandte ich mich ihm zu. "Sehen wir uns denn heute nach der Arbeit?" Er grinste erneut und antwortete: "Tut mir leid, das wird wohl nicht gehen! Ich habe nachher noch einen Termin." Ich verzog den Mund zu einer Schnute und murmelte: "Aber du hast doch gesagt, dass du einen freien Tag hast!" Lachend richtete er sich auf. "Ja, habe ich auch. Aber der Termin ist nicht geschäftlich. Es gibt da auch noch andere Dinge die man regeln muss im Leben." Dabei lehnte er sich zum Nachttisch und nahm einen Ring auf, den er auch prompt über den Ringfinger der linken Hand zog. "Dinge die man regeln muss also... !", sprach ich und ließ den Satz unvollendet. Er verstand sofort. "Ja. Auch das gilt es noch zu regeln. Und das wird auch bald geschehen." Nun erhärtete sich meine Miene und ich antwortete flapsig: "Das wird in Filmen auch immer gesagt und dort geschieht nie etwas. Sag mir wann. Wann wirst du es mit ihr regeln? Wann beendest du es?" Nachdenklich warf er mir einen Blick zu. "Sobald es möglich ist ohne das zu großer Schaden entsteht. Aber bitte setz mich nicht unter Druck. Dann handle ich so wie ich nicht handeln will." Ich verschränkte die Arme. "Wie handelst du denn dann? Verrätst du dich dann etwa?" Nun erhob er sich vom Bett und kam auf mich zu. Sacht legte er seine Arme um mich und flüsterte mir ins Ohr: "Mach es mir nicht so schwer. Ich liebe dich doch!" Dann küsste er mich und zog mich nah an seinen immer noch nackten Körper. "Schuft! Das wird dir nicht immer gelingen mit der Masche!", sprach ich und riss mich von ihm los. "Ich muss nun zur Arbeit. Meld dich einfach!", stieß ich noch schnell aus bevor ich ohne hinzuschauen meine Aktentasche griff und durch die Türe trat.
Draußen herrschte Sonnenschein und klarer Himmel. Ein paar vereinzelte Wolken schwebten unbedächtig durch die Luft und brachen das Licht. Es war einfach ein herrlicher Tag. Mit schnellen Schritten zog ich durch die Innenstadt Richtung Bahnhof. Ich fragte mich noch, mit einem selbstbeantwortenden Grinsen, warum ich eigentlich so einen Umweg in Kauf nahm für diesen Kerl. Das Schicksal war launisch, wie ich befand während ich vor einem Modegeschäft stehen blieb. Es hatte seinen Grund, denn im Schaufenster sah ich die letzten Wochen über immer ein rotes Sommerkleid, welches dort zum Verkauf hing. Nun war es fort und wieder zog ich eine Schnute, da ich es mir sehr gerne gekauft hätte, wenn ich genug Geld zusammengehabt hätte. Ich wollte es unbedingt haben, aber dazu reichte mein Geld leider nicht aus. "Tja, zu spät!", dachte ich mir mit einem Grummeln, als ich im Schaufenster gespiegelt Jemanden hinter mir wahrnahm. Es war eine Frau die ungefähr in meinem Alter sein musste und noch auf der anderen Straßenseite stand. Sie bemühte sich über die Straße und zu mir zu kommen, wie es schien, doch da ich sie nicht kannte ging ich weiter. Vor ein paar Tagen war sie mir zum erstenmal aufgefallen. Seitdem schien sie mich zu verfolgen. Eine Stalkerin. Ich muss gestehen, dass ich Angst hatte vor ihr und deswegen weiterzog. Rasch eilte ich zum Bahnhof, doch ich bemerkte dass sie mir folgte. Hektisch bahnte ich mir meinen Weg an den Leuten vorbei und rempelte dabei eine ältere Frau an die durch meinen Stoß zu Boden fiel. Ich war im Begriff mich umzudrehen und ihr aufzuhelfen als ich wieder die Frau erspähte und lieber doch weiterging. Die ältere Dame fluchte über die Jugend der heutigen Zeit, doch ich schenkte dem keine Beachtung, auch wenn ich beschämt war. Mit einem kurzen Blick zurück, bevor ich in meinen schon eingetroffenen Zug stieg, sah ich dass meine Verfolgerin der alten Frau aufhalf. Dann schlossen sich die Zugtüren und wir fuhren los.
