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Flucht

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"Flucht"
Veröffentlicht am 01. Februar 2010, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Flucht

Flucht

Beschreibung

Nun ja, ich weiß nicht so Recht, wie ich das beschreiben soll. Ich hoffe, man versteht den Sinn

Flucht

Mein Herz schlägt wie verrückt, pumpt in einem stetigen Rhythmus das Blut, das Adrenalin durch meine Adern und versorgt meine lebensnotwendigen Organe mit Sauerstoff. Das Pochen dröhnt mir wie laute Trommelschläge in den Ohren, das einzige Geräusch, das ich neben meinen hektischen Schritten auf dem harten und kalten Boden wahrnehme. Meine Beine sind müde, erschöpft und sie schmerzen von der, in meinen Augen schon tagelang andauernden Flucht. Wie lange ich tatsächlich schon durch diese undurchdringliche Finsternis laufe, weiß ich nicht. Jegliches Zeitgefühl ist mir abhanden gegangen. Es zählt nicht mehr. Es ist nur noch eines wichtig: nicht vom Weg abkommen und um keinen Preis stehen bleiben. Flach und schnell stoße ich den Atem aus. Wenn ich etwas erkennen könnte, würde ich ihn in kleinen Rauchwolken vor mir sehen. Es ist bitterkalt. Ich spüre meine Hände, mein Gesicht nicht mehr. Nur den eisigen Wind, der mir entgegen peitscht und sich wie schmerzhafte Stiche in meine Lunge frisst. Meine Augen brennen wie Feuer, Tränen rinnen mir die Wangen hinab und hinterlassen einen feuchten Pfad.

Obwohl es scheint, als wäre ich mutterseelenallein, weiß ich, es ist da. Es lässt mich nicht los, egal wie schnell und wie weit ich renne. Wie ein dunkler Schatten hat es sich über mich, über mein Herz gelegt und gibt mich nicht frei. Nackte Panik hat mich schon vor langer Zeit überkommen. Sie saugt wie ein schwarzes Loch alle rationalen Gedanken ein, lässt keine vernünftigen Überlegungen mehr zu. Nur ein Wort halt immer und immer wieder durch meine Gedanken: Flieh! Flieh!

Bilde ich es mir ein oder höre ich ein kaltes, hämisches Lachen? Das Blut gefriert mir in den Adern, meine Herzfrequenz erhöht sich um das doppelte. Ich greife die letzten Reserven meines Körpers an. Schneller, immer schneller laufe ich auf dem Weg, der im Dunkeln liegt, dessen Ziel ich nicht kenne. Eigentlich weiß ich mit Gewissheit, dass es kein Entkommen gibt. Kein Entkommen, vor dem Monster, das mich verfolgt.

Bald werde ich vor Schwäche zusammenbrechen, in absehbarer Zeit wird sich das Monster über meinen ausgelaugten Körper hermachen und mich verschlingen. Ich spüre, dass es immer näher kommt, weiß, dass ich nicht mehr lange durchhalten werde. Die Kraft schwindet aus meinem Körper, jede Faser sehnt sich nach Ruhe, nach Erholung, doch ich kann nicht anhalten. Nur nicht anhalten!

Spüre ich den kalten Atem des Todes schon in meinem Nacken? Ängstlich, panisch blicke ich mich um, obwohl ich weiß, das die Dunkelheit alles verschlucken wird.

Dann passiert es. Ich stolpere über meine eigenen Beine, stürze mich selbst ins Verderben. Hart und schmerzhaft schlage ich auf dem Boden auf. Spitze Steine bohren sich in meine tauben Handflächen und wecken das letzte Gefühl in ihnen. Die Hose an meinen Knien ist aufgescheuert, etwas warmes läuft mein Schienbein herab. Ich blute.

Trotz meiner Verletzungen, meiner fehlenden Kraft krieche ich weiter, versuche immer noch meine Flucht fortzusetzen – vergeblich. Eine klauenartige Hand greift nach meinem Knöchel, zieht mich langsam zurück. Ich schluchze laut auf, während ich immer weiter zu dem Monster geschleift werde. Steine scheiden immer tiefer in meine Haut, bohren sich durch meine Kleidung und fügen mir kleine schmerzvolle Wunden zu. Immer noch versuche ich zu fliehen, ich strecke meine Hände nach Hilfe aus und greife ins Nichts.

