Beschreibung
Jeder Mensch hat eine Aufgabe auf dieser Erde, auch wenn wir sie nicht gleich erkennen. Ich denke, dass ein Teil unserer Aufgabe ist, sich auf den Weg zu machen und sie zu finden. Auch wenn wir manchmal einen Leidensweg gehen müssen um sie zu finde. Es ist alles vorherbestimmt. Manchmal hat man seine Aufgabe schon unbewusst gefunden, oder man findet sie auf einmal, ohne das man etwas davon bemerkt. Das kann alles passieren.
Deine Aufgabe
Ich kann mich noch genau an diese Zeit erinnern. An diese Frühlingsabende im Park mit den wunderschönen Kirschbäumen. Ihre Blüte stand damals voll in Pracht. Alles war in ein zartes rosa eingetaucht. Die untergehende Sonne zauberte ein wundervolles Farbenspiel in den Himmel. Es war alles genau aufeinander abgestimmt. Die Farbe der Kirschblüten und das Farbenspiel des Himmels. Alles schien so friedlich. Man konnte sich so in diese Pracht vergessen. Man würde nie erwarten das genau in dieser Zauberwelt ein kleiner schwarzer und dunkler Fleck sein würde. Etwas herzzerreißendes. Etwas sehr, sehr trauriges.
Ich ging damals, genau wie heute, nach meiner Arbeit im Café durch den Park. Im Winter so wie im immer Sommer. Jedes mal wenn ich diesen Weg ging sah ich Kinder im Park spielen. Verschiedenen Menschen, Tiere. Sie sahen immer alle so glücklich aus. Es war immer das selbe. Bis auf einen ganz bestimmten Tag.
Ich machte mich nach getaner Arbeit durch den Park, wieder auf den Weg nach Hause. Es war Frühling. Die Kirschblüte stand in voller Pracht. Alles schien wie immer bis auf eines. Etwas stimmte nicht. Dieses friedliche Bild sah nicht aus wie das was ich jeden Tag sah.
Ein kleiner Junge mit tief schwarzen Haar und Smaragd, grünen funkelnden Augen. Saß einsam und verlassen auf einer Schaukel, die im Park stand. Alle Kinder und deren Eltern schienen dieses Kind nicht zu bemerken. Die Kinder spielten und tollten herum, die Erwachsenen unterhielten sich und lachten zusammen. Nur dieser kleine Junge saß ganz alleine auf der Schaukel. Den Blick nach vorne gerichtet. Er sah aber nicht aus als würde er etwas bestimmtes anschauen, nein, in seinem Blick war nur leere zu erkennen. Er starrte einfach nur in die Gegend. Ohne Ziel. Und sein Blick verriet noch eines. Er wahr zwar da, und auch wieder nicht. Es sah aus als wäre er in die Tiefe seiner Gedanken ab getaucht.
Dieser Anblick sah aus als hätte jemand hier eine Puppe abgesetzt und wieder vergessen mit zu nehmen.
Der kleine Junge dessen Namen ich nicht wusste tat mir Leid. Am liebsten wäre ich zu ihm rüber gegangen und hätte ihm Gesellschaft geleistet. Aber der schwarzhaarige sah so in Gedanken verloren aus, dass ich ihn nicht stören wollte.
Ich beschloss also weiter zu gehen.
Am nächsten Abend saß er wieder auf dieser Schaukel. Als hätte er die ganze Nacht und den ganzen Tag sich nicht einmal bewegt.
Die darauf folgenden drei Tage veränderte sich nichts an diesem traurigen Bild.
Am vierten Abenden beschloss ich zu ihm zu gehen, und ihm Gesellschaft zu leisten. Aber er saß nicht auf der Schaukel. Das erste mal nach Tagen war dieses friedliche Bild das ich immer noch im meinem Kopf abgespeichert hatte wieder zu sehen. Alles sah genau wie damals aus. Anscheinden wurde das vergessene Püppchen wieder eingesammelt und nach Hause gebracht.
Als ich nach genau einer Woche wieder an der Schaukel im Park vorbei kam, traute ich meinen Augen nicht. Da war er wieder. Der kleine Junge saß wieder einsam und verlassen auf der Schaukel. Dieses mal war aber etwas anders an ihm. Er trug einen Verband um den Kopf und seinem linken Arm. Was war passiert?
Ich ging dieses mal auf ihn zu und setzte mich genau neben ihn auf die andere Schaukel. Der Junge schien dies nicht mal war zu nehmen. Bis ich hallo zu ihm sagte. Er schreckte auf und schaute mich mit seinen großen, wunderschönen Augen an.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte mich der verletzte.
Ich lächelte ihn an und erhebte meine Stimme.
»Einfach nur reden.«
Die kleine Gestalt neben mir sah verwundert aus. Es sah fast so aus als hätte man ihm diesen Satz schon sehr lange nicht mehr gesagt. Es machte mich etwas traurig dies zu denken.
»Was ist passiert?«, fragte ich ihn und zeigte mit meinen Finger auf seine Verbände.