Erst in meinem Büro kam ich ein wenig zur Ruhe. War es etwa Lukas' Frau die hinter mir her war? Diese Frage quälte mich seitdem ich die Frau zum erstenmal wahrnahm. Wer weiß aber, wie lange sie mich schon verfolgte? Das scheppernde Geräusche von Akten die in meine Ablage gedonnert wurden, riss mich aus meinen Gedanken und ich begann zu Arbeiten. Es war eine willkommene Abwechslung, doch nun fiel mir auf dass ich so tief in Gedanken war, dass ich nichtmals meine Kollegin Davina begrüßte als ich ins Büro trat. Grinsend saß sie mir gegenüber. Irritiert sah ich sie an: "Was ist denn?" Doch ihre Miene veränderte sich nicht als sie sagte: "Du warst wieder bei ihm, stimmt's?" Davina und ich waren sehr gute Freundinnen und somit war sie gut darin soetwas zu erkennen. Dennoch stritt ich es zunächst ab. "Ich weiß nicht was du meinst, Süße!", sagte ich zu ihr während ich mir die Akten aus meine Ablage nahm. Doch sie ließ sich nicht abwimmeln und rollte mit ihrem Bürostuhl näher an mich heran. "Mir machst du nichts vor. Und das weißt du auch." Es war wirklich schwer mir nichts anmerken zu lassen, aber ich tat mein möglichstes. Hätte sie nämlich von mir gehört, dass sie mit ihrer Vermutung Recht hatte, hätte ich den ganzen Tag über Fragen beantworten dürfen. "Süße, ich weiß echt nicht was du meinst. Ich komme von zu Hause. Ich kann ja nicht immer bei ihm sein." Sie machte ein skeptisches Gesicht, doch ich glaubte sie abgewimmelt zu haben. "Naja, okay. Wenn das so ist, kannst du mir ja den Bericht aus deinem Aktenkoffer geben, den du mir mitbringen solltest.", sprach sie nüchtern. Zum Glück hatte ich am Vorabend noch daran gedacht und packte ihn tatsächlich ein. Triumphierend sah ich sie an und wollte mir meinen Aktenkoffer schnappen, als mein Grinsen verblasste. Dafür lachte nun aber Davina lauthals los, denn erst jetzt bemerkte ich, dass es nicht mein Koffer war, sondern der von Lukas. "Du solltest beim nächstenmal besser hinschauen, Kleines. Sonst stehst du irgendwann auch noch in seinen Klamotten vor mir.", bekam sich Davina kaum noch ein. "Blöde Kuh!", blaffte ich sie gekünstelt an und grinste leicht verschämt.
Nach unzähligen Anträgen und Formularen die ich bearbeiten musste, näherte sich die Mittagspause. Immer wieder fiel mein Blick jedoch auf den Aktenkoffer von Lukas. Ich wusste nicht woher es kam, aber meine Neugierde war so groß einen Blick hinein zu riskieren, dass ich mich kaum zurückhalten konnte als es dann wirklich 13 Uhr war und wir in die Pause entlassen wurden. Ich saß auf meinem Stuhl und starrte den Koffer an als Davina fragte ob ich sie zum Essen begleiten möchte. Mit einem Kopfschütteln signalisierte ich ihr, dass ich hier blieb und lächelnd verschwand sie. Sofort fiel mein Blick wieder zum Koffer und ich begann an meinen Fingernägeln zu knabbern. Was machte bloss den Reiz aus? Schließlich war es nur diese blöde Koffer. Aber das Unwissen über den Inhalt war es wohl, der mich letztlich veranließ doch einen Blick hinein zu riskieren. So nahm ich den Koffer und legte ihn auf meinen Schoß. Sanft strich ich mit meiner rechten Hand über die Oberfläche und ich spürte eine knisternde Spannung. "Was wird mich wohl erwarten?", dachte ich und war im Begriff den Koffer aufzumachen als mich plötzlich mein Gewissen plagte. Stellte ich damit nicht sein Vertrauen in Frage? Ich war verunsichert, denn ich wollte nicht in seinen Privatsachen schnüffeln. Somit siegte mein Gewissen über meine Neugierde und ich war im Begriff den Koffer beiseite zu stellen. Völlig in Gedanken stand ich auf und lief mit vollem Elan in Davina, welche zwei Becher mit Eistee in der Hand hielt und nun zu Boden fielen. Mir rutschte der Koffer aus den Händen, welcher ebenfalls laut auf den Boden krachte und dabei aufsprang. "Oh Mann, Luisa!", schrie Davina, die von oben bis unten mit Eistee überschüttet war. "Schau dir das mal an!", sagte sie entsetzt und deutete auf ihr weißes Oberteil durch das man nun hindurch sehen konnte. Hektisch wuselte ich um sie herum. "Okay, okay. Keine Panik... ich krieg das wieder hin!", sprach ich aufgebracht und versuchte mit Papiertaschentüchern das Nötigste zu retten. "Süße, das bringt doch nichts!", meinte sie mit hoffnungsloser Stimme, während ich mit einem Ordner Luft zu ihr fechelte damit alles schneller trocknet. Außerhalb unseres Büros versammelten sich schon einige Kollginnen, die das mitbekamen und nun sichtlich amüsiert tuschelten. "Lass es sein, Luisa! Ich gehe auf die Damentoilette und nutzen den Handtrockner.", sprach Davina ein wenig verschämt als sie den Trubel bemerkte. Prompt verließ sie das Büro. Um meine Ruhe zu haben, schloss ich die Bürotüre und warf mich in meinen Bürostuhl. Ich schämte mich für die Aktion und wackelte ungeduldig mit meinem Stuhl hin und her, als mir plötzlich der offene Aktenkoffer am Boden auffiel.
