So, mal was neues... Das Titelbild ist noch nicht ganz perfekt, das richtige konnt ich irgendwie nicht einfügen...=)
“Vater bitte geh nicht!”, schrie Priska mit weinerlicher Stimme. Warum musste er in den Krieg? Er war Bootsmann, kein Soldat!
“Es tut mir Leid Liebes,”“, sagte Gildas, “aber das Gesetz will es so. Jeder Mann zwischen sechzehn und sechzig Jahren muss bei Kriegsfall dem Heer beitreten, um das Königreich zu verteidigen.”
Traurig gab er ihr einen Kuss auf die Stirn: “Pass gut auf dich auf!”
Sie schaute ihm scwermütig hinterher. Er ging um das Versprechen zu halten, das er damals gegeben hatte, als er zum Bürger der Grossstadt Octava wurde.
Priska blieb alleine im Haus ihrer Kindheit zurück, das ihr Vater mit all seinen Ersparnissen gekauft hatte, um seine Frau Claire und seine Tochter glücklich zu machen. Kurz darauf war ihre Mutter jedoch an einer unheilbare Krankheit gestorben und hatte den jungen Vater alleine mit ihr zurückgelassen. Jetzt war Gildas aber weg und Priska wusste, dass er nicht mehr wiederkehren würde.
Tage verstrichen ohne das Priska etwas von ihrem Vater hörte. Es war ein wunderschöner Sonntag Morgen, als es an der Tür klopfte. Vorsichtig öffnete sie Türe. Auf dem Kiesboden vor dem Haus, stand ein Mann mit langen, schwarzen Haaren. Er trug eine verbeulte Rüstung und schaute sie mit einem traurigen Blick an, der ihr gar nicht gefiel.
“Sind sie Priska Pernali?” fragte der Soldat. Priska brachte kein Wort zustande, also nickte sie nur.
“Ich habe eine Nachricht für Sie“, fuhr der Mann zögernd fort, “es geht um ihren Vater...er ..er ist tot, er bat mich, ihnen dies zu überreichen” er drückte ihr einen Brief in die Hand. Schluchzend fiel Priska auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Der Krieger strich ihr sanft über die Haare.
“Es tut mir Leid,” sagte er und ging.
Als sie sich von dem ersten Schock erholt hatte, hob sie den von ihren Tränen durchweichten Brief auf und öffnete mit zittrigen Fingern den Umschlag. Auf dem Blatt sah sie die geschwungene Handschrift ihres Vaters. Sie las:
Liebe Priska
Wenn du diesen Brief liest, werde ich wahrscheinlich schon tot sein.
Bitte erfülle mir meinen Letzten Wunsch, ich will nicht, dass auch du auch wegen eines sinnlosen Krieges sterben musst.
Die Stadtmauern werden dem Feind nicht mehr lange standhalten. Ich flehe dich an, nimm so viel mit wie du kannst und öffne die Luke unter dem blauen Teppich im Wohnzimmer. Folge dem Gang nach Süden. Er wird dich an den Strand, fünf Kilometer entfernt der Stadt bringen. Flieh so schnell nur du kannst.
Leb wohl
In Liebe, Gildas
Sie wusste genau, wo der Weg sie hinführen würde: zum Boothäuschen ihres Vaters. Oft hatte Gildas ihr von dem geheimen Fluchtweg erzählt, den sonst niemand kannte. Priska folgte dem letzte Wunsch ihres Vaters und packte traurig das ganze verbliebene Brot, vier Flaschen Wasser und Käse in eine Wolldecke, die sie in einen grossen Rucksack steckte. Sie sammelt noch einige nützliche Dinge zusammen und hievte dann den schweren Sack auf ihre Schultern. Kurzerhand hob sie den Teppich und öffnete die darunter liegende Falltüre. Ein schwerer Geruch nach Erde und Moos schlug ihr entgegen. Ein letztes Mal schaute sie sich in ihrem Zuhause um, würde sie jemals hierher zurückkehren können?
Priska kletterte die zehn rostigen Stufen hinunter und gelangte so in einen schmalen Gang. Die Wände bestanden aus Stein und Erde.
Das Mädchen folgte dem Gang. Nach etwa einer halben Stunde war der Weg plötzlich zu Ende. Priska erschrak, hatte sie etwa die falsche Richtung eingeschlagen oder war die Decke eingestürzt? Sie wollte schon umkehren, als sie etwas hölzernes an der Decke erkannte. Sie leuchtete mit der Laterne über ihren Kopf. Es war eine Luke! Nun erkannte sie an der rechten Wand auch die Sprossen. Vorsichtig kletterte sie hoch und drückte gegen das schon etwas morsche Holz. Daussen sah sich Priska um. Sie befand sich in einer kleinen von Felsen umrandeten Bucht, die gleich neben dem Boothaus lag. Ohne zu zögern ging sie hin und öffnete die Türe. Die Luft war muffig und es roch nach Algen. Im kleinen Häuschen befanden sich, neben jeder menge Holz und Werkzeugen, zwei Schiffchen: ein kleines Ruderboot und ein etwas grösserer Segler. Um dem Krieg zu entrinnen musste sie fort von der Insel Kasormina, das war ihr klar, aber wo sollte sie hin? Sie hatte die Insel noch nie verlassen! Ihr blieb nicht anderes übrig als die Insel mit einem der Schiffe hinter sich zu lassen. Sie entschied sich für das Kleine, da das andere viel zu schwer für sie war.
