Kurzgeschichte
Ich sag schon mal Hallo - ich will

Ich sag schon mal Hallo.

Ich sag schon mal Hallo.

Also gestern Abend so um 11 Uhr da hat ganz bestimmt kein Mensch gedacht, dass ich heute hier schon etwas zu erzählen habe.

Der Papa kam viel früher als erwartet, von einer Geschäftsreise nach Hause. Ja ich nenn ihn jetzt schon mal so, obwohl er natürlich noch nicht weiß, dass es mich gibt. Die Mama war total überrascht, weil sie ja gar nicht mit ihm gerechnet hatte und weil sie ja eigentlich im Krankenhaus sein sollte. Im Krankenhaus?  Genau.  Sie sollte untersucht werden, weil sie schon 3 Fehlgeburten hatte und man vermutete, dass irgendetwas in meiner Wohnung nicht so ganz in Ordnung sei. Die Arme, hat dann Fieber bekommen und so richtig schlimmen Schnupfen und gehustet hat sie, als wollte sie ersticken. Als sie dann im Krankenhaus anrief, daß es ihr nicht gut geht, da haben die gesagt, nein liebe Frau, wenn sie krank sind, dann können wir sie nicht untersuchen, wir verschieben den Termin auf ein anderes Mal. Na böse war die Mami nicht, denn wer geht schon gern ins Krankenhaus.

Ja und genau das war mein Glück. Ohne Mamas Fieber und  ohne Papas frühere Heimkehr würde ich jetzt nichts zu erzählen haben.

Der Papa war total glücklich, dass die Mama nun doch nicht im Krankenhaus war und vor lauter Freude ging er in den Keller und holte eine Flasche Sekt. Meine Mami machte rasch ein paar Käsebrote, schnitt Paprika und Gürkchen klein, kochte noch 2 Eier und stellte alles auf den liebevoll gedeckten Tisch. Die Mami ist so eine ganz kuschelige Liebe. Die braucht Kerzenlicht und Schmusemusik und wenn sie dazu noch ein Glas Sekt bekommt, na dann ist ihr Leben wunderbar und sie ist rundum gücklich.

Im Radio spielen sie Lieder von Elvis  „Love me tender“ und Don`t be cruel". Das ist so richtig nach Mamas Geschmack, dann schaut sie so irgendwie komisch und lächelt so sanft. Ja und der Papa, weiß dann, nun wird es schmusig. Die Beiden fangen an zu kuscheln und irgendwann liegen sie zusammen im Bett.

Ich stehe ab sofort in den Startlöchern, denn wenn kuscheln angesagt ist, bekomme ich meine Chance. Hier sind eine ganze Menge von uns, die vom Papi zur Mami wollen. Mit meinen Ellenbogen verschaffe ich mir, ok ich trete meinen Nachbarn auch, also ich boxe mich, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, in die erste Reihe. Man was ist denn hier los, wir werden durch die Gegend gewirbelt und ich habe ganz schon zu kämpfen, damit ich mich vorn auch halten kann. Mein Nebenmann schupst mich zur Seite und kurz verliere ich den Halt, aber was mich nicht umwirft, dass macht mich nur härter. Keine Ahnung, wie lange dieses Auf und Ab und Hin und Her gedauert hat, aber irgendwann ist Ruhe. Ich höre, wie der Papa richtig laut atmet und die Mama ganz still ist. Ob die Zwei jetzt schon gemerkt haben, dass ich umgezogen bin. Ich schau mich erst einmal in meinem neuen Haus um, naja so richtig groß ist es nicht und dunkel ist es auch, aber es ist wunderbar warm hier. Ich kann es mir ja nachher noch genauer anschaun, aber dieses ganze hin und her, hat mich richtig müde gemacht und so beschließe ich, mich erst einmal schlafen zu legen. Ich ziehe meine Beine ganz dicht zum Kopf und dann bin ich auch schon am Träumen.

Am nächsten Morgen muss die Mama an die Arbeit . Irgendwie ist ihr ganz komisch, sie weiß selbst nicht, was mit ihr los ist, aber sie fühlt sich so Besonders. So irgendwie froh und glücklich, so als wäre etwas Wunderbares passiert. Was kann sie selbst nicht sagen, aber es ist etwas geschehen, da ist sie sich ganz sicher.

