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Erstaunlich ist es, dass ich es geschafft habe aus alltäglichen Situationen heraus ein ganzes Buch zu schreiben. Das Buch ist kein Leit(d)faden, kein Rezept wie man es besser macht, keine Motivation und auch keine Inszenierung von „was wäre wenn“, es sind einfache Tatsachen, die ich in den Jahren der Pubertät meines Sohnes sammeln durfte und auch genau das für mich selbst brauche um alles irgendwie verstehen zu können.
Das Buch ist im Grunde ein kleiner Hoffnungsschimmer für alle, die plötzlich über Nacht einen kleinen Herkules zu Hause haben und in ein scheinbar unbekanntes Innere sehen.
Einen Trost kann ich jetzt schon geben: Es wird besser, nur wann weiß ich selbst auch nicht.
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Und was waren doch unsere Kinder als Babys süß, richtige Wonneproppen die einen mit ihren Kulleraugen ansahen und unser Herz vor Freude aufging. Wir investierten alles nur Denkbare um unseren kleinen ein guten und sicheren Start ins Leben zu geben und auf einmal sollte all unsere Arbeit nicht mehr vorhanden sein?
     Die Pubertät!
Keine Ausrede, eine wissenschaftliche Studie belegt, dass Pubertierende alles nicht mal selbst wissen was da in ihnen vorgeht. Und doch ist es nicht leicht den Mittelweg zu finden damit es nicht außer Kontrolle gerät.
Viel Spaß bei dem Buch …… wünscht Sunsilja
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„Mama ich habe Bauchweh, ich bleibe heute zu Hause“
Ach herrje, dachte ich, meinem Sohn geht es nicht gut. „Na gut“, sagte ich, „dann versuch noch ein wenig zu schlafen wenn es dir nicht gut geht, du bleibst dann heute hier.“
„Oh Mama, danke“, sagte er leise.
Scheinbar wohnen wir in einem Gebiet wo extreme Selbstheilungskräfte wirken, denn nur knapp eine halbe Stunde seit den Hilferufen hörte ich das Knartschen der Küchentür, das Klirren der Besteckschublade, das Brummen der Mikrowelle und das Brutzeln des Toasters.
Noch immer bemüht die Sache so ernst wie möglich zu nehmen, fragte ich meinen Sohn: „na geht es dir schon besser?“
Ich beobachtete ich wie mein Sohn schmerzverzerrt seinen Toast belegte und langsam Richtung Tisch ging. Schließlich sagte er: „ja ein wenig und es tut noch sehr weh“
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Nun kommt die Phase von extremen Misstrauen, denn sein Schauspiel war so offensichtlich.
Mal überlegen, was war heute für ein Wochentag und welche Schulfächer standen heute auf dem Plan? Es war nicht gerade schwer zu ergründen, denn heute war der „Frau Müller*-Tag“ also ein Mittwoch.
Sofort kam ein Satz meines Sohnes in mein Gedächtnis, „Mama, ich mag die Frau Müller* nicht, die ist immer so ungerecht zu mir und gibt mir immer Sonderaufgaben auf, obwohl ich nichts getan habe“
Über das „nichts getan habe“ hätte ich schon hellhörig werden müssen.
"Na gut", dachte ich, und legte diese Erinnerung vorerst im Zwischenspeicher ab und bei Bedarf konnte ich diese Information sicherlich noch gut gebrauchen.
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Ich hab zu diesem Zeitpunkt einfach erstmal nichts sagen wollen, ich wartete ab.
Im Laufe des Vormittages allerdings ging wie immer der Fernseher auf on und auch der PC ratterte und mein Sohn war vollständig in seiner Welt und scheinbar genesen.
Hat er vergessen weiter krank zu sein? Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und fragte ihn wenig später mit einer sehr besorgten Stimme wie es ihm nun gehen würde und ob ich ihm was Gutes tun könnte.
Sofort verwandelten sich seine Gesichtsmuskeln in die „Angela-Merkel-Position“ und eine Hand wanderte auf seinen, von Schmerzen gebeutelten, Bauch und er sagte ziemlich angespannt: “nein Mama, immer noch nicht viel besser, aber danke dass du fragst“
„Oh, du armer Schatz“ entgegnete ich ihm und verließ sein Zimmer wieder.Â
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Es war also Mittwoch, der Tag der ihn dazu brauchte krank zu spielen, auch wenn es ihm nicht gelungen war, was ich ihm aber nicht sagte.
