Romane & Erzählungen
Goldman Sachs - Aus gegebenem Anlass

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"Goldman Sachs - Aus gegebenem Anlass"
Veröffentlicht am 22. Januar 2010, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin ich unverwechselbar? Nein. Ich wurde schon manches Mal verwechselt. Und wie viele andere auch schreibe ich gern. Lyrik und Prosa. Das ist weder einzigartig noch unverwechselbar. Wenn ich auch noch verrate, in welchem Genre mein großspurig auf fünf Bände angelegtes Romanprojekt (zwei davon sind tatsächlich fertig) angesiedelt ist, kann ich gleich einpacken. Da bin ich nicht nur verwechselbar, sondern außerdem auch noch ein Herdentier. Sollte ...
Goldman Sachs - Aus gegebenem Anlass

Goldman Sachs - Aus gegebenem Anlass

Beschreibung

Findet Ihr das vielleicht auch so zum Kotzen?

Goldman Sachs - Aus gegebenem Anlass

 

Der Chef der US-Großbank Goldman Sachs Lloyd Blankfein: Banken hätten einen gesellschaftlichen Zweck und würden deshalb "Gottes Werk" verrichten.

Das hatte Spiegel.online schon am 8.11.09 zitiert, als bekannt wurde, dass zum Ende des Finanzkrisenjahrs 2009 Blankfeins Verein 20 Mrd. Dollar Boni an seine Mitarbeiter ausschütten will.

Hatte es damals eine Aufregung über diesen Spruch gegeben, einen weltweiten Aufschrei der Empörung, evtl. größer noch als das Entsetzen über die jüngste Natur-Katastrophe, die Unzählige das Leben gekostet und ein ohnehin armes Land vollends zerstört hat?

Ich muss gepennt, auf meinen Ohren und Augen zugleich gesessen haben. Heute (22.01.10) habe ich diese Lästerung zum ersten Mal gehört. Bei den ARD-Börsennachrichten hat der Reporter auf dem Frankfurter Parkett diesen Spruch wieder zitiert und hintendran gehängt: „Zynischer geht’s nimmer!“ Find‘ ich auch, und der versteht doch was davon oder?

Dass er Gottes Werk vollbringe, sagt Herr sowohl blank als auch fein. Sollte nomen hier omen sein, wird er am Ende noch Recht haben. Wie sollte ein Mann mit so einem Namen die Unwahrheit sagen. Er wäre ein Überzeugungstäter und handelte nicht aus bloßem Kalkül. Ich bin nicht sicher, was von beidem schlimmer ist.

Ich will jetzt auch nicht über diesen Typen zu Gericht sitzen, oder ihn verurteilen, so gerne ich es täte, die dumme Sau! Was mich zu dieser kleinen Erörterung veranlasst, ist die Prüfung der Frage, warum ich so heftig auf diesen Spruch aus dem Munde so eines Mannes reagiere? Welche Voreinstellungen, Vorurteile und Glaubenssätze sind da in mir am Werk, dass ich eine so große Lust verspüre in der nächsten Bankfiliale einen Sprengsatz zu zünden.

Gab es überhaupt irgendeinen Banker, der sich dagegen verwahrt hat? Dürfte es eigentlich nicht; denn wenn sie nicht Gottes Werk vollbringen, wessen denn dann? Das des Widersachers (wie ich glaube!)? Also ein Banker täte tatsächlich besser daran, den Mund zu halten; er käme in Teufels Küche.

Aber gut, was macht mich so wütend?

Ein Banker kann nicht das Werk Gottes vollbringen, weil Geld, Kapital, Zinsen, Aktien, Rendite, Profite und Dividenden per se des Teufels sind.

Neuester Beweis: Die sogenannte Finanzkrise hat ganze Länder in den Abgrund gerissen, Regierungskrisen verursacht, Arbeitsplätze in globalem Maßstab vernichtet und die Kluft zwischen Arm und Reich noch weiter vertieft. Und wem geht es am schnellsten nach der Krise (durch sie?) wieder gut? Den Banken! (Quod erat demonstrandum. Kann doch nicht wahr sein oder?)

Gott ist grundsätzlich gut und Geld, wie gesagt, grundsätzlich schlecht (außer man hat es, ha-ha). Es widerspräche demnach Gottes Natur, Banker zu sein. Eigentlich hätte in den Blanken und Feinen auf der Stelle der Blitz fahren müssen, als ihm ein unheiliger Geist diese Worte eingab.

Aber Gott war es scheißegal, wie? Ist Gott evtl. gar nicht grundsätzlich gut? Sehen wir mal.

