Beschreibung
Hat nix mit dem "Pefferkuchenmann" zu tun. Die gab's schon vorher ;-)
Es war wieder einer dieser verwunschenen Tage, als Jakob an seinem Fenster saß und auf diesen einen Moment wartete. Eine klitze kleine Minute die sein Herz zum schmelzen brachte. So wie fast jeden Tag wenn seine Nachbarin aus dem Bus stieg und zu ihrer Wohnung schlürfte. Nur das dieser Tag besonders hübsch war. Es war ein wunderschöner Wintertag. Die ganze Nacht hatte es geschneit und nun schmückte der Schnee die Straßen und Bäume. Es waren nicht mehr viele Tage bis zum schönsten Tag im Jahr und doch war Jakobs Herz schwer. Seine hübsche Nachbarin hatte noch nie Notiz von dem schüchternen jungen Mann genommen. Doch er brachte allen Mut zusammen und wollte ihr eine schöne Weihnachtsgeschichte schreiben und dann mit einer Rose versehen an die Tür legen. Die Rose hatte er bereits gekauft. Und nun saß er an seinem kleinen Küchentisch mit Stift und Papier und nichts wollte ihm einfallen. Immer wieder richtetet er seinen Blick auf die gegenüberliegende Haustür doch seine Nachbarin war noch nicht zu Hause. Wieder nahm er den Stift zur Hand und begann zu schreiben „Es war einmal…“ unverzüglich strich er den Satz durch. –Zu kitschig- dachte er.
Und dann kam sie. Langsam, mit gesenktem Kopf den sie zur Hälfte unter ihrem Schal versteckte, schlich sie zu ihrer Wohnung. Sie sah sehr traurig aus. Und so ordnete Jakob noch einmal seine Gedanken und wollte endlich diese Geschichte zu Papier bringen, die ihm im Kopf herumschwirrte. Doch es kam nichts Brauchbares heraus. Als es schon lange dunkel war, beschloss er die Geschichte für heute ruhen zu lassen und es an einem anderen Tag erneut zu versuchen. Er legte sich in sein kaltes Bett und viel in einen tiefen Schlaf. Als er wieder erwachte stand die Sonne schon sehr hoch und er wusste, er hat den halben Tag verschlafen. Aber er hatte eine Geschichte zu schreiben und setzte sich mit frisch gebrühtem Kaffee an seinen Küchentisch und bewappnete sich mit Stift und Papier. Als er gerade ansetzen wolle, sah er auf dem Fensterbrett einen Zettelchen und einen Pfefferkuchen liegen. Er öffnete das Fenster, nahm den Brief und das Gebäck an sich und schloss das Fenster wieder. Langsam öffnete er den Brief.
„Vor langer, langer Zeit lebte eine Prinzessin auf einem einsamen Schloss. Sie war so wunderschön das alle, die ihr direkt in die Augen sahen unverzüglich erblindeten. Darüber war die Prinzessin sehr traurig und weinte jeden Tag. Sie ließ alle Zauberer, Hexen und Magier des Landes kommen. Doch keiner vermochte ihr zu helfen… „
Jakob war sichtlich verwundert über dieses Geschenk und fragte sich von wem es wohl kommen möge. Er fand den Anfang so schön das er beschloss die Geschichte weiter zu schreiben. Er nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee und biss in seinen warmen Pfefferkuchen. Aber Moment mal! Wie konnte es sein das der Pfefferkuchen warm war? Jakob hatte ihn doch vom kalten Fensterbrett genommen? Das wohlige Gefühl und der außerordentliche Geschmack ließ ihn jede weitere Frage vergessen und er genoss dieses süße Gebäck.
Als er gestärkt war wollte er die Geschichte fortsetzen. Doch wie am Vortag wollte ihm nichts Gescheites einfallen und so starrte er wieder aus dem Fenster und wartete auf seine Traumfrau. Auch heute schleppte sie sich nur schwer zu ihrer Haustür und ihr trauriges Gesicht wurde von einer großen Kapuze bedeckt. So das sie aussah wie ein kleines trauriges Eskimomädchen. Der Tag neigte sich dem Ende zu ohne dass auch nur eine Zeile auf dem Briefchen geschrieben wurde.
Am nächsten Tag ging Jakob schlaftrunken zu seinem Küchenfenster und staunte nicht schlecht als er wieder ein Brief und ein Pfefferkuchen auf dem Fensterbrett erblickte. Schnell öffnete er das Fenster ohne die eisige Kälte zu bemerken lass er den Brief.
„…Eines Tages kam ein hübscher Prinz des Weges. Er hatte von der unglaublichen Schönheit der Prinzessin gehört und wollte um ihre Hand anhalten. Er traf einen kleinen Spatzen und fragte ihn wo er die Prinzessin finden könne. Der Spatz warnte den Prinzen, er würde sein Augenlicht verlieren wenn er die Prinzessin ansehen würde. Doch der Prinz wollte sich nicht abschütteln lassen und so begleitete der Spatz den Prinzen ein Stück. Dann verließ er den Prinzen. Danach traf er ein Häslein. Und auch der Hase wollte den Prinzen vor seinem Unheil bewahren. Doch der Prinz beharrte auf die Wegbeschreibung und so führte der Hase den Prinzen zum Waldesrand und überlies ihn dann seinem Schicksal. Er fragte dann einen kleinen Maulwurf ob er ihn zum Schloss bringen könne. Der Maulwurf hatte keine Angst zu erblinden, er war ja schon fast blind. So brachte er den Prinzen zum großen Schlosstor. …“
Jakob konnte es nicht fassen. Irgendjemand brachte ihm nachts die Geschichte zum Fenster. Er nahm sich das Gebäck und schlang es hastig herunter. Ihm fiel heute nicht einmal auf das der Pfefferkuchen noch warm war. Heute wollte er die Geschichte zu Ende schreiben. Er war sich sicher dass ihm ein schöner Schluss einfallen würde. Und so machte er sich an sein Werk. Doch wieder war es wie verhext und nichts kam aus seiner kreativen Feder.