Die Kollegin, eine Frau Pfeiffer, fragt die Mama ob sie einen Kaffee mag und was denn los sei, "irgendetwas stimmt doch mit ihnen nicht", sagt sie zu meiner Mutti, "ich spüre das". Ja und was soll ich sagen, ich glaube es ja selbst nicht, was meine Mama doch für ein feinfühliger Mensch ist. Auf jeden Fall sagt sie zu dieser Frau, „Ich bin schwanger“. …. "Ja aber das ist doch wunderschön" höre ich diese Dame sagen, "wann ist es denn so weit, im wievielten Monat sind sie denn…?"

Die Mama bekommt Tränen in die Augen und dann sagt sie: „Im ersten Tag“.  Frau Pfeiffer schaut die Mama an und lacht, "Na da haben sie sich aber jetzt versprochen, sie meinen im ersten Monat“,  „Nein“ sagt die Mama, "ich bin im ersten Tag. Mein Mann ist gestern schon von seiner Reise zurückgekommen und dann war alles so romantisch und dann haben wir …. Und nun bin ich schwanger“. "Das können sie doch gar nicht wissen", erwidert die Kollegin, doch meine Ma beharrt darauf, sie ist schwanger. Natürlich ist sie schwanger, wir Zwei müssen das ja wohl wissen.

Die Mama hat solche Angst wieder ein Baby zu verlieren, dass sie am Abend zum Doktor geht und dem erzählt ihre Periode sei seit 2 Wochen überfällig und sie habe solche Angst wieder eine Fehlgeburt zu erleiden und sie freue sich doch so sehr auf mich, dass ihr der Doktor doch tatsächlich eine Spritze gibt und sie vom nächsten Tag an, krank schreibt.

Als der Papa aus dem Büro kommt, ist er erstaunt, dass die Mami zu Hause ist und auf dem Sofa liegt. „Was ist denn, geht es dir nicht gut“ fragt er besorgt, da sagt die Mama ganz zärtlich zu ihm: „Schatz ich bin schwanger und ab morgen bin ich krank geschrieben“. „Was, warum hast du denn nichts gesagt, wie weit bist du denn, wann kommt denn das Baby und wieso liegst du auf dem Sofa?“.

Da lacht meine Mutti ganz herzlich und sagt, „das Baby kommt in 9 Monaten und ich liege hier, weil ich dieses Kind bekommen werde“.

Ja meine Mama wusste von der ersten Sekunde, dass es mich gibt. Auf so eine Ma kann man schon stolz sein, oder?.

Na der Papa ist aber ganz anderer Meinung und denkt, nun übertreibt sie aber wirklich. „Wir haben gestern Nacht miteinander geschlafen, wie willst du heute wissen, dass du schwanger bist, also wirklich, du darfst dich nicht so da rein steigern, irgendwie ist das schon sehr anstrengend mit dir und deinem Kinderwunsch. Ich will viele Kinder mit dir, dass weißt du,aber doch nicht mit dieser Hysterie“.

Da fängt meine Mami aber ganz schrecklich an zu weinen. Sie tut mir so unendlich leid. Am liebsten würde ich ihr ja irgendwie zeigen, dass ich da bin, aber ich bin noch so winzig, dass sie auch mein strampeln und hopsen kein bisschen spürt. Der Papa nimmt sie in den Arm und verdreht genervt die Augen, nun geht das wieder los, denkt er, wir sind mal wieder schwanger und dann doch wieder nicht.

Ja Papa da hast du aber nicht mit mir gerechnet. Ich will leben, egal wie, aber ich schaff das, auch wenn ich gerade mal so groß wie ein  Stecknadelkopf bin. Du wirst schon sehen, daß die Mami nicht hysterisch ist, sondern daß sie weiß, das es mich gibt. Ich glaube, sie spürt das mit dem Herzen.

Am nächsten Tag geht die Mama ins Büro und legt die Krankmeldung vor. Die Frau Pfeiffer schaut erst mal ganz komisch und schüttelt ungläubig den Kopf, „Ja wie haben Sie das denn hinbekommen, so von einem zum anderen Tag. Der Doktor kann doch noch gar nicht sagen, dass sie schwanger sind“. „Doch sagt meine Mama, da gibt es eine ganz neue Methode, die bestätigt eine Schwangerschaft innerhalb von 24 Stunden“. O Mama, denk ich, du kannst aber lügen. Lügen darf man natürlich nicht. Aber wir Zwei wissen halt, dass wir schwanger sind und da darf eine kleine Notlüge schon mal sein, da halte ich ganz fest zu meiner Mutti. Ich bin schon sehr stolz auf sie, dass sie mich so ernst nimmt und dass sie weiß, dass es mich gibt.

Fortsetzung folgt…….

Co. uteAnnaMariaSchuster