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Ich bin nicht stolz! - Worauf ich verzichten kann ...

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"Ich bin nicht stolz! - Worauf ich verzichten kann ..."
Veröffentlicht am 07. Januar 2010, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!
Ich bin nicht stolz! - Worauf ich verzichten kann ...

Ich bin nicht stolz! - Worauf ich verzichten kann ...

Beschreibung

Welche Funktion Stolz hat und warum man darauf nicht stolz sein kann.

Ich bin nicht stolz, ein Deutscher zu sein. Ich bin nicht stolz, ein Europäer zu sein. Ich bin nicht stolz, ein Weißer zu sein. Ich bin nicht stolz, ein Mensch zu sein. Ich bin nicht stolz, ein Säugetier zu sein. Ich bin nicht stolz, ein Mann zu sein. Ich bin nicht stolz, homosexuell zu sein.

Ich sehe, es gibt viel mehr Arten, nicht stolz als stolz zu sein. Welche Fülle, welcher Reichtum!

Positiv ausgedrückt: Ich bin. Ich bin einfach. Darin liegen meine Daseinsberechtigung und meine Daseinsfreude. Ich verschwende keine Lebenszeit mit Überlegungen, worauf ich stolz sein könnte. Ich bin tätig. Oder ich bin kontemplativ. Manchmal, wenn mir etwas mit Eifer und Anstrengung geglückt ist, verspüre ich etwas, das ich mit Stolz verwechseln könnte. Aber ich halte mich nicht damit auf.

 

Die virulente Stolz-Debatte erkläre ich mir mit weit verbreiteter Existenz- und Zukunftsangst. Nur der Unsichere braucht Stolz. Der Lebenstüchtige untersucht seine Ängste möglichst emotionsfrei, ein Arzt seiner selbst.

 

Und wo bleiben die Gemeinschaft und der Stolz des Einzelnen auf sie? Über das emotionale Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft hat Gustav Heinemann seinerzeit gesagt: Ich liebe meine Frau, nicht das Gaswerk. Besser kann man es nicht ausdrücken.

 

Einer unserer stolzesten Herrscher war Kaiser Wilhelm II. Richtig, das war der mit dem aufgezwirbelten Bart: Es ist erreicht. In Wahrheit war er nur ein Theaterkaiser, ein Kaiserdarsteller. Im Ersten Weltkrieg wurde er depressiv, musste der Front fern bleiben und die Macht Hindenburg und Ludendorff überlassen.

 

Noch ein schönes Zitat, diesmal von Mark Twain. Er verglich einmal die Weltgeschichte mit einem Treppenhaus, das erfüllt sei vom Lärm der abwärts gehenden herrschaftlichen Stiefel. Und auf ihrem Marsch hinunter begegnen ihnen die anderen, die mit den leisen Turnschuhsohlen - immer aufwärts. Stolz ist eine Sache der Stiefelträger. Diesen Schuh zieh ich mir nicht an.

 

Nicht Stolz - vielleicht Demut.

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Hörbuch

Über den Autor

Abendschoen
Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!

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Abendschoen Re: Ein bisschen ... -
Zitat: (Original von Gunda am 07.01.2010 - 19:21 Uhr) ... habe ich die Lippen geschürzt und den Kopf unschlüssig hin und her gewiegt, Herr Abendschön ...
Natürlich hast du Recht damit, NICHT stolz sein zu wollen auf Dinge wie Herkunft oder Hautfarbe etc. Dinge, die du ohnehin nicht beeinflussen kannst, in die du eben kraft Geburt hineingeschlittert bist.

Ich denke aber, man sollte schon unterscheiden zwischen gesundem und neurotischem Stolz. Auf etwas, das man aus eigener Kraft erschaffen/geschafft hat, darf man ruhig stolz sein, denke ich, vorausgesetzt es handelt sich nicht um etwas, das sich gegen seine Mitmenschen richtet. Es kommt ja auch immer darauf an, ob ich diesen Stolz nur für mich empfinde, oder ob ich ihn auch nach außen kehre, mir vor anderen selbst auf die Schulter klopfe. "Stolz" im Sinne von "Nase hochtragen" ist dann allerdings etwas, das ich auch nicht mag.

