Kurzgeschichte
Raureif - Lebenswege

0
"Raureif - Lebenswege"
Veröffentlicht am 04. Januar 2010, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin gelernte Bürokauffrau, habe zwei Söhne und vier Enkeltöchter. Meine Hobbys: Ich schreibe gerne Gedichte und Kurzgeschichten, lese und tanze gerne und singe in einem gemischten Chor mit. Ich liebe klassische Musik, lange Spaziergänge am Meer und im Wald und gute Gespräche Meine Philosophie: mit unserem Dasein versuchen, unsere Welt ein klein wenig zu verbessern, positiv zu denken und niemals aufzugeben
Raureif - Lebenswege

Raureif - Lebenswege

Beschreibung

Von einer Minute zur nächsten kann sich das ganze Leben ändern - du spürst die Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein und musst nach neuen Wegen suchen

Raureif

„Nehmen sie hier im Ärztezimmer bitte Platz, Frau Scholz.  Dr. Korte kommt gleich zu Ihnen“, fordert mich die Sprechstundenhilfe auf.  Angespannt setze ich mich  auf den Holzstuhl, der direkt an einem  Fenster platziert ist. Der Raum ist  spartanisch eingerichtet ist.  Vom  Weiß der Wände geblendet sehe ich mich um.  Kein Familienfoto, keine  Zimmerpflanzen schmücken das Zimmer. Im hinteren Bereich steht eine Liege, die mit einem weißen Papierlaken belegt ist.  Davor eine spanische Wand, die einen kleinen Eindruck von Intimität vermitteln soll. Ein Waschbecken mit Desinfektionslösungen, darüber ein kleiner Spiegel. In einem weißen Stahlregal stehen schwarze Aktenordner und ein Blutdruckmessgerät. Auf dem aufgeräumten  Schreibtisch stapeln sich einige Akten – ob meine auch dabei ist?

Geht es mir durch den Kopf.

Die angeordneten Untersuchungen waren beendet. Welches Ergebnis würde mir der Stationsarzt gleich mitteilen?

Es war vor etwa drei Wochen. Wir waren zum Geburtstag meiner Schwester eingeladen und ich ging ins Bad um schnell zu duschen. Während ich überlegte, was ich anziehen sollte, seifte ich mich ein. Ich genoss das warme Duschwasser, das über meine Haut perlte. Als ich die Seife aus meinen Achselhöhlen und meiner Brust spülte,  hielt ich plötzlich inne. Ich fühlte, etwas war anders! Was ist das?  Meine Hand tastete noch einmal diese dickere Stelle zwischen Achselhöhle und meines linken Brustansatzes ab.  Eine geschwollene Drüse?  War mein erster Gedanke, der sich nach der darauffolgenden gynäkologischen Untersuchung als nicht richtig erwies.  Die Verdachtsdiagnose der Ärztin lautete Mammakarzinom.  Mit besorgtem Blick überwies sie  mich dann zu weiteren Untersuchungen und einer  Biopsie ins Klinikum.

Wie eine kalte Welle spürte ich wieder die Angst, die durch meinen Körper rollte, die mich erstarren ließ und mich seit dem in eine Art Trancezustand versetzt hatte, der mein bisheriges Leben veränderte.

Ich war stolz auf meine Brust, die trotz der Geburten meiner beiden Töchter und des damit verbundenen Stillens, immer noch formvollendet war. Würde sich heute der Verdacht bestätigen? Müsste jetzt ein Teil oder etwa eine ganze Brust entfernt werden? Habe ich Brustkrebs?  Wie würde ich mit so einem  Urteil fertig werden, wie damit leben? Müsste ich sterben? Wie würde mein Mann auf so eine Nachricht reagieren, meine Familie?

Ich darf mich nicht verrückt machen, versuchte ich mich zu beruhigen, vielleicht wird ja doch alles gut. Es ist sicher nur ein Gewebeknoten, nicht bösartig, nein, vielleicht ein Fettknoten? Auf jeden Fall sicher etwas Gutartiges.  Ich legte eine Hand auf mein  klopfendes Herz, dessen Echo in meinem  Kopf widerhallte und meinen  Gedanken  Lügen strafte.

