Biografien & Erinnerungen
Lex der Einsame

                      „...Baby,“ sagte Mc Culler „die Einsamkeit ist mein Revier. Alte Wölfe jagen solo. Wenn du meine Nummer brauchst, ich leg’ meine Karte im Flur auf neben das Telefon. Ruf nur an, wenn’s hart wird, Lex Mc Culler - ist teuer! Man sieht sich, bye.“ Mit einem leicht verzogenen linken Mundwinkel schritt er über ihre Schwelle. Draußen war das Leben. Die Stadt verschluckte ihn nach wenigen Schritten. Trauer konnte er in seinem Leben nicht finden. Dazu war er schon zu lange im Geschäft. Er erreichte eines jener Büros, wie sie in Middle East typisch sind, warf seinen Hut auf den Haken und goss sich einen Drink ins Glas. Ihm war klar, das der Drink morgen früh noch so stehen würde, aber die Macht der Gewohnheit und der Duft von Maltwhisky im Raum... Als die Kamera aus dem Bild schwenkt, klingelt das Telefon und Mc Culler schrickt aus dem Duseln hoch...

„...Klappe! - gestorben!...“.

CE bleibt in mir, CE ist allgegenwärtig, ich muss sie wiedersehen. Der Freitag war der Tag, an dem ich mich melden wollte. Der Freitag war superdickevoll. Das Telefonat schlug fehl. CE war nicht da. Nach einem Sonnabend voller Hektik und dem heutigen 11.5.97, an dem Vater und Thorsten Geburtstag hatten, merke ich, dass es in mir ruhiger wird. Ob es Abstand ist oder was sonst, ich will es sicher nicht wissen. Der Haufen Seelenmüll, den Brüderchen vor einem halben Jahr ausgekippt hat, beschäftigt mich mehr. Ich sitze in Wachau, es geht auf 24.00 und die Konzentration nimmt mit fortschreitender Zeit ab. Ein Telegramm an Th.H. hab’ ich nach dem „Check in“ abgesetzt. Einfach gigantisch, was heut’ so ein Telgramm kostet.

Schnitt.

Es schien, Lex Mc Culler hatte den „ersten Schuß“ weg. Er wollte es nicht wahrhaben und wanderte ohne Ende durch die Straßen. Nachts, versteht sich. Die, die ihn kannten, registrierten, dass das Flackern seines Blickes zugenommen hatte und er noch wacher als sonst war. Über allem trug Lex die Coolness zur Schau. LM war LM. Jesus Christ, wenn’s nur bald wieder weg wär. Es machte ihn abwechselnd happy und worry. Das konnte er überhaupt nicht leiden. Mc Culler war ein Gewohnheitstier. Und er liebte seine Gewohnheiten mehr als seine Mutter, die schon von Jahren gegangen war. Seine Ruhe am Morgen, der Gang zu Netty zum Frühstück - die wusste und brachte, was er wollte. Der anschließende kurze Trip zum Zeitungsstand, wo er mit Pit die letzten News vom Viertel bequatschte und dann sein Büro, das nach kaltem Rauch duftete und wo die Staubkörnchen im Morgensonnestrahl tanzten. Hier gehörte Lex hin. Und nu dieser Unfall, whats happen? Vor allem, wie weiter. Wie jeden Morgen rief sie an und schon ihr Timbre machte Mc Culler schier wahnsinnig.

T. und meiner Einer hatten hart zu tun. Job ist Job und wir taten unser Bestes. Alles für NR. Dann war T. weg und ich war wieder allein. „Ich würde mich zurückhalten, wer weiß was da passiert ist. Wenn sie will, kommt sie wieder.“ Oder auch nicht. Mittwoch also Abstinenz von CE. Donnerstag für B. gearbeitet und an CE gedacht. Die innere Aufregung hat nachgelassen. Oder auch nicht. Armin riet mir das ganze Gegenteil am Nachmittag. Dann eben aufs Ganze. Aber mit der Vorsicht des sofort möglichen Rückzuges.

L.M. wurde auch mach mal mit L.M.A. kolportiert.. Lex mochte das überhaupt nicht. Mach mal war ihm nur so. Lex hasste Weiber, die an einem kleben. Die wird man so schwer wieder los. Lex war Lex und wer ihn mochte, der nahm ihn so, wie er war. L.M. würde sich niemals ändern. Und das war sein Problem. Sie hatte ihn verändert. Er war beim Friseur, Lex kaufte Blumen wie vor 22 Jahren, er ertappte sich dabei, auf der Straße kleine Sprünge über die Hüpfekästchen der Kinder zu machen, oder gar Kinder übers Haar zu streicheln. Die Sonne gefiel ihm auf einmal. An allem war sie schuld. Wo sollte das enden?