Natürlich dachte ich darüber nach wie es zu meiner Zeit war. Gab es bei mir und zu meiner Schulzeit auch Lehrer, die ich lieber von hinten als von vorne gesehen habe? Ja in der Tat, die gab es auch. Ich erinnerte mich an eine Lehrerin, die wir nur einmal in der Woche für 45 Schulminuten hatten und seit dem Tag war das Fach absolut nicht meines. Sie saß vorne an ihrem Pult und erzählte uns aus dem Lehrbuch heraus etwas über die Deutsche Geschichte. Wenn wir uns nicht angestrengt hätten, dann wären sicherlich einige nach 10 Minuten bereits eingeschlafen. Sie gab uns dann immer für die darauffolgende Woche ein Stück aus dem Buch auf, was wir in der Zeit auswendig lernen und frei vortragen sollten.
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Zu meiner Zeit damals war es der absolute Horror, wenn ich nur dran gedacht habe vor der ganzen Klasse herum zu stammeln und etwas Brauchbares über Karl Marx zu erzählen.
Ja in der Tat, daran hatte ich keine guten Erinnerungen. Aber ich weiß nicht mehr an welchem Wochentag das bei mir damals war.
Es änderte auch gerade nicht viel daran, denn seit dem Tag und heute liegen ungefähr 20 Jahre, also musste ich nun umdenken und versuchen irgendwie die Situation feinfühlig anzugehen.
Da ich ungerne Planlos Entscheidungen treffe fing ich an mir pädagogisch wertvolle Leitfäden zu kaufen und erhoffte mir Tipps und Ratschläge zum Thema Pubertät und versuchte somit die Dinge zu verstehen, die unmerklich auf mich zu kamen, bzw. schon längst angekommen schienen.
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So Sätze wie „Veränderungen stärken dich, sehe Veränderungen positiv, verändere dich mit der Situation und stelle dich den Bedürfnissen deines pubertierenden Kindes“ waren sicherlich leichter zu lesen, als sie anzuwenden.
Wie sollte ich mich verändern? Wann und wo muss ich selbst anfangen und wo bitte schön steht was ich verändern muss?
Ich will ja nur eine gute Mutter sein, eine Mutter die für ihr Kind da ist wenn es Probleme hat und auch eine Vertraute, damit das Kind niemals denkt er sei mit seinen Sorgen alleine.
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Tja, aber ich stand noch an einer Kreuzung, wo ich nicht wusste in welche Richtung ich nun laufen soll. Es kam ja auch noch hinzu, dass ich eine alleinerziehende Mutter war, die Job, Haushalt und Kind unter einen Hut bringen musste und natürlich gab es mich ja als Frau auch noch. Aber danach fragte mich keiner. Passe dich den Veränderungen an und nutze sie positiv, genau!
Aber in welche Richtung musste ich nun gehen?
Das konnte mir keiner verraten, die Route musste ich mir wohl selbst zusammen basteln.
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                                 -2-
Ich entschied mich für die verständnisvolle und fürsorgliche Mutterrolle
Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass gerade das genau die falsche Richtung war.
Ich hatte es mir Jahre zuvor selbst nicht einfach gemacht. Ich stand nach einer gescheiterten Ehe mit meinem Kind alleine vor all den Dingen die da kommen sollten. Der Kontakt zum Kindesvater war mehr schlecht als recht, denn irgendeiner hat bei der Trennung was vollkommen missverstanden. Wenn die Eltern sich trennen, heißt es ja nicht zwangsläufig, dass der Vater sich auch von seinem Kind trennen wird. Mein Sohn heißt übrigens Leon.
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Leider gehörte ich zu dem kleinen Bruchteil der Frauen, die feststellen musste, dass der Vater kein Interesse an seinem Kind hat und somit musste ich mein Leben komplett umstellen.
Aber diejenigen unter uns, die das nicht kennen, die Verantwortung des Kindes alleine regeln und gestallten zu müssen, haben sicherlich auch keine Ahnung wie schwierig es sein kann und mit wie vielen Herausforderungen man täglich zu tun hat. Aber ich liebte mein Kind, daher habe ich mich diesen gestellt.