Bei der ganzen Hektik hatte ich gar nicht mehr daran gedacht, dass er mir aus den Händen glitt, doch nun lag er vor meinen Füßen. Ein paar Dokumente lagen um ihn herum verstreut, sodass ich mich dazu entschloss mich hinzuknien und alles aufzuheben. Wieder nahm ich den Koffer auf meinen Schoß, doch jetzt war er bereits geöffnet. War es ein Wink vom Schicksal, dass ich doch hineinsehen sollte? Ich dachte gar nicht weiter darüber nach und öffnete ihn nun prompt. Darin befanden sich , neben einem braunen Päckchen, ein großer Umschlag, ein Notizbuch und eben jene Dokumente die wild über den Boden verstreut waren. Teils waren es Zeitungsberichte und teils Vermisstenanzeigen der Polizei. Ein mulmiges Gefühl überkam mich. Was machte Lukas bloss mit derlei Dingen? War es sein Job? Leider hatte er bisher noch nicht darüber gesprochen, was er eigentlich beruflich tat und ich wollte ihn auch nicht dazu drängen. Vielleicht war er ja ein Detektiv, grübelte ich, doch ich tat es eher um mich selbst zu beruhigen. Denn als ich die Vermisstenanzeigen genauer ansah, fiel mir auf dass der Name der Frauen unkenntlich gemacht wurde. Zögerlich glitt meine Hand zu dem Notizbuch und gerade als ich im Begriff war es aufzunehmen, tippte mir Jemand auf die Schulter. "Ich nehm dir das übel!", hörte ich die Stimme sagen doch konnte vor Schreck nicht erkennen wer da sprach. "Das war mein neustes Oberteil und es ist versaut!", hörte ich die Stimme weitersprechen und eine innere Erleichterung erfasste mich, als ich sah dass es Davina war. "Musst du mich so erschrecken?", stieß ich aus und sie sah mich an. "Musst du mich mit Eistee überschütten?", konterte sie mit einer Gegenfrage und grinste. Zuerst war ich noch ernst und nachdenklich, doch als ich Davinas Grinsen länger ansah, musste ich ebenfalls damit anfangen. Sie riss mich aus meinen Gedanken und ich stellte den Koffer neben mir ab. "Zeit um weiterzumachen, Süße!", sprach sie und begann sogleich mit der Arbeit.
