„Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März!“
Hab ich richtig gehört, Frau Schwarzer?
Sie wollen ihn also abschaffen diesen „Internationalen Frauentag“, diese „sozialistische Erfindung“?
Weil er, „jene mit Arbeit, Schlangestehen und Kinderhüten dreifach belasteten DDR-Frauen letztlich verhöhnte!“
Haben die hier von Ihnen erwähnten Frauen es so dargestellt, Frau Schwarzer? Vielleicht sogar beim Schlangestehen in einem Jobcenter, die Kinder, mangels Betreuungsplatzes, an der Hand? Oder woher haben Sie Ihre Weisheit? Arbeit ist doch eine der ersten Voraussetzungen für eine Emanzipation von Frauen wie Männern! Nun ich sehe ein, dass Sie kein praktisches Wissen über Bevormundung und Entmündigung Arbeitsloser haben, besonders der von Frauen mit Kindern. Sie hatten das Glück, immer gut zu verdienen, und Kinder haben Sie nur als ferne
Wesen, wie eben Schafe oder Kühe, die man hütet, kennen gelernt. Dass die Kinder gut behütet waren in der DDR, hat nichts mit hüten zu tun, denn es trug dazu bei, dass Frauen sich emanzipieren konnten, ohne dabei auf das, verzeihen Sie das romantische Wort, Mutterglück verzichten zu müssen. Sicher war nicht alles gut in der DDR, was der Freiheit in der Entscheidung und der Unabhängigkeit der Frau dienen sollte. Einiges war sogar ein wenig opportunistisch, weil es die jahrtausende alte Rolle der Frau scheinbar untermauerte, wie zum Beispiel der monatliche, bezahlte Haushaltstag für Frauen. Denn gerechterweise hätten ihn auch die männlichen Partner, zumindest im abgesprochenen Wechsel, nehmen können müssen. Es war also ein Zugeständnis an die Mehrbelastung der Frau, die aber nicht einem „sozialistischem Menschenbild“ entsprang, als vielmehr einem uralten Rollenverständnis und Gewohnheitsrecht! Ja, Frau Schwarzer, selbst
Linke oder gar Kommunisten schaffen es nicht in vierzig oder hundert Jahren das abzuschaffen, was Jahrtausende hindurch geprägt wurde!
Doch haben sie von sich aus damit angefangen! Es gab keinen Tag in der Geschichte der DDR, an denen Männer die Arbeitsverträge ihrer Frauen kündigen durften! Der Paragraf 218, StGB war dort schon abgeschafft, als Sie mit Ihrer Verkündung „Ich habe abgetrieben!“ für Skandale sorgten. Und was ist daran schlecht, wenn man (Frau) Kinder bekommen kann, wenn man im besten Alter dafür ist, ohne deswegen ein Studium abzubrechen, seine Arbeit zu verlieren, oder zu fürchten in Armut zu fallen?
Es sei denn, man betrachtet es aus marktwirtschaftlicher Perspektive! Ja, dann! Dann ist einzusehen, dass künstliche Befruchtung Vierzigjähriger, oder gar Eizellenspende für Fünfzigjährige, als auch nicht anfallende Ausfalltage wegen der Krankheit eines Kindes bedeutende volkswirtschaftliche
Faktoren sind. Und verzeihen Sie, Frau Schwarzer, auch Adoptionen von Kindern aus der dritten Welt, verbessern doch kaum die Lage der Menschen dort, insbesondere nicht die der Frauen.
Und was das Schlangestehen betrifft, so hatte das bekanntlich andere Ursachen als die Frauen- oder Familienpolitik, und betraf Frauen wie Männer gleichermaßen. Also wenigstens hier, sollten Sie die Gleichberechtigung im „Realsozialismus“ anerkennen.