Lieben Gruß
Gunda


Gunda, ich habe es Marion ja gerade dargelegt, wie es sich aus meiner Sicht verhält. Ich kann kein autonomes Individuum erkennen, das mit Fug und Recht so etwas wie Stolz auf Geleistetes empfinden könnte. Nach meiner Überzeugung handelt es sich dabei um eine Illusion. - Arno Abendschön
Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Re: Stolz -
Zitat: (Original von MarionG am 07.01.2010 - 19:18 Uhr) Warum sollte man nicht stolz sein? Man sollte nur überlegen, worauf man stolz sein kann.
Ich bin nicht stolz auf das, was ich einfach bin - ein Deutscher, eine Frau, ein Mensch. Warum sollte ich darauf stolz sein? Es ist Zufall, dass ich das bin. Ich habe es nicht beeinflusst.
Auf Dinge, die man geleistet hat, kann man durchaus stolz sein - ein Gedicht, eine geschaffte Prüfung, eine gute Tat.
Liebe Grüße
Marion


Ja,Marion, dieser Einwand kommt immer und er scheint so nahe zu liegen. Allerdings hat dieser (von dir angeführte) Stolz eine Voraussetzung - den freien Willen. Und von dessen Existenz bin ich nicht überzeugt. Vielmehr denke ich - mit den Worten von Jahnn -, dass wir nur der "Schauplatz von Ereignissen" sind. - Arno Abendschön
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Stolz -
Zitat: (Original von MarionG am 07.01.2010 - 19:18 Uhr) Warum sollte man nicht stolz sein? Man sollte nur überlegen, worauf man stolz sein kann.
Ich bin nicht stolz auf das, was ich einfach bin - ein Deutscher, eine Frau, ein Mensch. Warum sollte ich darauf stolz sein? Es ist Zufall, dass ich das bin. Ich habe es nicht beeinflusst.
Auf Dinge, die man geleistet hat, kann man durchaus stolz sein - ein Gedicht, eine geschaffte Prüfung, eine gute Tat.
Liebe Grüße
Marion




... sagte ich nicht neulich schon mal, dass wir beide irgendwie verwandt sein müssen, liebe Marion? Wenn ich mir jetzt unsere beiden Kommentare ansehe, die mehr oder weniger zeitgleich hier eingegangen sind ... *g*

LG
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ein bisschen ... - ... habe ich die Lippen geschürzt und den Kopf unschlüssig hin und her gewiegt, Herr Abendschön ...
Natürlich hast du Recht damit, NICHT stolz sein zu wollen auf Dinge wie Herkunft oder Hautfarbe etc. Dinge, die du ohnehin nicht beeinflussen kannst, in die du eben kraft Geburt hineingeschlittert bist.

Ich denke aber, man sollte schon unterscheiden zwischen gesundem und neurotischem Stolz. Auf etwas, das man aus eigener Kraft erschaffen/geschafft hat, darf man ruhig stolz sein, denke ich, vorausgesetzt es handelt sich nicht um etwas, das sich gegen seine Mitmenschen richtet. Es kommt ja auch immer darauf an, ob ich diesen Stolz nur für mich empfinde, oder ob ich ihn auch nach außen kehre, mir vor anderen selbst auf die Schulter klopfe. "Stolz" im Sinne von "Nase hochtragen" ist dann allerdings etwas, das ich auch nicht mag.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Stolz - Warum sollte man nicht stolz sein? Man sollte nur überlegen, worauf man stolz sein kann.
Ich bin nicht stolz auf das, was ich einfach bin - ein Deutscher, eine Frau, ein Mensch. Warum sollte ich darauf stolz sein? Es ist Zufall, dass ich das bin. Ich habe es nicht beeinflusst.
Auf Dinge, die man geleistet hat, kann man durchaus stolz sein - ein Gedicht, eine geschaffte Prüfung, eine gute Tat.
Liebe Grüße
Marion
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