Biografien & Erinnerungen
Jungfrauenrettung

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"Jungfrauenrettung"
Veröffentlicht am 03. Februar 2010, 4 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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einer der auf dem Weg ist ...
Jungfrauenrettung

Jungfrauenrettung

 

 

Jungfrauenrettung

 

 

Leipzig 1982.

Ich war auf einem Weiterbildungslehrgang. Am Tag hatte ich jede Menge Seminare, am Abend machte ich die City unsicher oder besuchte die Freunde.

Leipzig hatte damals ein neues Hotel bekommen – das „Merkur“.

Mit Westgeld gebaut und eigentlich auch ausschließlich für die Westklientel vorgesehen. Die Wohnbereiche durfte ein DDR Bürger nicht einmal betreten.

Zwei gastronomische Einrichtungen waren öffentlich, eine Bar und ein Sushi – Restaurant.

Ich hatte mich in die Bar verliebt, der Grundriss glich einer Schnecke und über jedem Tisch war eine Absaugung installiert, denn der Qualm der Zigarette verschwand, wie von Geisterhand. Dazu kam ein wunderbarer Blick in einen japanischen Garten vor dem Fenster, denn alles – auch die Materialien kamen aus Fernost.

G. Mittag war vor ein paar Jahren im „Reich des Tenno“ und seitdem stand Japan im Mittelpunkt.

Es muss ein Abend im Oktober gewesen sein, ich könnte es genauer im Kalender rekonstruieren.

Nach dem zweiten oder dritten Besuch kannte ich die Band in der Bar so gut, dass sie meinen Lieblingsbeatlestitel spielten, wenn ich die Bar betrat.

So auch an diesem Abend.

Von meinem Platz aus beobachtete ich rauchend das Geschehen in der Bar. Die Zahl der Besucher war übersichtlich, es muss so gegen Mitternacht gewesen sein, als ich zum Tresen schlenderte.

Neben mir räkelte sich ein Teeny auf dem Barhocker und ein Herr im Mittelalter säuselte ihr jaust ins Ohr: „ Ich sorge dafür, dass deine Bilder ganz groß rauskommen. Ich habe gute Beziehungen…..bei deinem super Aussehen…“

Sein Dialekt klang wie aus den Niederlanden und irgendwie hängte ich mich in die fast schon intime Unterhaltung rein.

Was der Kerl vorhatte war klar – nur das Girl war echt minderjährig.

Also fragte ich sie beiläufig, ob sie denn allein hier wäre.

Nee, sie war mit der Mutter da – sie weiß auf einen Tisch in der Bar.

Ich war von dem Wusch beseelt, das Mädel zu retten, jedenfalls für heute.

Und der Fremde sollte sich schon gar nicht bekommen!

Bei der Mutter besorgte ich den Abschnitt ihrer Garderobe, holte ihren Mantel und ging damit zur Bar.

Woher ich wusste, welche Straßenbahn die ihre war kann ich heute nicht mehr sagen – ich zeigte ihr den Mantel und so musste sie ihrer Kleidung hinterher.

(Ganz im Hintergrund dämmert mir, dass Mum auch in der Bahn saß)

Die Schöne war sauer, sie kochte und tobte, doch sie stieg ein.

Ich war nun leer ausgegangen, aber ich empfand mich als Retter jener Jungfrau, die mit Sicherheit keine mehr war.

 

2010-02-03

 

 

 

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Boris
einer der auf dem Weg ist ...

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Boris Re: was du alles erlebt hast - da sind das nur die schönen Erlebnisse!

LG JFW
Zitat: (Original von Janara am 04.02.2010 - 08:33 Uhr) Arnos Kommi mit den Pfadfindermanieren trifft es, du bist echt einer von den Guten! :-)

VLG Jana

Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: Lass mich raten ... - sicher hatte sie ne "Aura"!
und damals
war noch alles ganz anders!
Heute gehen wir mit weitaus Schlimmeren um

Danke

LG Jürgen
Zitat: (Original von Gunda am 03.02.2010 - 20:42 Uhr) ... die Dame hatte wunderschöne Augen? ...

