Kurzgeschichte
Frauchen ist tot

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"Frauchen ist tot"
Veröffentlicht am 27. März 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück. Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet. Vielleicht wird die Welt dann besser.
Frauchen ist tot

Frauchen ist tot

Frauchen ist tot

 

 

Ich habe mich in meinem siebenjährigen Leben daran gewöhnt: Morgens um 07.30 Uhr - pünktlich gleich bei welcher Witterung – führt mich mein Frauchen, die Kurpfälzerin zum Feld damit ich mich erleichtern kann.

 

Doch was ist heute geschehen? Es ist bereits 10.00 Uhr am Vormittag. Die Kurpfälzerin liegt noch immer im Bette und rührt sich nicht, der unsägliche Pfalzgraf schnarchend in ein enges Eck des Bettes gedrängt. Frauchen ist tot.

 

Rückblende:

 

Der gestrige Abend. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Frauchens Heimsuchung, der Pfalzgraf hatte sie wieder zum trinken verführt. Was tut der schlaue Hund in einem solchen Fall? Er verkriecht sich unter dem Tisch und beobachtet das sich anbahnende Chaos aus der Ferne. So tat auch ich es.

 

Es kam wie es kommen musste: Durch den übermäßigen Alkoholgenuss wurden die Beiden wieder so kindisch, dass ich - welches gerne als geistig unterqualifiziertes Tier bezeichnet werde - den Beiden in Anstand und Benehmen noch manches hätte beibringen können. Habe ich mich für die zwei geschämt.

 

Doch diesmal war etwas anders als sonst. Während früher wenigstens einer der Trunkenbolde mich beachtet, mein freundliches Haupt gestreichelt und mich hinter den Ohren gekrault hat, so missachtete man meine Anwesenheit gestern völlig. Ich drehte ihnen beleidigt meinen schönen Rücken zu. Nicht einmal als Frauchen zu Bett ging warf sie mir die gewohnt liebevollen Blicke zu. Sie fiel wie ein nasser Sack in ihre Bettstatt und rührte sich nicht mehr. Frauchen war wohl tot.

 

Trotz meiner Sorge und Trauer schlief ich irgendwann mit verweinten Augen ein.

 

Nun ist es 10.00 Uhr am Morgen. Mein Frauchen liegt tot im Bette. Der Pfalzgraf an ihrer Seite erwacht. Was tut der Frauenmörder? Statt sich um sein Opfer zu kümmern – er lässt es einfach liegen – zieht er sich kurz an und nimmt die Leine um mich nach draußen zu führen.

Sicher, mein Darm und meine Blase danken es ihm, jedoch meine Gefühlswelt ist nun völlig zerstört. Ich hatte den Menschen moralisch in besserer Erinnerung.

 

Das soll er mir büßen: Es regnet und ein kalter Wind pfeift. Ich bemerke entzückt, dass er nur ein leichtes T-Shirt unter einer dünnen Sommerjacke trägt und auch seinen Hut vergessen hat. Sein Alkoholspiegel ist wohl noch zu hoch.

 

Wir gehen zum Feld, wo er mich der Leine entlässt. Dies soll der Tag meiner Rache sein. Ich verschaffe meinem Körper die ersehnte Erleichterung und sehe mit Freude, dass ein frierender und durchnässter Pfalzgraf auf meine Rückkehr wartet. Heute soll er lange warten. Während ich mich in sicherer Entfernung meiner Trauer hingebe, soll dieser Unmensch über seine Taten nachdenken und sich dabei eine Lungenentzündung holen. Vielleicht stirbt er auch. Dann wäre ich zwar Waise, aber der Gerechtigkeit wäre Genüge getan.

 

Ich lasse ihn lange warten – sehr lange. Erst als sich mein Magen meldet – schließlich habe ich noch kein Frühstück und Hunger kann ebenso schlimm sein wie Trauer – entschließe ich mich zurückzukehren. Der pfalzgräfliche Blick ist so zornig, dass ich weiß: Meine Rache ist gelungen.

 

Wir sind wieder zuhause. Mein erster Gang führt mich zu Frauchen. Wie Schneewittchen liegt sie tot in ihrem Bett. Nur ohne gläsernen Sarg. Ich weine bitterlich.

