Krimis & Thriller
Revenge - Kapitel 9

,,Sie haben Recht, wenn sie vermuten, dass ich die letzten Tage über nicht ganz untätig war. Sonst säße ich jetzt wohl kaum hier in ihrem Büro. Zunächst einmal hatte ich nicht viel mehr, als die wenigen Informationen, die sie mir während ihres kurzen Besuchs gegeben hatten. Zum einen sagten sie ihren Namen nicht, kannten aber meinen und sie wussten, was mich auf die Intensivstation gebracht hatte. Außerdem implizierten sie, als sie sich verabschiedeten, dass ich es wohl möglich nicht schwer haben würde, mir ein paar Information über sie zu beschaffen. Das wichtigste aber war, dass sie ungehindert an dem Beamten, der vor meiner Zimmertür Wache hielt, vorbei gekommen sind.“ Er machte eine Pause und versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber da war wieder nichts, was ihm etwas hätte verraten können, also fuhr er fort: ,,Als ich darüber nachdachte, wie ich ein wenig Licht in das Dunkel rund um ihre Person bringen könnte, war mein erster Gedanke natürlich die POLIS, unsere Datenbank und da auch die Polizei mit der Zeit geht und die Vorteile des Internets nutzt, fehlte mir nichts weiter, als ein Computer mit Internetzugang und ein Foto von ihnen, mit dem ich die Datenbank füttern konnte. Um mir solch eine Aufnahme zu beschaffen, musste ich nicht viel tun, denn ich ging davon aus, dass die vielen Überwachungskameras auf dem Gelände des Krankenhauses sie mir schon liefern würden, und ich hatte Recht. Nachdem ich mir die DVD mit denAufzeichnungen des entsprechenden Tages ausgeliehen hatte, musste ich noch die genaue Zeit ihres Besuchs herausfinden, denn wer hat schon Spaß daran, sich einen 24 Stunden langen schwarz/weiß-Stummfilm anzusehen? Ich hatte Glück, denn das regnerische Wetter des Vormittags verriet mir, dass sie mich nachmittags aufgesucht haben mussten, da ihre Kleidung und ihre Haare trocken waren, sie aber keinen Schirm bei sich trugen. Da sie dann auch noch so nett waren, ein paar mal ziemlich genau für jeweils ein paar Sekunden in die Kameras zu blicken, deren Gegenwart sie sich offensichtlich bewusst waren, denen sie aber dennoch nicht auswichen, erleichterte mir die Sache erheblich.“

,,Gern geschehen.“ Sie lächelte. Ihre erste Reaktion.

,,Ich erstellte also die Bilddatei, die ich benötigte und ließ die Datenbank den Rest erledigen. Als ich ihre Daten dann vor mir hatte, fügten sich die noch rätselhaften Puzzleteile ebenfalls ins Bild: In ihrer Position war es überhaupt kein Problem für sie gewesen, sich Informationen über mich zu beschaffen. Daher kannten sie meinen Namen und einen Teil meiner Geschichte. Als Beamtin im staatlichen Dienst war es für sie ebenfalls kein Problem, an dem Polizisten vor meiner Tür vorbei zu kommen. Sie mussten ihm nur ihrem Ausweis unter die Nase halten und schon musste er sie als Vorgesetzte passieren lassen und zu guter Letzt wussten sie natürlich, dass ich sie aufgrund ihrer Position natürlich in unserer Datenbank leicht finden konnten.“ Er hatte nichts mehr hinzuzufügen und deshalb wartete er, bis sie etwas sagte.

,,Herzlichen Glückwunsch, Mr. Jones. Sie haben die Aufnahmeprüfung bestanden.“ Sie lächelte immer noch. ,,Ich gebe zu, es war keine große Herausforderung ihrer Fähigkeiten, aber ihre Mobilität war äußerst eingeschränkt, und damit auch meine kreative Freiheit, was den kleinen Test anbelangt. Ich kann meine Bitte nur wiederholen: Ich möchte, dass sie für mich arbeiten.“ Sagte sie mit samtweicher Stimme und sah ihn erwartungsvoll an.