Kurzgeschichte
Ein fallender Stern

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"Ein fallender Stern"
Veröffentlicht am 27. Februar 2010, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Es tut mir leid, dass ich \\\"Restrisiko\\\" löschen musste, aber es ist jetzt in einer Kurzgeschichtensammlung namens \"Das Unfassbare\" vom ipm-verlag veröffentlicht worden. Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden. Unter www.bookrix.de/-schneeflocke kann "Restrisiko" nach wir vor noch lesen. LG Flocke
Ein fallender Stern

Ein fallender Stern

Beschreibung

Eine Sternschnuppe

Grillen zirpen leise ihr einfaches, und dennoch so beruhigendes Lied, und es herrscht jene seltene, alles durchdringende Wärme, die die Nacht nur an den wenigen, wirklich heißen Sommertagen aufweist. Eine Sternenpracht, die ihresgleichen sucht, ziert den Himmel über mir. Selbst die Milchstraße ist als verschwommener Schleier zu sehen, ein helleres Band auf schwarzem Samt. Der Schatten der Brücke zu meiner Rechten, erkennbar im schwachen Mondlicht, das sich auf dem hellen Stein bricht. Neben mir der Fluss, der leise vor sich hin rauscht. Nur ein sanftes Wispern, untermalt er mehr die Stille des Augenblickes, als dass er sie stört. Die Augen nach oben gerichtet, flach auf dem Stein liegend, dessen raue Struktur mein einziger Anker ist, der mich mit der Realität zu verbinden scheint, warte ich, schweigend, regungslos.

Eine leise Bewegung neben mir erinnert mich daran, dass ich nicht alleine bin auf meinem Stein. Wie auf einer Insel scheinen wir hier so fern vom Alltag zu sein, in unserer eigenen Welt versunken. Unsere eigene Welt, in der es nur uns gibt, den Stein, und den mit den hellen Lichtpunkten der Sterne übersäten Himmel. Eine warme Hand schließt sich um die meine, und wir brauchen keine Worte, um uns zu verstehen. Lächelnd wenden sich unsere Blicke einander zu, ehe wir wieder nach oben blicken, als stünden dort oben die Antworten auf all unsere Fragen geschrieben, die Lösung für all unsere Probleme. Wir wissen, dass es für unser Problem keine Lösung gibt. Wir werden den Lauf der Dinge nicht ändern können.

Dann ein heller, rasch fallender Streifen Licht, so schnell wieder verschwunden, wie er erschienen ist. Wie ein Blitz zischt er flammend hell über den Nachthimmel, nur für einen winzigen Augenblick. Er erstrahlt kurz so hell, und binnen eines Wimpernschlages ist es, als sei nichts gewesen, die Sterne verharren ungerührt. Das kurze Aufblitzen ist nichts, das die ewige Ruhe der trägen Himmelskörper stören könnte. Ein fallender Stern, dazu verdammt, zu vergehen, und doch erscheint er uns fast wie ein Wunder. Denn für diesen einen, kurzen Augenblick hat er die volle Aufmerksamkeit eines Jeden, der schnell genug ist und im richtigen Moment nach oben sieht. Es werden ihm gar magische Kräfte zugesprochen.

„Sternschnuppe“, flüstere ich ehrfürchtig, und spreche in Gedanken rasch meinen Wunsch aus. Neben mir bewegen sich seine Lippen ebenfalls, lautlos, so, als würde er beten. Ich weiß, dass wir uns dasselbe wünschen, dass er sich genau wie ich nach dem sehnt, das wir nie haben können: eine Zukunft.

Es war nur eine Sternschnuppe, kein Schweifstern oder Komet, der langsamer ist in seiner Bahn, bedächtiger, aber dafür auch länger für seine Reise braucht und eines viel langsameren Todes stirbt. Der Komet kommt nur auf einen kurzen Besuch vorbei, ehe er wieder in den Tiefen des Alls verschwindet, bis zum nächsten Mal, viele Jahre, wenn nicht gar Jahrhunderte später. Auch einen Kometen sah ich irgendwann, viele Jahre nach diesem Tag der Sternschnuppe, und er gefiel mir weitaus besser, man konnte ihn länger betrachten, ihn in seiner vollen Pracht bestaunen.