Der Arbeitstag verging relativ schnell und Davina nahm mir die Sache mit dem Eistee auch nicht so übel. Gemeinsam verließen wir das Büro und alberten noch ein wenig vor der Firma herum als mich plötzlich Jemand von hinten antippte. "Entschuldigen Sie, ich müsste mal mit Ihnen reden!", sprach die mir unbekannte Stimme einer Frau. "Ich werd euch dann mal alleine lassen!", meinte Davina zu mir und ging. Als ich mich umdrehte, stand ich von Angesicht zu Angesicht meiner Stalkerin gegenüber. Ich dachte immer, dass Stalker Distanz wahren würden doch ich fühlte mich merklich überrascht. Allerdings zeigte die Frau ein unsicheres Auftreten und war total verschüchtert, sodass ich recht locker antwortete: "Und wie kann ich Ihnen helfen?" Unerwartet streckte sie mir ihre Hand entgegen. "Mein Name ist Luisa Timmes. Sie kennen mich nicht, ich weiß." Zögerlich reichte ich ihr auch meine Hand. "Luisa Gehrke. Komischer Zufall.", brachte ich nur heraus und setzte einen nachdenklichen Blick auf. Die Unbekannte lächelte leicht, jedoch nur kurz. "Leider ist dies alles andere als ein Zufall.", antwortete sie prompt. Skeptisch warf ich ihr einen Blick zu. "Wie darf ich das denn verstehen?" Sie verschränkte verunsichert ihre Arme und sprach: "Wir kennen beide den selben Mann. Es geht um Lukas Gabrosz." Ich hatte einen Kloß im Hals als sie das sagte, da ich glaubte seiner Frau gegenüberzustehen. "Sie... sie sind... !", stotterte ich doch die junge Frau reagierte schnell. "Nein, nein. Ich bin nicht seine Frau, falls Sie das glauben. Aber sie müssen aufpassen. Er treibt ein gefährliches Spiel. Er ist... .", sprach sie bevor sie plötzlich verstummte und ihren Blick an mir vorbei richtete. Sofort war sie hektisch. "Wir müssen ein andermal Reden. Ich muss jetzt gehen.", sagte sie fast schon ängstlich und kehrte mir den Rücken zu. Ich reagierte zu spät und rief: "Warten Sie! Wann? Und wo?", doch die Frau lief weiter und verschwand. Keinen Augenblick später packte mich Jemand von hinten und drehte mich zu sich um. Es war Lukas, der mich grinsend ansah. "Hi! Ich dachte mir, dass ich dich von der Arbeit abhole da ich meinen Termin verlegen konnte.", sprach er enthusiastisch. Ich war sichtlich durcheinander, so dass es auch ihm auffiel. "Was ist denn los?", fragte er sanft nach und sah mich an. Innerlich war ich verunsichert, doch ich überspielte es mit einem Lächeln. "Ach nichts! Es war heute nur ein komischer Tag im Büro.", antwortete ich und lachte verunsichert. Skeptisch sah er mich an. "Und was war an dem Tag komisch?", fragte er so als würde er mich durschauen. Für einen Moment war ich ratlos, doch dann hielt ich seinen Aktenkoffer hoch. "Naja, es fing schon mal damit an, dass ich deinen Koffer mitnahm statt meinem.", lächelte ich ihm verstohlen zu. Sein Blick war ernst und versteinert und ich glaubte er würde mir nicht glauben, doch plötzlich begann er zu Lachen. "Ach du hattest ihn also. Und ich hatte ihn schon den ganzen Morgen lang gesucht." Ich zuckte mit den Schultern und meinte mit einem süßen Blick: "Sorry, mein Fehler!" Er schüttelte nur den Kopf und grinste bevor wir zu seinem Auto gingen.
Auf der Fahrt zu ihm quälten mich plötzlich die Ereignisse des Tages. Ich schaute mehrmals zu ihm hinüber und stellte für mich fest, dass ich doch eigentlich noch viel zu wenig über Lukas wusste. Wir lernten uns in einer Disco kennen und verbrachten eine heiße Nacht miteinander aus der eigentlich nicht mehr werden sollte. Aber erstens kommt es meist anders und zweitens als man denkt. So entwickelte sich diese Affäre zwischen uns, obwohl ich von Anfang an wusste dass er verheiratet war. Ich musste sehr in meine Gedanken vertieft gewesen sein, denn plötzlich fragte Lukas was denn mit mir los sei, da ich so still wäre. Leicht lächelnd sah ich ihn an. "Weißt du, ich habe mir gerade ein paar Gedanken gemacht.", sprach ich zögerlich. Grinsend sah er mich an. "Und worüber, wenn ich fragen darf?" Verunsichert sah ich auf die Straße um seinem Blick auszuweichen. "Über dich und mich.", fuhr ich fort. Plötzlich erhärtete sich seine Miene. "Über uns? Und was genau?" In seiner Stimme lag eine Unsicherheit, welche mich ebenfalls noch mehr verunsicherte. "Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll.", sprach ich sehr zurückhaltend. Er begann zu schlucken. Dann räusperte er sich und sah mich kurz an. "Hast du einen Anderen kennengelernt?", fragte er mich völlig ernst. Überrascht sah ich zu ihm. "Nein. Oh Gott, nein. Das ist es nicht.", lächelte ich ihm zu, sodass auch er wieder etwas auflockerte. "Was ist dann?", hakte er nach. "Ich hab nur heute darüber nachgedacht, dass ich ja eigentlich nicht viel über dich weiß. Ich weiß nicht mal was du beruflich machst.", nuschelte ich vor mich her. Sofort grinste er. "Ach, darum geht es?" Schüchtern nickte ich. "Du solltest mich nicht so erschrecken. Ich habe schlimmeres befürchtet." "Also sagst du es mir?", fragte ich skeptisch nach und er lachte. "Hm ja, wenn du unbedingt willst." Ich nickte prompt. "Also schön!", sprach er. "Ich suche gewisse Frauen, die alle etwas verbindet.", sprach er. "Gewisse Frauen? Und was für welche?", fragte ich nach. Dabei fielen mir die Vermisstenberichte aus dem Koffer wieder ein. Vielleicht war er ja wirklich ein Polizist oder ein Privatdetektiv. "Darüber kann ich nicht sprechen. Sorry. Aber du wolltest ja auch nur wissen was ich beruflich mache, und nicht weswegen.", warf er mir mit einem Grinsen zu, während an seinem Haus ankamen und davor parkten. "Vielleicht verführst du ja die Frauen.", meinte ich spöttisch und verzog mein Gesicht. Darufhin stieg er wortlos aus und kam zur Beifahrertüre. Diese öffnete er und hob mich aus dem Wagen. Mit dem Fuß stieß er die Türe zu und trug mich zur Türe.
