Romane & Erzählungen
Sie nennen mich Schatten - Ausschnitt aus dem Leben einer Bestie

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"Sie nennen mich Schatten - Ausschnitt aus dem Leben einer Bestie"
Veröffentlicht am 31. Januar 2010, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Sie nennen mich Schatten - Ausschnitt aus dem Leben einer Bestie

Sie nennen mich Schatten - Ausschnitt aus dem Leben einer Bestie

Als sie aufwachte, wusste sie nicht wo sie war. Es war dunkel und kalt um sie herum. Nachdem sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, bemerkte sie, dass das Mondlicht durchaus ausreichte, den Großteil des Raumes, in dem sie sich befand, zu erkennen. Sie hob den Kopf und versuchte um sich zu blicken, doch als sie diesen hob, durch fuhr sie ein grauenvoller Schmerz. Irgendetwas musste sie hart am Hinterkopf getroffen haben. Sie ließ resigniert ihren Kopf wieder sinken und keuchte leise.Um weiter ihre Gegend und ihre Freiheiten zu erkunden, versuchte die junge Elfe ihre Arme zu bewegen. Doch kaum einen Zentimeter hatte sie sich bewegt, als ihre Hand eingeschränkt wurde und etwas unsanft ihre Haut streifte. Sie erkannte es im Mondlicht schnell als ein Seil. Ihre Vermutung, sie sei vollends gefesselt worden, bestätigte der Versuch ihre Beine zu bewegen. Sie blickte wieder um sich, diesmal etwas vorsichtiger. Ihre Gliedmaßen waren an je vier Säulen befestigt. An schwere, dicke Eisenringe. Die Seile waren derart gespannt, dass ihr nur weniger Zentimeter blieben, sich zu bewegen. Nun kannte sie auch den Schmerz ihres Körpers. Sie lag zu lange in gleicher Position. Ein weiteres Mal seufzte sie auf. Sie wusste weder wo sie war, noch warum. Sie konnte sich auch an nichts erinnern.Einige Zeit, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, verharrte sie still. Sie konnte nichts tun. Mit einem Mal, wurde ihr bewusst, dass sie ohnmächtig war. Diese Verzweiflung stieg ihr förmlich zu Kopf und sie strampelte wild und unkontrolliert um sich. Es war eine Mischung aus Wut, Verzweiflung und Angst, die sie in jenem Moment beherrschte. Laut schrie sie in die Nacht, mit hoher Stimme. Als sie sich wieder beruhigt hatte, spürt sie einen Schmerz. In ihrem verzweifelten Anfall hatte eine der Seile an ihrer Hand sich in das Fleisch geschnitten. Kleine Bluttropfen rannten aus dem Schnitt und verließen ihre Hand gen Boden. In dem Moment, als sie das Blut aufschlagen sah, vernahm sie ein bösartiges Knurren. Erschrocken schaute sie um sich und versuchte das Knurren auszumachen. Da erblickte sie es. Eine schwarze Gestalt – das Mondlicht konnte sie nicht vollends erfassen – saß an der Mauer einige Meter von ihr entfernt. Sein Gesicht war in eine furchtbar aussehenden Kapuze verhüllt und der Blick war tief gesenkt. Im Schneidersitz saß die Gestalt da und verharrte still. Nach dem Knurren war nichts mehr verlautet. Im Gegenteil es herrschte eine unheimliche Stille. Eine Stille, die zu still war. Als würde sie nur Unheil ankünden wollen.Die junge Elfe räusperte sich einmal, etwas leise und verzerrt. Ihr Rachen war völlig ausgetrocknet und sie fühlte sich schwach. „Was wollt Ihr von mir?“, sprach sie, so gut es ging, gen der Schattengestalt. Sie rührte sich nicht. Die Elfe war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt atmete, denn sie konnte nicht ansatzweise eine Bewegung ausmachen, geschweige denn das Heben des Brustkorbes. Sie saß einfach nur da und schwieg. Sie blickte den Elf lange an, ohne ein weiteres Geräusch verlauten zu lassen. Der Elf – sie konnte die langen Ohren aus der Kapuze ragen sehen – rührte sich nach wie vor nicht, hob nicht einmal seinen Blick an. Wieder enttäuscht und resigniert, ließ sie ihren Kopf ein weiteres Mal sinken. Den Blick gen Decke gerichtet, versuchte sie krampfhaft eine Strategie auszumachen, die ihr vielleicht helfen konnte. Ihr fiel vehement keine ein.Die Zeit verrann und es tat sich nichts. Der Schatten hatte sich in der ganzen Zeit nicht bewegt und sie überlegte, ob er vielleicht tot war und das Knurren woanders herstammte. „Wer seit Ihr?!“, schrie sie ihn verzweifelt an. Sie wusste, dass sie keine Antwort bekommen würde. Sie behielt Recht.Das beängstigende an der Gestalt war wohl genau dies: er schwieg und verharrte nur. Es war als würde das Wissen um seine Präsenz ausreichen, um sie zur Verzweiflung zu treiben. Um sich ruhig zu halten, dachte sie darüber nach, warum er geknurrt hatte. Doch nicht lange hielt ihre Beschäftigung an, denn es fand sich keine Lösung. Genauso wenig fand sich eine für ihre Situation. Es dauerte nicht lang und sie geriet in eine neue Phase der Aufgabe. Sie zerrte wild und schreiend an den Seilen und versuchte sich in blinder Wut loszureißen. Nichts schien zu helfen, im Gegenteil: Es tropfte immer mehr Blut von ihren Händen und Füßen. Sie hatte sich einige Male stark und tief ins Fleisch geschnitten und der brennende Schmerz ließ ihr Herz laut pochen. Unter ihren Gliedern hatte sich Blut gesammelt, einer Lache gleich. Der Schatten erhob sich und ruhigem Anmut. Er ging lautlos auf sie zu. Die Elfe sah den Elf völlig veränstigt an. Sie schrie als er näher kam, denn sie wusste, dass dies ein Omen war. Ein Omen des Endes. In ihren Schreien hörte sie nicht, wie er leise mit dunkler und völlig ruhiger Stimme flüsterte: „Sie nennen mich Schatten...“.

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SilenceofSnow

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Gast cool - also ich find die geshichte hat wirklich was tolles an sich
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Die Geschichte hat das gewisse etwas, sie erinnert mich an einen Traum den ich mal hatte, als etwas großes schwarzes über mich kam.
Es war eiskalt und gab auch keinen Laut von sich.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster o das kenne ich - mein Gott was hatte ich als Kind Angst vor dem Ding, dass schwarz und groß an meinen Füßen hing.
Das ist dein Schatten, hieß es dann und gut war es, aber mich hat das nun wirklich nicht beruhigt.
Na dann mach mal weiter, schöne Einstandsgeschichte.

Liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
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