Kurzgeschichte
Zoff auf der Arche - Die biblische Geschichte mal ein Bisschen anders!

„Es stinkt mir hier langsam aber sicher! Die ganze Bärenpisse und Ziegenkot haltet ja kein Schwein mehr aus!“ Naama schrubbte bereits den ganzen Morgen am ersten Deck herum, über die Zypressenplanken der Arche, was bei einer Grösse von 8900 Quadratmetern eine Heidenarbeit war.

„Hast du gerade deine Tage, Schatz?“ fragte Noah seine Frau und zupfte sich einen Grashalm aus dem schneeweissen Bart.

Naama warf ihm einen giftigen Blick über ihren Holzzuber zu, indem sie den Putzlappen ausrang.

„Wo sind eigentlich Sem, Ham und Jafet?“ fragte sie gereizt.

„Sem ist Seekrank und lässt sich von seiner Frau verwöhnen.“ erwiderte Noah gelassen und konnte gerade noch einem Fusstritt des Esels ausweichen, bei dem er gerade die Stallung säuberte.

„Aha, Seekrank nennt man das also!“ Ich hätte auch ganz gerne wieder mal Streicheleinheiten von Noah. Aber seit er diese Viecher an Board geschleppt hat bleibt für unser Intimleben ja keine Zeit mehr! Was musste er auch diesen verrückten Auftrag vom Herrn annehmen! Und ich als die bessere Hälfte meines Mannes hänge natürlich wieder voll im Schlamassel mit drin!

„Mama, möchtest du auch einen Schluck Rotwein? Er stammt aus der Weinkellerei Carmel und ist sehr süffig!“

„Jafet, du kriegst noch ein Alkoholproblem auf diesem Schiff!“ Naama blickte streng auf ihren Sohn, der sie um zwei Kopflängen überragte.

„Keine Angst Mama, irgendwie muss man sich hier ja die Zeit totschlagen! Obwohl ich lieber ein Pferdesteak mit Kräuterbutter hätte, aber ich darf den Gaul ja nur füttern. Also lass mir wenigsten meinen edlen Tropfen!“

Naama kratzte sich am Kopf. Mann wie das juckte! Wenn jetzt noch eine Flohplage hier ausbricht, schnapp ich mir das Beiboot und fliehe in einer Mondbeschienen Nacht von diesem schwimmenden Käfig! dachte sie wütend.

Vielleicht war es der Anfang der Wechseljahre der ihr zusätzlich zu schaffen machten. Nebst den kackenden und Nerven zerreissenden Viechern auf diesem Dampfer, stritt sie sich auch jeden Tag mit zwei von ihren drei Schwiegertöchtern. Salome und Mirjam waren noch die grösseren Zicken als die trächtige, widerspenstige, bösartige und immerzu beissende Lisa im Stall rechts vor ihr. Die Frauen bleckten ihre Zähne bei jeder Mahlzeit und schimpften über Naamas nicht vorhandene  Kochkünste. Die Wäsche war nie sauber genug, was ja auch kein Wunder war. Denn wie sollte Frau auch eine ordentliche Handwäsche machen wenn nichts als Tiergetränkezuber zur Verfügung standen?

„Sei doch froh dass wir gerettet wurden!“ probierte nun Noah seine Frau zu trösten und tätschelte plump ihren Rücken. Wie bei einem Pferd! dachte sie und sehnte sich für den Moment einen griechischen Adonis herbei. Nur schade, dass da keiner mit in die Arche gestiegen ist. Tut mir leid für die sündhaften Gedanken! Sie warf einen schnellen Blick Richtung Himmel, oder besser gesagt an die von Spinnenweben verklebte Holzdecke.

„Wir schaffen das schon, Weib! Bestimmt  führt und der Herr an ein wunderschönes Plätzchen!“

„Das hoffe ich ja schwer.“ seufzte Naama und lief zu den Hängebauchschweinen die etwas apathisch auf ihren leeren Futtertrog glotzten.

Plötzlich hatte Noah einen seiner genialen Einfälle. Er schnappte sich ein Täubchen und liess es durch ein Dachfenster in die Freiheit fliegen.

„Willst du den armen Vogel ersäufen?“ fragte Naama. „Da hättest du besser die Tauchente schicken sollen.“

„Wir brauche keine Schlingpflanzen sondern ein Zeichen für Erde, Bäume, Leben!“ belehrte Noah sie.

Nach einiger Zeit brachte die Taube doch tatsächlich einen Olivenzweig zur Arche zurück. Auf dem Schiff gab es ein Freudenfest. Jafet war noch beschwipster als die Tage vorher, Noah sah gleich 10 Jahre jünger aus, in Naamas Gesicht gebar endlich wieder ihr unwiderstehliches Lächeln und für einmal liessen sogar die Zicken Salome und Mirjam ihre Unart und tanzten mit leuchtenden Augen um ihre Schwiegermutter herum.

Das Friedenstäubchen kackte derweil auf die frischgebohnerten Bretter.

ConnyB.