Auch wenn der Käfig aus Gold ist, es bleibt doch ein Käfig Für PhanThomas.
Personen:
Joan Bucannon
Alex Christensen
Mr Daniel Bucannon
Mrs Rachel Bucannon (geborene Fraiser)
Dienstmädchen Annabelle
Mann
Frau
Dienstmädchen
Mr Albert Bucannon
Ort:
Boston, Das Bucannon - Anwesen
AKT 1
Joan Bucannon steht händchenhaltend mit Alex Christensen im Foyer mit Blick auf einen großen Tumult. Sie begutachten aus der Ferne einen reichlich geschmückten Saal.
Joan Bucannon: „Na super, das hat sie ja mal wieder toll hingekriegt...!“
Alex Christensen: „Was denn, sieht doch nett aus? Eben absoluter Rachel-Stil!“
Joan: „Ach, komm, Alex, das sieht doch ein Blinder, dass sie schon wieder ein Mega-Event plant.“
Alex: „Ja, nur leider nicht deinen Geburtstag. Denkst du, sie hat ihn vergessen?“
Joan: „Schatz, wenn es etwas gibt, das du noch nicht verstehst, dann wie es in der Rachel-Welt aussieht. Das hier IST meine Geburtstagsparty!“
Alex: „Du meinst sie veranstaltet so ein riesiges Event um deinetwillen? Ist doch… irgendwie nett… Groß und etwas übertrieben, aber nett!“
Joan: „Ja, wenn man so versnobt ist wie sie, vielleicht. Ich vermisse die gute,
alte Zeit, in der man in kleiner Runde feierte, mit einem kleinen Kuchen und einer Kerze darauf, die man ausblasen musste, um sich einen Wunsch zu erfüllen. Ein, zwei kleine Geschenke, auf die man aber auch verzichten könnte, etwas Essen auf dem Tisch, das reicht doch oder nicht?“
Alex: „Ja, ich kann dich verstehen. Das hier ist mir auch etwas zu monströs. Sieh dir allein die Torte an! Die muss mindestens achtstöckig sein! Wer soll denn das alles essen? Obwohl, wenn ich mir so die ganze Tafel anschaue, hat dort wohl die ganze Stadt Platz zu finden.“
Joan: „Ah, schrecklich! Ich hasse meinen Dad! Wie konnte er nur dem Stiefmonster die Planung überlassen? Schau dir das an: Gefüllte Krebspastillen, Shrimpcocktails…! Ich werde 18 und nicht 81!“
Alex: „Und was wirst du jetzt tun? Du willst doch wohl nicht die großzügige Rachel verärgern, in dem du nicht auf deine eigene Party gehst? Verzeihung, auf das Event.“
Joan: „Komm schon, Alex, hier passe ich doch beim besten Willen nicht her! Wer glaubt sie denn, wer ich bin? Cher? Die Queen? Ich will so eine ausgefallene
Party nicht. Ich möchte doch bloß mit dir feiern…“
Alex: „Dann lass uns doch einfach abhauen!?“
Joan: „Oh, man, Alex. Du verstehst das nicht. So wie ich Rachel kenne, wird sie ausflippen… und Dad ebenso. Wahrscheinlich darf ich nachher auch noch eine Ansprache halten für all die anderen versnobten, reichen Säcke, die mir sowieso alle unbekannt sind.“
Alex: „Dann lass dich einmal sehen, schüttel jedem Versicherungsvertreter die Hand, halte deine Rede und dann
kommst du raus und ich nehm‘ dich mit auf die richtige Party!“
Joan: „Richtige Party?“
Alex: „Ohja, richtige Party!“
Joan: „Du hast für mich eine Party organisiert? Ehrlich? Alex, danke!“
Alex: „Du erwürgst mich! Danken kannst du mir später! Jetzt müssen wir erst einmal einen Plan ausarbeiten, wie du hier herauskommst.“
Joan: „Ach, du bist doch echt ein Schatz! Aber glaubst du wirklich, dass
ich aus dem goldenen Käfig fliehen kann? Vermutlich werde ich gefesselt und geknebelt und mit Champagner ruhig gestellt.“
Alex: „Glaubst du wirklich, dass Rachel so weit geht?“
Joan: „Nunja, sie ist Rachel…“
Alex: „Also gut. Ich finde schon einen Weg dich hier heraus zu holen! Sei einfach kurz vor 9 in deinem Zimmer. Meine Mitstreiter werden mein Engelchen schon befreien können!“
Joan: „Ach, Alex, ich liebe dich! Und
wehe, ich krieg‘ meine Torte nicht!“
Die Melodie der Haustürklingel ertönt und ein Dienstmädchen eilt herbei, um eine der Flügeltüren einem Gast zu öffnen.
Alex: „Haha, die sollst du haben! Also bis später und oh, dein erster Geburtstags-Event-Besuch scheint einzutreffen. Ich lass mich mal lieber nicht erwischen und kletter aus deinem Fenster heraus!“
Joan: „Gut, dann bis später und sei vorsichtig!“
Alex gibt Joan ein Küsschen auf die Wange und läuft anschließend zu Joans Zimmer hinauf, um aus dem Fenster zu verschwinden, da der Erdgeschoss zu viele Blicke enthält.
Währenddessen läuft Joan schnellen und starken Fußes schnurstracks ins Arbeitszimmer ihres Vaters.
Joan: „Daddy, ich muss mit dir sprechen.“
Mr Bucannon: „Oh, da ist ja mein Engelchen! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Liebes! Ist Rachel die Party nicht gelungen?“
Joan: „Danke, Dad. Und genau darüber wollte ich mit dir sprechen…“
Mr Bucannon: „Liebes, alles, was diese Party angeht, musst du mit deiner Mutter besprechen, da habe ich nichts mit zu reden.“
Joan: „Mom ist tot.“
Mr. Bucannon seufzt einmal tief, dann winkt er Joan zu sich. Diese nimmt neben seinem Arbeitssessel auf einer kleinen Bank Platz.
