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Resümierender Misanthrop

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"Resümierender Misanthrop"
Veröffentlicht am 13. Februar 2010, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Bin ich unverwechselbar? Nein. Ich wurde schon manches Mal verwechselt. Und wie viele andere auch schreibe ich gern. Lyrik und Prosa. Das ist weder einzigartig noch unverwechselbar. Wenn ich auch noch verrate, in welchem Genre mein großspurig auf fünf Bände angelegtes Romanprojekt (zwei davon sind tatsächlich fertig) angesiedelt ist, kann ich gleich einpacken. Da bin ich nicht nur verwechselbar, sondern außerdem auch noch ein Herdentier. Sollte ...
Resümierender Misanthrop

Resümierender Misanthrop

Beschreibung

Und was lässt sich noch alles hinzufügen?

Resümierender Misanthrop

 

Ich habe gelogen, als ich die Wahrheit sagen sollte.

Ich habe geredet, als ich schweigen sollte.

Als ich hätte zuhören sollen, sprudelten die Wörter nur so aus mir heraus.

Als ich hätte aufbegehren sollen, habe ich mich geduckt.

Wo es nichts kostete, habe ich aufgemuckt.

Ich war kalt, wo ich hätte mitfühlen müssen.

Ich habe dem Schein gehuldigt, da ich mein Sein verachtete.

Ich habe gefordert, statt mich zu bescheiden.

Wann ich geben sollte, habe ich gegeizt, mit Ehre, mit Geld, mit allem.

Ich war nicht selten Gast, doch selten Gastgeber.

Ich habe diskreditiert, kleingeredet und verachtet, nur nicht toleriert.

Statt es gut sein zu lassen, habe ich den Finger in die Wunde gelegt und zugetreten, auch wenn der Gegner schon am Boden lag.

Um selbst besser dazustehen, habe ich andere in schlechtem Licht erscheinen lassen.

Ich habe übervorteilt, getrickst und verleumdet, war schadenfroh, hab-, rach- und eifersüchtig.

Ich habe große Töne gespuckt und mich wichtig gemacht.

Über andere habe ich Tränen gelacht, aber Scherze auf meine Kosten stets krummgenommen.

Wo ich um Vergebung hätte bitten sollen, blieb ich stur und habe nicht verziehen, auch wenn man mich darum bat.

Ich beharrte auf meiner Meinung, selbst wenn ich eines Besseren belehrt war.

Um Hilfe habe ich nie gebeten, und niemandem je geholfen.

Ich habe die Menschen um mich herum zu dominieren versucht.

Kurz und gut: Ich habe stets getan, was ich um meinetwillen für notwendig hielt.

Darum mag ich die Menschen nicht.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Volker
Bin ich unverwechselbar? Nein. Ich wurde schon manches Mal verwechselt. Und wie viele andere auch schreibe ich gern. Lyrik und Prosa. Das ist weder einzigartig noch unverwechselbar. Wenn ich auch noch verrate, in welchem Genre mein großspurig auf fünf Bände angelegtes Romanprojekt (zwei davon sind tatsächlich fertig) angesiedelt ist, kann ich gleich einpacken. Da bin ich nicht nur verwechselbar, sondern außerdem auch noch ein Herdentier. Sollte Dich das wider Erwarten interessieren, schau auf romansuche.de nach.

