Beschreibung
Erfolgreicher, lohnender thailändischer Film aus 2007
In diesem Drama zwischen Aids und Mafiamorden fließen fast so viele Tränen wie Blut – Ströme von Blut und immer wieder Tränenbäche.
Für Mehk („Wolke“ – Rattanaballang Tohssawat) ist die Welt „ein einsamer, deprimierender Ort“. Seine Mutter und sein jüngerer Bruder sind aidskrank, angesteckt vom inzwischen verschwundenen Stiefvater. Mehk wohnt nicht mehr bei ihnen. Er unterstützt sie mit Geld, das er durch Auftragsmorde für die thailändische Mafia verdient.
Mehk muss Itt (Chaiwat Thongsaeng) entführen und zu „Narbengesicht“ bringen. Itt, ein Polizeiinformant, gibt die Namen von Mitwissern nicht preis und soll gleich von Mehk „erledigt“ werden. Stattdessen schießt Mehk auf den eigenen Auftraggeber. Die beiden jungen Männer entkommen, Mehk mit einem Armsteckschuss. Itt versorgt und pflegt ihn in ihrer Zuflucht …
Das ist ein seltsamer Ort neben der Hochbahn. Auf der anderen Seite die Wolkenkratzer der City und Mehk und Itt in einem Abrisshaus diesseits, allein in einer Räuberhöhle von Penthouse und umgeben von Terrassen, auf denen sich ein Großteil der weiteren Handlung abspielt. Itt vergisst seine Verlobte und gerät immer mehr in Mehks Bann, der das kaum erträgt und dennoch genießt. Dann eine Vereinigung wie ein Tropengewitter und danach jagt Mehk Itt mit dem Revolver fort. Doch Itt kann nicht loslassen …
Mehks Bruder Mawk wird als Aids-Kranker in ihrem Wohnviertel häufig bedroht und zusammengeschlagen. Mehk will mit ihm und der Mutter aufs Land flüchten, er bereitet die Abreise vor. Itt begegnet dabei Mehk ein weiteres Mal vor dem Haus. Noch ein Tropengewitter, öffentlich, ein Tabubruch für Thailand. Itts Verlobung geht in die Brüche. Die Brüder streiten und die kranke Mutter erhängt sich.
Während Mawk auf dem Bahnhof wartet, bringt Mehk noch drei, vier, fünf Mafiosi zur Strecke. Itt kommt zu spät, um die Morde zu verhindern, und wird selbst durch Kopfstreifschuss verletzt. Die Polizei stellt Mehk auf dem Bahnsteig. Itt, nun erblindet, besucht Mehk im Gefängnis und Mawk im Hospiz – der sich bald darauf ebenfalls stranguliert.
Der Film springt ins Jahr 2032. Der blinde Itt holt Mehk ab, als der aus der Haft entlassen wird. Sie kommen nicht weit - Mehk wird erschossen, späte Rache. Dann die rätselhafte letzte Szene: Kann Itt wirklich wieder sehen und ein uraltes Video von Mehk betrachten? Das Schlussbild legt vielleicht eine andere Deutung nahe: Schnee über geschweiftem Dach, Schnee auf den Zweigen …
Viel starker Tobak für nur eine Filmhandlung - und sie ist tatsächlich noch detailreicher, verwickelter. Alles ist mit größter Emotionalität dargestellt, dazu düster-schöne urbane Kulissen und eine Musik, die mal dramatisiert, mal diese Kaskaden von Leid und Schmerz erst erträglich macht. Bei uns hat der Film aus 2007, der in Thailand sehr erfolgreich war, manche befremdet, wenn nicht verstört: ein Übermaß an Handlung, an Musik, an Melodramatik, an allem …
Es gibt hoffentlich universelle Menschenrechte – einheitliche Maßstäbe für einen weltweiten Filmkunstgeschmack brauchen wir nicht. Wenn Sie thailändisch essen gehen, rechnen Sie auch nicht mit deutscher Hausmannskost. BANGKOK LOVE STORY ist ein präziser, ein hochdramatischer und rundum gelungener Film. Nur auf unsere mitteleuropäischen Sehgewohnheiten sollten wir verzichten. Tipp: Den Film wiederholt anschauen. Man kann sich an diese Kost gewöhnen. Man wird übrigens auf Bekanntes stoßen. Ich habe ein Fassbinder-Zitat erkannt und die Musik klingt oft auch vertraut … Und dann die Mundharmonika, Sie wissen schon … Die Thais sind seit langem Meister der kulturellen Assimilation.
Und was die Expressivität des Films angeht, sie ist bereits funktional angelegt. Das Coming out-Drama muss sich behaupten gegenüber einem rasanten Eastern und der ungeschminkten Darstellung des Aids-Elends im Land. Das Ergebnis kann bestehen als ein Stück Weltkultur von heute.