Aber dennoch vergeht auch der Komet letztendlich. Er reist so lange einsam durch das kalte, dunkle All, und zieht dabei einen Schweif aus verdampfendem Wasser und sich lösenden Gesteinsbrocken hinter sich her, in denen sich das ewige Licht der Sterne bricht, bis nichts mehr von ihm übrig geblieben ist.

Und doch übt die Ewigkeit der Sterne nicht denselben Reiz auf uns aus wie das kurze Aufflammen einer Sternschnuppe, oder die wenigen Augenblicke, in denen sich die Bahn eines Kometen mit der der Erde kreuzt. Besonders macht beide, die Sternschnuppe wie den Kometen, gerade erst ihre Vergänglichkeit.

Unter mir der kühle Stein, ein merkwürdiger Kontrast zur lauen Nachtluft. Ähnlich einem Vorboten dessen, was noch kommen mag, reißt mich die Kälte aus meiner Versunkenheit. Wir erheben uns, schweigend, zögerlich, wir wollen uns noch nicht voneinander trennen, und können es letzten Endes doch nicht verhindern. Denn ähnlich dem sterbenden Stern ist auch dies im Begriff, zu vergehen, und ich weiß es. Aber eben diese Vergänglichkeit wird bewirken, dass er mir für immer im Gedächtnis bleiben wird.

© by Schneeflocke

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schneeflocke
Es tut mir leid, dass ich \\\"Restrisiko\\\" löschen musste, aber es ist jetzt in einer Kurzgeschichtensammlung namens \"Das Unfassbare\" vom ipm-verlag veröffentlicht worden.
Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden.
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LG Flocke

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schneeflocke Re: Wunderschön -
Zitat: (Original von Robin am 27.02.2010 - 16:08 Uhr) und von einer tiefen Wahrheit. Über deine überaus geniale sprachliche Ausdrucksweise brauche ich eigentlich kein Wort mehr verlieren, denn es ist wie immer top. Du ziehst mich ins Geschehen, ich lag auch auf diesem Stein und hab die Sternschnuppe gesehen, die so vergänglich war.
Und es ist wahr, wäre nicht die Vergänglichkeit würden uns oft die vielen wunderschönen Dinge nicht im Gedächtnis bleiben, manchmal erkennen wir sogar erst wie wertvoll etwas ist, wenn es vergangen ist. Vielleicht sollten wir öfter die kleinen Dinge genießen, so wie das Auftauchen einer einfachen Sternschnuppe!
Einfach schön liebe Tina :-) Herzlicher Gruß,
Lisa



Hallo Lisa!
Vielen Dank für deine lieben Worte! Danke für das Kompliment: "überaus geniale sprachliche Ausdrucksweise" - da werd ich ja ganz rot *lach*. Freut mich wirklich, dass dir mein Stil gefällt!
Und ja, du hast recht, mir ging es auch schon so: manchmal erkennt man erst in dem Moment, in dem man es verliert, was man gehabt hat.
Schön, dass dir die Sternschnuppe gefallen hat.

Ach ja, und vielen Dank für den Favo!

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Wunderschön - und von einer tiefen Wahrheit. Über deine überaus geniale sprachliche Ausdrucksweise brauche ich eigentlich kein Wort mehr verlieren, denn es ist wie immer top. Du ziehst mich ins Geschehen, ich lag auch auf diesem Stein und hab die Sternschnuppe gesehen, die so vergänglich war.
Und es ist wahr, wäre nicht die Vergänglichkeit würden uns oft die vielen wunderschönen Dinge nicht im Gedächtnis bleiben, manchmal erkennen wir sogar erst wie wertvoll etwas ist, wenn es vergangen ist. Vielleicht sollten wir öfter die kleinen Dinge genießen, so wie das Auftauchen einer einfachen Sternschnuppe!
Einfach schön liebe Tina :-)