Der Abend war noch jung und so geschah es, dass wir kaum das wir zu Hause waren übereinander herfielen. Ich hielt es für gefährlich, dass wir unsere Sexualität bei ihm zu Hause auslebten, da ich immer damit rechnete dass irgendwann seine Frau hereinplatzen würde und uns überrascht. Vielleicht war aber auch gerade das der Reiz des Ganzen und veranließ mich dazu sein Spiel mitzuspielen. Wir liebten uns heiß und innig und der Schweiß perlte von unserer Haut als wir erschöpft nebeneinander in die Federn fielen. Während er sich aber dazu entschloss zu Schlafen, war ich im Begriff mir noch eine Dusche zu gönnen. Somit stackste ich schnurstracks ins Badezimmer und stellte das Wasser ein. Da ich keine lästige Kleidung trug, konnte ich sofort unter das heiße Wasser springen und es sanft über meinen Körper perlen lassen. Es sprudelte an mir herab und ich merkte, dass ich immer noch innerlich glühte. Es war ein Feuer, das ich mit dem herrlichen Prickeln des Duschkopfes löschen wollte, als ich ihn sanft zwischen meine Schenkel führte. Ich seufzte zunächst leise, doch als ich mich auch zu berühren begann, wich das Seufzen einem lustvollen Stöhnen. Ich trieb mich dem Höhepunkt entgegen, als ich plötzlich ein schepperndes Geräusch vernahm. Sofort sah ich mich erschrocken um, doch keinen Moment später hörte ich es erneut. Es kam vom Fenster und somit warf ich mir schnell einen Bademantel über um nachzusehen. Jemand warf Steine dagegen, was ich erkannte als ich nähertrat. Unten stand Luisa Timmes und ich war zunächst erschrocken. Sie winkte mir zu und deutete mir an, dass ich ihr aufmachen sollte. Ich zögerte, da ich nicht wusste ob ich es wirklich tun sollte. Doch dann nickte ich ihr zu.
Als ich die Tür erreichte und sie öffnete, trat Luisa sofort ein. "Warum sind Sie wieder mit ihm nach hier gekommen? Das war keine gute Idee!", sprach sie sofort aufgebracht. "Hören Sie, ich kenne Sie nicht mal. Das alles macht es nicht leicht. Und ich weiß noch nicht mal, was Sie von mir wollen.", antwortete ich ihr durcheinander. "Ich will, dass Sie in Sicherheit sind.", warf die junge Frau mir entgegen, doch es machte mir Angst. "Was meinen Sie eigentlich damit? Sie haben vorhin schon vor meiner Arbeit soetwas angedeutet.", stieß ich verunsichert aus. Erst jetzt wurde die andere Frau etwas ruhiger. "Sie sind in Gefahr. Sie wissen es nur noch nicht.", sprach sie erneut. Ängstlich fasste ich mir an die Stirn. "Jetzt reden Sie schon Klartext.", warf ich aufgebracht hervor. Die junge Frau sah mich an und nahm meine Hand. Gemeinsam setzten wir uns an den Esstisch. "Lukas hat mehrere Affären. Sie sind nicht die Einzige.", sprach sie fast flüsternd zu mir. Sofort dachte ich an die Fotos der Frauen in seinem Aktenkoffer. Waren es seine Affären? Ich ließ meine Skepsis nicht an mich heran, bis zu diesem Zeitpunkt. Ich musste heftig schlucken um nicht zu Weinen, doch die Frau war noch nicht fertig. "Ich weiß, dass es sehr hart für Sie sein muss. Aber das ist nicht das Einzige was ich Ihnen sagen wollte. Lukas ist... .", wollte die junge Frau gerade sagen, als Lukas von oben herunterrief. "Luisa? Was ist denn da unten los? Ist da Jemand bei dir?" Erschrocken hielt die Frau inne und stand wie angewurzelt und mit entsetztem Blick vor mir. Auf der Treppe waren schon Lukas' Schritte vernehmbar. Schnell packte ich die Hand der Fremden und schliff sie zur Kellertür, welche sofort an die Küche angrenzte. Ich drückte sie hinein und schloss die Türe. Dann hetzte ich zum Wohnzimmertisch und griff mir die Fernbedienung. Kurz bevor Lukas den Raum betrat, schaltete ich den Fehrseher ein.