1958 geboren, als in Flensburg die Verkehrssünderkartei geründet, Elvis in Bad Nauheim stationiert und in Bonn beschlossen wird die Bundeswehr mit Atomwaffen auszurüsten (Njet, hat die Nato später gesagt.)
Als sie Kennedy erschießen, bin ich fünf Jahre alt. Ich darf bis zum frühen Morgen aufbleiben und zusammen mit den Sommergästen, die wir in diesem Jahr erstmals beherbergen, im Fernsehen dabei zusehen, wie im Juli 1969 Neil Armstrong den Mond betritt.
1974, ein Schicksalsjahr: Brandt verliert durch Günter Guillaume das Kanzleramt und ich meine erste große Liebe. Per Schulkonferenz wird beschlossen, dass ich trotz Leistungs- und Disziplinproblemen in die Studienstufe versetz werde. Mein Vater bringt die letzte Ernte ein. Ich fange das Tagebuchschreiben an.
1975 war einfach ein geiles Jahr.
1976: Ich gebe vor ABBA zu hassen, Led Zeppelin dagegen zu lieben. (Letzteres stimmt.)
Seit zwei Monaten bin ich im Zivildienst, als Weihnachten 1978 das Schneechaos über Norddeutschland hereinbricht.
Als ich anfange einen Roman zu schreiben, Titel: "1975" (bis heute nicht vollendet), gewinnt Boris zum ersten Mal Wimbledon.
1986, als Tschernobyl und Sandoz den Seelenfrieden nachhaltig stören, mache ich das erste Staatsexamen. (Lehramt. Das zweite ist nie gefolgt). Die Katastrophen inspirieren mich zu einem Promotionsthema.
Ein Jahr bevor aus Drüben Hüben wird, fliegt mir der Entwurf meiner Doktorarbeit um die Ohren. (Abbruch) Ich schreibe andauernd Gedichte.
1991, die Stadt ist noch deutlich geteilt, folge ich einer großen Liebe nach Berlin.
Im Sommer des Jahres, in dem Lady Di ums Leben kommt, verbringe ich mit einer anderen großen Liebe einen unvergesslichen Urlaub im "Land wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn".
Die zwei Türme fallen, ich unterrichte Schulabbrecher und schreibe seit einem Jahr am ersten Band meines Romanprojekts.
Ich habe den zweiten Band zur Hälfte geschrieben, da wird Merkel Kanzlerin, und ich versuche seit zwei Jahren vergeblich den ersten auf dem Markt unterzubringen.
2009: Meine große italienische Liebe hält zu mir und unterstützt meine Schreiberei.

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Gunda Re: Re: Hui ... -
Zitat: (Original von Volker am 15.02.2010 - 16:53 Uhr)

Ja, Gunda, mich selbst! (Peinlich!) Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Auch wenn wir alle keine Klone voneinander sind, ein so großes Original bin zumindest ich nicht. Glaube ich jedenfalls nicht. Ich glaube allerdings auch nicht, dass es den hier beschriebenen Typen in Reinkultur gibt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von uns, die einen mehr die anderen weniger davon mitbringen, ausprägen oder entwickeln. Es fällt nur so schwer, sich das einzugestehen ...



Lach ... alleine dieser KOmmentar ist ja schon ein Eingeständnis. Und mit Sicherheit hast du Recht, dass wir alle uns ein ganz kleines bisschen in deinem Text wiederfinden können. So drei bis vier Verse ließen auch mich schamrot anlaufen :o)
Dass du aber dich selbst als Vorbild genommen haben willst ... Ich glaube, wenn das so wäre, schriebest du nicht in diesem Forum, zumindest würdest du nicht die Kommunikation mit den anderen Autoren pflegen ... :o)

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: nö nichts hinzuzufügen... -
Zitat: (Original von Himmelskind am 13.02.2010 - 18:56 Uhr) lg

birgit


Danke, birgit. Schön, dass Du 'reingeschaut hast. Freu' mich.
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: ! -
Zitat: (Original von KDrT am 14.02.2010 - 15:42 Uhr) Alle Achtung!Beinhaltet alles, was die Misanthropie betrifft.

(K)ein Misanthrop ;-)
bin eher ein Eremit


Liebe/r KDrT, ich danke Dir sehr für Deinen Besuch, dass Du Dir die Zeit genommen hast, den Text zu lesen und zu kommentieren. Auch für die Ehre, dass Du ihn zu Deinen Favoriten genommen hast, sei herzlich bedankt.
Einsiedlerisch könnte ich nicht leben. Ich hatte das große Glück, den Menschen zu finden, dem ich meine ganze Liebe schenken durfte ...
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Re: Siehste, Volker -
Zitat: (Original von Volker am 15.02.2010 - 17:01 Uhr)
Zitat: (Original von pekaberlin am 13.02.2010 - 17:06 Uhr) wenn du jetzt noch den letzten Satz als Ironie verstehst, biste schon een janz juta Berlina jeworden!

Ohne Quatsch, find ich sehr gut! Hat auch etwas unserer letzten Diskussionen in sich!

