Kurzgeschichte
Zwei unheimliche Stunden

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"Zwei unheimliche Stunden"
Veröffentlicht am 05. Februar 2010, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Bin in Bremen geboren, lebe jetzt, seit einigen Jahren in 91301 Forchheim.Von 1964 bis 1971 habe ich als freier Publizist bei den - LÜBECKER-NACHRICHTEN *** NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ***BREMER NACHRICHTEN ***u. a. gearbeitet. Seit 1972 Autor und Kinderbuchautor sowie Kunstmaler.(2 Kinderbücher - eins davon wurde mit dem Prädikat - pädagogisch wertvoll - ausgezeichnet.) Jetzt im Rentenalter, befasse ich mich damit Geschichten und Gedichte zu ...
Zwei unheimliche Stunden

Zwei unheimliche Stunden

Zwei unheimliche Stunden

 

Zwei unheimliche Stunden

(Kleine Gruselgeschichte)

 

 

Es ist neun Uhr abends. Ich sitze gedankenverloren am

Kamin starrend in die züngelnden Flammen. Obwohl

das Feuer lichterloh brennt, zittere ich vor Kälte am

ganzen Körper. Sicherlich liegt es am Wetter, denn

schon seit Tagen weht ein eisiger Westwind über das

Land und peitscht einen Regenschauer nach dem

Anderen durch die Strassen. Gerne würde ich ins Bett

gehen und mir die Decke bis über den Kopf ziehen und

von Sommer und Sonnenschein träumen; aber es geht

nicht. Meine Frau ist mit ihrer Freundin in die Oper

gegangen und ich habe ihr versprochen, sie mit dem

Wagen abzuholen. Doch noch ist es nicht soweit. Ich

rücke meinen Stuhl etwas näher an den Kamin, lege die

Hände in den Schoß, döse, friere und warte.

Der Regen klatscht ununterbrochen gegen die

Scheiben, der Wind wird immer heftiger. Soll ich noch

Holz nachlegen, oder soll ich ein bißchen

schlaf...schla...aaah? -

 

Ich höre Schritte auf dem Korridor, Schritte, die immer

lauter werden und näher kommen. Wie angewurzelt

bleibe ich auf meinem Stuhl sitzen. Ich lausche. Mit

einem donnernden Knall fliegt die Tür auf, herein tritt

ein breitschultriger Mann, der einen Trenchcoat, einen

tief in die Stirn gezogenen Hut und eine Brille mit

getönten Gläsern trägt.

Meine Glieder erstarren, ich wage mich nicht zu

bewegen. ,,Bleib schön ruhig sitzen, Professor, sonst

werde ich ungemütlich", zischt mich der Fremde an.

Mit zitternder Stimme frage ich: ,,Wieso Professor?

Ich bin kein Professor, ich bin nur ein einfacher

Angestellter." Der Fremde lacht: ,,Ja, ja, dieses

Geschwätz kenne ich: Du bist kein Professor und Du

kennst auch kein Ultrano X1: Du weißt überhaupt

nichts, he?"

,,Aber ich versichere Ihnen, ich weiß nicht wovon Sie

reden, Sie verwechseln mich sicher mit..."

Ich kann meinen Satz nicht zu Ende führen. Der

Fremde packt mich fest am Hals und zischt: ,,Noch ein

Wort, Professor, und ich dreh Dir den Kopf nach

hinten. Los jetzt, aufstehen, der Chef erwartet

Dich !"

Langsam gehe ich zur Tür hinaus. Im Garten werde ich

urplötzlich von zwei dunklen Gestalten angefallen. Sie

verbinden mir die Augen, fesseln mir die Hände auf

dem Rücken und stoßen mich brutal in ein Auto.

Die Fahrt dauert etwa zehn Minuten, dann stoppt der

Wagen. Die Türen fliegen auf und die Stimme des

Fremden ertönt: ,,Fesselt ihm die Beine und dann

verschwindet, aber schnell !"  Fest verschnürt werde ich

vom Sitz gezogen und auf den Boden zwischen die

Polster geworfen. Die Fahrt geht weiter. Manchmal,

wenn der Wagen über eine schlechte Strasse holpert,

schlägt mein Kopf hart auf den Boden; ich verliere fast

die Sinne. Doch dann, ein oder zwei Stunden Fahrt, ich

kann es nicht mehr genau abschätzen, bleibt der Wagen

wieder stehen. Von unbekannten Händen werde ich aus

dem Auto gezerrt und auf die Beine gestellt. Man löst

mir die Fussfesseln. Eine starke Hand umklammert

meinen Arm und mit den Worten: ,,Los komm schon

Professor", werde ich eine Treppe hinaufgeführt. In

einem Raum angekommen nimmt man mir die

Augenbinde ab. Unsicher blinzele ich nach allen Seiten.