Mr Bucannon: „Deine Mutter fehlt mir auch sehr.“
Mr. Bucannon nimmt Joans Hand in seine.
Joan: „Ja, sie fehlt mir auch, aber darum geht es nicht. Rachel hat es einfach übertrieben, Dad! Guck dir diese Protz-Party doch einmal an! Das passt überhaupt nicht zu mir. Warum feiern wir nicht so wie früher? Das hat mir immer sehr gefallen…“
Mr. Bucannon lässt Joans Hand fallen und nimmt sich einen Stift, um wohl einen Gedanken zu notieren, und kritzelt in seinem Kalender herum.
Mr Bucannon: „Joan, wenn du irgendwelche Veränderungen noch vornehmen willst, an deiner von deiner großzügigen Mutter geplanten Party, dann solltest du lieber jetzt gleich mit ihr reden, ich glaube die ersten Gäste sind schon eingetroffen.“
Joan: „Aber, Dad!?“
Mr Bucannon:„Ich wünsche dir viel Spaß, so und nun geh, ich muss noch etwas arbeiten. Ich komme dann später auf deine Party.“
Joan: „Mein Event.“
Mr Bucannon: „Wie bitte?“
Joan: „Ach, schon gut. Bis später dann, Dad.“
Joan verlässt das Arbeitszimmer von Mr. Bucannon und schaut, ob die Luft rein ist und verschwindet dann in der Küche, doch dort wird sie bereits von ihrer Stiefmutter erwartet.
Mrs Bucannon: „Joan, da bist du ja! Oh, du hast dich ja noch gar nicht umgezogen!“
Joan: „Hi, Rachel.“
Mrs Bucannon: „Jetzt solltest du aber mal lieber schnell hinauf gehen und dir dein Cocktailkleid anziehen. Es sieht einfach makellos an dir aus! Gut, dass die Schneiderin es noch etwas enger nähen konnte. Das mit dem Busen kommt schon, du wächst ja noch. Und nun, husch, husch, hinauf mit dir! Man soll Gäste nicht warten lassen!“
Schon ist Rachel im Saal verschwunden und mäkelt an den Blumenarrangements herum. Joan schnappt sich ein Stück Ciabattabrot und schleppt sich zur Treppe. In kurzen Abständen klingelt es an der Tür und das Dienstmädchen lässt die Gäste herein. Joan schlendert die
Treppe herauf in ihr Zimmer und beugt sich über ein seidiges, rosafarbenes Kleid.
Joan: „Hm, was könnte ich wohl Schlimmes mit dir anstellen? Anzünden? Dich in Kaffee tunken? Zerreißen? Dich im Klo herunter spülen? … Rosa? Wer hat sich nur solch eine Farbe ausgedacht? Wäre ich eine kleine blonde Ballerina! Dann hätten wir uns vielleicht noch vertragen, aber so! Ich habe braune Haare, braun! Und ich bin kein so ein naives, zimperliches Mädchen, das sich gerne mit Rüschen und Perlen ziert! Bah! Ich könnte dir scheußliches Kleid alles antun, nur tragen werde ich dich
nicht!“
Ein junges Dienstmädchen betritt das Zimmer durch die offen stehende Tür.
Dienstmädchen: „Miss Joan?“
Joan: „Was gibt es, Annabelle?“
Dienstmädchen Annabelle: „Ihre Mutter möchte sichergehen, dass Sie ihr Kostüm tragen.“
Joan: „Kostüm? Haha, diese Ausdrucksweise gefällt mir. Bringen Sie mir ein Clownskostüm und wir können noch einmal darüber reden, ob ich auf
der Party auftauche!“
Annabelle: „Wie bitte?“
Joan: „Ach, schon gut. Das wäre doch ziemlich heftig geworden. Hätte sie wohl noch einen Herzkasper gekriegt! Ts und jetzt schickt sie mir einen Anstands-Wauwau, um auch ja sicher zu gehen, dass ich das Scheusal anziehe.“
Annabelle: „Verzeihung, ich verstehe nicht?“
Joan: „Schon gut, Annabelle. Richte Rachel aus, dass ich schon unterwegs bin.“
Annabelle: „Wie Sie wünschen.“
Joan: „Ach und Annabelle?“
Annabelle: „Ja, Miss Joan?“
Joan: „Nennen Sie Rachel niemals wieder meine Mutter.“
Annabelle: „Sehr wohl.“
Das Dienstmädchen verlässt das Zimmer und Joan zwängt sich widerwillig in das rosafarbene Kleid.
Man vernimmt eine Vielzahl von Gesprächen, es wird zunehmend wärmer. Selbst das Foyer ist bereits gefüllt mit
Menschen.
Joan seufzt und zieht an ihren weißen, langen seidenen Handschuhen und schreitet die Treppe hinunter.
Am Flügel sitzt ein Pianist und spielt die 16. Sonate von Mozart.
Ein Herr im Anzug kommt auf Joan zu und reicht ihr die Hand.
Mann: „Miss Joan, alles Gute zum Geburtstag!“
Er reicht ihr einen Umschlag und es gesellen sich weitere Männer in Anzug dazu, um ihr zu gratulieren. Frauen in langen, edlen Kleidern reichen ihr ebenso die Hand und schlürfen ihre
Cocktails. Eine überschminkte Frau mit hochgesteckten roten Haaren hält Joans Hand und streichelt ihr über den Arm und den Seidenhandschuh.
Frau: „Ein bezauberndes Kleid!“
Joan: „Oh…, äh, ja, danke.“
Frau: „Chanel?“
Joan: „Ähm, sicher.“
Frau: „Wundervolle Party! Alles Gute zum Geburtstag!“
Joan: „Danke…“
Frau: „Wo ist denn Ihre Mutter? Sagen Sie ja nicht, dass Sie sich noch immer die Nase pudert! Oder empfängt Sie die Gäste?“
Joan: „Keine Ahnung, wo Rachel steckt… Nase pudern! Oh, jetzt hab ich’s verstanden, sehr witzig!“
Frau: „Wie bitte?“
Joan: „Nase pudern, das sagt man auch, wenn sich Leute…, durch die Nase…, ach schon gut.“
Die Frau lässt Joans Hand los und verlässt das Geburtstagskind wieder, um
Anderen Platz einzuräumen. Joan erhält mehr und mehr Umschläge, bedankt sich und ergreift im nächstbesten Moment die Flucht in die Küche.