"Ich fragte, ob du dich mit Jemanden unterhälst.", brach er verärgert hervor. Ich lächelte ihm zu und meinte: "Nein, ich schau nur etwas fern weil ich nicht schlafen kann." Er verzog den Mund zu einem Grübeln. "Trotzdem hättest du antworten können.", zischte er mir zu. Ich stand auf und ging zu ihm. Dann schloss ich ihn in die Arme. "Entschuldige, ich habs wohl nicht gehört. Der Film ist zu gut." Plötzlich fiel ihm auf, dass ich den Tränen nahe war. "Was schaust du denn?", fragte er leicht grinsend. Verunsichert sah ich zum Fernseher. "Ach, weißt du ich kenne den Film gar nicht. Aber er bewegt mich." Skeptisch sah er zum Bildschirm und meinte dann zu mir: "Du bist die erste Frau die bei Stirb Langsam 2 sagt, dass sie den Film bewegend findet." Ich schluckte, da ich dachte ich wäre aufgeflogen und sprach: "Ja, weißt du... die Sache mit dem Flugzeug... all die Toten. Es weckte alte Erinnerungen." Sein Blick wandelte sich zu einen reumütigen. "Entschuldige. Ich hab das ganz vergessen.", sagte er und gab mir einen Kuss. Als ich Lukas kennenlernte, hatte ich ihm erzählt dass meine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Es war das erstemal, dass ich diesem Umstand etwas positives abverlangen konnte. "In Anbetracht dieser Umstände möchte ich dich ein klein wenig aufheitern.", sprach er mit einem verschmitzten Lächeln. "Sieh mal da drüben auf dem Tisch. Das ist für dich.", deutete er mit seiner rechten Hand in die Richtung. Langsam ging ich hinüber und sah ein kleines braunes Paket, welches mir sofort bekannt vorkam. Ich sah es heute Mittag in seinem Koffer. "Mach es auf!", rief er mir zu und ich tat sofort was er sagte. Als ich es komplett geöffnet hatte, hielt ich das rote Sommerkleid in den Händen, welches mir so gut gefiel. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, auch wenn ich innerlich zerrissen war. "Wie wäre es, wenn du es oben anziehst und mir dann präsentierst?", fragte er mich freudig. Ich richtete meinen Blick besorgt zur Kellertür. "Ich weiß nicht.", meinte ich verunsichert und sah zu Boden. Lukas packte mir sanft an mein Kinn und richtete meinen Blick zu ihm. "Gefällt es dir nicht?", fragte er bedrückt. Verhalten lächelte ich ihm zu. "Doch. Es ist klasse. Es ist das Kleid von dem ich dir erzählte.", antwortete ich ihm. "Na also! Dann zieh es doch bitte für mich an.", stieß er enthusiastisch aus. Ich konnte nicht anders als das Kleid zu nehmen und hinaufzugehen um den Schein zu wahren.
