Geschichten die das Leben schreibt, mehr oder weniger.
„Freust de dich, dass du uns los bist?“
„Was eine Frage. Also das du sowas von mir denkst. Natürlich bin ich froh“, meine Antwort, war genau das was meine Mutter erwartete.
Es war schon ein seltsames Gefühl, die Familie zu verlassen und alleine sich durchzuschlagen. Doch wird es wohl das Beste sein. Besser als hier länger zu bleiben. Es ist wohl der Weg in die Freiheit. Doch welche Freiheit? Von den Verpflichtungen daheim, zu den Verpflichtungen auf der Arbeit. Ist das Gerechtigkeit. Mein Gedanke ließ mich schmunzeln.
„Ob du dich jetzt freust oder nicht, jetzt gibt’s erstmal was Gescheites zu essen. Das ist es wenigstens wert.“ Typisch Vater. Doch hat er Recht. Jetzt wird erstmal gespeist. Welch Ausdrucksweise meine Gedanken beherrschen. Was denk ich?
Wir bogen um die Ecke. Das Restaurant hatte eine altertümliche Fassade. Fachwerk. Es war aber nicht sonderlich gepflegt. Mit nur etwas Geld würde sie doch etwas ansehnlicher wirken.
Ich traute meinen Augen nicht. „Entschuldigt mich. Ich wenn das schon mein Abschiedsessen wird, will ich mich wenigstens von meinen Freunden verabschieden.“ Meine Familie betrat das Restaurant, während ich zu ihnen ging.
„Hey Chairon“, es war Nihal.
Ich grinste. Es war schön nochmal alle hier versammelt zu sehen. Nihal, Malisa, Cara, Orezea und Damian. Die Gruppe. „Servus.“
„Hi“
„Hi“
„Hi“
„Hi“
„Was macht ihr denn hier? Wollt mich doch nicht verabschieden.“
Es war Nihal die von ihrer leichten Sarkasmus Ader Gebrauch machte: „Was meinst du? Wo denkst du hin?“
„Schön euch noch mal zu sehen, bevor ich ins ‚Ausland‘ gehe.“
Wir redeten über alte Zeiten schmiedeten neue Geschichten. Erfanden die Zukunft neu, veränderten die Vergangenheit. So wie immer so wie es sich gehörte. Das Gespräch fand ein jähes Ende. Als SIE kam. „Cyra“, ihr Name floss mir von den Lippen. Kaum Hörbar zog das Wort von dannen. Ihr Kleid-ließ es meinen Mund wässrig oder trocken werden?-war wunder schön. Es passt perfekt zu ihrer Figur, ihrer Ausstrahlung. Sie war wie ein Engel. Ich konnte nicht anders, als auf sie zuzugehen. Die Gruppe verstand es, so ich hoffe.
„Cyra, schön dich zu sehen.“ Es war schwer sich zur Ruhe zu zwingen. Nicht wie ich sie liebte, tu ich das? Oder begehre ich sie?
Es war nicht verkennbar, dass sie sich freute: „Chairon. Ich wusste gar nicht das noch da bist, ich dachte du wärst schon gegangen.“
„Nein, heut gibt’s erstemal mein Abschiedsessen, dann denk ich langsam an den wahren Abschied.“
„Wenn wir uns schon hier treffen, dann will ich dir jemanden vorstellen.“ Ich bin neugierig. Immer, so auch jetzt. Wenn sie mir wohl vorstellt?
„Chairon, dass ist Gagarensis, mein Freund, Gagaransis das ist Chairon. Er ist es der immer die Sachen schreibt.“
Ich traute meinen Ohren nicht. Das ist also ihr Freund. Geistesabwesend schüttelte ich seine Hand. Ihr Freund? Mein Hindernis. War es Wut oder Trauer, das in mir aufkeimte?
Als ich meine Fassung wiederfand, oder besser den Eindruck erwecken konnte, dass ich sie nie verloren hatte, meinte ich: „Die Sachen, das klingt ja richtig unanständig.“
Lächelnd verbesserte sie: „Er schreibt das Buch und die Geschichten.“
Ein paar Worte wechselten ihren Besitzer. Ich konnte kaum die Aufmerksamkeit aufbringen um alles zu hören.