Hinter einem Schreibtisch erkenne ich schließlich einen

alten Mann, einen Schwarzen, in einem weissen Kittel.

,,Bitte, treten Sie näher, Herr Professor und trinken Sie

eine Tasse Kaffee mit mir", ruft er mir zu.

,,Danke", erwidere ich zynisch, ,,ich bin zwar kein Professor, aber eine Tasse Kaffee habe ich jetzt bitter nötig. Zuvor würde es mich jedoch interessieren,

weshalb Sie mich entführt haben?"

Ruhig und besonnen, als wäre nicht geschehen,

antwortet der Schwarze: ,,Sie sind unhöflich, Professor,

ich behandele Sie wie einen lieben Gast und Sie stellen

unnötige, dumme Fragen. Aber wenn Sie es unbedingt

wissen wollen: Ich brauche Ihre Hilfe bei der

Zusammensetzung von Ultrano X1." ,,Zum Teufel mit

Ihrem Ultrano." brülle ich den Schwarzen, nach einem

kräftigen Schluck aus der Tasse, an. ,,Zum Teufel auch

mit Ihnen und Ihrer fixen Idee! Ich sage Ihnen jetzt

noch einmal: Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen.

Ich bin auch kein Professor, ich bin ein einfacher

Angestellter einer Chemiefabrik - von Ihrem Ultrano X1 habe ich nie etwas gehört." Wie ein Wahnsinniger

fängt der Dunkelhäutige zu lachen an, sein Gesicht

gleicht dem einer Bestie. Seine Hände verkrampfen

sich in der Tischplatte, als er mich anschreit: ,,Sie sind

ein Idiot, Professor, Sie wollen mich zum Narren

halten, obwohl Sie genau wissen, dass es zwecklos ist.

Sie sind wie die meisten Gelehrten, Sie haben

großartige Kenntnisse auf irgend einem Spezialgebiet,

aber sonst sind Sie einfach idiotisch !"  Er springt auf,

kommt auf mich zu, packt mich an der Schulter und

zischt mir ins Ohr: ,,Kommen Sie mit, ich werde Ihnen

etwas zeigen."

Wir gehen durch eine kleine eiserne Tür, dann einen

langen Gang entlang und noch einmal durch eine Tür,

eine Treppe hinunter, die in einen großen künstlich

beleuchteten Raum führt, eine Art Kellergeschoss,

hergerichtet jedoch mit sämtlichen Dingen eines

erstklassigen Labors.

Wieder zischt der Schwarze mich an: ,,Sie können

sofort anfangen, alles was Sie benötigen, finden Sie

hier im Labor. In spätestens einer Woche verlange ich

von Ihnen die Fertigstellung von fünf Kilo Ultrano X1.

Also, Sie haben viel Zeit - beginnen Sie."

,,Hören Sie endlich auf mit Ihrem Ultrano X1”, fauche

ich zurück, ,,ich weiss nicht, was es ist und kann Ihnen

deshalb auch nicht helfen; egal welche Druckmittel Sie

auch anwenden, ich kann und werde Ihnen nicht helfen.”

Der Schwarze gibt keine Antwort, er schnipst nur mit den Fingern. Zwei finstere Gestalten kommen auf mich zu, zerren mich durchs Labor in eine weissgetünchte Ecke und drücken mich unsanft auf einen Stuhl. Der eine zieht einen Gummiknüppel aus der Lederjacke, der andere greift zu einer brennenden Fackel und hält sie mir dicht vors Gesicht. Ich zittere und bebe vor Angst, die Augen kneife ich fest zu. Sekunden vergehen, ich spüre die heiße Flamme ganz nah vor meinem Gesicht; der Gummiknüppel ist noch nicht in Aktion getreten.

Als die Stimme des schwarzen Mannes erneut erschallt,

presse ich meine Augen noch fester zusammen.

,,Wollen Sie mir jetzt helfen, Herr Professor, ja oder

nein - überlegen Sie es sich gut." Verzweifelt schreie

ich: ,,Nein, nein, nein, ich kann es nicht und ich will es

nicht. Lassen Sie mich in Ruhe !" ---

 

,,Was kannst und willst Du nicht", sagt plötzlich eine

sanfte Frauenstimme neben mir. Ich reisse die Augen

auf, erschrocken starre ich in das Gesicht meiner Frau.

,,Du hier", stammele ich leise, ,,hat er Dich auch..."

,,Nein, mich hat garnichts", unterbricht sie mich, ,,aber

Dich hat es beinahe erwischt. Statt mich von der Oper

abzuholen, sitzt Du hier in Deinem Stuhl und träumst

und schreist und hängst mit dem Kopf halb im Kamin;

ich bin gerade noch zur rechten Zeit gekommen."