Das Küchenpersonal ist aufgeschreckt, als Joan eintritt und hört für einen Moment auf zu arbeiten.
Ein Dienstmädchen öffnet eine Flasche Wein und tritt auf Joan zu.
Dienstmädchen: „Miss, ist irgendetwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit?“
Joan: „Nicht doch, nicht doch. Alles super-tolli!“
Dienstmädchen: „Das erfreut uns sehr.
Aber nun sollten Sie wieder nach Ihren Gästen schauen.“
Joan: „Ach, das kann warten.“
Dienstmädchen: „Aber Miss…, na gut, wenn Sie meinen.“
Joan: „Ja, ich meine… Meine Güte, ich wollte doch bloß einen Happen Essen.“
Dienstmädchen: „Oh, wenn es Ihnen an etwas zu Essen fehlt, dann bedienen Sie sich nur!“
Das Dienstmädchen stellt die geöffnete Weinflasche auf den Tisch und dreht sich
hektisch um und holt ein Tablett mit Odeuvre. Joan schnappt sich die Weinflasche und hält sie, versteckt in beiden Händen hinter sich.
Das Dienstmädchen kommt wieder und bietet Joan irgendetwas mit Lachs darauf an.
Joan: „Nein, danke, ich möchte etwas Richtiges essen… Ein Sandwich, zum Beispiel!“
Dienstmädchen: „Ein… Sandwich? Wir können Ihnen sofort eines machen lassen, wenn Sie es wünschen. Was für Aufschnitt darf es sein?“
Joan sieht sich um und entdeckt die Hektik, die in der Küche herrscht.
Joan: „Ach, schon gut, ich nehme so ein Lachsding.“
Dienstmädchen: „Eine gute Wahl, Miss!“
Joan: „Ja, … danke.“
Joan schiebt sich eines der Odeuvre in den Mund und verschluckt sich dabei und fängt kräftig an zu husten.
Dienstmädchen: „Miss, alles in Ordnung? Miss? Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Joan umfasst die Weinflasche nun nur noch mit einer Hand, um sich die andere schützend vor den hustenden Mund zu halten. Das Dienstmädchen bietet ihr eine Serviette an, die Joan ohne zu zögern nimmt und den Inhalt des ihres Mundes hineinspuckt.
Joan: „Meine Güte, ist das ekelig!“
Dienstmädchen: „Möchten Sie doch lieber ein… Sandwich?“
Joan: „Nein, schon gut. Ich hab’s verstanden. Dies ist wirklich nicht meine Party.“
Joan verlässt die Küche und läuft ihrer Stiefmutter direkt in die Arme.
Mrs Bucannon: „Liebes, du siehst einfach umwerfend aus… und nun kümmere dich um die Gäste. Hast du die Litchfeelds schon begrüßt??“
Joan: „Oh, schon zurück vom –Nase pudern-?“
Mrs Bucannon: „Was, bitte? Rede nicht immer so unverständliches Zeug. Und jetzt begrüße die Lichfields, sie sind extra aus Seattle angereist.“
Joan: „Okidoki.“
Mrs Bucannon: „Joan!?“
Joan: „Ja, schon gut. Ab zu den Lichfields.“
Mrs Bucannon: „So ist’s recht. Dir ist jawohl klar, dass ich dieses Event nur dir zu Ehren gebe? Sei mal ein bisschen dankbarer.“
Joan: „Ich habe nicht darum gebeten.“
Mrs Bucannon: „Wie bitte, Joan? Du sprichst so leise.“
Joan: „Ich werde jetzt die Lobby betreten.“
Mrs Bucannon: „Gut, vergiss nicht die Lichfields!“
Mrs Bucannon überprüft ihre Hochsteckfrisur und ruft ein Dienstmädchen zu sich, um ihr ein paar blonde Strähnen wieder zurück in die Frisur zu stecken.
Joan balanciert die Weinflasche weiterhin hinter ihrem Rücken und versucht sanftfüßig und ohne aufzufallen zur Treppe zu gelangen.
Ein dicker, lachender Mann fängt sie vor dem Treppengeländer ab.
Mann: „Kleine Joan!“
Joan: „Onkel Albert!“
Onkel Albert: „Sag mal, was trägst du denn da Schickes? Bist neuerdings ein Prinzesschen, was?“
Joan: „Das musst du gerade sagen, in deinem schicken Zwirn!“
Albert: „Haha, frech, wie eh und je! Da bin ich aber froh, dass du noch die Alte bist! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht als ich die schnieke Einladung zu deinem Geburtstagsevent erhielt.“
Joan: „Wenigstens ein normaler Mensch ist gekommen.“
Albert: „Ach, das würde ich nicht sagen. Wir sind die Unnormalen. Die Anderen sind alle gleich protzig und stinknormal. Wir zwei dagegen sind die Extraklasse!“
Joan: „Lieber bin ich unnormal als wie der Rest in diesem Haus!“
Albert: „Ach, kleine Joan, es freut mich dich zu sehen. Ergeht es dir gut? Wie geht es deinem Vater? Ach und wann willst du eigentlich die Flasche Wein trinken, die du hinter dir versteckst?“
Joan: „Oh, ich, ähm…“
Albert: „Ist schon gut, du bist doch jetzt
18, Kleines oder sollte ich besser Großes sagen? Na, dann flieh so schnell du kannst. Ich halte so lange deinen Vater auf, der scheint gerade aus seinem Bürorausch erwacht zu sein.“
Joan: „Danke, Onkel Albert! Du hast etwas gut bei mir!“
Albert: „Spätestens wenn du besoffen hier unten erscheinst und deine Stiefmutter ausrastet, sind wir wieder quitt!“
Onkel Albert schwenkt sein Bier und macht sich auf, seinen Bruder zu umarmen.