„Weißt du Gagarensis, ich glaub wir können es ihm sagen?“
Ich hob die Augenbrauen. Er hatte kaum den Ansatz eines Nicken an den Tag gelegt, wie sie sofort los redete: „Wir wollen heiraten.“
„What the bloody hell on e…“ Ich stellte fest, dass ich die Worte laut ausgesprochen hatte. „Das ist ja großartig.“ Manch ein Schauspieler würde mich um mein Talent, Gefühle zu heucheln beneiden. Oder wie ich das pure Entsetzen in die Freude wandelte. Ohne sie zu besitzen.
„Herzlichen Glückwunsch.“ Als ich ihre Hand schüttelte, währen fast die Tränen gekommen. Immer noch nicht möglich zu erkennen ob vor Trauer oder Wut. „Ich wünsch' euch alles Gute was man jemandem Wünschen kann. Ihr habt es verdient.“
Sie musst mir ihre Liebe zu ihm demonstrieren. Sie musste mich quälen, nicht aus Perversion, nur weil mir nichts Besseres gebührt, so ich denke. Sie musste ihn Küssen. Es war nicht zum aushalten. Ich ließ sie ihnen ihrer Zweisamkeit.
Mit der Brust voran stürzte ich gen Boden. Es war ein Wunder, dass ich inmitten der Panik einen klaren Gedanken fassen konnte: ‚Ein Leben als Lich wäre vielleicht gar nicht so schlimm…‘
Viell…
Die Klingel riss mich aus meinem Gedanken. Ich wollte gerade beschließen dass ich es überhört habe, sodass ich weiter schreiben konnte. Auch das zweite Mal fand keine Beachtung, doch das dritte-es bestand aus dem Versuch so oft wie möglich in einer Minute zu klingeln.
„What the bloody hell on e…“, beschweren brachte nichts. Ich musste an die Tür. Ich bahnte mir einen Weg durch meine Wohnung. Aufräumen wäre auch mal eine Idee. Gar nicht so dumm vielleicht. Etwas desinteressiert öffnete ich die Tür
„What the bloody hell on e…“, mehr bekam ich nicht mehr raus.
„Hi. Schön dich zu sehen“, es war eine Schwache Stimme
Ich schloss die Augen, atmete kurz durch und sah nochmal heraus.
„What the bloody hell on e…“
„Du wiederholst dich“, ein jämmerliches Lächeln brachte sie zu Tage.
Ich konnte es nicht fassen Cyra stand vor meiner Tür. Nicht irgendeine Cyra sondern DIE Cyra. Dazu noch, sie ist schwanger, hochschwanger. Ich habe zwar keine Ahnung davon, aber allzu lange sollte es nicht mehr dauern. Ihre Kleidung war alles andere als sauber. Als ich sie genauer betrachtete fiel mir auf, dass sie Augenringe unter ihren gerötete Auge hatte. Weinen, bei zu wenig Schlaf. Ihr Make-Up war verwischt. Alles in allem sah sie relativ mitgenommen aus. Wenn nicht sogar jämmerlich. Was ist nur mit dir passiert…Warum frag ich sie das nicht einfach?
„Schön dass du mal vorbei kommst. Was treibt dich in diese Gegend?“
„Kann ich rein kommen?“
„Natürlich“-Ich führte sie ins Wohnzimmer-„Setz dich ruhig. Willst du was zu trinken?“
Als sie auf dem Sessel Platz nahm bemerkte sie das Schwert an der Wand: „Du änderst dich wohl auch nie.“
„In diesem Bezug niemals.“ Ich wusste nicht was schöner war. Die Frau, in ihrer Erscheinung, oder Klinge, der exakte Nachbau Tel Koschs, und allen Gedanken die damit verbunden waren.