Aua, nich hauen ... is ja schon gut.

Nein, du hast ihr mit Sicherheit keine Karriere vermiest, auch wenn sie das damals geglaubt haben mag. Heute - mit einer gewissen Lebenserfahrung ausgestattet - wird sie wissen, dass du sie tatsächlich vor einer Dummheit bewahrt hast.

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: die karriere vermiest... - und wenn es nur das war - es war es wert!

LG Boris
Zitat: (Original von Tilly am 03.02.2010 - 19:32 Uhr) im Osten...
ich denke es war richtig, vielleicht hast du sie zum nachdenken gebracht

Vor langer Zeit - Antworten
Janara was du alles erlebt hast - Arnos Kommi mit den Pfadfindermanieren trifft es, du bist echt einer von den Guten! :-)

VLG Jana
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Lass mich raten ... - ... die Dame hatte wunderschöne Augen? ...

Aua, nich hauen ... is ja schon gut.

Nein, du hast ihr mit Sicherheit keine Karriere vermiest, auch wenn sie das damals geglaubt haben mag. Heute - mit einer gewissen Lebenserfahrung ausgestattet - wird sie wissen, dass du sie tatsächlich vor einer Dummheit bewahrt hast.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Tilly die karriere vermiest... - im Osten...
ich denke es war richtig, vielleicht hast du sie zum nachdenken gebracht
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: Zum Glück ist sie nicht handgreiflich geworden. - so kam ich mir später auch vor,
nur im ersten Moment
war ich stolz auf meine Tat

LG JFW
Zitat: (Original von Abendschoen am 03.02.2010 - 15:41 Uhr) Tja, das erinnert an einen Pfadfinder, der, begierig auf die gute Tat, ein Mütterchen über die Straße führt, das gar nicht hinüber will. - Arno Abendschön

Vor langer Zeit - Antworten
Boris Re: Jaja der Boris - es muss ein Ringo Titel gewesen sein...
ich habe ihn fast vergessen,
wenn er mir einfällt - sage ich es dir

Thanks

Boris
Zitat: (Original von timeless am 03.02.2010 - 12:31 Uhr) als Jungfrauenretter. Was hier zählt war der gute Gedanke. Oft sind wir auf dem Weg die Welt oder auch nur Jungfrauen zu retten, die längst gefallene Engel sind.
Boris sieh für dich, du bist ein ganz Guter. Oder hattest du doch ein wenig das Gefühl, deine Rettung könnte wenigstens mit einem Kuss besiegelt werden.

Was ich vermisst habe ;-) war der Titel des Beatles-Songs. Die Beatles und Elvis waren und sind meine Welt, ok es sind noch ein paar andere dazugekommen, aber die liegen mehr im kalssischen Bereich, also schon lange tot.

PM folgt ;-)))

Ganz liebe Grüße Ute

Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Zum Glück ist sie nicht handgreiflich geworden. - Tja, das erinnert an einen Pfadfinder, der, begierig auf die gute Tat, ein Mütterchen über die Straße führt, das gar nicht hinüber will. - Arno Abendschön
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Jaja der Boris - als Jungfrauenretter. Was hier zählt war der gute Gedanke. Oft sind wir auf dem Weg die Welt oder auch nur Jungfrauen zu retten, die längst gefallene Engel sind.
Boris sieh für dich, du bist ein ganz Guter. Oder hattest du doch ein wenig das Gefühl, deine Rettung könnte wenigstens mit einem Kuss besiegelt werden.

Was ich vermisst habe ;-) war der Titel des Beatles-Songs. Die Beatles und Elvis waren und sind meine Welt, ok es sind noch ein paar andere dazugekommen, aber die liegen mehr im kalssischen Bereich, also schon lange tot.

PM folgt ;-)))

Ganz liebe Grüße Ute
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