Dann ist es zu spät. Fest und unbarmherzig wird mein Kiefer umfasst und ich werde gezwungen, dem Monster direkt ins Gesicht zu blicken. Trotz der mich umgebenden Finsternis, kann ich mein Monster plötzlich klar erkennen und ich erschrecke.


Das Monster, vor dem ich geflohen bin, bin ich selbst.

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Robin

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Robin Re: Habe ich deine Texte schon -
Zitat: (Original von Luzifer am 22.02.2010 - 14:35 Uhr) abonniert? Wenn nicht, werde ich es sofort nachholen.
Dieser Text war der letzte Anstoß, denn ich brauchte.
Die Beschreibungen der Umgebund gelingen die so gut, dass bei mir ein Bild entsteht und ich das Geschehen von der Seite beobachten kann. Dies können hier nicht wirklich viele.
Dann noch das Ende... ich liebe einfach psychologische Texte. In diesem Text hatte ich aber zwischenzeitlich einen Spiegel gesehen. Doch wurde da nicht einfach jemand gespiegelt, sondern ihr Spiegelbild war so wie du beschrieben hast, ein Monster, welches aus dem Spiegel nach ihr greift.
Gerne gelesen.

LG
Luzifer


Ahhh, danke fürs abbonieren. Da hüpft mein Herz (ist wohl noch nicht eingeschlafen ^^) und ich freue mir sehr :-)
Und das mit der Umgebung freut mich riesig, weil ich immer das Gefühl habe, dass es das ist, was ich am allerwenigsten kann... Aber da sieh mal einer an, ist wohl doch nicht so. Und bei diesem Text habe ich wohl selbst in den Spiegel geschaut ;-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Habe ich deine Texte schon - abonniert? Wenn nicht, werde ich es sofort nachholen.
Dieser Text war der letzte Anstoß, denn ich brauchte.
Die Beschreibungen der Umgebund gelingen die so gut, dass bei mir ein Bild entsteht und ich das Geschehen von der Seite beobachten kann. Dies können hier nicht wirklich viele.
Dann noch das Ende... ich liebe einfach psychologische Texte. In diesem Text hatte ich aber zwischenzeitlich einen Spiegel gesehen. Doch wurde da nicht einfach jemand gespiegelt, sondern ihr Spiegelbild war so wie du beschrieben hast, ein Monster, welches aus dem Spiegel nach ihr greift.
Gerne gelesen.

LG
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Ein unerwartetes Ende -
Zitat: (Original von schneeflocke am 17.02.2010 - 17:20 Uhr) Spannend und gut geschrieben, und der Schluss kommt dann völlig überraschend. Ich dachte zuerst, das ist so eine Art Prolog oder erstes Kapitel zu einer längeren Geschichte.
Interessante Moral, dass man vor der eigenen Angst (oder vor sich selbst) dann doch nicht fliehen kann. Gefällt mir.
Lg Tina


Hallo Tina :-)
Freut mich sehr, dass du auch bei mir vorbei geschaut hast. Ja, eigentlich schreibe ich auch immer lange Geschichten (wie du vllt schon bemerkt hast), aber im Moment schreibe ich auch kurz und knackig.
Hab mich über deinen Kommentar sehr gefreut! Danke schön :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
schneeflocke Ein unerwartetes Ende - Spannend und gut geschrieben, und der Schluss kommt dann völlig überraschend. Ich dachte zuerst, das ist so eine Art Prolog oder erstes Kapitel zu einer längeren Geschichte.
Interessante Moral, dass man vor der eigenen Angst (oder vor sich selbst) dann doch nicht fliehen kann. Gefällt mir.
Lg Tina
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Klasse geschrieben ... -
Zitat: (Original von MarianneK am 03.02.2010 - 20:16 Uhr) Man kann seiner Angst nicht entfliehen, man muss sich ihr stellen, nur so kann man dieses Monster in uns zum schweigen bringen.
Aber es gibt auch Ängste, es sind keine Monster, denn sie sind unerklärlich und die machen mir mehr Angst als das Monster in mir.