„Ein Wasser wäre nett.“
Fast hätte ich nachgefragt was sie damit wolle, bis mir wieder meine Frage einfiel. „Kommt sofort.“
Während ich in die Küche ging fragte ich mich was hier falsch ist. Cyra bei mir in der Wohnung, in diesen Kleidern, mit diesem Auftreten. Vielleicht finde ich schneller eine Lösung wenn ich suche was richtig ist. Dann wäre ich jetzt fertig.
„Chairon?“
Ich bemerkte, dass ich schon etwa fünf Minuten in der Küche stehe. Ziemlich lang für ein Wasser. Verdammte Gedanken. Ich fühlte schnell ein Glas und ging wieder in das Wohnzimmer.
„‘Tschuldigung. Hat etwas länger gedauert“, meinte ich. Sie nahm ihr Glas, nippte dran.
„Also was machst du hier so.“
„Dich suchen.“
„What the bloody hell on e…“, vielleicht wäre ein neuer Spruch mal wieder fällig, „und was hast du dann so mit mir vor?“
„Dich etwas fragen“, selbst ein Blinder hätte gesehen das sie sich nicht sehr wohl dabei fühlte. „Könnte ich ein paar Tage bei dir wohnen?“
„What the bloody hell on eh ja, kannst du. Aber warum fragst du?“
„Weil…“, sie stockte erstmal. Nach dem ein paar Tränen gelaufen und wieder versiegt waren fuhr sie fort: „Mein Freund, mein Verlobter…“ wieder fing sie das weinen an.
Ich musste mich beherrschen nicht zu fragen: ‚Was beide?‘ Stattdessen vollendete ich ihren Satz: „Hat dich verlassen.“ Ihr schluchzen war Antwort genug.
Ich kniete mich neben sie, legte eine Hand auf ihre Schulter um sie zu trösten. Sie umarmte mich. Ich wusste gar nicht, dass sie irgendwann mal so drauf sein, dass sie das freiwillig tut. Als sie sich beruhigt hatte ließ sie von mir ab.
„Ich mach uns was zu essen, ok?“, fragte ich sie.
Sie nickte.
„Fühl dich wie zuhause.“
„Chairon?“
Ich blickte sie fragend an.
„Du hast gar nicht gefragt warum ich dich aus gewählt habe.“
Ich lächelte leicht. „So kann ich mir wenigstens einbilden, dass es war mit mir zu tun hat. Aber eine Frage hätte ich wirklich. Ich hoffe sie klingt nicht taktlos:...“
„Warum? Vielleicht ging es ihm zu schnell, mit dem Allem, der Heirat, dem Kind. Vielleicht liegt es auch an anderen Problemen. Ich weiß es nicht. Er hat es nicht gesagt.“
„Vielleicht sollten wir das ruhen lassen. Wieder Sonnige Tage erleben.“
Sie nickte stumm.
„Tränen liefen mir über die Wangen, war es die Trauer, oder der verdammte Schmerz? „Verdammt Chairon was tust du da?“, brüllte ich.“, ich legte das Blatt auf den Tisch. Sie sah mich an. Ihre Füße auf meinen Schoß gelegt. Hielt sich ihren Bauch.
„Eins muss man dir lassen. Das kannst du“, stellte sie fest.
Ich winkte ab. „Du lügst, das ist doch…“
„…Verdammt gut.“
„Nun“-Ich stockte kurz, betrachtete sie-„Vielleicht hast du recht, aber nur aus einem Grund. Ich habe die beste Muse die man sich vorstellen kann. Ich glaube der Dank gebührt dir.“
„Oh, das glaub ich weniger. Selbst wenn du schlecht wärst, würde dir eine Muse nicht viel helfen. Steh doch verdammt nochmal dazu, dass du es kannst.“
„Ob ich es kann oder nicht, wenn ich nicht weiter schreib, wird es sowieso nie was.“
„Nun dann will ich dich nicht weiter stören, ich geh dann mal ins Wohnzimmer.“
„Wenn du willst kannst du hier bleiben, wer soll mich denn sonst inspirieren.“
Sie lächelte und blieb. Ich widmete mich wieder Sylvanus, meinem Laptop und fing an zu tippen:
„König.“ Ich verbeugte mich leicht. Zu wenig um einem König Respekt zu zollen, doch hatte er es auch nicht verdient, für mich war er kein König.