Priska schob das Ruderboot zum Wasser und stieg hinein. Das Schiffchen schwankte und sie konnte sich gerade noch am Rand halten, um nicht kopfüber in das kalte Wasser zu fallen. Sie legte den Rucksack vor sich auf den Boden und nahm die Ruder zur Hand.
Die Sonne ging unter. Priska machte sich Sorgen, denn weit und breit war kein Land zu sehen. Ihr fröstelte, wo sollte sie die Nacht verbringen? Etwa auf dem schwankenden Boot? Bei dem Gedanken wurde ihr übel.
Ein eisiger Wind blies über das unruhige Wasser und brachte das kleine Boot zum schwanken.
Eine halbe Stunde verstrich, ohne das sie etwas am Horizont entdeckte. Ihr blieb nichts anderes mehr übrig als sich schlafen zu legen und auf den nächsten Morgen zu warten.
Schwermütig holte sie die warme Decke aus dem Rucksack und rollte sich in der Mitte des Bootes zu einer Kugel zusammen. Dann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Es war schon hell, als Priska gähnend aufwachte. Ihr tat der ganze Körper weh, doch sie konnte sich nicht richtig strecken, denn sie hatte Angst, dass das Boot kippen könnte.
Sie holte sich ein Stück Käse aus dem Rucksack und begann daran zu knabbern. Plötzlich entdeckte sie direkt vor ihr eine grosse Insel. Wie war es möglich, dass sie sie nicht schon vorhin entdeckt hatte?
Priska ruderte über das glänzende Wasser auf die sie zu. Sie war fast angekommen, als die Insel einfach verschwand. Sie rieb sich die Augen, doch alles blieb wie es war. Na toll, jetzt hatte sie schon Wahnvorstellungen!
Orientierungslos liess sich das Schiffchen auf den Wellen treiben. In Gedanken versunken summte Priska ein Lied vor sich hin. Plötzlich sah sie etwas im Wasser schwimmen. Es war ein Ast, was bedeutete, das das Land nicht mehr weit sein konnte. Das Mädchen bückte sich und fischte den Fund aus dem Wasser. Da sah sie etwas glänzendes zwischen den Blättern. Neugierig zupfte sie daran, und betrachtete den Fund. An einem Lederband hing ein silberner Fisch, der gerade in einen golden Apfel biss. Das Auge bestand aus einem weiss leuchtenden Diamanten. Priska band sich die Kette um den Hals. Dann schaute sie auf. Sie erschrak und musste sich festhalten um vor Schreck nicht ins Wasser zu fallen, das konnte doch nicht sein! Am Horizont erstreckte sich die Insel.
Immer näher arbeitete sich das Schiffchen weiter. Priska rechnete damit, das die Insel jeden Moment verschwinden könnte, doch sie blieb wo sie war.
Sie war erleichtert, als sie endlich am Ufer ankam. Gleichzeitig war sie jedoch auch etwas enttäuscht, denn die Insel schien unbewohnt zu sein. Priska band das Boot an eine der vielen Palmen und schaute sich um. Der etwa 50 Meter breite, weisse Strand war mit Muscheln in allen Farben bedeckt. Das klare Wasser strich um ihre Beine. Am Ende des Sandstrandes erstreckte sich eine saftige Wiese mit rubinfarbenen Blumen. Ein Stück weiter entdeckte sie einen Wald. Am Horizont ragten gigantische Berge mit von Wolken umhüllten Gipfel in den Himmel empor.
Priska streifte durch die Wiese auf den Wald zu.
Die trockenen Blätter knipsten unter ihren Füssen als sie den Wald betrat.
Auf einmal hörte sie ein komisches Geräusch das aus einem Busch kam. Sie hätte schwören können das dies ein Husten war!
Das Mädchen lief zögernd in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Schliesslich kam sie vor einem kleine Busch zu stehen, hinter dem ein leises Rascheln erklang. Etwas ängstlich schaute sie dahinter. Beinahe hätte sie aufgeschrien als sie eine menschliche Gestalt entdeckte. Es handelte sich um einen jungen Mann, der in Priskas Augen etwas komisch aussah. Er hatte gelbe, ledige Haut und dunkelblaue Augen. Verstört strich er sich das schulterlange, braune Haar aus dem Gesicht. Priska lächelte scheu, die Insel schien doch nicht unbewohnt zu sein.