Oben angekommen reißt sich Joan die weißen Seidenhandschuhe von den Händen und setzt sich aufs Bett und nippt gelegentlich an der Weinflasche.
Das Dienstmädchen Annabelle klopft an Joans verschlossene Tür.
Annabelle: „Miss Joan, es ist Zeit für ihre Ansprache. Sind Sie da drin?“
Joan: „Nein.“
Annabelle: „Miss Joan, ich wurde gebeten, Ihnen Bescheid zu geben, dass es jetzt Zeit für ihre Rede ist.“
Joan: „Was versteht sie an –nein- nicht?
Ja, doch, ich komme gleich.“
Annabelle: „Mrs Bucannon wünscht aber Sie sofort zu sehen.“
Joan verstaut die angebrochene Weinflasche hinter ihrem Nachtschränkchen und zieht sich die Seidenhandschuhe wieder über.
Joan: „Ja, doch, schon unterwegs…!“
Sie öffnet die Tür und tritt dem Dienstmädchen entgegen.
Annabelle: „Oh!“
Joan: „Was ist?“
Annabelle: „Miss Joan, Ihre Lippen…“
Joan: „Was ist damit?“
Annabelle: „Sie sind… blau!“
Joan: „Oh, ja, einen Moment, ich trage schnell den grauenvollen Lippenstift auf, den mir Rachel gekauft hat… Blöder Wein…“
Annabelle: „Bitte beeilen Sie sich, Ihre Mutter…äh, Rachel erwartet Sie.“
Joan: „Geht ganz schnell!“
Joan zieht ihre Lippen mit einem Rosaton nach und folgt dem Dienstmädchen danach die Treppe hinunter. Mr Bucannon tritt ihr entgegen.
Mr Bucannon: „Joan, wo hast du gesteckt? Rachel macht sich Sorgen um dich. Sie sagt, du hättest die Lichfields noch gar nicht begrüßt?“
Joan: „Achja, die Lichfields…, bin ja schon da, Dad.“
Mr Bucannon: „Du sollst jetzt gleich ein paar Worte zu den Gästen sagen. Kriegst du das hin?“
Joan: „Wenn ich –nein- sage, hilft das was?“
Mr Bucannon: „Nein, du machst das schon, Liebes.“
Joan: „Juhu…“
Joan begleitet Mr Bucannon in den Speisesaal, in dem bereits die Gäste Platz genommen haben.
Mrs Bucannon atmet erleichtert aus, als sie Joan sieht, und nimmt einen Dessertlöffel zur Hand, um damit an ihr Champagnerglas zu klingen.
Mrs Bucannon: „Die bezaubernde, junge Dame des Abends möchte nun auch ein
paar Worte an euch richten. Joan?“
Sie nickt ihr zu und Joan tritt an ihre Seite und steht nun zwischen Mr und Mrs Bucannon. Sie räuspert sich und verdreht, beinahe unmerklich, die Augen.
Joan: „Ich, ähm… freue mich, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind. Das ist wirklich… toll! Tja, ähm…, es ist mir eine Freude Sie hier alle begrüßen zu dürfen und, hm, dann…“
Mr Bucannon lehnt sich zu ihr herüber und flüstert ihr etwas ins Ohr.
Joan: „… Und ich… möchte mich unheimlich bei… Rachel bedanken, die das alles hier organisiert hat. Es ist eine gelungene Party, wirklich, eine tolle Party… und… tja.“
Joan wringt sich ein Lächeln ab und nimmt ein Champagnerglas zur Hand und schwenkt es in die Höhe. Mrs Bucannon legt sich eine Hand auf die Brust und stellt ihren Kopf in Schräglage, vor Rührung beinahe weinend, und erhebt ebenso ihr Glas. Joan zieht die Mundwinkel mit aller Kraft in die Höhe.
Joan: „Auf die Tyrannin, für die diese Party perfekt wäre!“
Joan setzt sich auf einen seitlichen Sitzplatz und lässt den Sitzplatz zu ihrer Rechten, an der Kopfseite, frei. Die Gäste schauen sich an und es bricht Gemurmel und Getuschel unter ihnen aus, während die Gläser sinken.
Mrs Bucannon seufzt beinahe unbemerkt und ihre Nasenflügel blähen sich auf. Mr Bucannon schwenkt sein Glas in die Runde und lacht einige Male kurz auf, als hätte jemand einen Scherz gemacht.
Mr Bucannon: „Cheers, meine lieben… Gäste. Lasst es euch… schmecken!“
Das Gemurmel stoppt, die Gläser erheben sich wieder und es wird
angestoßen. Mr Bucannon nimmt am Kopfende, Rachel Bucannon auf der anderen Seite der Tafel - direkt gegenüber von Joan - Platz. Mrs Bucannon verzieht ihr Gesicht zu einem unbeholfenen Lachen und beugt sich über den Teller. Joan starrt ihr mit finsterer Miene entgegen.
Mr Bucannon: „So, lasst uns feiern! Magda, lass das Essen auftragen!“
Das Essen wird serviert und die Gespräche unter den Gästen beginnen von Neuem.
Es wird gegessen, während sich Mr Bucannon zu Joan herüber beugt.
Mr Bucannon: „Das wird Konsequenzen haben, Fräulein!“
Nickend isst Joan die Speisen auf ihrem Teller, still
Personen:
Joan Bucannon
Dienstmädchen Magda
Mrs Rachel Bucannon (geborene Haze)
Dienstmädchen Annabelle
Mr Bucannon
Dienstmädchen Alina
Ort:
Boston, das Bucannon-Anwesen: Der goldene Käfig
Joan steht vor einem großen Spiegel im Flur und betrachtet ihr Spiegelbild.