,,Ja, Liebling, Du bist gerade noch zur rechten Zeit

gekommen, wer weiss, was ohne Dein Erscheinen noch

alles passiert wäre."

Kopfschüttelnd, mit den Gedanken noch immer beim

Traum, taumele ich langsam ins Bett.

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

Rehmann
Bin in Bremen geboren, lebe jetzt, seit einigen Jahren in 91301 Forchheim.Von 1964 bis 1971 habe ich als freier Publizist bei den - LÜBECKER-NACHRICHTEN *** NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ***BREMER NACHRICHTEN ***u. a. gearbeitet. Seit 1972 Autor und Kinderbuchautor sowie Kunstmaler.(2 Kinderbücher - eins davon wurde mit dem Prädikat - pädagogisch wertvoll - ausgezeichnet.) Jetzt im Rentenalter, befasse ich mich damit Geschichten und Gedichte zu schreiben und Ölbilder zu malen. Mein Buch, erschienen im August 2008 mit dem Titel - wechselhaft heiter bis wolkig - 302 Seiten, vollgepackt mit humorvollen Geschichten, Gedichten und Aphorismen, aber auch mit nachdenklichen Beiträgen, ist bereits im Handel. Im Juli 2009 ist mein Buch * 222 Gedichte * , 294 Seiten, auf den Markt gekommen und am 22. Mai 2013 habe ich mein neues Buch *DIES & DAS* mit 456 Seiten, voller Gedichte, in den Handel gegeben. Alle drei Bücher sind auch als eBook´s im Handel. Schon im September 2007 habe ich mein Buch * 61 x herzhaft gelacht und 14 x scharf nachgedacht * veröffentlicht. Meine neueste Veröffentlichung \\\"Das Küken namens Peip\\\" Malbuch mit Versen, 30 Seiten, für Kinder ab 3 Jahren - für Euro 4,80 zu erwerben. Versandkosten Euro 0,90 - Meine Homepage sagt Dir mehr, www.rehmann-horst.de und rehmann-horst.jimdo.com - oder bestell Dir ein Buch unter: rehmann.horst@t-online.de

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Rehmann Re: -
Zitat: (Original von MarianneK am 07.02.2010 - 19:09 Uhr) Tja man sollte sich nicht müde vor ein Kaminfeuer setzen, denn Albträume könnten dort gefährlich werden ? lach.

Grüß dich lieb Marianne

Stimmt genau Marianne !
LG
H. Rehmann
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Rehmann Re: *laach* -
Zitat: (Original von WortWichtel am 07.02.2010 - 22:06 Uhr) ...und die Moral von der Geschicht'
ist ganz klar die Kamingurtpflicht,
sie beugt zu heißen Träumen vor
und schützt vor Sengen jedes Ohr... ;-)) Liebe Grüße
Uwe

Damit hast Du natürlich recht Uwe - die Kamingurtpflicht muss her !!! ;-)))
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Tja man sollte sich nicht müde vor ein Kaminfeuer setzen, denn Albträume könnten dort gefährlich werden ... lach.

Grüß dich lieb Marianne
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Rehmann Re: Du solltest diese Tabletten nicht mehr nehmen! ;-))) -
Zitat: (Original von Janara am 05.02.2010 - 20:20 Uhr) Hab mitgezittert ...

VLG Jana

Aber sicher, ab sofort lasse ich die Tabletten weg und esse die Schachtel ! ;-)))
LG
H. Rehmann
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Janara Du solltest diese Tabletten nicht mehr nehmen! ;-))) - Hab mitgezittert ...

VLG Jana
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Rehmann Re: Das war ja Rettung in letzter Minute -
Zitat: (Original von Gerbera am 05.02.2010 - 17:50 Uhr) stell Dir mal vor,Du wärst in den Kamin gerutscht,
nicht auszudenken.
Ganz schön spannend erzählt.
Liebe Grüße
Helga

Danke für das Kompliment Helga !
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
Gerbera Das war ja Rettung in letzter Minute - stell Dir mal vor,Du wärst in den Kamin gerutscht,
nicht auszudenken.
Ganz schön spannend erzählt.
Liebe Grüße
Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Re: erinnert maich -
Zitat: (Original von Rajymbek am 05.02.2010 - 14:55 Uhr) an die tragik-komischen Geschichten von Roald Dahl. Toll! Ich habe bis bis zum Ende gelesen, mein Freund.

LG Roland

Es müssen doch nicht immer Gedichte sein Roland !
Danke für´s Lesen !
LG
H. Rehmann
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Rajymbek erinnert maich - an die tragik-komischen Geschichten von Roald Dahl. Toll! Ich habe bis bis zum Ende gelesen, mein Freund.

LG Roland
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