»Versuch.«
»Versuch? Was denn für ein Versuch?«
»Ich habe versucht mit umzubringen. Was leider nicht funktionierte.«
»WAS? Du hast was versucht? Warum hast du das getan. Es gibt doch keinen Grund dafür, oder?«
»Hmm... .«
Auf einmal fing der kleine Junge an zu erzählen. Er erzählte mir alles. Seine ganze Geschichte. Es schien im völlig egal zu sein das wir uns gerade erst eine Mintute kannten, wir sonst noch nie außer jetzt mit einander geredet hatten. Es war ihm alles egal. Er wollte wie es aussah einfach alles los werden was er auf seinem Herzen hatte.
»Ich bin gar nichts mehr wert. Ich habe gar kein Recht mehr zu leben. Keiner braucht mich noch. Weder Mama noch Papa.
Mama und Papa haben vor genau sieben Jahren ein neues Kind bekommen. Es ist ein Junge. Er ist ihr ganzer Stolz. Sie sind dauernd bei ihm. Geben ihm alles, ihre ganze Liebe. Und mir? Mir geben sie nichts mehr. Aber ich mache ihnen keine Vorwurf. Ich bin ihnen nicht böse. Schließlich mach ich alles falsch. Ich bringe schlechte Noten nach Hause. Mache immer alles Kaputt. Bin frech und gehorche nicht mehr, in ihren Augen.
Viele haben schon zu mir gesagt ich soll mich nicht so anstellen. Das sind keine Probleme was ich habe. Und sie haben alle recht aber, dennoch schmerzt es sehr.
Letztens als ich nach Hause kam, hatten Mama, Papa und mein Bruder schon zu Abend gegessen. Ohne mich. Alles war weg. Sie haben mich einfach vergessen. Sogar ’’Willkommen daheim'' haben sie nicht mehr zu mir gesagt. Sie saßen alle im Wohnzimmer und haben zusammen gelacht. Die drei sahen aus wie eine glückliche Familie.
Ganz ohne mich. Ich gehöre schon lange nicht mehr zu ihnen. Und wenn ich genau darüber nachdenke habe ich es noch nie.
Meine Großmutter sagte früher immer zu mir, als sie noch lebte. Das jeder Mensch eine Aufgabe auf dieser Erde hat. Und wenn Gott es so will wird er diese Aufgabe beenden und einen zu sich holen. Nur davon habe ich nie etwas gemerkt. Ich habe keine Aufgabe und werde auch nie eine haben.«
Als der kleine Junge diesen Satz beendete legte er seine linke Hand auf sein Herz, und ihm kullerten große Tränen über seine Wangen. Und obwohl er weinte sah er dennoch erleichtert aus. Er hatte sich seinen ganzen Schmerz von der Seele geredet. Anscheinden konnte er das schon lange nicht mehr.
Ich stellte mich vor ihn, kniete nieder und legte meine rechte Hand ganz sanft auf seinen Kopf.
»Deine Großmutter hatte Recht. Wenn Gott es so will beendet er alles.
Jeder Mensch hat eine Aufgabe auf dieser Erde, auch wenn wir sie nicht gleich erkenne. Ich denke das ein Teil unserer Aufgabe ist, sich auf den Weg zu machen und sie zu finden. Auch wenn wir manchmal einen Leidensweg gehen müssen um sie zu finde. Es ist alles vorherbestimmt. Manchmal hat man seine Aufgabe schon unbewusst gefunden, oder man findet sie auf einmal ohne das man es bemerkt. Das kann alles passieren. Aber man sollte nie, wirklich nie denken das man keinen Platz auf dieser Welt hat. Sonst wäre man doch nicht hier, oder? Alles hat seinen Sinn und alles passiert zu rechten Zeit am rechten Ort.«
Der Junge schaute mir ganz tief in die Augen und fing an zu lächeln. Plötzlich musste ich ganz unbewusst auch anfangen zu lächeln. Unser Lächeln stimmt zu gleich in ein lachen ein.
Der Wind wehte und die Kirschblüten flogen von den Bäumen. Es sah aus wie rosaner Schnee. Schnee im Frühling. Die Sonne malte wieder diese wundervollen Farben in den Himmel.
Ich werde diesen Moment nie vergessen, den dies war unsere Moment.
Am darauf folgenden Tag als ich gerade Feierabend machen wollte kam mein Arbeitskollege zu mir und erzählte mir von einem Unfall der gestern Abend noch statt gefunden hatte. Ein kleiner, schwarzhaariger Junge mit Smaragd, grünen, farbigen Augen würde von einem Auto überfahren. Dieser wollte die Straße überqueren als ein Auto mit vollen Tempo ankam. Es konnte nicht mehr bremsen. Er ist gleich am Unfallort gestorben. Ein Zeuge meinte das der Junge bevor er starb noch einen Satz sagte:
»Ich habe meine Aufgabe erledigt, Gott wollte es so.«
Nach dieser Geschichte ging ich wieder meinen gewohnten Weg nach Hause. Als ich an der Schaukel ankam blieb ich kurz stehen und schaute sie mir an. Ich sah diesen schwarzhaarigen Jungen. Dieses mal lachte er aber. Er war glücklich.
Ich wandte mich mit einem lächeln ab und ging nach Hause.
»Du hast deine Aufgabe erfüllt«