Joan: „Dieser Abend, my Lady, ist wirklich scheiße!“
Draußen sind Motorengeräusche zu hören. Ein junger Mann bellt wie ein Hund, ein anderer singt die Melodie einer Nachtigall.
Joan eilt zum Fenster im Bad des oberen Stocks, sieht hinaus und kann dort in der Ferne kleine, sich bewegende Lichter, die auf das Haus zukommen, ausmachen. Joan beginnt zu lächeln, ihre Augen funkeln freudig auf. Eilig rennt sie aus dem Bad wieder zurück in den Flur. Die Kuckucksuhr läutet 9 Uhr. Joan läuft weiter zur Treppe. Onkel Albert zwinkert ihr zu. Sie flitzt weiter und
erreicht die Treppe, nimmt zwei Stufen gleichzeitig und überrennt, oben angekommen, beinahe ein Dienstmädchen und macht kurz vor ihr Halt.
Joan: „Huch! Oh, Entschuldigung!“
Dienstmädchen: „Miss Joan, wo wollen Sie denn hin? Ihr Event findet unten statt. Denken Sie nicht, dass Sie vermisst werden?“
Joan: „Ach, nein, die werden das schon ein paar Minuten ohne mich schaffen!“
Dienstmädchen: „Oh nein, das denke ich nicht.“
Joan: „Was soll das heißen?“
Dienstmädchen: „Denken Sie ja nicht, ich wüsste nicht über ihren Fluchtplan Bescheid.“
Joan: „Woher…?“
Dienstmädchen: „Denken Sie nicht, ich hätte Ihren… Freund… nicht kommen hören. Die veranstalten so einen Krach da draußen, das ist… inakzeptabel.“
Joan: „Magda, ich werde da jetzt rausgehen.“
Dienstmädchen Magda: „Nein, werden
Sie nicht.“
Joan: „Und wer will mich aufhalten? Sie etwa?“
Magda: „Gewiss, junge Dame. Ich habe die strikte Anweisung Sie im Auge zu behalten und Sie unter allen Umständen zum Event zurück zu bewegen.“
Joan: „Oh man, diese Rachel… Hör mal, Magda, du verstehst das nicht! Heute ist mein Geburtstag! Habe ich nicht ein Recht darauf mit meinen Freunden zu feiern?“
Magda: „Freunde…, Miss Joan, bei allem
Respekt, diese Leute da draußen sind nicht Ihre Freunde… Dort draußen rennt ein Gesindel herum. Die werden Sie nur ausbeuten, Sie mit Drogen vergiften und sich über Sie hermachen, wenn Sie es nicht verhindern können!“
Joan: „Oh, ja, na sicher. Alex ist der Antichrist, habe ich vergessen… Magda, ich werde da hinaus gehen, egal, was sie tun werden, um mich daran zu hindern.“
Magda: „Na schön. Wenn Sie meinen. Aber ich habe bereits sämtliche Türen und Fenster verschlossen. Ihre Mutter hatte sich schon so etwas gedacht…“
Joan: „Sie ist nicht meine Mutter!“
Magda: „Wie Sie meinen. Das ändert nichts daran, dass Sie heute hier bleiben werden.“
Joan: „Magda!“
Joan fällt auf die Knie und klammert sich mit ihren Händen an die Dienstkleidung von Magda.
Joan: „Bitte, Magda! Ich brauche Luft zum Atmen! Ich halte es hier keine Sekunde mehr länger aus!“
Magda löst Joans Hände von ihrer
Kleidung und faltet ihre eigenen ineinander.
Magda: „Keine Diskussion.“
Das Dienstmädchen Magda streicht noch einmal ihre Dienstkleidung nach und schreitet dann zurück zur Treppe und verschwindet unten bei den Gästen.
Joan reißt sich mit Gewalt die Seidenhandschuhe ab und wirft sie zu Boden, danach rennt sie zu ihrem Zimmer, doch es ist verschlossen. Sie rennt weiter zum Bad, auch dieses ist verschlossen. Im Flur greift sie gewaltsam ans Fenster, ebenfalls verschlossen. Joan läuft hinunter, ein
Mann winkt ihr zu, doch sie rennt weiter zur kleinen Speisekammer, verschlossen. Sie rennt zur großen Speisekammer, hakt die Tür auf und untersucht ein Regal mit Haken.
Joan: „Der verdammte Schlüssel… Wo ist der verdammte Schlüssel? Wo sind die ganzen verdammten Schlüssel hin?“
Die Tür zur Speisekammer öffnet sich, Mrs Bucannons Räuspern unterbricht Joans Suche.
Joan: „Wo sind sie?“
Mrs Bucannon: „Was meinst du? Die
Schlüssel zu den Zimmern und für die Fenster? Die habe ich an mich genommen.“
Joan: „Hoffentlich erstickt die Meute, weil bald kein Sauerstoff mehr übrig ist…“
Mrs Bucannon: „Die Fenster in Sichtweite sind weit geöffnet, keine Sorge, aber danke, dass du dich um deine Gäste sorgst.“
Joan: „Ich sorge mich nicht…, ach lassen wir das! Wieso zur Hölle nimmst du mich hier gefangen? Reicht es dir nicht, dass du Dad vollkommen kontrollierst?
Musst du jetzt auch mich terrorisieren?“
Mrs Bucannon: „Oh, wir sprechen wohl mal Tacheles. Und wo wir gerade dabei sind: Mir ist noch nie so ein ungezogenes Kind untergekommen, wie du! Was habe ich denn für eine Wahl als dich hier fest zu halten? Von allein kannst du deinem Vater ja nicht die Freude bereiten auf dein eigenes Event zu gehen!“
Joan: „Ach, als wäre das seine Idee gewesen! Es geht hier einzig und allein um dich! Ich dachte du hättest jetzt endlich alles, was du wolltest: Reichtum, einen edlen Mann, eine nach außen hin
akzeptierte und scheinbar heile Familie…, was willst du noch? Ich spiele jedenfalls nicht länger mit! Ich hab es satt mich zu verstellen!“
Mrs Bucannon: „Ich will nicht bloß eine nach außen hin scheinbar heile Familie. Ich will eine perfekte Familie. Und um das zu bekommen, was ich will – und ich bekomme immer, was ich will – werde ich alles tun, was nötig ist.“
Joan: „Du hast keine Ahnung, was Familie eigentlich bedeutet… und das schlimmste ist, du hast es Dad auch vergessen lassen!“
Joan stürmt an Mrs Bucannon vorbei und rennt erneut nach oben. Vor ihrer Zimmertür fällt sie zu Boden und schluchzt vor sich hin, immer im Versuch die Tränen zurück zu halten.