Grüß Dich lieb Marianne



Liebe Marianne,
ich danke dir herzlich für den Kommentar.
Ja, du hast Recht. Diese Ängste beherrschen einen manchmal mehr, als das Monster. Ich hoffe trotzdem, du kannst deine bezwingen :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Klasse geschrieben ... - Man kann seiner Angst nicht entfliehen, man muss sich ihr stellen, nur so kann man dieses Monster in uns zum schweigen bringen.
Aber es gibt auch Ängste, es sind keine Monster, denn sie sind unerklärlich und die machen mir mehr Angst als das Monster in mir.

Grüß Dich lieb Marianne

Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Zuerst dachte ich, -
Zitat: (Original von PhanThomas am 02.02.2010 - 09:26 Uhr) das könnte jetzt im Prinzip ein kleiner Ableger zu deiner langen Geschichte sein, aber am Ende ist's doch eher eine Psychostudie, wenn man so will. :-) Ich schließe mich der Caro mal an, was die Beschreibungen betrifft. Die bekommst du sehr gut hin, was du aber ja auch schon in "Happy Dead End" bewiesen hast. :-) Und ja, sie liest sich wirklich sehr flüssig. Also ich staune doch immer wieder, was sich hier so finden lässt. Schön geschrieben! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Hallöchen Thomas,
ich hab mich schon gefragt, was du dazu sagen wirst :-)
Wenn ich ehrlich bin, hatte ich das ursprünglich auch vor, aber dann ist das draus geworden und die Arbeit sollte nicht umsonst sein :-)
Hab mich wirklich sehr über dein Kommentar gefreut!!

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
verzaubert Re: Re: Flucht... - Das hast du absolut!!!
:-) Liebe Grüße aus Berlin

Zitat: (Original von Robin am 02.02.2010 - 13:53 Uhr)
Zitat: (Original von verzaubert am 02.02.2010 - 09:25 Uhr) Huh, mich hat es während des Lesens echt geschubbert und am Ende ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen... Du hast recht - unser größter und wohl einziger Feind sind wir selbst! Das macht die ganze Sache umso schlimmer, denn vor UNS können wir NICHT weglaufen und das hast du echt super rübergebracht!!!
Toll:-)
Liebe Grüße
deine Steffi


Liebe Steffi,
ich danke dir wirklich von Herzen für deinen Kommentar!
Das ist ein Thema, das mich selbst sehr bewegt und ich finde, man sollte sich damit auseinander setzen und deswegen freu ich mich so, dass ich es anscheiend gut rübergebracht habe :-)
Danke, danke, danke :-)

Liebe Grüße
Lisa

Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Flucht... -
Zitat: (Original von verzaubert am 02.02.2010 - 09:25 Uhr) Huh, mich hat es während des Lesens echt geschubbert und am Ende ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen... Du hast recht - unser größter und wohl einziger Feind sind wir selbst! Das macht die ganze Sache umso schlimmer, denn vor UNS können wir NICHT weglaufen und das hast du echt super rübergebracht!!!
Toll:-)
Liebe Grüße
deine Steffi


Liebe Steffi,
ich danke dir wirklich von Herzen für deinen Kommentar!
Das ist ein Thema, das mich selbst sehr bewegt und ich finde, man sollte sich damit auseinander setzen und deswegen freu ich mich so, dass ich es anscheiend gut rübergebracht habe :-)
Danke, danke, danke :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Re: Wahnsinn! -
Zitat: (Original von Schlauchen am 02.02.2010 - 07:04 Uhr) Lisa du hast dich selbstübertroffen.
Du beschreibst eine Atmosphäre, eine Szene und die Gefühle dermaßen eindringlich. Es ist wie so ein kleines Hämmern und das finde ich passt echt gut!
Du hast so so gutes Auge fürs Detail oder dabei im Fluss der Geschichte hängen zubleiben, ich besunder das imer so bei dir :)
Sehr gelungen!

Küsschen Caro

ps.: Yeah, er geht, aber jetzt muss ih in die Schule.. Argh. Sport!
Wann hast du deine Debatte?


Carolein :-)
Ich hoffe er geht, auch wenn du wieder zu Hause bist. Hatte heute Debatte und 10 pkt gekriegt. Eig ganz zufrieden ^^
Dankeschön! Ich hab mich wirklich riesig über dein Kommentar gefreut und das du anscheinend echt begeistert bist :-)

Küsschen
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
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