Und übrigens, wissen Sie eigentlich wo die erste Frau im Weltall, oder die erste Deutsche Kanzelerin aufwuchsen und ausgebildet wurden? Sicher, zweit genannte wird es nicht so gern hören, aber sie weiß es, glauben Sie mir! Aber wenn Sie Ihr Feindbild – Kommunismus, doch etwas vertiefen wollen, gebe ich Ihnen gern einen Tipp. Lesen Sie Friedrich Engels „Der Ursprung der Familie des Privateigentums und des Staates“! Hier beschreibt Engels schon die
Unterdrückung der Frau, als erste Klassenunterdrückung der menschlichen Geschichte, die wie jede andere zu beseitigen sei, will man eine sozialistische Ordnung errichten.
Und nun zu Ihrer „Sozialistischen Erfindung“, Frau Schwarzer.
Zu welcher Zeit waren die USA eigentlich sozialistisch? Habe ich eine Bildungslücke? Der von Ihnen erwähnte Streik von Textilarbeiterinnen, fand im Jahr 1857 in New York statt. 1910, als noch kein Land der Welt sozialistisch, oder gar kommunistisch regiert wurde, wurde der 8. März, auf Initiative Clara Zetkins, als Internationaler Frauentag ausgerufen, und 1911 zum ersten Male in Deutschland, Dänemark, den USA und anderen Staaten begangen. Was ist daran verwerflich? Ging es doch um Frauenwahlrecht, gleiche Löhne und Bildungschancen etc. pp.
Sie selbst sagen doch, dass hier noch viel zu tun
ist. Warum wollen sie nicht einmal im Jahr daran erinnern, und demonstrieren?
Schöner wäre freilich, wenn auch Männer diesen Tag zum Anlass nähmen, ihren Frauen zu danken, für die Stärke, den Mut und die Liebe, mit der diese die Mehrbelastung tragen, und auch dazu, ihnen zuzuhören, die eigene Rolle kritisch zu hinterfragen, neue Ziele abzustecken. Dieses Phänomen werden Sie allerdings nur noch im Osten antreffen, denn – das - war wirklich eine „Sozialistische Erfindung“.
Aber davon abgesehen, könnten sie auch fordern Weihnachten, Ostern und Pfingsten abzuschaffen, weil Jesus bekanntlich lange tot ist, und die Kirche seinen Namen missbraucht, wie es sich gerade wieder einmal zeigt. Oder wie wär’s denn mit dem „Gedenktag für die ermordeten Juden“, Frau Schwarzer? Schließlich haben die Juden heute ihren eigenen Staat, den Deutschland und die USA ja garantieren! Was sollte ihnen also noch geschehen können? Und,
ganz im Vertrauen, Frau Schwarzer, waren das nicht Kommunisten, diese Sowjetischen Soldaten, die an jenem Tage des Jahres 1945 das KZ Auschwitz befreiten? Müsste man nicht schon aus diesem Grunde …? Aber nicht, dass Sie sich jetzt mit meiner Idee profilieren!
Das scheint überhaupt Ihre Schwäche zu sein, Frau Schwarzer! Sie müssen sich ständig profilieren! Sie können nicht ansehen, dass auch anderen Ehre gebührt. Manchmal scheinen Sie mir wie das Schweizer Männlein aus der Ricola – Werbung! „Wer hat’s erfunden?“
Aber, so leid es mir tut, Sie haben’s nicht erfunden! Es waren andere, lange vor Ihnen, und leider waren auch Kommunisten, Sozialisten und sogar Männer dabei!
Sie müssen sich sogar profilieren, wenn Sie sich dabei selbst widersprechen!
Oder wie soll ich es verstehen, wenn Sie Frau Merkel, als Bundeskanzler bejubeln, allein deshalb, weil sie eine Frau ist? Was hat sie
bisher getan für die Stärkung der Gleichberechtigung, für die Frau als Mutter und Berufstätige, was für die Schwachen der Gesellschaft?
Warum sprechen Sie Frau Käßmann die Kompetenz über ihr eigenes Handeln ab? Sicher gibt es eine Scheinheiligkeit in der Gesellschaft! Sicher hätte mancher Mann trotzdem weitergemacht! Aber warum soll sich Frau Käßmann von solcherlei beeinflussen lassen? Nein! Gerade, weil sie konsequent Vorbildfunktion und Moral an den Ansprüchen des Amtes misst, steigt sie in meinem Ansehen, werde ich ihr interessiert zuhören, würde auf Augenhöhe mit ihr streiten, egal ob sie ein hohes Amt bekleidet, oder auch nicht. Und genauso betrachte ich die Rücktritte eines Herrn Gysi oder Lafontaine! Wer prangert denn hier Doppelmoral an, und wer propagiert sie, Frau Schwarzer!