Das Dienstmädchen Annabelle eilt herbei.
Annabelle: „Miss Joan? Alles in Ordnung?“
Joan: „Klar, schlage gleich Purzelbäume… Und bei Ihnen?“
Annabelle: „Wie bitte?“
Joan: „Wie ist Ihre Familie so?“
Annabelle: „Ich habe eine große, lebhafte Familie, aber sie leben weit weg von Boston, in der Nähe von Chicago, ich sehe sie daher nicht sehr oft.“
Joan: „Haben Sie ein Glück…“
Annabelle: „Wenn Sie es meinen…“
Joan: „Schon gut, Sie können abtreten. Ich möchte jetzt lieber allein sein.“
Annabelle: „Sollten Sie nicht lieber wieder zurück zu Ihren Gästen gehen, Miss?“
Joan: „Oh Gott, jetzt fang du nicht auch noch an! Wie viel Scheinchen gibt es extra, dafür, dass Sie mich wieder nach unten locken?“
Annabelle: „Ich weiß nicht, wovon sie reden?“
Joan: „Ja, na, sicher! Kommen Sie, machen Sie schon, rennen Sie nach unten und teilen Sie der Tyrannin Ihren Sieg mit! Sie hat es geschafft! Hier komme ich niemals raus…!“
Annabelle richtet ihren Kopf gen Boden und zittert leicht.
Joan: „Ohje…, das tut mir Leid, … gehen Sie ruhig...“
Annabelle nickt und dreht sich auf dem Fuße um und flitzt die Treppe hinunter. Mr Bucannon stapft die Treppen hinauf und dann den Flur entlang und bleibt vor Joan stehen.
Mr Bucannon: „Joan, Liebes, weinst du?“
Joan: „Nein, es regnet aus meinen Augen!“
Mr Bucannon: „Ach, Joan, ich verstehe nicht, was heute mit dir los ist. Rachel hat sich doch so viel Mühe gegeben…
und über das, was dort beim Essen passiert ist, reden wir auch nochmal. Also, sag mir, was dich bedrückt.“
Joan: „Dad, bist du glücklich?“
Mr Bucannon erschrickt einen Moment. Auf seiner Stirn bilden sich kleine Schweißperlen.
Mr Bucannon: „Sicher bin ich das… Du nicht?“
Joan: „Ehrlich? Du bist glücklich, so wie es ist?“
Mr Bucannon: „Klar…“
Joan: „Okay.“
Mr Bucannon: „Okay – was?“
Joan: „Okay, wenn du so glücklich bist, bin ich es auch.“
Mr Bucannon: „Du bist deiner Mutter sehr ähnlich.“
Joan: „Danke, Dad.“
Mr Bucannon: „Das ist nicht nur ein Kompliment, weißt du. Deine Mutter hatte viel Temperament, das hat sie oft in Schwierigkeiten gebracht.“
Joan: „Das macht mir nichts.“
Mr Bucannon: „Aber mir, Schätzchen, ich sorge mich doch um dich. Genau wie Rachel sich um dich sorgt. Das, was du da heute gesagt hast, war nicht sehr nett.“
Joan: „Liebst du sie?“
Mr Bucannon: „… Nun, sie ist eine wundervolle Frau!“
Joan: „Gut, ich werde mich entschuldigen.“
Mr Bucannon: „Ich wusste, du würdest
dein Verhalten einsehen. So, dann geh mal zu ihr und lass dich danach noch bei ein paar Gästen blicken.“
Mr Bucannon gibt Joan einen Kuss auf die Stirn und verschwindet dann zur Treppe.
Es ertönen erneut nachgeahmte Tiergeräusche von draußen, während Joan an einem großen Fenster im Flur vorbeigeht. Die flackernden Lichter tanzen um das Haus herum. Sie sind bald da.
Joan: „He, Sie da, an der Treppe!“
Dienstmädchen: „Ja, Miss?“
Joan: „Besorgen Sie mir eine Taschenlampe… und packen Sie mir eine Tasche mit einigen Snacks, meinetwegen auch die Reste der Odeuvre, die so schrecklich schmecken.“
Dienstmädchen: „Machen Sie noch einen Auslug?“
Joan: „Ja, ICH schon…“
Dienstmädchen: „Sie allein?“
Joan: „Keine Sorge, die anderen werden sich zu beschäftigen wissen.“
Dienstmädchen: „Miss, weiß Ihr Vater
darüber Bescheid? Man hat uns nämlich gesagt, wir sollen darauf achten, dass Sie nicht…-“
Joan: „Ja, ja! Alles Gut, Alina! Ist alles abgesprochen mit meinem Vater. Nur Rachel soll davon nichts mitbekommen, denn es soll eine Überraschung für sie werden…“
Dienstmädchen Alina: „Eine Überraschung für Mrs Bucannon? Aber heute ist doch Ihr Geburtstag, Miss, oder nicht?“
Joan: „Ja und diese… wunderbare Frau hat doch dieses tolle Event erst möglich
gemacht. Da haben mein Vater und ich uns überlegt sie zu überraschen!“
Alina: „Was für eine tolle Idee, Miss! Kann ich noch irgendetwas für Sie tun?“
Joan: „Oh, allerdings, das können Sie! Wissen Sie, es gibt da noch etwas, das ich bräuchte, aber sie hat ja alle Zimmer verschlossen… Ich brauche ihren Schlüsselbund.“
Alina: „Aber Mrs Bucannon sagte, Sie habe dies getan, um sie davon abzuhalten…-„
Joan: „Ja, das weiß ich doch, aber es ist
wirklich wichtig! Ich meine, ich kann natürlich auch meinem Vater sagen, dass die ganze Überraschung wegen Ihnen scheitert…“
Alina: „Oh, bitte nicht! Miss, ich kümmere mich darum!“
Joan: „Sehr gut! Aber denken Sie daran: Es ist eine Überraschung, es wird nichts verraten!“
Das Dienstmädchen Alina nickt eifrig mit dem Kopf und verlässt schließlich Joan. Diese kehrt zum Fenster im Flur zurück, woraufhin sofort nachgeahmte Tiergeräusche von draußen ertönen.