Gesetzt den Fall, es wäre so: Banken vollbrächten wirklich das Werk Gottes, und Gott wäre wirklich er selbst und nicht das Gegenteil. Dann frage ich mich, inwiefern sich Gottes Güte und Plan darin offenbaren, dass das Kapital die Welt regiert? Kann er wirklich einen weltweit operierenden Bankenclan gewollt haben, der astronomische Gewinne durch die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, der menschlichen Arbeitskraft und die Vernichtung des Planeten einfährt? Und wenn er das auf gar keinen Fall gewollt hat, was will er dann? Was will er uns damit sagen, dass er seit Sodom und Gomorrha nicht mehr dazwischengehauen hat (oder war es der Turmbau zu Babel)?

Will er uns sagen, dass es allein unser Wille ist, was wir hier vollbringen, und dass auch sein Eingreifen, wenn wir das nicht selber in den Griff kriegen, letztendlich nichts nützen wird, weil uns dann eben irgendein anderer Scheiß einfällt, mit dem wir uns und diese Welt kaputtkriegen?

Ich glaube tatsächlich, dass Gottes Güte nicht darin liegt, uns den Arsch zu wischen und Zucker in denselben zu blasen, sondern uns die Freiheit zu gewähren, aus unseren Fehlern und Erfolgen zu lernen und unser Verhalten zu ändern. Aber ein Erfolg ist es wohl kaum, das Raumschiff Erde sozusagen sehenden Auges in die nächste Supernova zu steuern.

Vielleicht machen wir ja einen Anfang, indem wir – das ist es jedenfalls, was ich glaube − den Banker in uns selbst erkennen, das Arschloch, das wir möglicherweise wären, wen wir an dieselbe Stelle kämen und dieselben Möglichkeiten hätten wie Herr überaus Blank und Fein. Er ist kein besonders fieser und skrupelloser Charakter, den zu lynchen irgendjemandem nützte, sondern spiegelt lediglich unser Entwicklungsniveau als Spezies wider. Weit haben wir es noch nicht gebracht, kann man da nur sagen.

Herr Blankfein(d) ist folglich nicht der Feind, gegen den es zu Felde zu ziehen gilt, zumal da in der nächten Reihe schon Hunderte, wenn nicht Tausende anderer Blankenfeinds bereitstehen, die nur auf so eine Gelegenheit warten.

Ja, aber wie bringen wir denn nun die Menschheit voran und kriegen das strukturelle oder systemische oder stammesgeschichtliche Problem der menschlichen Natur in den Griff? Ist (sozial verknüpfte) Selbsterkenntnis der richtige Weg?

Keine Ahnung! Aber eins weiß ich. Ich würde ihm gern stundenlang die Fresse polieren.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Volker
Bin ich unverwechselbar? Nein. Ich wurde schon manches Mal verwechselt. Und wie viele andere auch schreibe ich gern. Lyrik und Prosa. Das ist weder einzigartig noch unverwechselbar. Wenn ich auch noch verrate, in welchem Genre mein großspurig auf fünf Bände angelegtes Romanprojekt (zwei davon sind tatsächlich fertig) angesiedelt ist, kann ich gleich einpacken. Da bin ich nicht nur verwechselbar, sondern außerdem auch noch ein Herdentier. Sollte Dich das wider Erwarten interessieren, schau auf romansuche.de nach.

1958 geboren, als in Flensburg die Verkehrssünderkartei geründet, Elvis in Bad Nauheim stationiert und in Bonn beschlossen wird die Bundeswehr mit Atomwaffen auszurüsten (Njet, hat die Nato später gesagt.)
Als sie Kennedy erschießen, bin ich fünf Jahre alt. Ich darf bis zum frühen Morgen aufbleiben und zusammen mit den Sommergästen, die wir in diesem Jahr erstmals beherbergen, im Fernsehen dabei zusehen, wie im Juli 1969 Neil Armstrong den Mond betritt.
1974, ein Schicksalsjahr: Brandt verliert durch Günter Guillaume das Kanzleramt und ich meine erste große Liebe. Per Schulkonferenz wird beschlossen, dass ich trotz Leistungs- und Disziplinproblemen in die Studienstufe versetz werde. Mein Vater bringt die letzte Ernte ein. Ich fange das Tagebuchschreiben an.
1975 war einfach ein geiles Jahr.
1976: Ich gebe vor ABBA zu hassen, Led Zeppelin dagegen zu lieben. (Letzteres stimmt.)
Seit zwei Monaten bin ich im Zivildienst, als Weihnachten 1978 das Schneechaos über Norddeutschland hereinbricht.
Als ich anfange einen Roman zu schreiben, Titel: "1975" (bis heute nicht vollendet), gewinnt Boris zum ersten Mal Wimbledon.
1986, als Tschernobyl und Sandoz den Seelenfrieden nachhaltig stören, mache ich das erste Staatsexamen. (Lehramt. Das zweite ist nie gefolgt). Die Katastrophen inspirieren mich zu einem Promotionsthema.
Ein Jahr bevor aus Drüben Hüben wird, fliegt mir der Entwurf meiner Doktorarbeit um die Ohren. (Abbruch) Ich schreibe andauernd Gedichte.
1991, die Stadt ist noch deutlich geteilt, folge ich einer großen Liebe nach Berlin.
Im Sommer des Jahres, in dem Lady Di ums Leben kommt, verbringe ich mit einer anderen großen Liebe einen unvergesslichen Urlaub im "Land wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn".
Die zwei Türme fallen, ich unterrichte Schulabbrecher und schreibe seit einem Jahr am ersten Band meines Romanprojekts.
Ich habe den zweiten Band zur Hälfte geschrieben, da wird Merkel Kanzlerin, und ich versuche seit zwei Jahren vergeblich den ersten auf dem Markt unterzubringen.
2009: Meine große italienische Liebe hält zu mir und unterstützt meine Schreiberei.

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Volker Re: Re: Re: Ich bin froh ... -
Zitat: (Original von Gunda am 25.01.2010 - 17:07 Uhr)
Zitat: (Original von Volker am 25.01.2010 - 16:56 Uhr

Ich danke Dir, Gunda. Es ist mir immer eine Freude (nicht nur) wenn Du mich kommentierst.
Liebe Grüße
Volker



Oh, oh, jetzt musst du mir noch verraten, wo du in deinem Satz gedanklich ein Komma gesetzt hast - VOR oder NACH der Klammer? :o)
lg
Gunda


Vor der Klammer. Und danke für den Korrekturhinweis.
Liebe Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Re: Ich bin froh ... -
Zitat: (Original von Volker am 25.01.2010 - 16:56 Uhr

Ich danke Dir, Gunda. Es ist mir immer eine Freude (nicht nur) wenn Du mich kommentierst.
Liebe Grüße
Volker



Oh, oh, jetzt musst du mir noch verraten, wo du in deinem Satz gedanklich ein Komma gesetzt hast - VOR oder NACH der Klammer? :o)
lg
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Ich bin froh ... -
Zitat: (Original von Gunda am 22.01.2010 - 20:30 Uhr) ... über die ersten Worte der letzten Zeile, Volker. Sonst wärest du mir nämlich unheimlich geworden ...

Den Text jetzt inhaltlich zu analysieren, dazu fehlt mir die Zeit, aber stilistisch ... Trotz des eigentlich ernsten Themas habe ich mehrmals laut aufgelacht...

Lieben Gruß
Gunda


Ich danke Dir, Gunda. Es ist mir immer eine Freude (nicht nur) wenn Du mich kommentierst.
Liebe Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Lieber Volker, ich wäre gern bereit, -
Zitat: (Original von Phantasus am 22.01.2010 - 18:06 Uhr) dir seine Fresse zu halten, damit du sie besser polieren kannst.
Aber mal im Ernst: Du hast hier ein Meisterstück von Ironie und Selbstironie vollbracht.
Blankfeine Grüße von Ekkehart (Phantasus)


Lieber Ekkehart, Dein Kommentar war mir ein innerer Vorbeimarsch. Insbesondere habe ich mich darüber gefreut, dass Du auf die Selbstironie abgehoben hast.
Ganz herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Volker Re: Goldman -
Zitat: (Original von Rehmann am 22.01.2010 - 23:09 Uhr) Bekloppt wie ein Kotelett von beiden Seiten ist er ja schon, aber ich würde gerne mit Dir weiter kloppen, bis die Knochen auch platt sind !!! ;-)))
LG
H. Rehmann


Ich sag's Dir! Und Danke für Deinen Kommentar, lieber H. Rehmann.
Herzliche Grüße
Volker
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Goldman - Bekloppt wie ein Kotelett von beiden Seiten ist er ja schon, aber ich würde gerne mit Dir weiter kloppen, bis die Knochen auch platt sind !!! ;-)))
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ich bin froh ... - ... über die ersten Worte der letzten Zeile, Volker. Sonst wärest du mir nämlich unheimlich geworden ...

Den Text jetzt inhaltlich zu analysieren, dazu fehlt mir der Sachverstand und auch ein bisschen die Zeit, um die philosophischen Zusammenhänge, die du zwischen Gott und Geld aufzeigst, im Detail nachzuvollziehen, aber stilistisch ... Trotz des eigentlich ernsten Themas habe ich mehrmals laut aufgelacht...

"Ich will jetzt auch nicht über diesen Typen zu Gericht sitzen, oder ihn verurteilen, so gerne ich es täte, die dumme Sau!" ... Nein, nein, die letzten drei Worte stellen auch in keiner Weise eine Verurteilung dar *g*

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Lieber Volker, ich wäre gern bereit, - dir seine Fresse zu halten, damit du sie besser polieren kannst.
Aber mal im Ernst: Du hast hier ein Meisterstück von Ironie und Selbstironie vollbracht.
Blankfeine Grüße von Ekkehart (Phantasus)
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