Vielleicht lag auch da bereits, als ich an der Kreuzung stand, der Fehler der falschen Richtung. Ich bin genau genommen nie eine strenge Mutter gewesen.
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Viel mehr habe ich versucht meinem Sohn Werte zu vermitteln, die heutzutage nicht mehr als normal gelten. Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und auch die Fairness.
Aber in unserer Ellenbogengesellschaft kommt man ins Trudeln wenn man versucht das anzuwenden, vielleicht sogar so weit, dass man verpasst hat auch die Schattenseiten oft genug zu sagen.
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Es war also Donnerstag…
„Na Schatz, wie war es in der Schule?“ fragte ich und lächelte meinen Sohn an. „Jo, ganz gut“ kam zurück und wir saßen zusammen um Mittag zu essen. Es geht doch nichts über ein gemütliches Zusammensitzen mit dem Kind um so den Tag zu bereden und auch ein wenig von dem zu Erfahren
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was sich in der Schule abspielte. Ich bin ja nicht neugierig, stets nur bemüht zu erfahren ob es meinem Sohn gut ging.
Je älter das Kind wird, desto weniger Silben und Vokale dringen aus dessen Mund und ich habe auch gemerkt, dass die Unwichtigen Dinge wichtiger geworden sind, als die Wichtigen.
„Du Mama, hast Du mich eigentlich lieb?“ „Natürlich habe ich das“, entgegnete ich ihm, „das weißt du doch“.
Seufz, diese Frage hörte ich schon all die Jahre vorher in unregelmäßigen Abständen. Ich würde denken, dass mein Sohn stets eine Rückversicherung von mir möchte, weil ich als Mama nur alleine für ihn da war und er nicht das Gefühl hätte ich würde ihn verlassen.
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Sohnemann war also ein Gefühlsmensch und vielleicht war das der Schlüssel.
„Hast Du Hausaufgaben auf?“Â „Ja, aber die habe ich schon in der Schule gemacht“
Schon merkwürdig mit welchem Vertrauen ich meinem Sohn entgegen kam, aber dann am Nachmittag klingelte mein Telefon. Der Herr Schuster* war`s, sein Klassenlehrer. Ein Mann, Mitte 40, der sich am liebsten selber zuhörte, wie mir schien. Klar als Lehrer hat man sicherlich so einige Dinge, die nur mit kühlem Kopf anzugehen sind und wenn man ein Vielzahl von unterschiedlichen Schülern hat wird es in den Jahren sicherlich nicht einfach für den einzelnen. Das war zu meiner Zeit auch schon so, irgendwann stellte man fest, dass manche Lehrer so in ihrer Rolle als Lehrer eingefahren schienen,
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dass sogar jedes einzelnen Gespräch mit den Eltern der Schüler nach Schema F beredet wurden.
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„Ich wollte ihnen mitteilen, dass die Englischlehrerin Frau Habicht* mir sagte, dass Leon mehrfach auffiel, weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und ständig im Unterricht stört!“ „Und auch sonst bin ich mit Leon* nicht zufrieden, denn er arbeitet auch in meinem Fach selten mit und ist unkonzentriert bei der Sache“
Ich denke, solche Sätze von einem Lehrer über sein eigenes Kind zu hören ist nicht einfach und schon gingen meine Alarmglocken an.
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„Ja, Herr Schuster*, ich werde diese Dinge mit Leon* besprechen und hoffe, dass es nicht mehr vorkommt, schönen Tag, auf Wiederhören.“
Was ist zu tun? Sofort meinen Sohn in Ketten legen und dafür sorgen, dass es seine Aufgaben erledigt? Taschengeld kürzen? PC und sämtlichen Spiele Konsolen den Saft abdrehen? Hausarrest verhängen?
Ok, ich gebe zu, das waren dann erstmal die letzten Schritte, die ich unternehmen würde. Zuerst einmal suchte ich das Gespräch mit meinem Sohn. Ich klopfte an seine Tür, denn ich hatte es mir zu Eigen gemacht, gegenüber meinem Sohn die Privatsphäre zu wahren.
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„Ja, komm rein“ – ich hätte mich mit einem Kompass bewaffnen sollen, denn der Weg durch das Zimmer stellte sich immer als schwierig heraus, denn überall muss man sich Wege suchen um nicht auf den einen oder anderen Gegenstand zu treten.