Die Elfen standen von ihren Plätzen auf, sie wollten sehen wer sie in ihrer wichtigen Besprechung stört. ‚Wichtig vor allem, es ging um den Bau einer Straße. Darüber werde sie noch in einer Wochen, vielleicht noch einem Monat reden.‘
„Malisa Mialas. Ich hatte Kunde, dass Teranda dich gefangen nahm.“
„Oh du hattest Kunde, wohl das du weißt an wenn du mal eine Botschaft senden musst, wenn du deine Tochter sehen willst.“
Meine Worte erzeugten bei der Gruppe genau so viel entsetzten wie bei den Elfen.
Es klingelte.
„What the bloody hell on e…“, warum muss mir das immer rausrutschen? „Ich geh mal nachsehen.“
Scherzhaft meinte sie: „Was schon beim ersten mal? Willst du nicht wieder warten, so wie bei mir?“
Ich grinste sie an und noch bevor ich mich auf den Weg machen hörte ich eine bekannte Stimme: „Du verfluchter Bastard, wenn ich dich in die Finger kriege, reiß ich dir die Eier raus.“
„Gagarensis“, stellte sie atemlos fest.
„Charmanter Mann, muss man lassen.“
Sie blickte zu Boden. „ich glaube er hat getrunken, sonst würde er das nicht tun.“
Wieder schrie er: „Gib mir meine Frau zurück, du verdammter Dieb. Arschloch.“
Ich ging zur Wand, nahm Tel Kosch in die Hand und ging zu Tür. Halb zu mir, halb zu ihr stellte ich fest: „Zur Sicherheit.“
Ich öffnete die Tür. Seine Wut war leicht aus seinem hochroten Kopf zu lesen.
„Was willst du?“, fragte ich diplomatisch, das Schwert am Türrahmen versteckt.
Er brüllte zurück: „Du hast mir meine Frau gestohlen, du Hurensohn!“
„Ich hab sie nicht gestohlen. Sie ist gegangen, weil du sie verlassen hast. Jetzt ist es wohl vorbei. Keine zweite Chance.“
„Nein Chairon, ich lieb ihn noch immer“, es war Cyra die gerade in die Diele schritt.
„What the bloody hell on…“
„Musst du dich immer wiederholen? Danke nochmal für alles.“ Sie ging an mir vorbei. Ihr Freund stütze sie beim gehen. Ich war wie gelähmt. Da ging sie hin. Ich war nur der Anker für kurz. Nun treibt sie weiter in den Gewässern. Sie stieg in sein Auto, widmete ihren letzten Blick. Doch eher wie man einen Bekannten ansieht nicht wie jemanden der einen liebt, mehr als alles andere.
Ich schlug die Tür wutschnaubend zu. Ich drehte das Schwert elegant ein zwei drei mal um die Hand, vollführte eine Pirouette drehte das Schwert um mich, holte weit aus und rammte es in die Wand.
Das Schwert noch zitternd ließ ich meinen Blick schweifen. Die Asbach-Flasche vermochte meine Sorgen ertränken. Sylvanus auf dem Tisch vermochte meine Sorgen bekämpfen. Was war besser? Leichter?
„Na du Streber hast wieder ne Eins?“
Mit leichtem grinsen erwiderte ich: „Natürlich, mit was anderem geb' ich mich ja nicht zufrieden.“
Sie schüttelte den Kopf. Ihre braun roten Haare wirbelten durch die Luft. „Wenn das so ist, sei dir nochmal verziehen. Dann weißt du doch sicher auch das Zeug von der Fürst.“
„Oh nee lass mal, das blick ich nicht, wir hatten das nie in der Schule.“
„Man du weißt doch immer alles warum jetzt nicht?“
„Ich weiß nicht alles, ich bin nicht Gott.“
Sie lächelte. „Vielleicht.“
Es blieb mir nichts anderes übrig als ihr Lächeln zu erwidern. Sie hatte ein Schönes Lächeln. „Na vielleicht...“
„...sollten das das aber nicht so sein.“ Es war schon gruselig, wie sie immer das erriet was ich sagen wollte. Manchmal auch andersherum. Oder oft mussten wir gar nicht aussprechen und der andere wusste was gemeint war. Vielleicht habe ich ja mein Wissen von ihr.