Ein Steinchen pocht an das Fenster, vor dem Joan steht. Sie blickt hinunter und sieht, dass die Lichter nun angekommen sind.
Sie haucht an die Fensterscheibe und schreibt einige Buchstaben in das durch ihren Atem beschlagene Feld.
Die Lichter erlöschen und es wird still ums Haus.
Joan tritt vom Fenster zurück und tritt die Treppe ein letztes Mal hinunter.
Personen:
Mrs Bucannon
Dienstmädchen Alina
Mr Bucannon
Dienstmädchen
Joan Bucannon
Alex Christensen
Ort:
Der goldene Käfig
Etwas ist anders, alle haben es gemerkt. Irgendetwas fehlt. Sauerstoff ist genügend vorhanden. Fenster stehen offen im Saal, in dem sich immer noch
unzählige schnieke Anzugträger und ihre Frauen tummeln. Die meisten von ihnen sind so beschwipst, dass sie die Tiergeräusche um das Haus nicht mehr wahrnehmen.
Mrs Bucannon: „Du, Dienstmädchen, hierher!“
Dienstmädchen Alina: „Ja, Mrs Bucannon? Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
Mrs Bucannon: „Kriege ich meinen Schlüsselbund jetzt mal wieder? Sie haben doch den restlichen Wein aus dem Keller schon vor Minuten heraufgeholt.“
Alina: „Ja, Mrs Bucannon, aber…“
Mrs Bucannon: “Was aber?”
Alina: “Nun, den Schlüssel habe ich weitergegeben… Ich darf eigentlich nichts verraten...“
Mrs Bucannon: „Weitergegeben? An wen?“
Mr Bucannon läuft auf Mrs Bucannon zu und wirbelt sie herum. Das Dienstmädchen Alina sucht das Weite.
Mr Bucannon: „Wo ist sie?“
Mrs Bucannon: „Wer?“
Mr Bucannon: „Na, wer schon? Joan!“
Mrs Bucannon: „Nun, ich dachte sie wäre bei dir…“
Mr Bucannon: „Und das soll ich dir glauben?“
Mrs Bucannon: „Was ist denn los? So reg dich doch nicht auf, sie ist bestimmt hier irgendwo.“
Mr Bucannon: „Nein, sie ist fort!“
Mrs Bucannon: „Fort, aber…-?“
Mr Bucannon: „Ja, fort! Du hast sie fortgeschickt!“
Mrs Bucannon: „Was? Ich habe sie nicht fortgeschickt… im Gegenteil! Ich habe sie hier festgehalten, wie ich es, … wie wir es entschieden hatten.“
Mr Bucannon: „Und wieso steht auf diesem Blatt Papier, dass sie auf deinen Wunsch hin weggelaufen ist?“
Mrs Bucannon: „Schatz, das ist eine Lüge! Dieses Miststück hat mich hereingelegt!“
Mr Bucannon: „Dieses WAS? Wie nennst
du meine Tochter?“
Mrs Bucannon: „Nein, nicht doch! So meinte ich es doch gar nicht… ich meinte nur…, ach Liebling, sie hat mich hereingelegt! Sie hatte schon den ganzen Abend über versucht, meinen Ruf zu sabotieren, das hast du doch mitgekriegt!?“
Mr Bucannon: „Dann geht es hier um deinen Ruf?“
Mrs Bucannons Mund öffnet sich, doch es kommt kein Ton heraus.
Ein Dienstmädchen stellt sich hinter Mr Bucannon, dessen Kopf Rottöne von
Scharlach bis Purpur angenommen hat.
Dienstmädchen: „Ent-Entschuldigen Sie bitte die Störung…, es tut mir wirklich Leid, Sie zu unterbrechen, aber es gibt da ein Problem, Mr Bucannon.“
Mr Bucannon: „Ich weiß selbst, dass meine Tochter verschwunden ist! … Wie konnte ich dir Scheusal nur meine Tochter anvertrauen… und dann diese aufgemachte Party, dieses –Event-! So etwas kann sie doch gar nicht leiden! Und dieses Kleid… nie hat sie unglücklicher ausgesehen als in diesem Schreckenskleid, das so gar nicht zu ihr passt! Wie konnte ich das alles nur
zulassen?“
Dienstmädchen: „Mr… Mr Bucannon… es tut mir Leid…, aber…-„
Mr Bucannon: „Was? Was gibt es noch?“
Dienstmädchen: „Die Gäste… sie wollen gehen…“
Mr Bucannon: „Dann los, schickt die reichen Säcke nach draußen! Wer braucht die schon? Ich kenne doch eh niemanden von denen! Schick sie bloß weg, schmeiß sie raus!“
Dienstmädchen: „Es…, es tut mir
Leid…, aber das geht nicht…“
Mr Bucannon: „Was? Wieso geht das nicht? Scheucht sie raus und holt mir meine Tochter zurück! Und schmeißt dieses Weib da gleich mit raus, das meine Tochter vergrault hat! Was konnte ich bloß jemals an dir finden?“
Mrs Bucannon wendet den Blick ab.
Dienstmädchen: „Mr Bucannon, so hören Sie mir doch zu… die Türen und Fenster…“
Mr Bucannon: „Was ist damit?“
Dienstmädchen: „Sie sind verschlossen!“
Mr. Bucannon: "Was? Wer war das?"
