Sonstiges
Über BANGKOK LOVE STORY, Film von Poj Arnon - Filmbesprechung

0
"Über BANGKOK LOVE STORY, Film von Poj Arnon - Filmbesprechung"
Veröffentlicht am 19. Januar 2010, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!
Über BANGKOK LOVE STORY, Film von Poj Arnon - Filmbesprechung

Über BANGKOK LOVE STORY, Film von Poj Arnon - Filmbesprechung

Beschreibung

Erfolgreicher, lohnender thailändischer Film aus 2007

In diesem Drama zwischen Aids und Mafiamorden fließen fast so viele Tränen wie Blut – Ströme von Blut und immer wieder Tränenbäche.

Für Mehk („Wolke“ – Rattanaballang Tohssawat) ist die Welt „ein einsamer, deprimierender Ort“. Seine Mutter und sein jüngerer Bruder sind aidskrank, angesteckt vom inzwischen verschwundenen Stiefvater. Mehk wohnt nicht mehr bei ihnen. Er unterstützt sie mit Geld, das er durch Auftragsmorde für die thailändische Mafia verdient.

Mehk muss Itt (Chaiwat Thongsaeng) entführen und zu „Narbengesicht“ bringen. Itt, ein Polizeiinformant, gibt die Namen von Mitwissern nicht preis und soll gleich von Mehk „erledigt“ werden. Stattdessen schießt Mehk auf den eigenen Auftraggeber. Die beiden jungen Männer entkommen, Mehk mit einem Armsteckschuss. Itt versorgt und pflegt ihn in ihrer Zuflucht …

Das ist ein seltsamer Ort neben der Hochbahn. Auf der anderen Seite die Wolkenkratzer der City und Mehk und Itt in einem Abrisshaus diesseits, allein in einer Räuberhöhle von Penthouse und umgeben von Terrassen, auf denen sich ein Großteil der weiteren Handlung abspielt. Itt vergisst seine Verlobte und gerät immer mehr in Mehks Bann, der das kaum erträgt und dennoch genießt. Dann eine Vereinigung wie ein Tropengewitter und danach jagt Mehk Itt mit dem Revolver fort. Doch Itt kann nicht loslassen …

Mehks Bruder Mawk wird als Aids-Kranker in ihrem Wohnviertel häufig bedroht und zusammengeschlagen. Mehk will mit ihm und der Mutter aufs Land flüchten, er bereitet die Abreise vor. Itt begegnet dabei Mehk ein weiteres Mal vor dem Haus. Noch ein Tropengewitter, öffentlich, ein Tabubruch für Thailand. Itts Verlobung geht in die Brüche. Die Brüder streiten und die kranke Mutter erhängt sich.

Während Mawk auf dem Bahnhof wartet, bringt Mehk noch drei, vier, fünf Mafiosi zur Strecke. Itt kommt zu spät, um die Morde zu verhindern, und wird selbst durch Kopfstreifschuss verletzt. Die Polizei stellt Mehk auf dem Bahnsteig. Itt, nun erblindet, besucht Mehk im Gefängnis und Mawk im Hospiz – der sich bald darauf ebenfalls stranguliert.

Der Film springt ins Jahr 2032. Der blinde Itt holt Mehk ab, als der aus der Haft entlassen wird. Sie kommen nicht weit - Mehk wird erschossen, späte Rache. Dann die rätselhafte letzte Szene: Kann Itt wirklich wieder sehen und ein uraltes Video von Mehk betrachten? Das Schlussbild legt vielleicht eine andere Deutung nahe: Schnee über geschweiftem Dach, Schnee auf den Zweigen …

Viel starker Tobak für nur eine Filmhandlung - und sie ist tatsächlich noch detailreicher, verwickelter. Alles ist mit größter Emotionalität dargestellt, dazu düster-schöne urbane Kulissen und eine Musik, die mal dramatisiert, mal diese Kaskaden von Leid und Schmerz erst erträglich macht. Bei uns hat der Film aus 2007, der in Thailand sehr erfolgreich war, manche befremdet, wenn nicht verstört: ein Übermaß an Handlung, an Musik, an Melodramatik, an allem …