Kaum hatte sie ausgesprochen verriet ich ihr mit meinem Blick das ich es so ausdrücken wollte. Wir konnten nicht anderes als zu lachen.
„Ich muss dann gehen“, verabschiedete ich mich.
„Bis Morgen.“
„Bis Morgen.“
Die Zeit die ich in ihrer Gegenwart war, war wieder, wie immer Lustig und voller sinnfreiem Mist gewesen. Ist schon toll wie so ein paar Stunden...“What the bloody hell on e... das waren jetzt 8 Stunden?“
Fröhlich ging ich meines Weges.
„Du schon wieder?“, wurde mir entgegen geworfen, als ich das Zimmer betrat.
„Ja ich. Ich weiß bin schlimmer als die Pest. Die ist wenigstens heilbar.“
„Stuhl.“
„Komm gleich wieder.“
Als ich meinen Stuhl geholt und ins Zimmer gestellt habe-mit Blickrichtung zu dem Fernseher-entwickelte sich ein Gespräch, kaum mehr als Belanglosigkeiten, wie Arbeit, Freunde und Hobbies. Ein paar Long-Drinks wurden serviert. Alkohol ist ein Teufel. Aber schön. Dachte ich mir, während ich einen Zug nahm.
„Solang du nicht wieder wie wild durch die Kantine schreist.“
„Ich bin nicht schwul“, es war genau das was sie von mir hören wollten.
Neben mir schreckte man hoch, sah mich verwirrt an und fragte: „Seit wann ist der da?“
Der Klassiker.
„Eigentlich haben wir dich ja gerne. Du bereitest uns immer soviel Unterhaltung.“
„Wohl eher große Treffer-Fläche“, stellte ich fest.
Mit Gemischten Gefühlen verließ ich den Raum.
„Die Sachen die du mir geschickt hast, sie sind echt gut.“
„Wow, ich glaub langsam kann ich wirklich dran glauben. Bis jetzt haben das alle Gesagt.“
„Ja vor allem 'Impressionen' hat mir gefallen.“
„Danke.“
Kurzes Schweigen, bis sie fort fuhr: „Kannst du mir mal die 6 und 2 erklären?“
„Bin ich Gott? Welches Thema, Buch, Blatt?“
„Nein du bist nicht Gott, aber das was wir heute im Labor berechnen sollten.“
„Ach so das ist ist einfach.“ Es dauerte kaum eine halbe Stunde bis sie es verstanden hatte, oder es wenigstens behauptet. Ich glaube meistens behaupten sie das nur. Nun wenn ich mir zuhören müsste würde ich das auch.
Gut Gelaunt, verabschiedete ich mich von ihr und wandte mich meinen Dingen zu.
Es war ein schönes Feuerzeug, in silbernem Glanz. Ich drehte es um meine Finger. Der Sonnenglanz wurde reflektiert, mir in die Augen geworfen. Er erhellte mein Gesicht. Ich bewegte meinen Arm. Es erfreute mich wie es auf meine Bewegungen reagierte. Ich war der Heer und es blieb ihm nicht anderes übrig als mir zu gehorchen. Doch war es das Feuerzeug das ich meinte? Plötzlich stoppte ich. Hielt es fest. Legte die andere Hand darauf. Niemand soll es sehen. War es doch mein's.
Ich ließ das Gas ausströmen. Warte einen Augenblick und ohne zu wissen was ich tat entflammte ich es. Der Schmerz blieb aus. Oder konnte er den Vorhandenen nicht überwiegen. Vor Schreck riss ich die Hand zurück. Wie trockenes Reisig brannte meine Hand. Rauchfrei. Vollkommen. Keine Schmerzen, keine Wunden. Als wäre es wie es sollte. Ich drehte die Hand in der Luft doch wie ich sie auch betrachte stellte ich jedes mal fest, sie brannte wirklich.
