31.12.
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Sarah schaut mich an, sie wirkt völlig verstört, irgendwie sieht  sie so aus, als wollte sie sagen, Hansi bitte hilf mir, was soll ich denn nun tun? Nur wie, bitteschön soll ich, ein PC, ihr helfen.
Was kann ich machen, außer ruhig abzuwarten, wie sie sich entscheidet.
Ja ich gestehe, für eine Frau ist eine Stunde wirklich sehr wenig. Natürlich nicht eine normale Stunde, so zwischen Kaffee trinken und Treffen mit einer Bekannten, die kann schon mal endlos lang sein. Nein, ich meine so eine ganz besondere Stunde, die ein Treffen mit einem Wildfremden in Aussicht stellt. OK, wildfremd ist jetzt vielleicht übertrieben, aber kennen? Nein kennen, kann man diese kurze Börsenübergabe nicht wirklich nennen.
Ich könnte wetten, dass sie das rote Spitzenteilchen aus dem Schrank holt, obwohl ich sagen muss, GEFÄHRLICH, Sarah, viel zu gefährlich für ein erstes Treffen.
Ich hab`s doch gewusst, sie steht mit diesem edlen Stück, in der rechten Hand, vor dem Spiegel. O bitte Sarah, tu`s nicht. Doch dann sehe ich, dass sie in der linken Hand  einen Schwarzen, mit kleinen Sternchen bestickten, ganz süßen Body hält.  Sie blickt erst den roten und dann den schwarzen Teddy an und entscheidet sich für Schwarz. Wow, denke ich, du bist sehr klug. Dezent und elegant, genau die richtige Wahl für ein Date, von dem man noch nicht einmal weiß, ob man es will oder doch lieber nicht. Ein Treffen, dessen Ausgang in den Sternen steht. O wie passend, trägt sie doch Sternchen in schwarzen Satin gezaubert, am Körper.
Noch könnte sie absagen, ich spiele gern den Boten, vielleicht eine kleine Mail:
„Tut mir leid,  lieber Antonio, leider habe ich keine Zeit. Ich bin sehr traurig, aber heute bekomme ich Besuch, ganz liebe Grüße und eine zärtliche Umarmung schickt Sarah“. Â
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Natürlich entscheidet sie sich anders, sie schreibt ihm nicht.
Im Schrank sucht sie nach den halterlosen schwarzen Strümpfen. Einer ist sofort da, nur wo ist der Zweite, sie wühlt die ganze Strumpfbox durch, nichts. Ja Sarah, wenn du ein bissel mehr Ordnung halten würdest, wäre deine Suche jetzt von Erfolg gekrönt. Andererseits ist es natürlich gut, dass sie nicht da sind. Wozu so einen Aufwand, will sie Antonio etwa ihre Beine zeigen?
Sarah entscheidet sich für schlichte Söckchen, die schwarze Jeans, mit den Strass-Steichen auf den Potaschen , den flaumigzarten gelben Kaschmirpulli und die braune Lederjacke, ein bisschen Wimperntusche und einen fast farblosen Lippenstift. Die Haare lässt sie offen, dann dreht sie sich einmal um die eigene Achse und ist sehr mit sich zufrieden. Ich bin sehr erstaunt, dass die Auswahl, der Garderobe, sowie das schminken und kämmen nicht viel länger gedauert hat. Aber gerade diese schlichte Eleganz macht es aus, sie wirkt einfach so "normal", kein bisschen aufgerüscht. Niemals würde man denken, dass sie einen Mann beeindrucken will. Ein sehr schönes, aber unauffäliges, niemals provozierendes Outfit. Ich kann nur sagen "Perfekt".
Noch 10 Minuten bis 11 Uhr. Unruhig geht sie durch die Diele, nimmt die braunen Pumps aus dem Schrank, schlüpft rein und wirkt kein bisschen glücklich.
Absagen?  jetzt noch?  Zu spät!. Sie hört eine Autotür zuschlagen und weiß jetzt gibt es kein Entrinnen mehr. Nicht mal mehr 1 Minute und....ja was und...
Ihr Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, sie beginnt zu zittern, dann atmet sie hörbar aus und geht langsam zur Haustür. Als sie diese öffnet, merkt man ihr die kleine Schwäche kein bisschen mehr an. Sie strahlt Antonio an, als wäre es das selbstverständlichste von der Welt, dass er nun vor ihr steht.
Kurz sehen  sich die Beiden an und dann macht er einen Schritt auf sie zu, nimmt sie in den Arm, fasst ganz zärtlich unter ihr Kinn, hebt es ganz behutsam nach oben, küsst sie leicht auf den Mund und flüstert ihr zärtlich ins Ohr:
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Sarah, Liebes, weißt du wie sehr ich mich nach diesem Moment gesehnt habe.
Die Hoffnung, dich bald in den Arm nehmen zu können, dich zu berühren, deine Haut zu spüren, all das hat mich die letzten Tage fast um den Verstand gebracht.
Schon der Gedanke daran, dass du eventuell sagen könntest, du hast keine Zeit hat mich zermürbt. Wie oft  habe mir vorgestellt, wie faszinierend es sein muss, deine Hände auf meiner Haut zu spüren und gemeinsam mit dir  in eine sinnliche Welt voller wunderbarer Träume einzutauchen, alles rundherum zu vergessen,  bis wir irgendwann gemeinsam wieder auf dem Boden der Realität angekommen sind. Zwischen uns nur Sinnlichkeit und Erotik, vollkommen eins, frei und von allem  losgelöst.
Sarah hebt sich auf die Fußspitzen, schließt die Augen und haucht ihm einen sanften, fast schüchternen Kuss auf die Lippen.
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„Ob du es glaubst oder nicht, bis vor 10 Minuten war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich dich wiedersehen wollte und nun ist es so, als würde ich dich schon ewig kennen. Nichts ist fremd zwischen uns. Es ist gerade so, als hätte ich meinen Kopf schon tausend mal an deine Brust gelegt, selbst dein Duft, ist mir vertraut, isogar deine Stimme, alles an dir ist so ………… so sanft und o bitte Antonio, was ist mit uns geschehen, wir haben uns doch erst einmal gesehen und trotzdem bin ich voller Sehnsucht und Verlangen, nach dir.Â
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„Nein Sarah, ich habe dich nicht erst einmal gesehen, ich sehe ich schon seit mindestens 2 Jahren. Gleich beim ersten mal, war ich fasziniert von dir. Immer und immer wieder wollte ich dich ansprechen, aber ich wusste einfach nicht, was ich sagen oder wie ich es anstellen sollte.“.
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„Das sagst du nur, um mir zu schmeicheln, gib es zu“ sagt Sarah während sie ihm zärtlich durch die schwarzen Haare fährt. Sie steht ganz still, so als hätte sie Angst, dass eine  kleine Bewegung von ihr, diesen Traum, wie eine bunte Seifenblase, zerplatzen lässt……………………………..
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Diese Stille, die nun eingetreten ist, will ich nutzen, um mich für den Moment  von Ihnen zu verabschieden…..
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Bleiben Sie neugierig, denn schließlich ist es ja erst 15 Minuten nach 11
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Ihr PC Hansi
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