Kurzgeschichte
Trennung

Lockiges Haar, Jeans, Sportschuhe und ganz viele unnoetige Buecher in meiner Schultasche..So sehe Ich in Augen von meiner Freunden und nicht Freunden aus. Nichts faellt mir so schwer als in der Schule ruhig zu bleiben, besonders wenn die Sohne hoch im Himmel steht und einen ironischen Blick auf uns wirft… Das alles kann man enttaeuscht aus dem Schulfenster ansehen.. Das Klassenzimmer befindet sich auf dem zweiten Stock unseres Schulgebauedes. Ja, Glueck nennen wir dass, weil es uns leichter faellt aus dem zweiten Stock ins Fenster zu kriechen und in die Freiheit zu verschwinden.. Das haben wir schon so viel Mal gemacht, dass die Lehrer uns nicht mehr in der Schule suchen wenn wir verschwinden.. Die suchen uns in der Freihet! Ja, das Versaeumen des Unterrichts heisst bei uns Freiheit - denn wir Sowietkinder sind.

Im Schulhof brennt etwas, etwas was die Kinder so lustig macht… Paar Sekunden spaeter mache Ich dasselbe- schmeisse mein rotes Hals-schal in die Feuer und tanze sorglos herum… Maggie, Ia, Nino und Nana die machen auch mit… Beim Drehen kann Ich Maggies rottes Haar und Ninos lange Beine in der Luft sehen... Nana kann nur lachen, ihres Tanz hat man noch nie gesehen, auch nicht an Schulfesten, dafuer lacht sie so herzlich…  Alles dreht und brennt, brennt und dreht.. Ich habe das Gefuehl, dass in diesem ausserirdischem “Feuertanz” etwas ganz irdisch und wichtig passiert..etwas was ich noch nicht erkennen kann…

Zwei Monaten spaeter hat unsere Lehrerin von Geschichte uns Tengiz vorgestellt, einen neuen Schueler, der ganz wenig spricht, immer ruhig auf dem letzem Stuhl sitzt und niemandem in die Augen guckt..Dafuer sieht er ganz sympatisch aus.. aber seine schwarze Augen gucken echt nur ins Himmel..

Maggie hat eine neue Frisur, unsere Rothaarige Freundin hat sich groesse Muehe gegeben, um gut auszusehen, Nino hat heute neues Kleid angezogen, das Kleid das ihr die Eltern aus Tuerkei mitgebracht haben.. ja, ja es ist zur Zeit fast ein Bummel alles in Tuerkei zu kaufen, fast jede Woche kommt ein Kind in die Schule mit Grinsen auf dem Gesicht und zeigt uns ihre neue Kleidung aus Tuerkei.. Meine Eltern waren auch da fuer Einkaufen und Ich sehe auch mehr selbtbewusst in meiner neuen Jacke aus… Ia hat neue Tasche, mit Blumen abgedruckt…, die Tasche ist ganz gross, aber macht nichts, sie hat umsonst ganz viele Buecher mitgeracht, damit die Tasche voll und schoen aussieht…Nur Nino sitzt etwa verwirrt und blaettert ohne Interesse ins Buch… Sie hat schon wieder nicht gelernt wie man tanzt.

Tengiz sagt nur “hallo”, schenkt seine Aufmerksamkeit nur dem Himmel hoch.. Sein Schweigen ist schon unertraeglich, wenn nicht verwirrend. Die Kinder, ihre Eltern und auch die Lehrerin – alle fuellen so viel Respekt von Tengiz, dass niemand sogar versucht mit ihm zu reden…

Nach einer Woche kam Tengiz nicht mehr in unsere Schule… und da hat die Lehrerin uns seine Geschichte erzaehlt… Tengiz hatte im Krieg von Abkhasien seine Mutter verloren… sein Vater war waehrend der Flucht nach Tbilissi erschossen, die Leiche seines Vaters hatte Tengiz bis Tbilissi auf seinem Schulter getragen…sein Vater war in Mtskheta beerdigt. Tengiz war wascheinlich wieder in Sukhumi verschwunden  - auf der Suche nach Seiner Mutter…