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 Mara glaubte ihren Augen nicht als sie ihn zum ersten mal sah. Es war in einer der vielen Seitengassen in diesem kleinen Städtchen. Er hatte ihr nur einmal, für den kürzesten Augenblick, in die Augen geschaut. Seine weichen grünen Augen waren weit geöffnet, schauten aber weder schockiert noch irgend eine andere Emotion. Dann waren seine braunen Haare vor die Augen gefallen. Das war jetzt alles schon lang vorbei. Mara wusste inzwischen schon alles über die Welt jenseits des Spiegelbilds und noch mehr über ihren Kronprinzen Sarin. Sie wusste wie seine Augen schmollten, wenn sie ihm etwas abschlug, sie wusste wie jede Blüte seiner wunderschönen Seele aussah, sie wusste wie seine Haare mit dem Wind mitspielten wenn er auf seinem Hengst ritt, sie wusste einfach jedes einzelne Detail das ihn umgab und er wusste alles über sie. Er hatte alles gegeben um sie nicht zu verlieren. Er hatte jetzt schon Monate ignoriert das seine und ihre Welt kurz vor dem kollidieren waren. Jetzt standen beide vor Maras Spiegel im Bad. Sie schauten sich tief in die Augen als Sarin das sagte das alles verändern würde: “Mara, ich bin zu meiner Welt gebunden, werde ich von ihr abgeschnitten, so sterbe ich,” er ignorierte das von Schmerz zerrissene Gesicht von Mara und sprach weiter, “aber wenn ich die Pforten von meiner zu deiner Welt nicht schließe, werden sie kollidieren. Das währe ein Katastrophe und das weißt du, bitte versteh-” doch Mara unterbrach ihn mit einem herzzerreißendem Schluchzer: “Ich komme mit dir! Es macht für mich keinen Sinn hier zu bleiben! Sarin, bitte-” diesmal unterbrach sie Sarin : “Nein, du hasst hier eine Zukunft, du hasst hier deine Freunde und deine Eltern, du wirst sie nicht verlassen…” seine Stimme verlor sich als er immer mehr flimmerte und im Spiegel langsam Gestalt annahm. Doch auch da begann er zu verblassen. Ein letzter, leiser, geflüsterter Schrei drangen aus dem Spiegel, seine letzten Worte, an ihr Ohr bevor sich die Pforte schloss: “ Ich Liebe dich…” flüsterten sie ihr. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie schloss sie, damit sie nicht in den nun leeren Spiegel blicken musste : “Ich dich auch, mehr als alles andere.” flüsterte sie zurück, obwohl sie wusste das es Sinnlos war, er konnte sie nicht mehr hören, es war vorbei, sie würde ihn nie wieder sehen, sein fröhliches lachen nie wieder hören. Von einem plötzlichen Wutanfall getrieben, schoss ihre Faust nach vorn. Der Spiegel zersprang und die silbernen Stücke flogen überall um sie herum. Sie rannte aus dem Zimmer auf die Straße.
Oben auf dem Spiegel, wo niemand es gesehen hatte, war eine kleine Blume von der einen in die andere Welt gewachsen. Ihr Stamm hing schlaff hinab, zerschnitten von der geschlossenen Pforte. Ein Windstoß hob eines der bereits verwelkten Blütenblätter hoch und aus dem Fenster, während der Rest mit einem dumpfen Geräusch auf dem harten Fliesenboden aufkam und in Staub zerfiel.
Man sagt, wer einmal wirklich wahrhaftig und bedingungslos geliebt hat, kann in diesem Raum den schatten eines Geräusches hören, das Geräusch von zwei gebrochenen Herzen.