Kurzgeschichte
Kopfkrieg

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"Kopfkrieg"
Veröffentlicht am 03. Februar 2010, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Hallo Ich bin nicht wirklich neu hier. ^^ Ich war schon einmal hier angemeldet, habe dann aber den Account gelöscht, weil ich nichts mehr schrieb... (ja, dumm, ich weiß...) Nun habe ich mich aber wieder hier angemeldet, da ich ein größeres Projekt in Angriff nehmen möchte. Ich glaube nicht, dass ich gut genug für einen Verlag bin, deswegen werde ich dieses Projekt hier reinstellen und auf konstruktive Kritiken und hilfreiche Tipps hoffen. Ich ...
Kopfkrieg

Kopfkrieg

Die Sonne schien und man konnte überall die Vögel zwitschern hören. Sie saß am Fenster, wie so oft an solchen Tagen und genoss den Wind, der durch die geöffneten Fensterflügel sanft hereinwehte und ihre Haut streichelte. Den Laptop hatte sie auf dem Schoß. Ziellos surfte sie im Internet, schrieb in diesem Forum einen Kommentar, schaute sich in jener Community Bilder an.

Gerade war sie dabei, einen Text zu tippen als sie plötzlich in ihre Welt einfielen. Dunkle Schleier, bleierne Müdigkeit. Wie dunkelgraue Unwetterwolken breiteten sie sich an dem Himmel, den nur sie sehen konnte, aus. Ihre Finger, die eben noch flink über die Tastatur huschten, waren nun still und starr. Und unglaublich schwer. Die Schwere breitete sich auf den ganzen Körper aus und sie war kaum noch fähig, sich zu bewegen. Die Welt draußen raste in normaler Geschwindigkeit an ihr vorbei, aber sie selbst war in einer Sphäre gefangen, in der nur Zeitlupenbewegungen möglich waren. Sie kannte diese Welt schon, deswegen spürte sie keine Angst. Sie hatte schon geahnt, dass diese düstere Welt sich wieder über sie stülpen würde. Als sie noch genießend am Fenster saß, hatte sie nur gerade eine Pause gehabt. Einen Ausflug aus ihrer Kopfwelt in die reale Welt. Aber war diese friedliche, sonnige Welt wirklich real? Jetzt, in dieser ewigen Sekunde zumindest nicht.

Sie war eine Gefangene ihrer Kopfwelt. Als sei eine fremde Macht in ihren Kopf eingedrungen, breiteten sich düstere Gedanken in ihr aus, füllten sie aus, vom Scheitel bis zur Sohle.

Sie spürte Tränen in ihren Augen. Kalte Tränen. Aber sie wusste, selbst wenn sie spüren konnte, dass sie ihre Wangen hinabliefen, dass sie nicht real waren. Ihr Körper weinte nicht. Ihr Körper, ihre Hülle, der Behälter ihrer Seele machte nichts. War keiner Regung mehr fähig, während er erfüllt war von tobendem Krieg.

In ihrer Kopfwelt herrschte schon seit ewigen Jahren Bürgerkrieg. Alles in ihr bekämpfte sich gegenseitig. Gedanken beschossen Gefühle mit Bomben, Gefühle schnitten Gedanken die Kehlen durch. Und ein ewig fallender Säureregen verätzte ihre Seele, ihren Geist. Alles in ihrem Kopf schrie in Todesqualen, während die Vögel in der realen Welt weiter ihre Lieder sangen und die Sonne weiter den regungslosen Körper beschien.

Irgendwann kam die Minute, in der sich alle Feinde in ihrem Kopf sich verbündeten. Der Körper bot nunmal nicht mehr genug Platz für den Krieg, den es auszufechten galt. Sie verbündeten sich gegen die Hülle, in der sie hausten, um sie zu zerstören.

 

Die Sonne ging langsam unter und es wurde kühl. Angestrengt und langsam stellte sie den Laptop zurück auf den Schreibtisch und schloss das Fenster. Die Kopfwelt wurde ihr nun entschieden zu laut und chaotisch.

Kaum eines klaren Gedankens fähig, nahm sie sich die Flasche Wein, die sie noch im Zimmer hatte und öffnete sie.

 

Betäubt gab die Kopfwelt endlich ein wenig Ruhe und legte die Waffen nieder. Vorerst.

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Über den Autor

fluegelscherbe
Hallo

Ich bin nicht wirklich neu hier. ^^ Ich war schon einmal hier angemeldet, habe dann aber den Account gelöscht, weil ich nichts mehr schrieb... (ja, dumm, ich weiß...)

Nun habe ich mich aber wieder hier angemeldet, da ich ein größeres Projekt in Angriff nehmen möchte. Ich glaube nicht, dass ich gut genug für einen Verlag bin, deswegen werde ich dieses Projekt hier reinstellen und auf konstruktive Kritiken und hilfreiche Tipps hoffen. Ich bin schließlich alles andere als ein Profi. ;)
Es kann aber noch ein wenig dauern, bis ich hier erste Kapitel hochlade, deswegen werde ich zunächst ältere Dinge von mir hochladen.
Viel Spaß beim Lesen, ich freue mich auf konstruktive Kommentare.^^

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fluegelscherbe Re: Re: Re: Das - Joah, stimmt auch wieder.