Ich beeilte mich und schlüpfte schnell hinein. Es vergingen nur wenige Minuten, doch als ich wieder hinunter ging, stand die Türe zum Keller offen. Geschockt hob ich meine Hand vor den Mund. Langsam näherte ich mich der Türe und mein Herz raste. Als ich sie fast erreicht hatte, stand Lukas plötzlich im Türrahmen. Grinsend hielt er eine Flasche Wein in der Hand. "Für den besonderen Anlass!", sagte er sanft und küsste mich erneut. "Holst du bitte die Gläser aus dem Schrank? Ich öffne derweil die Flasche in der Küche.", sprach er weiter. Ich nickte ihm zu und er ging lächelnd an mir vorbei. Langsam schritt ich zum Schrank, den Blick zur wieder geschlossenen Kellertür gerichtet. Ich nahm die Gläser heraus und stellte sie auf den Esstisch. Dann wandte ich mich wieder der Kellertüre zu und näherte mich ihr zögerlich. Immer wieder sah ich nun zur Küchentür hinüber, bis ich vor der Kellertüre stand. Ich presste mein Ohr dagegen um zu hören ob etwas da drinnen vorging, doch just in dem Moment klopfte es von innen leise am unteren Rand der Türe. Ich zuckte zusammen, doch dann klopfte es erneut. Erschrocken machte ich einen Satz zurück und fast zeitgleich rief Lukas aus der Küche: "Der Korken sitzt fest. Ich krieg ihn nicht heraus!" Wieder klopfte es an der Kellertür. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. "Kein Problem, lass dir Zeit. Ich lauf dir schon nicht weg!", rief ich zur Küche während ich mich erneut der Kellertür näherte. Ich umfasste den Türknauf und drehte ihn leicht, als Lukas plötzlich aus der Küche trat. "Ich habs geschafft.", sagte er und ich ließ von der Tür ab. "Sehr gut!", antwortete ich ihm und setzte ein spielerisches Lächeln auf. Er schenkte uns sofort Wein ein. Innerlich aufgewühlt ging ich auf ihn zu. "Was gibt es denn zu feiern?", fragte ich neugierig anmutend und er hielt mir ein Glas entgegen. Als ich es an mich nahm, bemerkte ich rote Flecken auf seinem Ärmel. Es musste ihm auffallen, dass ich das bemerkte und er lachte. "Wir feiern heute die Freiheit das zu tun, was immer man will!" Er grinste diabolisch als man plötzlich wieder ein Klopfen von der Kellertür vernahm. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
"Oh! Was haben wir denn da?", fragte er völlig übertrieben und meinte damit eben jenes Klopfen von der Kellertür. "Ist das etwa ein uneingeladener Gast der sich da meldet?" Grübelnd sah er zur Tür. "Nun ja. Schauen wir doch einfach mal nach." Sofort stellte er die Gläser neben mir ab und ging zur Kellertür. "Wer kann das wohl sein?", spielte er wie von Sinnen und drehte den Türknauf. Mit Schwung riss er die Tür auf und Luisa stürzte auf das Parkett im Wohnzimmer. Ihre weiße Kleidung war blutverschmiert und sie hielt sich den Hals. Es war ein grausames Bild, doch ich konnte nicht wegsehen. Lukas beugte sich zu ihr und sah sie an. "Na, kleines Fischlein, was führt dich her? Bekommst du etwa keine Luft? Du hättest wissen sollen, dass Fische an Land nicht überleben können." Lauthals lachte er los und richtete sich wieder auf. "Du wirst hier sterben, kleines Fischlein. So wie all die anderen vor dir auch. Du wirst mir kein zweitesmal entkommen.", sprach er wie im Wahn. Ich begann zu weinen, was er aber sofort bemerkte. "Wieso weinst du? Hm?" Er packte meine Handgelenke während sich die junge Frau am Boden wandte. "Sag schon! Wieso weinst du?", schrie er mich an. Ich riss mich einigermaßen zusammen uns sagte: "Weil ich Angst habe." Er sah mich nur unverständlich an. "Du hast Angst? Aber wieso? Ich habe Angst.", sagte er zweifelnd. "Ich habe Angst. Weißt du das denn nicht? Wahre Angst." Seine Stimme bebte und er war den Tränen nahe. "Angst, dass man mich verlassen könnte. Das geht doch nicht. Ihr könnt mich doch nicht verlassen. Ich liebe euch doch." Tränen rannen über sein Gesicht. "Ich liebe euch. So sehr wie ich auch meine Frau Luisa liebte." Meine Hände und Beine begannen zu zittern. "Wie bitte?", fragte ich ihn ungläubig. Er hielt weiterhin meine Handgelenke fest. "Meine Frau Luisa.", wiederholte er. "Ich liebte sie, aber sie wollte mich verlassen. Für einen Anderen. Aber das geht doch nicht. Man kann mich doch nicht einfach verlassen. Ich liebe sie doch. Ich liebe euch doch alle. Und darum kann ich euch nicht gehen lassen.", wimmerte er. "Ihr bleibt alle bei mir. Hier bei mir. In diesem Haus." Nun zerrte er mich zu dem Tisch mit den Weingläsern. "Lass uns trinken.", sprach er und reichte mir mein Glas. "Lass uns trinken! Darauf, dass wir für immer vereint sein werden. Ich werd dich auch den Anderen vorstellen." Rasch trank er sein Glas aus, doch ich tat nichts. Als er das sah schrie er mich an. "Trink!" Erst jetzt setzte ich zu einem Schluck an, doch Lukas zwang mich das Glas auszutrinken indem er es mich nicht absetzen ließ. "So ist es gut!", sprach er diabolisch und schleuderte mein Glas zu Boden nachdem es leer war.