 

Doch plötzlich höre ich ein bekanntes Geräusch: Das Rascheln der Tüte, welches mir den kommenden Genuss meines Frühstücks anzeigt. Meine Laune bessert sich. Was soll ich als edles und vornehmes Tier nun tun? Mich meiner Fresssucht hingeben oder weiter mein Frauchen beweinen. Ich entscheide mich für mein Frühstück. Mit vollem Magen fällt mir das Trauern leichter.

 

Während ich in zurückhaltend und gebückter Form mich meinem Essen hingebe erkenne ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Schlafzimmer. Ist Schneewittchen doch aus dem Tode erwacht? Hat sie ein Prinz wach geküsst? Oder ist diese leichte Regung nur ein letztes Aufbäumen ihres leblosen Körpers, verursacht durch das Bilden von Gasen und das Zerren von toten Muskeln. Ich hatte so etwas schon im Fernseher gesehen.

 

Voller Spannung beobachte ich die grausige Szenerie. Doch tatsächlich: Frauchen lebt. Zwar schaut sie aus wie ein Leichnam, aber ihre Bewegungen sind - wenn auch unkoordiniert - doch eindeutig einem lebenden Menschen zuzuschreiben.

 

Ich bin überglücklich und lasse die Rute freudig kreisen. Doch was habe ich Herrchen angetan? Habe ich ihn zu Unrecht bestraft? Vielleicht ja. Aber dies soll mich nicht grämen. Auch wenn es diesmal zu Unrecht war. Der nächste Grund kommt bestimmt.

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pfalzgraf
Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück.
Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet.
Vielleicht wird die Welt dann besser.

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UteSchuster Re: Re: einfach niedlich -
Zitat: (Original von pfalzgraf am 24.04.2010 - 08:46 Uhr) Es freut mich außerordentlich, dass du mit mir gelitten und ich hoffe, dass Dein Schmunzeln sich auf die pfalzgräfliche Lungenentzündung bezogen hat.
Für Deinen netten Kommentar widme ich Dir eine Hand voll Frolic und stoße mit meinem Wassernapf auf Dich an

LG Frida



Liebe Frida, huch das erstaunt mich aber nun doch da steht doch ein recht stattlicher Griller am Grill. Oder ist Frida die Abkürzung von Frieder; ich schau nach, das Profil wird mich ja aufklären.

Der Hund und ich danken, für das Frolic und das Wasser,
die ganze Geschichte war schmuzelsicher ;-)

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
pfalzgraf Re: einfach niedlich - Es freut mich außerordentlich, dass du mit mir gelitten und ich hoffe, dass Dein Schmunzeln sich auf die pfalzgräfliche Lungenentzündung bezogen hat.
Für Deinen netten Kommentar widme ich Dir eine Hand voll Frolic und stoße mit meinem Wassernapf auf Dich an

LG Frida
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster einfach niedlich - frag mich nicht, wie dieses Buch nun vor meine Augen geraten ist, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall habe ich als *Frauchen* sehr mit dem kleinen Liebling gelitten.
Mit einem tiefen schmunzeln gelesen.

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Entzückend ... - ... wie du dich immer wieder in Fridas Seele hineinversetzen kannst :o))
Und hoffentlich hat die pfalzgräfliche Gesundheit keinen bleibenden Schaden durch das Warten im Regen davongetragen?

Wieder mal sehr amüsant geschrieben, Bernd.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
pfalzgraf Danke - Vielen Dank edler Fürst. Wir werden uns Glas auf Euer Wohl erheben.

Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Ich bin - immer wieder von eurem Wortgeschick und der Fähigkeit sich in dieses edle Wesen reinzuversetzen, beeindruckt, Herr Graf.
Und dann ist es auch noch schlau. Denn mit vollem Magen trauert sich tatsächlich leichter, aber das soll hier nicht weiter vertieft werden.
Wie ich aber bemerken darf, genießt der Graf mit der Kurpfälzerin gesellige Abende bei einem Umtrunk. Da, muss ich doch mein Glas zur Zustimmung erheben. =)

Werte Grüße von einem Fürsten,
Luzifer
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