„Hallo“, sagte sie und hielt ihm die ausgestreckte Hand hin, „ich bin Priska.“ Zögernd griff er nach ihrer Hand.
“Ich heisse Salnorma”. Er schreckte mit ängstlichem Gesicht zurück.Seine Augen weiteten sich. “Was hast du da um... deinen.... Hals?” Stotterte er.
“ Eine Kette die ich im Meer gefunden habe”, antwortete sie verwundert.
“Das kann nicht sein! Die Kette von Janoly liegt in der dunkeln Höhle!”
“Die Kette von Ja... was?” fragte Priska vervirrt, “von dem hab ich noch nie etwas gehört!”
“Das ist normal”, erklärte Salnorma, der sich wieder beruhigt hatte, “du kommst ja auch nicht von hier. Warum bist du denn eigentlich hierher gekommen?”
Priska zögerte etwas, sollte sie diesem fremden Mann vertrauen? Sie blickte ihn an. Er schaute sie mit neugierigen freundlichen Augen an. Das Mädchen entschied, dass es wohl nicht schaden konnte, ihm etwas von sich zu erzählen.
So begann sie ihm zu berichten, warum sie von ihrer geflohen war und wie sie die Kette gefunden hatte.
Nach dem sie ihre Geschichte zu Ende erzählt hatte, sah sie Salnorma an, der vor ihr auf dem Waldboden sass.
„Aber ich verstehe nicht, wie die Insel so plözlich vor mir erscheinen konnte. Waru hab ich sie nicht eher gesehen“, murmelte sie grübelnd.
„Diese Frage könnte ich dir beantworten. Dafür müsste ich dir aber die gesamte Geschichte dieser Insel erzählen,“
Priska sah ihn neugierig an: „Na los, wir haben ja lange Zeit.“
“Also gut, dann erzähle ich dir eben die ganze Geschichte”, er seufzte und begann zu erzählen: “Vor etwa fünfhundert Jahren entdeckte ein Mann namens Alberto Janoly eine bisher unbekannte Insel. Er überlegte lange wem er sich jemandem anvertrauen sollte, denn er wollte nicht, dass dort eine Stadt entsteht. Er wollte seine eigene Welt auf der Insel blühen lassen. Also entschied er sich dazu nur seiner Frau und einer Hand voll guter Freunde davon zu erzählen. So kam es, dass die Gruppe auf die Insel, die Alberto gefunden hatte zog. Doch schon bald merkte er, dass die Insel nicht lange unentdeckt bleiben würde. Also wagte sich Alberto zum letzten Mal in die Aussenwelt. Dort suchte er den berühmtesten Goldschmied des ganzen Landes auf und liess diese Kette schmieden”, er deutete auf die Kette, die Priska immer noch um ihre Hals trug.
“Zurück auf der Insel beschwörte er bei Vollmond alle Mächte des Himmels auf und erzeugte so eine Kuppel: Von aussen sieht man nichts, doch von innen, kann man auf das offene Meer blicken. Ausserdem fahren Schiffe einfach durch die Insel hindurch!”
“Aber warum hab ich die Insel denn gesehen?” unterbrach sie ihn.
“Ganz einfach, du hattest die Kette. Sie ist der Schlüssel zur Insel! Aber nun weiter mit unserer Geschichte: Nachdem Alberto nun die Insel vor Eindringlingen geschützt hatte, baute er ein kleines Dorf. Es befindet sich auf der anderen Seite der Insel. Nun ist Alberto schon lange tot, aber wir, seine Nachkommen, leben noch immer hier, ohne Kontakt zur Aussenwelt.”
“Das ist eine schöne Geschichte!” sagte Priska nachdenklich.
“Was ich jedoch nicht verstehe, ist wie die Kette ins Meer gelangt ist!”, er seufzte und in die Ferne. “Mist! Die Sonne geht gleich unter!” fuhr Salnorma auf, “wir müssen schleunigst von hier verschwinden!”
“Aber was ist den los...” fragte Priska mit sorgenvoller Stimme.
“Es bleibt keine Zeit für Erklärungen, wir müssen hier weg!” sagte er, packte sie am Handgelenk und zog sie hinter sich durch den Wald.
sayaha Re: Gänsehaut ... - Zitat: (Original von Bonnie am 13.02.2010 - 18:48 Uhr) Die Geschichte war so spannend und schön geschrieben, dass ich sogar eine Gänsehaut bekommen habe. Normalerweise bin ich ja keine Fanatikerin von Fantasygeschichten, aber diese hat mich wirklich beeindruckt. Schreib schnell weiter, kann es kaum noch erwarten! :-D Mit lieben Küsschen, Bonnie Oh danke, toll dass es dir gefällt =) Es ist eigentlich eine etwas ältere Geschichte von mir, die ich etwas aufgefrischt hab, also sollte es nicht all zu lang gehen... glg Maude |