Flöckchen schickt uns einen Gast
Eine Seele ist nie ohne Geleit der Engel,
wissen doch diese erleuchteten Geister,
dass unsere Seele mehr Wert hat, als die ganze Welt.
Bernhard von Clairvaux
Danke dir mein kleiner Schatz,
du hast uns wirklich ein wunderschönes Fest beschert. Ich weiß, dass du deine kleinen Pfoten im Spiel hattest. Denn ohne dich, wäre unser Weihnachtsfest ein ganz trauriges geworden.
Aber verrat mir kleines Flöckchen, wie bist du auf die Idee gekommen uns den Mamfi zu schicken? Einen Kater, ausgerechnet einen Kater, das hat uns schon sehr erstaunt. Die besten Freunde ward ihr ja nun nicht unbedingt, ok ihr habt euch nicht zerfleischt, aber die heiße Liebe war es auch nicht. Egal meine Kleine, das Fest war perfekt.
Du weißt ja selbst, dass ich nicht so unbedingt die Katzenfrau bin, aber der Mamfi hat sich hier bei uns so breit gemacht, wir konnten nicht anders, als ihn zu akzeptieren. Er hat sich unserer quasi am 23. Dezember ermächtigt und hat uns die Traurigkeit genommen, nein viel besser, er hat sie erst gar nicht aufkommen lassen.
Wir hatten solche Angst vor dem Fest, doch dieses Katerchen hat uns einfach so erfreut, dass wir ganz oft lachen mussten, aber das weißt du ja, schließlich war es deine Idee.
Am 23. kam er so einfach durch die Haustür und setzte sich in die Küche. Also das war schon sehr komisch, der Mamfi war ja noch nie irgendwo im Haus. Der war nur im Stall, auf den Wiesen oder auch im Wald, aber niemals bei den Nachbarn in der Stube. Nun aber läuft er die ganze Zeit hinter mir her und schaut sich alles an. Gerade so, wie du es an deinem vorletzten Tag, gemacht hast. Ich dachte natürlich, irgendwann wird er wohl wieder gehen, aber nein, er bleibt. Als ich den ganzen Vorweihnachtsputz hinter mir habe, gönn ich mir ein heißes Salzbad, mit Orangenduft, naja du weißt ja, was ich mag. „Nun geh, Mamfi, geh schön nach Hause“ sage ich zu ihm. Doch er setzt sich vor mich hin und streicht mir dann so um die Beine, als wollte er sagen: „Na ich stör dich doch nicht. Nimm du dein Bad und ich setzt mich neben dich“.
Ob du es glaubst oder nicht, ich steige in das warme Wasser und der Kater setzt sich auf den Schemel neben der Badewanne, dann legt er sich und beobachtet mich, aber wie, sag ich dir. Ein bisschen irritiert es mich schon, so intensiv von einem Kater beäugt zu werden. Deshalb dauert mein Bad auch nicht so lange, wie gewöhnlich. Als ich fertig bin, trockne ich mich ab, creme mich ein, föhne die Haare und immer noch liegt er da und beobachtet mich. Oja und ganz wie immer, ziehe ich den dicken Bademantel an und will mir eine Entspannungsstunde im Bett gönnen. Ich mach also die Haustür auf und will den Kater raus lassen. Nein, nichts zu machen, er rennt die Treppe hoch, in unser Schlafzimmer, ist also schon vor mir oben und macht es sich an meinem Fußende gemütlich. Also bitte, ein Kater in meinem Bett, das geht ja nun gar nicht. Ich will ihn runter jagen, aber es geht nicht. Er bleibt liegen, also entspannen wir gemeinsam.
Am Abend als das Herrchen nach Hause kommt, versuche ich es noch einmal. Tür auf und ein kurzes RAUS, aber Mamfi meint, er muss nun auch den Hausherrn begrüßen. Wider Erwarten freut sich dein Herrli und nimmt den Kater im Haus, ganz entspannt zur Kenntnis. Von dem Moment an, machen die Beiden keinen Schritt ohne den anderen. Genau so wie du immer neben Herrchen hergegangen bist, so macht es nun der Kater. Am komischsten aber ist es, wenn beide auf dem Boden liegen und in den Fernseher schaun. Das sieht echt aus, als würdest du da liegen, bloß in einem braunen Mäntelchen und mit dickem Puschelschwanz. Ich habe wirklich das Gefühl mein kleines Flöckchen ist da, sieht halt nur ein bisschen anders aus. Am Abend wollen wir ihn raus lassen, weil er ja noch nie über Nacht irgendwo eingesperrt war. Wir schaffen es nicht, er rennt weg, versteckt sich hinter dem Sofa und als alles nichts hilft, beschließen wir ins Bett zu gehen und Mamfi darf im Haus bleiben.
Irgendwann in der Nacht scheppert es im Wohnzimmer. Ich gehe nachschaun und da seh ich das ganze Dilemma, der Blumentopf mit der schönen Azalee und die kleine Vase mit dem goldenen Rand, Beides liegt auf dem Boden. Die ganze Erde ist aus dem Topf gefallen und mein Väschen ist kaputt. Nun schimpfen kann ich das Katerchen ja auch nicht, er kann ja nichts dafür, er wollte halt dann doch raus. Ich mach das Wohnzimmerfenster auf und lass ihn raus.