"Jetzt bist du bereit um die Anderen zu sehen!", sagte er und zog mich zur Kellertür. Dabei schritten wir an Luisa vorbei, welche nun regungslos am Boden lag. Als wir die Tür erreicht hatten, zog er mich nah an sich heran und gab mir einen Kuss. Ängstlich sah ich ihn danach an, bevor er mir einen Stoß verpasste und ich die Kellertreppe hinunter stürzte. Ich purzelte die Stufen hinab und schlug unten hart auf. Es fühlte sich an als hätte ich mir alles gebrochen, aber dennoch versuchte ich aufzustehen. Oben schleifte Lukas Luisa hinein und stieß sie ebenfalls die Treppe hinunter. Wenn sie nicht bereits zuvor tot war, so war sie es spätestens jetzt, denn ihr Genick knackte einmal laut als sie mit dem Kopf unten aufschlug und sich Blut über den Boden verteilte. Entsetzt sprang ich auf Seite und somit tiefer in den Raum. Dabei rutschte ich aus, landete aber sanft. Als ich mich wieder aufrappelte, bemerkte ich die Ursache für meine sanfte Landung. Im Keller befanden sich mehrere Frauenleichen. Einige aufgespießt auf Fleischerhaken, andere dermaßen verstümmelt, dass man nur noch anhand des Torsos weibliche Formen erkennen konnte. Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund und konnte nichtmals Schreien. "Darf ich vorstellen? Das sind die Luisas meines Lebens.", hörte ich Lukas plötzlich sagen, der nun auch im Keller stand. "Sie alle waren zu kostbar um sie gehen zu lassen. Aber jetzt sind sie für immer bei mir.", er weinte und lachte zugleich, was ihn sehr wahnsinnig erscheinen ließ. Aber das war er ja auch, bei all den Leichen. "Leider musste ich erkennen, dass sie nicht so schön waren wie ich annahm.", fuhr er fort und fasste sich an den Kopf. "Innerlich waren sie hässlich. Sie waren nicht anders als meine Luisa. Alle waren sie gleich und sie wollten mich verlassen. Spätestens als ich ihnen die anderen Luisas zeigte." Wie im Wahn wippte er und seine Hand glitt vom Kopf zur Brust und dann zum Rücken. "Darum sah ich keine andere Wahl. Ich musste sie doch behalten." Er wimmerte. "Aber ich wollte auch nicht vergessen wie hässlich sie waren. Darum nahm ich ein paar Veränderungen an ihnen vor. Findest du nicht auch, dass mir das gut gelungen ist?" Nun lachte er finster und ohne großes Zögern richtete er plötzlich eine Pistole auf mich. "Du wirst es sicher verstehen. Ich kann dich einfach nicht gehen lassen, Luisa. Ich liebe dich doch. Aber jetzt wo du mein Geheimnis weißt, wirst auch du mich verlassen.", sprach er wie von Sinnen. "Und was hast du vor? Willst du mich jetzt erschießen?", fragte ich ihn voller Angst. Doch er grinste nur und schüttelte den Kopf. "Nein, nein, nein. Ich könnte dir nie etwas antun. Nicht so. Du wirst an dem Gift sterben.", sagte er fasst im beruhigenden Tonfall. "Gift?", erwiderte ich skeptisch und er nickte. "Gift. Das Gift welches ich in dein Weinglas gab und welches bald zu wirken beginnen muss.", grinste er. Ich starrte ihn fragend an, doch er grinste nur weiter. Bis sich sein Blick plötzlich zu einer ernsten Miene wandelte. "Was zur Hölle... ?", nuschelte er noch und sackte dann ein wenig zusammen. Aber weiterhin richtete er die Waffe auf mich. Völlig ängstlich sah ich ihn an, packte aber meinen Mut zusammen. "Was ist denn los? Etwa vom falschen Glas getrunken?" Er packte sich an den Hals und gluckste. "Als du dich zu Luisa herab gebeugt hattest, hatte ich rasch die Gläser vertauscht. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es wirklich etwas bringt, aber ich wollte sichergehen.", stieß ich aus. Er röchelte stark und hob die Waffe erneut. "Miststück!", stieß er aus und es löste sich ein Schuss. Er traf mich, sodass ich zu Boden fiel. Lukas sackte regungslos zusammen und ich blieb am Boden liegen und starrte ihn an. Schmerzgekrümmt hielt ich mir den Bauch und wagte es nicht mich zu bewegen, da ich Angst hatte dass er sich noch einmal aufrappeln würde für einen letzten Schuss. Erst als ich die Sirenen der Polizeiwagen hörte, fiel eine Last von mir ab und ich begann zu Weinen.