Zitat: (Original von Luzifer am 05.02.2010 - 23:50 Uhr)
Zitat: (Original von fluegelscherbe am 05.02.2010 - 21:53 Uhr) Vielen Dank, freut mich, dass ich dich nicht enttäuscht habe. :)
Hm, vielleicht wäre es besser, wenn Gedanke und Gefühl Hand in Hand gingen und zusammen die Kontrolle hätten...?

LG

Zitat: (Original von Luzifer am 04.02.2010 - 13:10 Uhr) ist fantastisch geschrieben. So eine Melancholie hatte ich schon lange in keinem Text mehr gelesen. Vor allem die Stelle "Ihr Körper weinte nicht. Ihr Körper, ihre Hülle, der Behälter ihrer Seele machte nichts." war ergreifend.
Der Krieg wird nie ein Ende finden. Denn wo andere den Frieden suchen, dürsten sie nach der Kontrolle. Doch wem wäre es wohl besser angeraten, die Kontrolle zu bekommen? Dem Gedanken oder dem Gefühl? ...
Ich hatte auf die erste Geschichte von dir gewartet und wurde nicht enttäuscht.

LG
Luzifer



Näähhhh. Erstens ist dies nahezu unmöglich. Vor allem aber wäre es dann langweilig. Aber am Schlimmsten wäre das Ergebnis. Wenn Gefühl und Gedanke Hand in Hand gehen würden, wäre die Welt kein Hindernis mehr ;)

LG

Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Re: Re: Das -
Zitat: (Original von fluegelscherbe am 05.02.2010 - 21:53 Uhr) Vielen Dank, freut mich, dass ich dich nicht enttäuscht habe. :)
Hm, vielleicht wäre es besser, wenn Gedanke und Gefühl Hand in Hand gingen und zusammen die Kontrolle hätten...?

LG

Zitat: (Original von Luzifer am 04.02.2010 - 13:10 Uhr) ist fantastisch geschrieben. So eine Melancholie hatte ich schon lange in keinem Text mehr gelesen. Vor allem die Stelle "Ihr Körper weinte nicht. Ihr Körper, ihre Hülle, der Behälter ihrer Seele machte nichts." war ergreifend.
Der Krieg wird nie ein Ende finden. Denn wo andere den Frieden suchen, dürsten sie nach der Kontrolle. Doch wem wäre es wohl besser angeraten, die Kontrolle zu bekommen? Dem Gedanken oder dem Gefühl? ...
Ich hatte auf die erste Geschichte von dir gewartet und wurde nicht enttäuscht.

LG
Luzifer



Näähhhh. Erstens ist dies nahezu unmöglich. Vor allem aber wäre es dann langweilig. Aber am Schlimmsten wäre das Ergebnis. Wenn Gefühl und Gedanke Hand in Hand gehen würden, wäre die Welt kein Hindernis mehr ;)

LG
Vor langer Zeit - Antworten
fluegelscherbe Re: Ein faszinierender Text - Vielen Dank, freut mich, dass er dir gefällt. :)

LG

Zitat: (Original von kleinertod am 04.02.2010 - 19:46 Uhr) Die Worte ziehen den Leser regelrecht mit sich von Wort zu Wort weiter. Man mag kaum still verharren an einer Stelle, es treibt einen immer weiter vorwärts.

Der Inhalt bizarr und wirklich zugleich. Stark.

Ein lieber Gruß vom Kater

Vor langer Zeit - Antworten
fluegelscherbe Re: Das - Vielen Dank, freut mich, dass ich dich nicht enttäuscht habe. :)
Hm, vielleicht wäre es besser, wenn Gedanke und Gefühl Hand in Hand gingen und zusammen die Kontrolle hätten...?

LG

Zitat: (Original von Luzifer am 04.02.2010 - 13:10 Uhr) ist fantastisch geschrieben. So eine Melancholie hatte ich schon lange in keinem Text mehr gelesen. Vor allem die Stelle "Ihr Körper weinte nicht. Ihr Körper, ihre Hülle, der Behälter ihrer Seele machte nichts." war ergreifend.
Der Krieg wird nie ein Ende finden. Denn wo andere den Frieden suchen, dürsten sie nach der Kontrolle. Doch wem wäre es wohl besser angeraten, die Kontrolle zu bekommen? Dem Gedanken oder dem Gefühl? ...
Ich hatte auf die erste Geschichte von dir gewartet und wurde nicht enttäuscht.

LG
Luzifer

Vor langer Zeit - Antworten
kleinertod Ein faszinierender Text - Die Worte ziehen den Leser regelrecht mit sich von Wort zu Wort weiter. Man mag kaum still verharren an einer Stelle, es treibt einen immer weiter vorwärts.

Der Inhalt bizarr und wirklich zugleich. Stark.

Ein lieber Gruß vom Kater
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Das - ist fantastisch geschrieben. So eine Melancholie hatte ich schon lange in keinem Text mehr gelesen. Vor allem die Stelle "Ihr Körper weinte nicht. Ihr Körper, ihre Hülle, der Behälter ihrer Seele machte nichts." war ergreifend.
Der Krieg wird nie ein Ende finden. Denn wo andere den Frieden suchen, dürsten sie nach der Kontrolle. Doch wem wäre es wohl besser angeraten, die Kontrolle zu bekommen? Dem Gedanken oder dem Gefühl? ...
Ich hatte auf die erste Geschichte von dir gewartet und wurde nicht enttäuscht.

LG
Luzifer
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