Kurzgeschichte
Sie möchte erstrahlen

Sie stand aufrecht schön. Sie gehörte dahin wo sie stand, doch war sie hier fehl am Platz, konnte ihr doch keiner das Wasser reichen. War nichts was mich so beeindruckte. Etwas in mir sagte mir ich solle sie ausgraben. Sie mitnehmen. Ihre Schönheit in mein Heim bringen. Kaum hatte ich diesen Gedanken realisiert verwarf ich ihn augenblicklich. Es wäre ihr Tod. Doch sie stirbt in absehbarer Zeit, würde ich diese Zeit nur verkürzen nichts erzeugen nichts verhindern. Ich biss mir auf die Lippe als ich mein eigenes Argument vernahm. Ich strich über ihre Blätter. Sie waren fest. Absehbar war die Zeit wohl doch weniger. Würde sie erst in der ferner Zukunft sein. Weit nach dem Sommer. Gut ein halbes Jahr ist das. In der Zeit würde sie noch weiter erstrahlen, mit der Sonne um die Wette. Würde ihre Saat kleine und große Vögel ernähren. Würde zu Boden Fallen einen Nachfolger bringen. Nicht weniger Schöner, nicht weniger Stark. All das würde ich zerstören wenn ich den Egoismus besitzen würde sie mit nach Hause zu tragen. Nichts erzeugen, nichts verhindern, dass ich nicht lache. Leid würde ich erzeugen - sei es der der Vögel oder in dem Fehlen dieser Schönheit hier - den Natürlichen Kreislauf der Natur, dieser Schönheit, würde ich verhindern. Ich hasste es das meine Worte der Wahrheit entsprachen. Ich hasste die Wahrheit. Komme ich doch nie wieder hier her. Wenn ich heute gehe ist es für immer verloren...Für mich. Für andere wäre sie im anderen Fall verloren. Ich hasste diesen Zwiespalt. So sehr ich auch mein Hirn marterte, fand ich doch keine Lösung dieser Misere. Ich schritt auf und ab, hin und her, von rechts nach links, quer über das Feld, doch immer mit dem Blick auf sie gerichtet. Ich verkrampfte meine Finger. Schrie in die Leere. Half alles nichts meine Schmerzen zu lindern. So lange sie hier war und ich weit entfernt würde ich niemals glücklich sein. Warum muss ich aber weit entfernt sein? Es kam mir vor als sähe ich in mein eigenes verwirrtes Gesicht, mit einem sehr verwirrten Gesicht. Wie mein ich das? Na, warum ich weit entfernt sein musst? Ich verstand mich nicht. So schwer ist das doch auch nicht. Hier ist freie Fläche, nichts stört mich, warum siedle ich nicht nach hier. Ich verstand. Aber was soll mit meinem Alten leben sein? Es gibt Momente in denen man Opfer bringen muss. Dies ist einer. Tue ich das nicht wirst du ein Opfer da bringen dessen Größe ich mir nicht mal erahnen könnte. Ich verstand. Manchmal muss man Opfer bringen, sie war jedes Opfer wert. Wie sie wohl aussieht wenn sie voll erstrahlt ist?