Herzlicher Gruß,
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Re: Mich -
Zitat: (Original von Luzifer am 27.02.2010 - 12:23 Uhr) erinnert dies an deine Geschichte "Ein Funke" ^^
Doch ist es nicht die Vergänglichkeit der Sternschnuppen und Komete, die sie so "magisch" machen, sondern ihre Seltenheit. Wenn am Himmel nur Sternschnuppen zu sehen wären, würde ein einzelner stiller Stern die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Es scheint der Tod hier die Zukunft zu verbauen. Eine Krankheit würde hier vom Zeitfaktor passen, wenn man die Sternschnuppe und den Kometen zum Ankerpunkt zieht.
Es war jedenfalls interessant sie zu lesen, doch finde ich es nicht so Gefühlsbetont, wie es deine anderen Geschichten sind.

LG
Luzifer


Hallo Luzifer!
Ja, es erinnert stark an "Ein Funke", weil ich beide Geschichten sehr zeitnah geschrieben habe, und es immer so sehr von meiner momentanen Stimmung abhängt, welche Art von Geschichte ich schreibe. Gut erkannt.
Und du hast recht, was die Seltenheit angeht. Das ist mit ein Teil davon. Das hätte man noch einbauen können. Vielleicht ein andermal.
Was genau hier die Zukunft verbaut, ist der Imagination des Lesers überlassen. Eine Krankheit ist eine Möglichkeit, da hast du recht.
Und nein, die Geschichte ist nicht so gefühlsbetont wie die anderen. Ich weiß auch nicht warum, hat sich so entwickelt.

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Re: Sehr schön... -
Zitat: (Original von Schlauchen am 27.02.2010 - 11:27 Uhr) Erinnert mich an den Film "der Sternenwanderer", ein wundervoller Film über einen gefallenen Stern, der in Menschenmädchen Gestalt vor den Hexen flieht, die ihn essen wollen um ewig jung zu bleiben.
Du hast wieder schöne sprachliche Mittel benutzt, auch die Beschreibungen am Anfang sind dir gut gelungen, bevor die Sternschnuppe auftaucht.
Das mit dem komenten finde ich sehr schön, auch wenn du von der Vergänglichkeit der Dinge sprichst, aber das war irgendwie sehr schön.
Besonders der letzte Satz, denn da hast du was allgemeines und sehr wahres gesagt. Ich denke weil die Dinge vergänglich sind speichern wir viele Sachen auch so gut ab, stell dir vor sie kommen immer wieder, sind etwas altägliches.. Dann ist es gar nicht mehr etwas Besonderes.
Schöner Text,

Alles Liebe
Caro



Hallo Caro!

Vielen Dank für die Bewertung und den Kommentar! Schön, dass dir die Aussage der Geschichte gefallen hat!
Das Bild mit der Sternschnuppe und dem Kometen ist mir so eingefallen, und ich fand es so ausdrucksstark, dass ich es einfach in eine Geschichte verpacken musste. Und ich freue mich mal wieder besonders, dass dir der Schluss gefallen hat. Ich bin mir immer so unsicher, ob der Schluss passt...

Stimmt, da war so ein Film mit diesem Mädchen, das vom Himmel fällt. Er hat mich nicht hierzu inspiriert, aber jetzt, da du es erwähnst, erinnere ich mich. Ein schöner Film, fand ich damals auch.

Liebe Grüße,
Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Mich - erinnert dies an deine Geschichte "Ein Funke" ^^
Doch ist es nicht die Vergänglichkeit der Sternschnuppen und Komete, die sie so "magisch" machen, sondern ihre Seltenheit. Wenn am Himmel nur Sternschnuppen zu sehen wären, würde ein einzelner stiller Stern die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Es scheint der Tod hier die Zukunft zu verbauen. Eine Krankheit würde hier vom Zeitfaktor passen, wenn man die Sternschnuppe und den Kometen zum Ankerpunkt zieht.
Es war jedenfalls interessant sie zu lesen, doch finde ich es nicht so Gefühlsbetont, wie es deine anderen Geschichten sind.

LG
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
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