Es gibt hoffentlich universelle Menschenrechte – einheitliche Maßstäbe für einen weltweiten Filmkunstgeschmack brauchen wir nicht. Wenn Sie thailändisch essen gehen, rechnen Sie auch nicht mit deutscher Hausmannskost. BANGKOK LOVE STORY ist ein präziser, ein hochdramatischer und rundum gelungener Film. Nur auf unsere mitteleuropäischen Sehgewohnheiten sollten wir verzichten. Tipp: Den Film wiederholt anschauen. Man kann sich an diese Kost gewöhnen. Man wird übrigens auf Bekanntes stoßen. Ich habe ein Fassbinder-Zitat erkannt und die Musik klingt oft auch vertraut … Und dann die Mundharmonika, Sie wissen schon … Die Thais sind seit langem Meister der kulturellen Assimilation.

Und was die Expressivität des Films angeht, sie ist bereits funktional angelegt. Das Coming out-Drama muss sich behaupten gegenüber einem rasanten Eastern und der ungeschminkten Darstellung des Aids-Elends im Land. Das Ergebnis kann bestehen als ein Stück Weltkultur von heute.

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_29681-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_29681-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_144120.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_144121.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_144122.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_144123.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Abendschoen
Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!

Leser-Statistik
29

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Abendschoen Re: Da ich ... -
Zitat: (Original von Gunda am 19.01.2010 - 20:19 Uhr) ...nur sehr wenig fernsehe und noch weniger (nö, eigentlich gar nicht) mir DVDs ausleihe, bin ich immer wieder überrascht, wie sehr deine Rezensionen mir unbekannter Filme mich doch dazu verlocken könnten, Herr Abendschön ...
Außerdem bewundere ich es, wie du es schaffst, eine Handlung gleichzeitig sachlich und dennoch so zu präsentieren, dass der Leser bereits VOR deinem Resüme merkt, ob dich der Film angesprochen hat oder nicht.

Lieben Gruß
Gunda


Danke, Gunda. Wobei anzumerken bleibt, dass ich bisher noch nie einen Film besprochen habe, der mich nicht anspricht. Ich möchte nur Resonanzverstärker für von mir erkannte Qualität sein.

Gern stöbere ich zu den von mir geschätzten Filmen im Internet. Man findet da immer sachlich Falsches oder unbegründete Werturteile, das ist amüsant. Dieser Film hier hat ein insgesamt zwiespältiges, doch nie laues Echo gefunden. Entweder war man begeistert oder genervt. Vor kurzem wurde er z.B. von der Katholischen Studentengemeinde Deggendorf (Niederbayern) aufs Programm gesetzt. Sie bescheinigten ihm "höchstes Niveau". Na bitte.

Arno Abendschön
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Da ich ... - ...nur sehr wenig fernsehe und noch weniger (nö, eigentlich gar nicht) mir DVDs ausleihe, bin ich immer wieder überrascht, wie sehr deine Rezensionen mir unbekannter Filme mich doch dazu verlocken könnten, Herr Abendschön ...
Außerdem bewundere ich es, wie du es schaffst, eine Handlung gleichzeitig sachlich und dennoch so zu präsentieren, dass der Leser bereits VOR deinem Resüme merkt, ob dich der Film angesprochen hat oder nicht.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Ach, Boris, dem ist gar nicht so ... - Im Internet gibt es eine Vielzahl von Foren, in denen Filme in Form von Artikeln vorgestellt werden, von ganz oberflächlich bis sehr tiefsinnig. Und manche Literaturforen haben eine eigene Sparte dafür.

Arno Abendschön
Vor langer Zeit - Antworten
Boris auf jeden Fall bewahrst du ein Stück - besondere literaische Kultur,
denn wer bringt uns heute nóch Filme nahe.

Danke dir

LG Boris
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
4
0
Senden

29681
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung