Kurzgeschichte
fortissimo

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"fortissimo"
Veröffentlicht am 19. Januar 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Habe endlich einen Teil meiner Krimi-Kurzgeschichten veröffentlicht: "DELIKATE DELIKTE - geschehen in Norddeutschland" bei Bod, ISBN 9 7837 3224 7288 zu bestellen in jeder Buchhandlung oder bei mir oder bei Amazon
fortissimo

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Heute sind sie wieder alle nett mit mir. Ich habe beim Frühstück alles aufgegessen und nichts verschüttet. Das habe ich gut gemacht, das weiß ich. Sie sollen nicht mehr mit mir schlecht reden und mich böse ansehen. Heute nicht, deshalb habe ich mich ganz allein angezogen. Ich habe das angezogen, was sie gesagt haben. Ich will lieber jeden Tag das rote Kleid anziehen und gar keine Strümpfe, aber heute habe ich lieber das angezogen, was sie gesagt haben. Ich mag aber das rote Kleid am liebsten, es ist von meiner Schwester, - meiner großen Schwester. Meine Schwester Pepi ist groß und schön und ist meine Pepi. Aber heute sollte ich etwas anderes anziehen, sie wollen mir das rote Kleid wegnehmen, aber ich habe nicht geweint und ich war auch nicht laut, ich habe sie gelassen. Ich will gut sein, weil sie mir etwas versprochen haben, - etwas sehr, sehr Schönes, haben sie gesagt. Und es ist heute Abend, haben sie gesagt, und ich soll ganz ruhig sein und mich freuen.

Und am Nachmittag war wieder die Frau da, die manchmal mit mir über Pepi spricht. Die Frau ist nie böse oder laut mit mir. Ich mag die Frau, ich weiß nur nicht, wie sie heißt. Manchmal weine ich bei ihr, weil ich an Pepi denke und an ihre schönen langen Haare, und dann streichelt mich die Frau, genauso wie Pepi. Ich habe erzählt, dass heute etwas Schönes für mich kommt, ich habe nicht geweint. Die Frau hat auch gesagt, dass ich eine Freude habe am Abend und sie kennt das und dass sie vielleicht auch da ist.

Hier sind so viele Menschen und ich sehe immerzu um mich, ob die Frau schon da ist, aber ich kann sie nicht finden. Und es kommen immer mehr Menschen, manche haben auch ein schönes rotes Kleid an, genauso wie meins. Aber meine Birgit sagt jetzt, ich soll nicht so viel gucken, das mögen die Leute nicht. Meine Birgit ist mit gekommen, sie kommt immer mit, wenn ich weg muss. Birgit geht so gerne mit mir spazieren und einkaufen und Birgit sagt zu den anderen Menschen, was ich will, wenn es mir gerade nicht einfällt. Aber manchmal ist Birgit böse mit mir wie Pepi einmal, und dann mag ich Birgit gar nicht und falle vor lauter Wut hin. Ich will nicht, dass einer böse mit mir ist, das soll Birgit auch merken, genauso wie Pepi. Aber heute will ich das Schöne, was sie mir versprochen haben, und ich bin ganz ruhig, so, wie mir die Frau heute gesagt hat, und Birgit sitzt neben mir und ist nicht böse.

Es kommen noch immer mehr Menschen, und jetzt – jetzt setzt sich eine Frau auf den Platz bei mir. Sie hat ein rotes Kleid an, ein schönes rotes Kleid. Und wo ist mein rotes Kleid? Pepi hat es mir doch geschenkt! Soll ich Birgit fragen? Lieber nicht, nachher wird sie noch böse. Jetzt kommen auch da vorne Leute, sie haben alle diese Sachen in der Hand, von denen ich immer die Namen vergesse. Aber ich weiß, Pepi hat eine Geige, so heißt das. Und sie macht schöne Musik, ja, jetzt weiß ich es wieder, sie macht schöne Musik! Und was ist das Schöne heute Abend? Alle die Leute da vorne, die vielen Leute mit ihren Geigen und anderen Sachen in der Hand, werden sie auch schöne Musik machen? Ja, das werde ich mir anhören, und dann sage ich Birgit, ob sie genauso schön spielen wie Pepi.

Ich habe heute ein blaues Kleid an, nicht das rote. Ich weiß etwas von diesem Kleid, aber ich habe es so lange nicht mehr gesehen…

Die Frau neben mir guckt mich an, ihr rotes Kleid ist so schön, ich glaube, sie ist böse auf mein blaues Kleid. Jetzt weiß ich es wieder, ich habe hier zwei Taschen in diesem Kleid, und einmal habe ich etwas versteckt in einer Tasche, und da ist Pepi so böse geworden.

Alle Leute sind auf einmal ganz still, die Frau neben mir guckt jetzt nach vorne, nicht mehr zu mir, aber ich glaube, sie ist immer noch böse. Und jetzt wird es ein bisschen dunkel, ach, und die Musik fängt schon an, - ganz leise, das ist schön. Aber es wird ja immer lauter und die Frau neben mir guckt immer böser. Und Pepi war auch einmal so laut mit ihrer Geige und sie war so böse, weil ich etwas in meiner Tasche versteckt hatte. Ich will, dass mein Kleid auch rot ist, dann ist die Frau nicht mehr böse und die Musik  wird bestimmt schöner.

Ich habe heute wieder etwas versteckt in meiner Tasche, als Birgit ihren Mantel  geholt hat. Ich wollte doch ganz ruhig bleiben, deshalb habe ich es lieber mitgenommen. Als Pepi so böse wurde, habe ich sie damit auch ganz ruhig gemacht und ihr Kleid wurde so schön rot. Und jetzt hole ich es aus meiner Tasche und mache es mit der Frau genauso wie mit Pepi, und dann läuft das Rote von der Frau auch auf mein Kleid und die Frau ist nicht mehr böse. Sie wird dann nämlich auch ganz müde, so wie Pepi. –

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Ursa
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ulla Erschütternd,
mir fehlen die Worte
und doch kann so etwas durchaus passieren, wo sucht man da Schuld?
lg
ulla
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