Sie sind sich ja nicht einmal zu schade, sich
unter jeder politischer – ethischer Gürtellinie zu profilieren!
„Unter diesen Vorzeichen ist die Übernahme des sozialistischen Muttertags, als unser Frauentag für Feministinnen, gelinde gesagt, der reinste Hohn.“ Ihre Worte, Frau Schwarzer. Fehlt Ihnen nur die Geschichtskenntnis, oder setzen auch Sie Drittes Reich und DDR in dieselbe Tradition?
Den Muttertag habe ich erst kennen gelernt, als ich dem Geltungsbereich des Grundgesetzes angeschlossen wurde!
Er ist eine Erfindung der Nazis, die die Frau auf die Mutterrolle reduzieren wollten! Was sie ja bekanntlich nicht durchhielten, weil sogar Männer nicht fallen und gleichzeitig produzieren können. An diesem Tag gab’s auch die schönen Mutterkreuze für Gebärmaschinen! Kennen Sie nicht? Sieht Ihrem Bundesverdienstkreuz nicht ganz unähnlich!
Da ist mir, ehrlich gesagt, ein Frauentag, der auf Clara Zetkin zurückgeht, wesentlich lieber und
auch aktuell wichtiger als ein Muttertag mit Führers Urheberrecht!
Dass der Internationale Frauentag für Feministinnen wie Sie ein Hohn ist, kann ich allerdings gut verstehen! Sie haben dieses Wort, Feministin, so in Verruf gebracht, dass es heute genauso abwertend und falsch benutzt wird wie Ihr gern gebrauchter Macho! Denn eigentlich ist Macho ja eine positiv verstandene Männlichkeit. Der Gegenpol zur Weiblichkeit! Also einer der beiden Gegensätze, die miteinander kämpfen und so eine Einheit bilden. Zu schwierig zu verstehen, Frau Schwarzer? Feuer und Wasser sind Gegensätze. Sie können sich gegenseitig vernichten, aber auch gemeinsam wirken. Wichtig ist das Element zwischen ihnen. Wenn Sie einen Kessel mit Wasser füllen, und darunter ein Feuer machen, können Sie Dampf erzeugen, und damit Maschinen antreiben.
Es nützt aber nichts, wenn Sie unaufhörlich das Feuer schüren, und sich nicht darum kümmern
ob noch Wasser im Kessel ist. Irgendwann entweicht diesem dann nur noch heiße Luft! Schlimmstenfalls wird auch das verbindende Element, der Kessel, zerstört sein!
So, Frau Schwarzer und nun gehen Sie nach Hause, und denken einfach mal über diese Metapher nach! Setzen Sie für Feuer, Frauen ein, für Wasser, Männer, und als Kessel denken sie sich eine menschliche, gerechte Gesellschaftsordnung!
Denn wenn wir den Kessel nicht zerstören wollen, müssen wir diesen Widerspruch als Triebkraft der Entwicklung erkennen, seine Pole ins richtige Lot bringen. Verunglimpfung, Geschichtsfälschung, militanter Geschlechterkampf und Ideologie bringen niemanden weiter!
In einem gebe ich Ihnen allerdings Recht, Frau Schwarzer!
Wir sollten tatsächlich 365, oder auch mal 366 Tage im Jahr, Tage für Menschen machen,
Frauen wie Männer.
Aber den 8. März sollten wir doch zur besonderen Würdigung der Frauen hervorheben, und sei es nur, um des vielen Unrechts zu gedenken, das sie zu erleiden hatten, und noch erleiden müssen. So, wie wir Weihnachten feiern, oder der ermordeten Juden gedenken!
Mit freundlichen Grüßen PeKa