Am Heiligabend kommen wie immer die Nachbarn und bringen uns das ewige Lichtlein. „Schau wen wir mitgebracht haben“ sagt die Gabi, „der Mamfi ist mit uns hier hoch gelaufen, der will euch wohl besuchen“. Ja, denk ich und sage „der war gestern schon hier, hat mit mir gebadet und ist auch noch mit in meinem Bett gegangen“. Na das war was für die Lieben, „die Ute geht mit nem Kater ins Bett Haha“. Als die Nachbarn sich wieder verabschieden ist unser Katerchen verschwunden, wir suchen ihn überall, aber er muss wohl raus gerannt sein, als die Haustür offen war, auf jeden Fall weit und breit kein Mamfi zu sehen.
Keine 5 Minuten sind die Leutchen weg, da kommt unser Mamfi aus dem Keller gerannt und setzt sich neben dein Herrchen auf`s Sofa. Er schaut ihn ganz stolz an, grad so als wollte er sagen „he, wie hab ich das gemacht, die hätten mich doch glatt wieder mit auf den Hof genommen, ich bleibe aber erst einmal bei euch. Schlau was?“.Ja, schlau ist er, der kleine Kerl. Als wir am Abend Bescherung machen, legt er sich auf die kleine Bank in der Bauernstube und schaut uns zu, wie wir die Geschenke auspacken. Ich habe einen wunderschönen Ring mit einem riesigen Aquamarin bekommen. Ein Traum in blau und Gold, sag ich dir. Ich hatte für`s Herrli eine neue Tasche gekauft, du erinnerst dich noch, die alte war ja nun wirklich nicht mehr schön. Für den kleinen Mamfi hatten wir aber nun gar nichts. Ich habe ihm dann einfach eine Hähnchenbrust gebraten, denn ich dachte, was du gemocht hast, das wird ja auch dem Mamfi schmecken. Recht hatte ich.
In der Nacht wieder das gleiche Theater. Mitten in der Nacht beschließt unser Guter, jetzt muss ich aber gehen. Am Morgen höre ich schon ein kratzen und maunzen.Also gehe ich und lasse unseren neuen Hausbewohner zur Tür rein. Den ganzen Tag genießt er uns und lässt sich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. Liegt mit Herrchen auf dem Teppich und schaut in den Fernseher. Wenn du das sehen würdest, du würdest es nicht glauben. Bis gestern dachte ich, nur du warst fernsehsüchtig, nein dieser Kater imitiert dich nach Strich und Faden, er macht wirklich alles, was du auch gemacht hast. Manchmal schaun das Herrli und ich uns an und dann ist uns ganz seltsam zumute.
Der 2. Feiertag gleicht eigentlich dem 1. Am Morgen, so um 8 Uhr macht sich Mamfi lautstark bemerkbar, nimmt uns und das Haus zu seinem persönlichen Eigentum und lässt uns tanzen. Ja und genau wie du, mit uns machen konntest, was dir gefiel, so macht es nun dieser kleine Kater. Ich rufe die Gabi an und frag, ob ihr das überhaupt recht ist, dass ihr Kater nun zu uns gezogen ist. „Natürlich“ sagt sie und dann meint sie doch „Ja Ute, hast du den Kater denn gebadet, der riecht genau so lecker wie du, wie hast du den denn so sauber bekommen“. Stimmt, der Kater riecht nach Chanel Nr. 5 und hat ein Fell, das strahlt und glänzt, als hätte ich ihn wirklich abgeschrubbt und stundenlang gebürstet. Nein, ich schwör`s ich habe absolut nichts mit ihm angestellt. Ich wär ja auch viel zu feige gewesen, einen Kater in die Badewanne zu stellen. Vermutlich macht er, bevor er zu uns hier auf den Berg kommt, große Katzenwäsche. Wieso er aber so gut, nach meinem Duft riecht, ich weiß es nicht. So viel, dass das ganze Haus eingenebelt ist, nehm ich ja nun auch nicht. Ich gehe sehr sparsam mit dem edlen Duftwasser um, das weißt du doch. Naja, jedenfalls wohnt nun ein Strahlekaterchen bei uns.
Am Abend wollen wir in die Stadt, wir haben Karten für die Oper. Allein im Haus soll Mamfi aber nun wirklich nicht bleiben, also packen wir ihn und fahren ihn mit dem Auto nach Hause. Ein Geschrei hat er gemacht, als würde ich ihn umbringen. Als wir beim Bauern ankommen, will ich ihn aus dem Auto heben und bei Gabi abgeben, da springt er mit einem Satz aus dem Auto und weg ist er.
Am nächsten Morgen, kein Katerchen was uns ruft und aufweckt, nichts. Wir sind schon richtig traurig, aber er kommt nicht, den ganzen Tag lässt er sich nicht blicken. Vermutlich ist er sehr beleidigt, dass wir ihn nach Hause gebracht haben.
Er lässt sich noch ein paarmal blicken, aber nur um 5 Minuten gestreichelt zu werden und eine kleine Leckerei zu bekommen. Nie mehr ist er bei uns im Haus gewesen und auch nie mehr kam er zu mir, wenn ich die Nachbarn auf einen Kaffee besucht habe. Gerade so, als hätten wir alles nur geträumt.
Du weißt ja, dass das Herrchen nicht an solche Sachen glaubt, aber dieses mal war er auch der Meinung:
„Diesen Gast hat uns, unser kleines Flöckchen geschickt, damit wir Weihnachten nicht so traurig sind“
Ja, mein kleines Flöckchen, wir danken dir für den Kater Mamfi, ohne ihn hätten wir nicht so ein schönes Fest gehabt.
Wir vermissen dich sehr und vergessen dich nie. Du bist einfach immer bei uns. Weihnachten war richtig schön und das schönste Geschenk hast du uns gemacht.
Danke mein Flöckchen, wir lieben und vermissen dich.
dein Frauli
(co) UteAnnaMaria Schuster