Beschreibung
Auch in Russland gibt es Weihnachten
(und weihnachtliche Gesten...)
Warmes Herz im kalten Schnee
Es war Weihnachten. auf den Straßen des kleinen Dorfes nahe Moskau herrschte fast schon peinliche Stille. Nur ein Junge huschte leise unter die Markise eines Blumenladens. Er hielt kurz inne, um den Schmerz des Frostes für eine Sekunde zu vergessen. Die klirrende Kälte verwandelte den Atem in Wölkchen. Er zitterte, und griff in seine Jackentasche. Als er die Hand kurz darauf wieder raus holte, schimmerten zehn kleine Rubel(* münzen) auf seiner Handfläche. Auf der anderen Straßenseite hockte ein armer alter Herr. Er hieß Victor, und war im Örtchen schon bekannt. Wohl schon den ganzen Morgen saß er dort auf seiner Decke, und schien auch keine Anstalten zu machen, noch heute von hier weg zu gehen. Victor kaute hungrig auf einer Orangenschale. Der Junge wohnte einen Block weiter, und sollte eigentlich nur Brötchen holen gehen. Jetzt hatte er noch zehn Brötchen, und gleich viele Rubel. Victor würde ganz sicher kein schönes Weihnachten feiern, das wusste der Knabe. Ohne groß drüber nach zu denken lief der Junge über die Strasse, und hielt dem Bettler eines der Brötchen und die zehn Rubel hin.
"Was, für mich?" fragte der Bettler knapp.
"Ja, nimm es" antwortete der Junge mindestens genau so knapp.
"Danke, Frohe Weihnachten!" der Junge rannte nach Hause, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Zuhause erwarteten ihn eine ihn liebende Mutter, und eine mollige Wärme.
„Bloß neun Brötchen?“ fragte die Mutter, als sie den Tisch deckte.
„Ja, ich hatte auf dem Heimweg etwas Hunger“ sagte der Junge, und konnte das Grinsen nicht unterdrücken. Doch die Mutter wusste genau, was offensichtlich geschehen war.