Als es Abend wurde sah er die hübsche Nachbarin Heim kommen. Sie zog einen kleinen Weihnachtsbaum hinter sich her. Und doch sah ihr Gesicht so unendlich traurig aus, das Jakob eine einsame Träne entwischte. Er wollte ihr morgen unbedingt die Geschichte schenken. Denn morgen ist Weihnachten und das arme Geschöpf soll nicht mehr traurig sein. Doch so sehr er sich bemühte, die Geschichte fand kein Ende. Erschöpft und traurig legte er sich ins Bett und schlief ein.
Es war noch tiefe Nacht als Jakob wach wurde. Er hörte ein leises surren aus der Küche kommen und so schlich er sich Barfuss den Flur entlang und steckte vorsichtig seinen Kopf durch den Türrahmen. Er konnte nicht glauben was er da sah und rieb sich deswegen heftig die Augen, so dass alles verschwamm. Eine kleine Fee saß auf dem Fensterbrett und schrieb einen Brief. Sie war unglaublich klein, gerade mal so groß wie ein Feuerzeug. Ihre kurzen roten Locken wehten von ihren schlagenden kleinen leuchtenden Flügelchen. Und ihr grünes kurzes Kleid ließ ihre Haut weiß wie Schnee erscheinen. Sie erblickte Jakob. Lächelte kurz und flog davon.
Er nahm den Brief und den Pfefferkuchen vom Fensterbrett und fing an zu lesen.
„ Als der Prinz um Audienz beim König bat, wurde er freundlich empfangen. Der König wollte wissen warum der Prinz in so ein entlegenes Reich komme. Der Prinz wollte keine Zeit verlieren und gab sein Anliegen gleich Preis. Der König staunte nicht schlecht als er hörte dass jemand seiner Tochter den Hof machen wollte. Das hat bis jetzt noch niemand gewagt. Er klärte den Prinzen auf, er würde sein Augenlicht verlieren, wenn er die Augen der hübschen Prinzessin erblicken würde. Doch der Prinz bestand auf die Hochzeit wenn die Prinzessin es denn auch wolle. Und so brachte man den Prinzen zum Schlafgemach der jungen Frau. Diese allerdings wollte nicht noch mehr Unheil anrichten und versteckte sich hinter einer spanischen Wand. Der Prinz stellte sich davor und bat die Prinzessin ein Lied zu singen. Er wollte ihre Stimme hören. Und so fing die Prinzessin an zu singen. Ihre stimme war die eines Engels und er verliebte sich sofort in sie. Danach bat der Prinz sie solle auf der Laute spielen. Und auch das tat sie mit solcher Hingabe das sein Herz zu schmelzen drohte. Wäre es aus Eis gewesen. Die Prinzessin sollte ihm dann eine Geschichte vortragen. Und als sie von Feen und fernen Ländern berichtete konnte er nicht mehr anders, als hinter die Wand zu stürmen. Er nahm sie fest in den Arm und küsste sie, ohne sie auch nur einmal gesehen zu haben. Als er sich von ihr löste sah er ihr fest in die Augen. Und erblindete nicht. Denn er hat ihre innere Schönheit gesehen. Es gab ein frohes Fest zur Vermählung und das gesamte Königreich war außer sich vor Freude. Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.“
Die Geschichte war genauso wie sie in Jakobs Kopf herumschwirrte. Wie konnte das sein? Und war da etwa wirklich eine Fee?
Er beschloss sich wieder schlafen zu legen und diesen komischen Traum zu vergessen. Am nächsten Morgen lag die Geschichte immer noch auf dem Küchentisch. Er nahm sie sich noch mal zur Hand und entdeckte außerdem noch den Pfefferkuchen. Als er das Naschwerk aß fiel ihm wieder auf, das er wie frisch gebacken war. Warm und köstlich.
Die Geschichte war nun also fertig. Er schrieb sie ordentlich ab, nahm sich die Rose und ging zum gegenüberliegenden Haus. Vorsichtig legte er die kleinen Präsente vor die Tür und verschwand wieder in seine Küche.
Neugierig wartete er auf seine Nachbarin und sie lies auch nicht lange auf sich warten.
Vorsichtig hob sie den Brief und die Rose vom Boden und fing an zu lesen. Ein schmunzeln huschte über ihr Gesicht. Dann blickte sie sich suchend um und schaute schließlich zu Jakob seinem Küchenfenster. Ihre Blicke trafen sich. Sie lächelte ihn an und warf ihm einen Kuss zu. Dann verschwand sie in ihre Wohnung. Jakob sein Herz machte vor Freude Saltos. Er hüpfte durch die Wohnung und wieder zurück zum Fenster. Da sah er ein weiteres Briefchen auf dem Fensterbrett liegen.
„Man kann mich nicht immer sehen, man kann mich auch nicht fangen. Aber ich bin immer da wenn du mich brauchst. Deine Pfefferkuchenfee.“  Er nahm den Pfefferkuchen, zog sich an und ging zum Haus der hübschen Nachbarin…