„What the bloody hell on e...“, stieß ich hervor.
Ich überlegte mir ob es größer brennen könne und es konnte. Kaum war mein Schreck überwunden, stellte ich fest, das es auf mich hörte. Das Feuer folgte meinen Befehlen.
„Bin ich...“
„504,308.“
„Das Rechne ich lieber nochmal nach.“
„Erst willst du das ich es ausrechne und dann rechnest du noch nach, was sollen das?“
„Ja sind 504,308.“
„Ok dann passt es.“
„Ach ihr glaubst du es.“
„Das liegt nicht an ihr, sonder weil ihr jetzt 2 Seid.“
„Lüg' doch nicht. Mit so'was will ich nichts zu tun haben.“
„Ach verzeih mir. Wo ich doch nur ein Mensch 2ter Klasse bin.“
„Nein.“
Kurz darauf wandte sie sich wieder zu mir. Ich schmetterte ab: „Nein blicke mich nicht an. Ich bin es nicht wert in eurem Antlitz zu stehen.“
Eine Stille befiel mich und meine Umgebung. Absolute Stille. Kein Geräusch war zu vernehmen. Ein fallender Stecknadelkopf hätte Ohrenbetäubenden Lärm verursacht.
Erstrecht die Stacheln die sich aus meiner Haut schoben. Das zerreißende Fleisch, die harten Dornen. Der Schmerz wegen dem Lärm, war schlimmer als der der Wunden. Ellenlang sind sie gewachsen. Bedeckten meinen Ganzen Körper. Niemand nahm Notiz davon. Ich bot ein groteskes Bild. Schnell schoben sie sich wieder in die Haut. Die Wunden verschwanden.
„What the bloody hell on e...“, flüsterte ich, denn niemand hatte es gesehen, niemand wollte es sehen.
Die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Der kalte Wind fühlte sich noch kälter an. Warum hab ich nicht mein Umhang bei mir? Die Luft strich wie feine Klingen über die Haut. Es war ein wunder, dass kein Blut heraustrat. Ich überlegte, ob ich mich vielleicht nicht wieder in Brand setzten sollte. Meine Hand wanderte langsam zum Feuerzeug. Besser nicht, hier sind nicht gerade wenige. Meine Hand wanderte dennoch in die Tasche, an dem Feuerzeug vorbei, zu dem MP3-Player. Es war ein Komisches Gefühl, als ich trotz gedrückter Play-Taste keine Musik vernahm. Ein Kurzer Blick verriet mir, der Akku war nicht leer.
„What the bloody hell on e...gorramit“, fluchte ich als mir bewusst wurde, dass es nur die Kopfhörer sein konnten.
So jetzt muss ich hier warten, ohne Musik. Das ist so wie stehen ohne Beine, fliegen ohne Flügel, Pornos ohne gei...gut ausstehende Frauen. Möglich sollte aber nicht sein.
Es war ein Augenblick in dem Nichts geschah, keiner Bewegte sich merklich, kein Vogel zog vorüber, kein Auto fuhr vorbei, kein Gedanke war da. Alles hat irgendwann sein Ende. Eine junger Mann stolperte und viel auf die Treppe, eine Taube hatte nichts besseres zu tun als eine Scheibe zu verschmutzen. Mit quietschenden Reifen hielt ein älteres Auto, um nicht eine ältere Frau zu überfahren und ein Weitere Gedanke erschien aus dem nichts.