Mrs. Bucannon errötet und weicht zurück.
Joan, in der einen Hand eine angebrochene Weinflasche, in der anderen eine Taschenlampe herumumfuchtelnd, macht es Alex Christensen und ihren Freunden nach und mimt eine Vogelstimme.
Alex: „Und, meinst du nicht, es war etwas gemein den Schlüsselbund mitzunehmen?"
Joan: „Dad wird bald den anderen Brief finden und, wenn er zur Vernunft kommt, sollte er mit Onkel Albert fliehen können. Dem habe ich einen Schlüssel da gelassen. Und was die anderen betrifft, da habe ich kein schlechtes Gewissen.“
Alex: „Gewiss nicht, das hast du nie. Aber dir ist doch klar, dass du irgendwann wieder zurück musst?“
Joan: „Ja, das weiß ich. Aber wir beide wissen, dass ich immer wieder aus dem Anwesen entfliehen werde, sei es, dass wir uns einen Tunnel graben müssen!“
Alex: „Wenn es weiter nichts ist!“
Joan lächelt und stellt ihre Taschenlampe ab und folgt Alex und seinen Freunden zu den Motorrädern.
Joan: „Aber für den Moment reicht es mir zu wissen, dass nun sie im goldenen Käfig sind.“
LorelaiPatton Re: Wie ein Vogel im goldenen Käfig - Zitat: (Original von otello05 am 14.04.2012 - 11:49 Uhr) toll geschrieben...glg karin Vielen lieben Dank! Glg zurück |
LorelaiPatton Re: Meine Liebe, - Zitat: (Original von LadyLy am 09.04.2010 - 11:06 Uhr) deine Empfehlungen sind wirklich grandios, ich bin begeistert von dieser Geschichte, insbesondere von dem genialen Ende. Wow, absolut klasse geschrieben und schon die Idee - Einfach großartig. Ich bin jedenfalls hin und weg. *lacht* Ganz liebe Grüße Ly Ha, das freut mich aber! :-) Ist nicht jedermanns Sache, aber es hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht die Reichen mal einzusperren ;-) Und zudem gefiel mir eben unheimlich mal in Theater-Manier zu schreiben. Ich bin hin und weg, dass dir das auch so gut gefällt! :-) Ganz lieben Gruß |
LadyLy Meine Liebe, - deine Empfehlungen sind wirklich grandios, ich bin begeistert von dieser Geschichte, insbesondere von dem genialen Ende. Wow, absolut klasse geschrieben und schon die Idee - Einfach großartig. Ich bin jedenfalls hin und weg. *lacht* Ganz liebe Grüße Ly |
LorelaiPatton Re: *lach* - Zitat: (Original von Luzifer am 24.02.2010 - 11:26 Uhr) Normalerweise mag ich es nicht so sehr Theater zu lesen, aber hier hat es mir Spaß gemacht. Die Geschichte ist eine alte in einer neuen Verkleidung, aber dennoch immer wieder schön zu lesen. =) LG Luzifer Hehe, ja, danke :) Ich mag sie sehr. Habe einfach mal mich in einem anderen Stil ausprobiert (Theaterstück... puhh, das war mal anders!) und es hat mir sehr gefallen so zu schreiben, obwohl ich es auch gern habe, Umstände genauer zu erläutern, das kommt bei Theaterstücken ja eher nicht vor. Aber aus Gesprächsfetzen zu erkennen, was gerade mimisch oder gestisch abläuft, ist auch mal herausfordern (zu schreiben)! :) Danke fürs Lesen! Lg |
LorelaiPatton Re: Ich finde Drehbücher toll! :-D - Zitat: (Original von Bonnie am 26.01.2010 - 20:41 Uhr) Schon allein dafür, dass du ein Drehbuch geschrieben hast, verdienst du 5 Sterne. Dann verdienst du noch fünf weitere Sterne für deinen Stil und den Inhalt dieses Drehbuches! Und dann kommen noch fünf Sterne für das Titelbild hinzu! Aber leider kann man hier nur einmal fünf Sterne geben. :-( Es ist wirklich toll gelungen! :-) Mit freundlichen Grüßen, Bonnie Hehe, ja danke fürs Lesen :) Schön, dass es dir gefallen hat! Und danke für die 15 Punkte ;) Lg zurück! |
LorelaiPatton Re: ... - Zitat: (Original von MagicMarlene am 31.12.2009 - 23:21 Uhr) Alleine für das niedliche Titelbild bekommst du schon 5 Sterne!^^ - Toll gestaltet! =D Bald kann endlich die Neujahrsparty beginnen und dazu schenke ich dir jetzt diesen Kommentar. Du schreibst wirklich gut und begeisterst mich immer wieder. Normalerweise lese ich Theaterstücke nur von Shakespeare beispielsweise, aber deines hat mich bis zuletzt gefesselt und nicht mehr losgelassen. =) Nette Gestalten interessante Story guter, abwechslungsreicher Schreibstil = TOP!!! =D okay, dann sage ich mal danke fürs lesen :) schön, dass es dir gefällt... ich musste mich auch ganz schön quälen, dass es ich es auch wirklich zu ende schreibe :) danke nochmal fürs lesen!! und das titelbild ist ein knaller oder?? es passt einfach zu perfekt :P Lg |
MagicMarlene ... - Alleine für das niedliche Titelbild bekommst du schon 5 Sterne!^^ - Toll gestaltet! =D Bald kann endlich die Neujahrsparty beginnen und dazu schenke ich dir jetzt diesen Kommentar. Du schreibst wirklich gut und begeisterst mich immer wieder. Normalerweise lese ich Theaterstücke nur von Shakespeare beispielsweise, aber deines hat mich bis zuletzt gefesselt und nicht mehr losgelassen. =) Nette Gestalten + interessante Story + guter, abwechslungsreicher Schreibstil = TOP!!! =D |