Gedichte
Der Ehrenplatz

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"Der Ehrenplatz"
Veröffentlicht am 22. Februar 2010, 10 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Der Ehrenplatz

Der Ehrenplatz

Beschreibung

Ich schrieb es für meine Großeltern und ihre Freunde, denen ich sehr dankbar bin, dass ich sie kennenlernen durfte.

Der Ehrenplatz

Nach fast neunzig Jahren auf der Erde

Kam Rosa in den Himmel

Da stand sie nun vorm großen Tor

Und zog die Schnur, mit der Bimmel

 

So zaghaft hat sie die Schnur gezogen

Dass erscholl nur ein einziger Ton

Einer allein hat diesen gehört

Der ihr öffnete, war ihr Sohn

 

Sie flogen  einander in die Arme

Die Tränen flossen, so heiß

„Mutti, ich wollte dein Herz nicht brechen!“

„ Ach, mein geliebter Sohn, ich weiß!“

 




Er fasste die Mutter bei der Hand

Führte sie zu einem Tisch

An dem der Herrgott mit den Heiligen saß

Der sprach: „Rosa, ich kenne dich!

 

Das Leben, das ich dir geliehen

Wie all meinen Probanden

War eine der härtesten Prüfungen

Du hast, summa cum laude, bestanden!

 

Zwar gingst du schon früh, aus meinem Haus

Hast mich auch nie um Hilfe gebeten

Doch hast du nach meinen Geboten gelebt

Sowohl im Glücke, als auch in Nöten!

 

Du hast dich stets um andre gesorgt

Dein ganzes, langes Leben

Auch als du fast verhungert warst

Hast du noch Brot abgegeben!

 

Du hast dir verdient einen Platz neben mir

Und den Heiligen, an diesem Tisch“

„Ach Gott, verzeih, aber es sehnet so sehr

Nach meinem Manne mich

 

Er sitzt dort, in der hintersten Ecke

Inmitten der armen Seelen Schar

Er scheint tief in ein Gespräch versunken

Er nahm mich wohl noch nicht wahr“

 

„Was?“ sprach der Herrgott „ dieser dort

Ist der, von dir geliebte Mann

Ein unverbesserlicher Atheist

Den zur Hölle ich nicht jagen kann!


Weil auch er im Leben die Gebote geachtet

Und andern half, sogar

Als selbst sein eigenes, einziges Leben

War in großer Gefahr

 

Doch er bestreitet meine Unfehlbarkeit

Meine Allwissenheit er nicht erkennt

Statt meiner göttlichen Monarchie

Will er ein Himmelsparlament!

 

Er rührt sie auf, die armen Seelen

Tagtäglich! Ich glaube schon

Zu seinen treusten Gefährten gehört

Inzwischen mein eigener Sohn!“

 

„Oh Gott, kannst du es ihm verdenken

Bei allem Grauen, das er sah

Als uns die Mörder durch Europa trieben

Wo war dein Auge denn da?

 

Seine, als auch meine Familie

Wurden abgeschlachtet wie Tiere

Du hast die Mörder nicht gestoppt

Strecktes von dir, alle viere!

 

Wir gingen aufrecht durch die grausame Zeit

Sind mit dem Leben davongekommen

Doch wofür hast du uns dann gestraft

Und den Sohn uns so früh genommen?

 

Seine Kinder waren noch so jung

Sie hatten doch nichts verbrochen

Ihnen so früh, den Vater zu nehmen

Was hast du dir davon versprochen?

 

Anderen, die unter den Mördern waren

Hast du noch oben drauf gegeben

Ansehen, Macht, Familie und Geld

Und ein langes, zufriedenes Leben

 

Sie haben niemals Buße getan

Haben auch keine Reue gezeigt

Doch scheinheilig haben sie, auf den Knien

Vor deinem Sohn den Kopf geneigt

 

Geblendet von so viel Scheinheiligkeit

Hast du nur die Kollekte betrachtet

Glaubst du, der nur gibt, weil er viel hat

Dass der dich wirklich achtet?

 

Nein, diese beten nur für sich selbst

Und ihr eigenes Seelenheil

Die Nöte anderer stören sie nicht

Daran nehmen sie nicht teil!“

 

„Was erlaubst du dir,“ spricht der Gott

„Meine Schäfchen zu diffamieren!“

„Schieb dir die Haare aus dem Gesicht

Schau, wie sie an der Nase dich führen!