Vielleicht hätte ich statt den Pornos lieber ein Schwert ohne Parrierstange gedacht. Zu Spät. Doch Apropos Schwert. Instinktiv griff ich an meinen Rücken. Eine Lederscheide, mit metallenen Verzierungen fand den Griff meiner Hand. Ich langte über meine Schulter. Ich spürte einen Edelstein in Silber gefasst. Die Berührung mit dem Knauf elektrisierte mich. Meine Hand wanderte zu dem Leder umwickelten Heft. Es ließ sich verblüffend einfach ziehen. Es war mir egal wie viele hier standen. Es galt nur noch ich und mein Schwert. Die Parierstange bestand aus zwei metallenen Bögen, einen nach unten gerichteten und einen in die Gegenrichtung, an dessen Ende sich zwei Spitzen befanden. Trotz der Tatsache, dass es ein Bastardschwert war, ließ es sich einfach führen. Ich drehte es mehrfach um die Hand, links rechts abwechseln, wirbelte es um meinen Torso, Wechselte die Hand, ließ es fließend um mich kreisen. Focht gegen Unsichtbare Gegner. Die Kälte war verschwunden die Langeweile war besiegt.
Ohne Musik, muss man sich halt anderen Interessen widmen.
Was gibt es denn sonderbareres als Menschen? Nichts? Immer wird man von allen ignoriert. Niemand nimmt Notiz von einem, doch kaum trägt man einen Umhang in einem Bus voller Menschen, deren IQ sich der Zimmertemperatur anpasst und Kellerwohnungen über ihrem Niveau haben, ist man, ob man will oder nicht der Mittelpunkt. Manchmal wünscht man sich dann einfach nur noch seine Klinge und einen Kleinen Raum.
„He, Frodo.“ Du Idiot ich bin vielleicht etwas zu groß, außerdem trage ich Schuhe.
„Was stellst du denn da? Harry Potter oder was?“ Intelligenzbestie, nein ich hätte mich sonst schon an dir ausgelassen. Sei froh.
„Du bist doch dieser Harry Potter.“
„Oh und du der ohne Intelligenz, wenn du weißt was das ist.“
Ich drehte die Musik etwas Lauter und ignorierte weiter dumme Bemerkungen. War es doch ein schönes Gefühl, als ich bemerkte, dass ich die nächste aussteigen musste. So wie all die anderen.
Viel zu viele Idioten, ein zu kleiner Bus und mindestens zwei Ausgänge zu wenig ergeben eine Kritische Mischung. Der Vorteil war, man kann die Füße hoch legen und kommt dennoch genauso schnell zum Ausgang.
Als dann einer meinte, dass es doch schön wäre wenn man mir am Umhang zieht, reichte es mir. Irgendwann ist jede Geduld vorbei. Ich konzentrierte mich. Und wieder drangen die Stacheln durch die Haut. Die Wut und vorhandene Schmerzen übertünchten die Neuen. Diesmal waren die Dornen aber nicht Ellenlang, sondern weit mehr als sechs Schritt. Als sie sich wieder in die Haut zurück zogen war es still. Keine Bedrückende Stille, nur angenehme Geräuschlosigkeit. Seelenruhig verließ ich den Bus. Es regnete, also spannte ich den Schirm auf und ging meinen Weg entlang.
„Muss man da nicht 2 Sauerstoff nehmen?“
„Glaub ich nicht, aber deine Hs sind eh falsch.“
Schall brach über mich herein. Wie eine Flut drückte er auf meine Ohren. Jedes Wort, das ich selber sprach schien vom Wasser erdrückt zu werden. Wie ein Toter im Meer.
„Muss man da noch Wasser da zunehmen?“
„Bin ich Gott?“
„Fast.“
Die Flut, die Massen, die mich umgaben wurden plötzlich soviel wärmer, richtig heiß. Die Die Geräusche vom Sieden erschlugen jeden anderen Laut. Meine Haut warf Blasen. Ich konnte nicht mehr. Ich musste fliehen. Ich griff an den Rücken, riss das Schwert aus der Scheide, stürmte los und rammte es in die Wand. Mit ihm all meine Wut. Ich drehte mich um. Das Wasser war verschwunden, stattdessen 20 verwirrte Gesichter.
„Was zum...“, sprach einer.
Der Rest schien seine Sprache verloren zu haben.
„What the bloody hell on e...“
Ich ergriff lieber die Flucht. Rannte von dannen. Ließ es hinter mir.