„Ich habe gerade mit deinem Klassenlehrer gesprochen.“ „Ach ja, und was wollte er?“ Mein Sohn zog ein „ich-hab-gar-nichts-gemacht-und-weiß-nicht-was-er-wollte-Gesicht“ auf. Ich berichtete ihn über die fehlenden Hausaufgaben und die Tatsache, dass er im Unterricht störte.
Seine Gesichtsmuskeln veränderten sich nur kaum als ich ihn mit all dem konfrontierte, vielmehr beschwerte er sich über seine Englischlehrerin und hatte keine Einsicht.
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„Mama, die ist so gemein und der Unterricht ist echt langweilig und ich sehe nicht ein, dass ich da was tue, ich will die Schule wechseln“
Oki, tief Luft holen und schnell eine Lösung finden. Gab es denn eine schnelle Lösung? Wohl kaum, aber das ließ ich mir nicht anmerken. „Was stört dich denn so an ihr?“ „ach Mama, die ganze Klasse ist gemein zu mir und ich werde von allen nur ausgelacht“
Mobbing in der Schule war sicherlich kein Fremdwort und das wollte ich nicht so einfach stehen lassen. Er berichtete mir, dass ihn einige seiner Mitschüler immer wieder mobben würden und er nicht mehr weiß wie es damit klar kommen soll“
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Ich gebe zu, viele Argumente hatte ich nicht zu bieten, ich hörte mir seine Version der Geschichte an und ertappte mich dabei, dass das Thema vom eigentlich Thema abwich, nämlich den Hausaufgaben. I
Ich verabredete mit Leon*, dass wir uns nun täglich zusammen hinsetzen und seine Aufgaben für den nächsten Tag erledigen würden. Keine Ahnung wie ich den ganzen Stoff selbst verstehen sollte, weil meine Schulzeit lange zurück lag, aber so konnte es nicht weitergehen.
Hatte ich denn wirklich so schnell den Anschluss verloren was mein Kind angeht? Und warum mobben die anderen Kinder nur? Ich suchte einige Tage später nochmal das Gespräch mit seinem Klassenlehrer um mehr zu erfahren und wurde darüber informiert, dass Herr Schuster* nicht feststellen konnte, dass etwas in der Art in der Klasse vor sich ging.
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Wem sollte ich nun Glauben schenken? Ich stand wieder an einer Kreuzung, wo ich nicht wusste, welche nun die richtige Richtung ist. Ich stand einige Zeit vor alten Kinderbildern und betrachtete sie. Mir fiel auf wie niedlich er einst war, als er noch klein war. Nun überragte er mich um eine Kopflänge und ich hatte das Gefühl von Schwindel, wenn ich ihn ansah.
So, es musste was geschehen. Ich entschied mich dazu, dass ich mich nun ab sofort jeden Tag zusammen mit ihm hinsetzte um mit ihm seine Hausaufgaben zu erledigen, was anfangs als echte Geduldsprobe verlief.
„Nein, so haben wir das nicht in der Schule gelernt, das geht anders“ und „Ach Mama, du kannst mir hierbei nicht helfen, das geht anders“ und so Sätze wie “mehr brauchen wir nicht hat der Lehrer gesagt“ prasselten auf mich ein.
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Hat mal einer gesagt, dass es einfach sein wird?? Wohl kaum, denn es erwies sich als überaus kompliziert. Die aktive Hilfe bei den Hausaufgaben funktionierte also nicht und daher einigten wir uns darauf, dass er sich fortan nun wieder so macht, wie er es sollte und ich dann nur kontrollierte dass er sie anfertigte.
Ich hätte es besser wissen müssen, denn nichts klappte. Kurze Zeit später erfuhr ich erneut in Form eines Briefes, dass es wieder nicht funktionierte und Leon* noch immer nicht bereit war seine Aufgaben zu erledigen.
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Ja war ich denn die einzige Mutter die damit zu kämpfen hatte?
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Wohl kaum, da gab es noch mehr. Ich hätte eine Initiative gründen sollen, die da hieß „Mein Kind hat kein Bock auf Schule e. V“ und sicherlich hätte ich die einen oder anderen Mitglieder anwerben können.
