„Flügelchen. Hallo. Ach bitte mein Flügelchen, so antworte doch. Wenn du jetzt nichts sagst, gehe ich alleine und dann wirst du bestimmt ganz traurig sein. Du weißt, dass man einer Prinzessin gehorchen muss. Nicht wahr, meine kleine Elfe, das weißt du schon“. Prinzessin Emma rennt durch das Haus und ruft und ruft, nach ihrer allerbesten Freundin, doch nirgends ist etwas von Flügelchen zu sehen. „OK, ich hole Marc ab und wir fahren auf`s Land. Wir fahren zu Onkel Thomas und Tante Brigitte. Hörst du? Der König lässt die Pferde einspannen und dann sind wir weg“.
Kichernd sitzt die kleine Elfe im Apfelbaum und versteckt sich hinter 3 großen roten Äpfeln, die so dicht hängen, dass Flügelchen sich ganz bequem dahinter kuscheln kann. Sie hat einen riesigen Spaß, weil die kleine Königstochter so verzweifelt nach ihr sucht. Eigentlich kann sich Emma ja denken, dass eine Elfe sich nicht drohen lässt, schließlich kann sie ja ganz leicht hinterher fliegen. Als Flügelchen aber sieht, wie die kleine Prinzessin tief einatmen, um gleich wieder loszuschreien, da erbarmt sie sich endlich, spreizt ihre wunderschönen Elfenflügel, ganz weit auseinander und schwebt der kleinen Emma auf den Kopf.
„Also bitte, musst du mich denn immer ärgern, du kleine allerbeste Freundin“ ganz lieb nimmt Emma das Elfenmädchen auf die Hand und streicht ihr sanft über die blonden Locken: „du machst dir einfach einen Spaß daraus und freust dich diebisch, wenn ich dich suche, hab ich recht? Wie lange sitzt du denn schon im Apfelbaum?“
„Lange genug, um zu wissen, wo die Fahrt hin geht. Den ganzen Morgen ist der Haus- und Hofberater sehr, sehr wichtig hin und her gerannt. Die Köchin Leckere Schnecke, hat Körbe mit duftenden Sachen und riesige Ballons mit Wein und Säften, auf den Wagen gestellt, auch der kleine Marc und das Hündchen sind schon 20mal auf den Wagen gehüpft und wieder runter gesprungen, nur meine kleine Prinzessin, hockt drinnen und schreit wie am Spieß. Komm rasch und lass uns packen, Marc hat schon 3 Taschen auf den Wagen gehoben. Pass auf, wenn wir weiter so rumtrödeln, ist für uns kein Platz mehr“, lacht die kleine Elfe ihr zartes glockenhelles Lachen. Eilig flitzt die kleine Prinzessin Emma, mit Flügelchen auf der Hand zurück ins Schloss.
„Liebste Freundin, was meinst du, was wir so alles brauchen, wenn wir auf den Bauernhof fahren? Was denkst du, soll ich das rosa Spitzenkleid einpacken und die rosa Sandalen, die so niedlich mit silbernen Sternen bestickt sind. Ja und was ist denn mit dem rosa Hut, der diese wunderschönen Seidenbänder hat, die so lustig fliegen, wenn ich renne. Nun sag doch was, bitte, kleine Elfe, antworte mir doch endlich“. Keinen Ton sagt das kleine Flügelchen. Selbstvergessen steht sie vor dem großen Spiegel, dreht und wendet sich, zupft da an ihrem Flügel, streich dort etwas an ihrem kurzem Röckchen glatt. Mit den kleinen Fingern fährt sie sich durch die dichten blonden Locken und strahlt sich ganz glücklich an. „Schau meine Prinzessin, sag findest du mich nicht allerliebst, sehe ich nicht aus wie eine wunderschöne kleine Elfe, nun sag schon, wie sehe ich aus?“.
„Nein, Flügelchen, das gibt es doch nicht, du stehst hier vor dem Spiegel und bewunderst dich wie ein Pfau und ich weiß nicht, was ich in den Koffer packen soll. Ja, mein allerliebstes Flügelchen, ja, du bist die allerschönste und zarteste kleine Elfe, die ich kenne und nun komm her und hilf mir gefälligst, bei meiner Arbeit“, fährt die kleine Prinzessin ihre allerliebste Freundin ein klein bisschen streng an: „ich dachte doch wirklich, du wärst mir eine große Hilfe, aber du bist nur dabei, deine kleinen Flügel zu putzen, diese Eitelkeit kenn ich von dir ja gar nicht“.
Ganz rot ist sie geworden die kleine Elfe und dann fliegt sie hast du nicht gesehen schon aus dem Prinzessinnenzimmer. „Haaaaaaaaalt“ schreit Emma ganz laut, „halt, du hast ein Geheimnis, ich spür das, komm sofort wieder zurück und erzähl mir was los ist. Du weißt allerbesten Freundinnen wissen alles, aber auch alles voneinander. Bitte mein Flügelchen, was ist es, warum bist du so rot geworden und warum rennst du denn weg“. Ganz klein und leise kommt die kleine Elfe wieder in das Kinderzimmer, hüpft auf den kleinen Puppensessel, der in dem kleinen Puppenschloss steht, atmet ganz tief ein und wieder aus, einmal, zweimal und noch einmal: „Ich bin verliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiebt, ich bin verliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiebt, ja wirklich ich bin das ganz, ganz toll.“.
Die kleine Prinzessin bekommt ganz kugelrunde Augen: „Was bist du? Du bist verliebt? Was bitteschön ist denn nun wieder verliebt? Meinst du, wenn man sich so richtig gern hat, so wie ich dich oder den kleinen Marc und seinen kleinen Hund. Vielleicht auch so wie meinen Königspapa und die Königin. Natürlich lieben wir die alle und was ist da nun so besonderes dran und warum muss man denn da rot werden. Also bitte, stell dir vor ich würde solch rote Wangen bekommen, nur weil ich dich liebe, nein Flügelchen, du bist schon sehr, sehr albern“
„Emma, allerliebste Prinzessin, verliebt ist, wenn einem das Herz weh tut, es im Bauch summt und wenn man die Welt vergisst, das ist es, was ich habe, wenn ich sage „Ich bin verliebt“.
„Ist ja schon in Ordnung, aber meinst du nicht, wir sollten das Thema Liebe nicht auf einen anderen Tag verschieben, ich habe nämlich keine Bauchweh und will ganz bestimmt auch keine haben und wenn ich der Mama sage, dass mir das Herz weh tut, dann ruft sie den königlichen Doktor, der kommt dann mit diesem kalten Ding und drückt mir das auf die Brust und ich muss tiiiief einatmen. Nein wirklich Flügelchen, auf so etwas kann ich ganz bestimmt verzichten“, versichert die kleine Prinzessin sehr klug und weise, ihrer kleinen allerbesten Freundin.
Ja und was nun aus dieser Liebe wird und wer Schuld daran ist, dass die Koffer noch immer nicht gepackt sind, werden wir ja wohl bald von der kleinen Elfe erfahren……
©UteAnneMarieSch