Ich sah auf den Park, der sich vor dem Fenster ausbreitete. Suchte die Splittwege – wohin sie  führten,  strich in Gedanken mit meinen Fingerspitzen über die Nadeln der Zwergkiefern und Blautannen. Es war Frühling und die rosa Blüten der Apfelbäume wiegten sich im  Wind. Kinder spielten auf einer Wiese und ihr Lachen war bis hier oben zu hören. Es war angenehm warm. Als der Arzt das Zimmer betrat und ich seinem Blick begegnete, spürte ich wie Raureif meine Seele berührte.

S.S.R.

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_29035-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_29035-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_138307.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_138308.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_138309.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_138310.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Sophia
Ich bin gelernte Bürokauffrau, habe zwei Söhne und vier Enkeltöchter.
Meine Hobbys: Ich schreibe gerne Gedichte und Kurzgeschichten, lese und tanze gerne und singe in einem gemischten Chor mit.
Ich liebe klassische Musik, lange Spaziergänge am Meer und im Wald und gute Gespräche

Meine Philosophie: mit unserem Dasein versuchen, unsere Welt ein klein wenig zu verbessern, positiv zu denken und niemals aufzugeben

Leser-Statistik
59

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Lafelice Ich kenne das Gefühl, und die Ängste die man dann aussteht..Sogar wenn man nochmal "Glück " gehabt und mit einem blauen Auge davon gekommen ist. Aber die Angst wird immer bleiben... Ich finde man kann dieses Thema gar nicht oft genug anschneiden, denn leider nehmen diese und andere mit Krebs verbundene Erkrankungen immer mehr zu.
Liebe Grüße Silke
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Herzlichen Dank fürs Einfühlen und Deinen Kommentar dazu(freu), liebe Silke. Ja, leider nehmen diese Krebserkrankungen immer mehr zu...wir sollten immer obacht geben...alles Liebe Sonja Sophia ♥
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Re: ohaa -
Zitat: (Original von Tilly am 04.01.2010 - 20:43 Uhr) auch als mann verstanden.. schwer, sehr

thomas

Danke Dir fürs Einfühlen Thomas! LG Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
Tilly ohaa - auch als mann verstanden.. schwer, sehr

thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Re: bewegendes thema -
Zitat: (Original von Himmelskind am 04.01.2010 - 18:49 Uhr) eine freundin von mir...musste das durchmachen...von amputation über chemo...eine zeit voller tiefen...

lg

birgit

Eine harte Zeit. Vorsorge spielt immer eine wichtige Rolle - dann stehen die Chancen recht gut. Danke Dir Birgit! Alles Liebe Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Re: -
Zitat: (Original von Damian am 04.01.2010 - 17:32 Uhr) Sehr gut geschrieben, einfühlsam, aber doch eindringlich...
Ein wichtiges Thema, das du sehr gut umgesetzt hast... mit dieser imposanten Momentaufnahme...

LG

Liebe Damian,
ich danke Dir für Deinen Kommentar zu diesem - wie du schon sagst, wichtigem Thema. Vorsorge bleibt dabei ganz wichtig
Lieben Gruss
Sonja
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Re: -
Zitat: (Original von mukk am 04.01.2010 - 17:21 Uhr) deine Geschichte hat mich betroffen gemacht.Sie ist so gut geschrieben, dass ich hoffe und mir wünsche, sie ist fiktiv und ein Thema, mit dem du dich schriftstellerisch auseinandersetzt.
Mit den besten Wünschen für dieses Jahr und ganz lieben Grüßen
Ingrid

Liebe Ingrid,
danke für Deinen lieben Kommentar (freu) -
das Leben selbst schreibt manchmal die besten Geschichten
Auch Dir wünsche ich alles Liebe und Gute
Sonja
Vor langer Zeit - Antworten
mukk deine Geschichte hat mich betroffen gemacht.Sie ist so gut geschrieben, dass ich hoffe und mir wünsche, sie ist fiktiv und ein Thema, mit dem du dich schriftstellerisch auseinandersetzt.
Mit den besten Wünschen für dieses Jahr und ganz lieben Grüßen
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
10
0
Senden

29035
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung