Getroffen habe ich ihn nie persönlich, hätte es aber gerne einmal getan.
Ich hatte das Vergnügen, Wolfgang Ambros kennen zu lernen, mit Reinhard Fendrich Weihnachtslieder für Obdachlose zu spielen und mit Willi Resetarits (vulgo; Ostbahn-Kurti) ein paar Gespritzte zu trinken.
Weiters habe ich mit Marianne Mendt eine Nacht lang Tischfußball gespielt, mit Freddie Mercury selig einen Kaffee in München getrunken was sich gesprächstechnisch ein bisschen bescheiden gestaltete, weil mein Englisch unbrauchbar und Freddies Deutsch nicht vorhanden war und eines schönen Abends in Wien wurde mir sogar das äußerst zweifelhafte Vergnügen zuteil, mit Jerry Lee Lewis zu musizieren. Sogar mit Fats Domino durfte ich dereinst einen Abend in kleinem Rahmen musikalisch gestalten.
Nach einer Jam-Session mit Gerhard Bronner, der mir anschließend attestierte, schleunigst einen anderen, möglichst bürgerlichen Beruf zu erwählen, war ich sogar dermaßen deprimiert, dass ich mein Piano verkaufen wollte.
Zum Glück hielt diese Missstimmung nicht lange an und ich vertiefte mich anstatt der Musik den Rücken zu kehren mit Herz und Hirn in das Oevre der Urväter des Austropop. Das rettete möglicherweise nicht nur meine musikalische Karriere, sondern auch mein Leben.
Ich lernte von Ambros. Wie wichtig „a Gulasch und a Seidl Bier“ waren, Arik Brauer erzählte mir auf Musikkassette, dass vorder ihm, hinter ihm und links und rechts nichts gelte, Fendrich sang mir etwas von einer nahezu sexuell motivierten Beziehung zu seinem eben erst im Rausch zu Schrott gefahrenen Auto vor und Falco warnte mich eindringlich davor, zu sorglos mit Drogen zu hantieren, weil ja „Der Kommissar“ umginge.
Selbstverständlich beherzige ich all diese überlieferten Erfahrungen und Ratschläge namhafter österreichischer Liedermacher bis zum heutigen Tage gewissenhaft.
Ich lauschte sogar tatsächlich ein paar Male frech über unsere Landesgrenze nach Bayern hinüber und holte von der Spider Murphy Gang, von Konstantin Wecker und von Willy Michl einige Tipps ein.
Ein Indianer in Bayern kam mir allerdings bald seltsam vor (auch wenn der Michl zweifellos ein Unikat war), die Spider Murphys gingen relativ gefühllos an den Rock&Roll heran und Konstantin Wecker war mir auf Dauer zu anstrengend, weil er in fast jedem seiner Lieder andeutete, dass Revolution und anschließende Anarchie das einzig Erstrebenswerte wären.
Außerdem sang er stets aus er Perspektive des elitären und unverstandenen Intellektuellen.
Nicht, dass ich womöglich unintelligent wäre, aber meinb akkustischer Bayern-Ausflug war dann doch relativ bald wieder zu Ende.
Zurück in Österreich und leider auch optisch erkennbar um ein paar Jahre gereift, geriet ich plötzlich und unvorbereitet in den Kontakt mit dem Schaffen Georg Danzers und war sprachlos.
Der Mann war sicherlich schon einige Jahre in meiner Heimatstadt Wien Lieder machend zu Gange gewesen, ehe ich ihn bewusst eines Ohres würdigte.
Welch verschwendete Zeit, die ich mit bayrischen Rockern, dem koksenden Möchtegern-Schwiegersohn Fendrich und dem Weltstar Falco verbracht hatte!
Der Danzer war einfach echt und ehrlich und wenngleich auch ein paar Jahre älter als ich einer aus meinem Bezirk in Wien, dessen Erfahrungen und Gedankengänge ich eindeutig teilen konnte.
Außerdem zog ich innerlich und hätte es auch äußerlich getan, trüge ich Kopfbedeckungen meinen Hut vor ihm ob der Chuzpe, ein Lied übers Wixen zu schreiben.
Oder über einen Tschurifetzen.
Respekt, Schurli!
Heutzutage wäre das ja beinahe nichts Besonderes mehr, weil ja auf jedem Privat-TV-Sender in den Werbepausen ab Mitternacht quasi täglich die Aufforderung läuft, sich einen herunter zu holen aber anno 1976 von Selbstbefriedigung zu singen, war einfach unvergleichlich mutig.
Selbst einem der grauslichsten, spektakulärsten und furchterregendsten Kriminalfälle unseres Landes hast Du mit der „Moritat vom Frauenmörder Wurm“ noch komödiantische Aspekte abgewinnen können.
Und ob Du es glaubst, oder nicht ich kenne heute neunzehnjährige, angehende und ernst zu nehmende Sängerinnen, die ALLE Deine Texte auswendig kennen. Und nicht nur das sie geben es auch öffentlich und voller Stolz zu!
Das ist ein enorm gutes Gefühl, dass junge Menschen trotz anders gearteter TV-, Radio- und Internetpenetration nach wie vor auf Deine Lieder stehen, sie verstehen und auch gerne mittels Nachsingen weiter verbreiten.
Danke, Georg Danzer!