 

Da jagen sie, rund um die Welt

Unermesslich ist ihre Gier

Sie huldigen Mammon, dem Gott des Geldes

Und eben nicht, einzig dir!


Mammon verführt sie zu jedem Verbrechen

Für seine goldenen Projekte

Von dem, was sie den armen stahlen

Tun sie den Zehnten in deine Kollekte

 

So machen sie dich zu ihrem Hehler

Können sich stets auf dich berufen

Du kannst sie nicht strafen, auch wenn du willst

Du müsstest dich selbst verfluchen!“

 

„Du behauptest also, der Menschheit käme

Mein göttlicher Plan abhanden!?“

„ Neunzig Jahre habe ich promoviert.

Du sagtest: summa cum laude, bestanden!

 

Verzeih mir, den Ehrenplatz neben dir

Ich, so, nicht annehmen kann

Es reute mich ewig, es wäre Verrat

An meinem geliebten Mann!"

                                                           PeKa

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Hörbuch

Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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baesta Ein gutes Gleichnis - hast Du in Versform gebracht. Da sieht man´s mal wieder. Auch Gott ist nur allzu menschlich.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Danke Peter, - ich hatte dieses Gedicht zwar schon gelesen und es hat mich auch sehr tief berührt, aber jetzt muss ich sagen, dass ich Tränen in den Augen habe, weil es so wunderschön und liebevoll geschrieben ist.
Die letzte Strophe hat es zu meinem Favo gemacht. Eine bewundernswert starke Frau, die aus Liebe und Treue auf einen Sonderplatz verzichtet. Mehr geht nicht.

Ganz liebe Grüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster wunderschön - und tief berührend.

Liebe Grüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Markus Re: Re: Eine sehr schöne Liebeserklärung für -
Zitat: (Original von pekaberlin am 22.02.2010 - 12:14 Uhr)
Zitat: (Original von marc50 am 22.02.2010 - 12:10 Uhr) die Großeltern und ein Lobgesang für das menschliche Miteinander.
Es steht jetzt in meiner Liste von den Gutversen.
Das Nichteingreifen Gottes bei Bösartigen Taten hat schon Seneca beschäftigt.

Alles was dem Tugenthaften widerfährt sei ihm Prüfung und Stählung von Geiste und Körper. Ihm kann kein Missgeschick widerfahren,ebenso wenig wie aller Regen und aller Flüsse Wasser den Geschmack des Meeres jemals ändern können.
lieben gruß
markus


Danke Markus!
Nun bin ich aber auch so "ein unverbesserlicher Atheist", und dies Gedicht wohl "mein Prometheus".
Liebe Grüße Peter

ich bin auch keinem höheren Wesen zugetan. Mein Glaube beruft sich auf die Allnatur und ihrem höherem Gesetz der ständigen Verwandlung, dem alles von Geburt oder Aussaat an unterworfen ist.
lieben gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Eine sehr schöne Liebeserklärung für -
Zitat: (Original von marc50 am 22.02.2010 - 12:10 Uhr) die Großeltern und ein Lobgesang für das menschliche Miteinander.
Es steht jetzt in meiner Liste von den Gutversen.
Das Nichteingreifen Gottes bei Bösartigen Taten hat schon Seneca beschäftigt.

Alles was dem Tugenthaften widerfährt sei ihm Prüfung und Stählung von Geiste und Körper. Ihm kann kein Missgeschick widerfahren,ebenso wenig wie aller Regen und aller Flüsse Wasser den Geschmack des Meeres jemals ändern können.
lieben gruß
markus


Danke Markus!
Nun bin ich aber auch so "ein unverbesserlicher Atheist", und dies Gedicht wohl "mein Prometheus".
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Markus Eine sehr schöne Liebeserklärung für - die Großeltern und ein Lobgesang für das menschliche Miteinander.
Es steht jetzt in meiner Liste von den Gutversen.
Das Nichteingreifen Gottes bei Bösartigen Taten hat schon Seneca beschäftigt.

Alles was dem Tugenthaften widerfährt, sei ihm Prüfung und Stählung von Geiste und Körper. Ihm kann kein Missgeschick widerfahren,ebenso wenig wie aller Regen und aller Flüsse Wasser den Geschmack des Meeres jemals ändern können.
lieben gruß
markus
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