Gedichte
Der Traumwandler - Aus meiner Sammlung: Licht- und Schattenkrieg

Der Traumwandler

Im Gewaltenmeer mit eingeflößten Lebenshauch geboren.
Mit milchig-sauren Mondenkopf; in den Augenkammern tobender Silberbach,
Die rote Gottesfaust! die Nase gekrümmt zum Himmelsbogen; erfüllt er die stille Trauerwacht.
Der säuselnde Wind verbirgt manch Totenklang, doch Jammern und Wehklagen hallen durch taube Ohren.

Das Trost spendende Heim steht einsam, verlassen und von Efeuranken umklammert.
In Gedanken ertrunken klopfen warnend die klobigen Äste der Eichen gegen die roten Fenster
Und brennend verwandeln sich die wehenden Gardinen und Orchideen zu Gespenster.
Das feurige Herz starrt im Nu zu Eis – juckend, peitschend strömen die schweißenden Flüsse – wie er jammert!

O verborgener Hain! erwache Cremalia, erscheine mit deiner Trompetenblumenkrone:
Zum Saitenspiel entzückendes Lächeln, freudiger Liebestanz mit deinem Perlenkleid.
O Göttliche! Flöße dein Elixier der Toten ein; den Zauber der Trompetenblumenkrone.

Auf dem Trauerfriedhof erklingt der Totenglocke zeremonieller letzter Schall.
Der gespannte Traumwandler rennt zu seiner Trauerwacht; fällt in glückliche Trauerzeit,
Denn es blühen die Trompetenblumen in farbiger Pracht. Ruh in Gottes Hall’!

                                      ~ O ~
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