Da gab es die eine Gruppe von Schülern, die als Streber durchgingen, dann die andere Gruppe die weit davon entfernt waren, und eine dritte Gruppe die mühsam aber bereit die Dinge erledigten, auch wenn sie ihnen noch so müßig vorkamen.
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Zu verstehen war das nicht. Ich erinnerte mich an meine Schulzeit. Wie war es denn bei uns damals, in dem Zeitalter, als wir noch via Papierfetzen in der Schulstunde SMS (small Messages schmieren)Â Nachrichten von Bank zu Bank schoben.
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Wo wir noch im Radio unsere Lieblingssongs aufnahmen und uns ärgerten wenn der Moderator kurz vor Ende unseres Lieblingsliedes schon die Staumeldungen auf unser Tape quasselte. Das war immer höchst ärgerlich, hat man doch Stunden drauf gewartet und dann sowas.
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Die Zeit wo mir noch heimlich zum Bruder ins Zimmer gingen um „Dallas“ zu schauen, auch obwohl die zu-Bett-geh-Zeit längst überschritten war.
Es war eine andere Zeit, ganz klar. Heutzutage wird via Internet kommuniziert, die Songs laufen rund um die Uhr auf Viva und der Fernseher bringt täglich auf 40 Kanälen alles nur Denkbare.
Ist weniger nicht manchmal mehr? Früher hatten wir nur 3 Fernsehprogramme und es hat uns nicht geschadet. Die Revolution war schon als Mitte der 80er das Privatfernsehen dazu kam, man war das was  wunderbar Neues und Spannendes.
Aber heute ist alles anders.
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Jede Zeit hat seinen ganz eigenen Charme, scheinbar hatte ich in all den Jahren die Wandlung nicht so bewusst mitbekommen. Die Technologie ging immer weiter, die ersten Handys waren so groß wie Handtaschen und werden täglich kleiner, dass man sie kaum findet, wenn sie nicht ab und an Brummen würden.
Ja, so ist das heute und doch nutzt all die Technik nichts, wenn man nicht auf die alten Tugenden zurückgreift, die heutzutage erwartet werden.
Kann es sein, dass in der Schule die Zeit stehen geblieben ist? Das gerade der Fortschritt in Form von Computertechnik und das allgemeine Tastaturdenken nicht die Anerkennung findet, in der wir leben?
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In einer Welt die im zwei-Finger-such System ihren Anklang sucht?
Sicherlich ist es wichtig, dass die Kinder noch das Gefühl für Stift und Blatt bekommen, damit sie in der Lage sind bei einem Stromausfall die Zeit mühelos zu überstehen. Aber ehrlich gefragt: verstehen das unsere Kinder auch?
Es wird sicherlich nicht einfach sein unseren Kindern das zu vermitteln, die vor lauter Technologie das Wesentliche nicht mehr aufnehmen können, was mit den Jahren immer mehr in den Hintergrund verschoben wird, die Fähigkeit das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten, nicht nur die sehen, die andere uns täglich zeigen.
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Das kennen sicherlich viele Eltern, wenn sie versuchen ihre Kinder zu verstehen. Aber tun wir das wirklich? Ich versuche mich immer wieder in meine Zeit zurück zu versetzen, was ich damals erlebt, gefühlt und gedacht habe.
Inmitten der Monchhichi Phase bis hin zum ersten Kuss kann ich das noch ganz gut auf die Reihe bekommen. Was war ich damals oft verliebt. Zu oft? Was ist aus der Jugendliebe geworden? Wie war ich gegenüber meinen Eltern drauf?
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Einfach hatten sie es nicht mit mir. Ich habe schon sehr früh versucht meine Ziele zu verfolgen und nicht wie alle anderen mit dem Strom zu schwimmen.
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Das, was heute so mechanisch abgeht, war für mich früher undenkbar. Klar, wir hatten ja auch nicht wie heute die Medien, wir mussten noch selbst was auf die Beine stellen, kreativ sein.
Mit Freunden durch die Gegend ziehen, sich an der heimischen Kirmes an den Raupe lehnen und pausenlos die Jungs beobachten. Klar, das ist heute auch so, nur heute wird via SMS die berühmte Frage gestellt: „Willst Du mit mir gehen? Ja_ nein_ vielleicht _!“
Und am Ende besteht die erste große Liebe aus einem SMS-Mail-Internet Gewusel und die Schmetterlinge lädt man sich dann einfach aus dem World Wide Web herunter.