Herzlichen Gruß Peter


Lieber Peter, wie kommst Du auf die Idee, der letzte Satz wäre nicht ironisch bzw. was wenn nicht?
Danke, dass Du Dir wieder die Zeit genommen, gelesen und kommentiert hast.
Herzliche Grüße
Volker

Nun, Volker, auch ich lerne dazu!
Wollte nicht, dass Du wieder das Messer zwischen die Zähne klemmst.
Deshalb, ohne jeden Opportunismus, der letzte Satz strotzt von bissiger Ironie! Dieses: "Was wenn nicht?" Will ich nicht denken! Nicht bei Dir!
Jeruß von Berlina zu Berlina, Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Wirklich -
Zitat: (Original von anteus am 13.02.2010 - 17:51 Uhr) fabelhaft geschrieben.
Ich hoffe es nehmen sich einige zu Herzen, denen es an geht!
Liebe Grüße
Anteus


Vielen Dank für Deine anerkennenden Worte, lieber Anteus. Ich freu' mich sehr, dass Du mal wieder 'reingeschaut hast.
Es geht auch mich an und ich versuche mir meinen eigenen Text zu Herzen zu nehmen, wenn das nicht bescheuert klingt ...
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Siehste, Volker -
Zitat: (Original von pekaberlin am 13.02.2010 - 17:06 Uhr) wenn du jetzt noch den letzten Satz als Ironie verstehst, biste schon een janz juta Berlina jeworden!

Ohne Quatsch, find ich sehr gut! Hat auch etwas unserer letzten Diskussionen in sich!

Herzlichen Gruß Peter


Lieber Peter, wie kommst Du auf die Idee, der letzte Satz wäre nicht ironisch bzw. was wenn nicht?
Danke, dass Du Dir wieder die Zeit genommen, gelesen und kommentiert hast.
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Hui ... -
Zitat: (Original von Gunda am 15.02.2010 - 13:13 Uhr) ... jetzt musste ich aber umschalten - von Peters mundartlicher Satire zu diesem Text.

Jepp ... kein Wunder, Volker, dass das LyrIch die Menschen nicht mag - vermutlich weil es alle Menschen als Klone seiner selbst betrachtet? Ein Text, dem man anmerkt, dass der Autor sich auch über den Aufbau Gedanken gemacht hat, denn ich meine, eine gewisse Dramaturgie darin zu erkennen. Schilderst du am Anfang noch den eher oberflächlichen "Egal-was-es-ist-ich-bin-dagegen"-Typ, so nimmt dieser im Verlauf des Textes doch richtig sympathische und liebenswerte Züge an :o) .. wird also zum Ekelpaket par excellence ...
Natürlich würde mich brennend interessieren, ob du für den Text ein reales Vorbild hattest :o)


Lieben Gruß
Gunda


Ja, Gunda, mich selbst! (Peinlich!) Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Auch wenn wir alle keine Klone voneinander sind, ein so großes Original bin zumindest ich nicht. Glaube ich jedenfalls nicht. Ich glaube allerdings auch nicht, dass es den hier beschriebenen Typen in Reinkultur gibt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von uns, die einen mehr die anderen weniger davon mitbringen, ausprägen oder entwickeln. Es fällt nur so schwer, sich das einzugestehen ...
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, ich habe mir über den Aufbau Gedanken gemacht, allerdings weniger in dramaturgischer Hinsicht, als in Bezug auf die inhaltliche Verflechtung der einzelnen Punkte. Aber das mochte auf das gleiche Resultat hinauslaufen.
Schön zu wissen, dass Du meine Texte liest, Gunda. Danke!
Liebe Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Hui ... - ... jetzt musste ich aber umschalten - von Peters mundartlicher Satire zu diesem Text.

Jepp ... kein Wunder, Volker, dass das LyrIch die Menschen nicht mag - vermutlich weil es alle Menschen als Klone seiner selbst betrachtet? Ein Text, dem man anmerkt, dass der Autor sich auch über den Aufbau Gedanken gemacht hat, denn ich meine, eine gewisse Dramaturgie darin zu erkennen. Schilderst du am Anfang noch den eher oberflächlichen "Egal-was-es-ist-ich-bin-dagegen"-Typ, so nimmt dieser im Verlauf des Textes doch richtig sympathische und liebenswerte Züge an :o) .. wird also zum Ekelpaket par excellence ...
Natürlich würde mich brennend interessieren, ob du für den Text ein reales Vorbild hattest :o)


Lieben Gruß
Gunda
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