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Na feine Aussichten, klar dass die Jugend heutzutage nicht mehr weiß wo sie hinlaufen soll. Und dann wundern wir uns, dass wir unsere Kinder nicht mehr verstehen?
Über Tugenden von früher zu reden ist mehr als altmodisch und man ertappt sich dabei, dass man genau das gleiche unverständliche Zeug zusammen dichtet wie es unsere Eltern getan haben.
Aber war es denn so falsch was uns beigebracht wurde? Haben wir nicht auch in unserer Jugend oft das Gefühl gehabt, dass da auch was Wahres dran sein könnte? Nein! Nie! Selten!
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Wo ist all das hin von damals? Wo wir noch zu zehnt durch die Parks geschlendert sind und uns im Winter zum Schlittschuhlaufen oder im Sommer zum Schwimmen verabredet haben? Im Sommer, als es noch einen Sommer gab, zusammen gezeltet haben im heimischen Garten hinterm Haus und nachts dann durch den Ort liefen und uns an Straßenschildern hochzogen?!
Da gab´s es noch kein Internet, da gab es nicht mal was im Fernsehen um daheim bleiben zu wollen.
Wir wollten damals alle nur raus, raus in die Welt und die eigenen Erfahrungen machen, frei sein.
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Eines ist allerdings früher genauso gewesen wie heute, die Eltern konnten auch früher mit ihren guten Ratschlägen nicht auf viel Verständnis hoffen. Da wundern wir uns, dass auch wir heute vor dem gleichen Phänomen stehen?
Hatten wir früher nicht auch alles im Griff und wussten alles besser? Wie kann auch ein Erwachsener nachempfinden was in einem selbst vorging? Woher nehmen die Eltern sich das Recht heraus um ihren Kindern zu sagen, wie sie fühlen, geschweigedenn denken sollten?
Die Pubertät ist keine einfache Phase, aber deshalb heißt sie auch so, weil nichts im Leben nochmal so sein  wird, wie genau in dieser Zeit eben und auch diese Zeit prägt unsere Kinder wie keine andere Zeit sonst in ihrem Leben.
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Vielmehr müssen wir versuchen den schmalen Pfad mitzugehen und nicht von diesem abzukommen, aber das geht nur mit Vorsicht, denn sehr schnell kippt der Pfad um und man muss versuchen die richtige Richtung einzuschlagen.
Genau das ist gemeint mit „Verändern musst Du dich immer, welche Situation auch in deinem Leben auftaucht!“ Dabei kommt es nicht immer auf das Ziel an, sondern auf den Weg dorthin.
In unserer heutigen Weg-werf-Gesellschaft haben viele Dinge doch nicht mehr den Stellenwert, den wir als Kinder noch erfahren haben. Heute ist alles schnelllebig und kaum ist es da, wird es schon wieder langweilig, Es muss alles schneller gehen.
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Die Zeit zieht so schnell an uns vorbei, dass wir das gar nicht mehr mitbekommen und dann wundern wir uns darüber, dass unsere Kinder dem gar nicht mehr gewachsen sind? Wir sollten mal für einen Moment inne halten und darüber nachdenken, vielleicht merken wir dann, welche Dinge wirklich wichtig sind damit unsere Kinder diese Zeit bewusst erleben.
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und kaum hat man diesen Gedanken durchdacht kommt der Sohn um die Ecke und fragt: "Können wir nicht mal ein ganz normales Brettspiel spielen?" :-)
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*Namen geändert
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Gunda Hallo Silke, - ... also, ich muss gestehen, in diesem ersten Kapitel konnte ich meine Tochter noch nicht wiederfinden, die war nämlich immer so ehrlich zu sagen: Ich habe Bauchweh WEIL wir heute XY haben ... Schön plastisch beschrieben, gefällt mir. Und das Titelbild dazu ist einsame Spitze :o) LG Gunda |
ulla Zuerst mal ein herzliches Willkommen. Dein Stil gefällt mir, du schreibst lebensnah und animierst zum Weiterlesen. Zum Inhalt - kommt mir alles sehr bekannt vor irgendjemand (weiß leider nicht mehr, wer) hat einmal festgestellt: Jugend ist eine Krankheit, die mit jedem Tag besser wird. In diesem Sinne - nur Geduld. lg ulla |