Kurzgeschichte
ein perfektes Geschenk - für meinen Schatz

Seit Oktober bin ich nun am überlegen, was schenke ich meinem Freund.
Der Schatz und ich wohnen seit 1/2 Jahr zusammen und schweben auf Wolke sieben.
Es muss etwas ganz besonderes sein, nicht so etwas normales, wie Pullover, Uhr, Hemd,
nein es soll richtig einschlagen. Aber mir fällt einfach nichts so richtig super tolles ein.
Mein Chef meinte, ich solle doch einen Plattenspieler kaufen und am Heiligabend eine Platte auflegen.
 "Naja so eine, wo ihr Gatte Posaune bläst, die Brandenburgische Konzerte, vielleicht".
So richtig genial hört sich das nicht an, aber es könnte als Notfall-Geschenk schon akzeptiert werden.

13:00 ich darf zur Mittagspause, endlich, der Vormittag war so hektisch, daß ich jetzt ein bisschen frische Luft gut vertragen kann.
Ich schaue in das große Schaufenster direkt neben unserem Laden und sehe wie der junge Dekorateur gerade eine Eisenbahnlandschaft aufbaut.
Gott, wie niedlich denke ich. Und urplötzlich ist der Gedanken geboren, der Schatz bekommt eine Eisenbahn.
Eine kleine Minitrix, da wird er sich freuen. Klar freut er sich, da bin ich mir ganz sicher.
Ich also rein in das Spielzeuggeschäft und die kleine süße Minibahn gekauft. Da wird sich der Bub aber freuen, sagt der Verkäufer und denkt natürlich, daß das Bähnchen für meinen 9 jährigen Sohn ist. Er verpackt sie mir ganz festlich und ich bin happy. Der ganze Einkauf hat keine 5 Minuten gedauert, somit ist meine Mittagspause noch wunderbar lang.
Ich bummele in die nächste Seitenstrasse und werde von einem wunderschönen Bild magisch angezogen.
Auf dem Plakat steht:
 
"Sonderaktion.. 4 Tage Paris, genießen Sie die Stadt der Liebe,
mit dem Menschen den Sie am meisten lieben".

Na aber Hallo, das ist es doch. Sofort buche ich die 4 Tage Paris für uns. Ja und weil ich die Eisenbahn ja schon gekauft habe,
buche ich 4 Tage mit der Bahn. Das passt doch perfekt zusammen, finde ich. Wo das Geld herkommen soll, keine Ahnung, für solche Nebensächlichkeiten ist jetzt wirklich keine Zeit. Ich leiste die Anzahlung und könnte tanzen vor Freude.
Weihnachten kann kommen, ich bin mit dem besten Geschenk ausgerüstet. Am liebsten würde ich es dem Schatz natürlich sofort erzählen, denn alles was mich glücklich macht, das muss sofort raus bei mir, da kenn ich kein halten.
Doch ich schaffe es wirklich bis Heiligabend dicht zu halten und verrate nichts.
Endlich ist es soweit, der Liebste hat das Heiligabend-Menue gekocht, ganz allein versteht sich, weil ich bis 16 Uhr arbeiten musste. Knusprige Ente mit Knödeln, Rotkraut, Preisselbeeren und hinterher hat er noch ein Tiramisu gezaubert. Wirklich alles sehr sehr lecker.
Unser Bäumchen steht in der Ecke des Wohn-Zimmers und leuchtet prächtig in rot und gold. Natürlich wurden Honigwachskerzen genommen, die duften so wunderbar. Wir gehen jeder in ein anderes Zimmer und holen unsere Geschenke. "Du zuerst" sagt der Schatz. Also löse ich ganz vorsichtig die Schleife und das Papier und vor mir liegt ein wunderschöner blauer Kaschmirpullover und eine blau/weiß-gestreifte Hemdbluse. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas aus Kaschmir besessen: Für mich ist das der größte Luxus überhaupt und nun habe ich so ein prachtvolles und edles Teil. Ich kann es nicht fassen. "So nun aber du" sage ich, weil ich es ja nun wirklich nicht mehr aushalten kann. Mir wird ganz schwummerig, hoffentlich gefällt ihm das Geschenk. O bitte bitte mach, das er sich freut.
"Das Große zuerst", sag ich und halte ihm das Packerl vor die Nase. Meine Güte, dauert das, aber endlich hat er das Papier abgemacht und nun hält er den Karton mit der Eisenbahn in der Hand, "So eine, genau diese, was glaubst du meine Süße, genau so eine habe ich mir immer gewünscht". Dem Schatz fält das sprechen richtig schwer, er ist echt tief gerührt. "Nun das hier noch", ich halte ihm das kleine Päckchen hin und er öffnet es, nimmt den Gutschein heraus und ist erst einmal sprachlos "Paris", ja bist du denn verrückt, das ist doch viel zu viel, so ein großes Geschenk. Danke mein Schatz, ich liebe dich und nun fahren wir auch noch gemeinsam in die Stadt der Liebe. Der Abend ist perfekt, romatisch und kuschelig, genau richtig, na eben so, wie sich Verliebte ein gelungenes Weihnachtsfest vorstellen.
Am nächsten Morgen werde ich von Schätzleins Blick geweckt. Er hat sich tief über mich gebeugt und küsst mich wach. Dann nimmt er mich in den Arm und sagt: "Liebes, ich hab mir was überlegt, lass uns diese Reise doch mit dem Auto machen, dann haben wir noch die Fahrt zusätzlich, es wird wunderbar".
Nach den Feiertagen gehe ich ins Reisebüro und sage: "Bitte können wir diese Reise auch mit dem Auto machen". "Ja natürlich", sagt der nette Herr vom Reisebüro. "Da machen wir eine Umbuchung, das ist überhaupt kein Problem". Wunderbar, das ging ja alles ganz einfach. Am Abend lege ich die neuen Unterlagen auf den Tisch und dann wird gekuschelt.
Am Sonntag, wir frühstücken wie immer sehr ausgiebig, da schaut der Schatz mich lange und sehr lieb an. Dann  sagt er:"mein Engel, warum fliegen wir denn nicht nach Paris, dann haben wir von der Stadt der Liebe ganz viel und ein  Flug ist auch nicht so anstrengend, wie die lange Autofahrt". Nun ja, ich bin noch nie geflogen, habe auch richtig Angst, aber ich verspreche am nächsten Tag ins Reisebüru zu gehen.
Lächelnd schaut mir der Mann vom Reisebüro entgegen und fragt: "Was kann ich denn heute für sie tun?".. Ich stehe da mit etwas feuchten Händen und mache ihm klar, daß mein Herzallerliebster, nicht mit dem Zug, nicht mit dem Auto, sondern nun bitte FLIEGEN möchte. Er lacht schallend und sagt. "Aber bitte, das ist doch überhaupt kein Problem, da stornieren wir die Buchung und buchen einen Flug". Aufatmen und nach Hause. "Wunderbar meine Kleine, nun fliegen wir zusammen nach Paris, das wird ein Traum, glaub mir". Natürlich glaube ich ihm, ich liebe ihn doch und er ist nun mal der klügere von uns beiden, also freue ich mich mächtig auf meinen ersten Flug und natürlich auch auf Paris.
Unser Sonntagsfrühstück steht auf dem Tisch, da schiebt der Schatz alles ein bisschen zusammen und sagt: "Schau mal mein Herz, wie findest du das?" Es ist ein Prospekt von den Malediven. Bunte Fische, Wasser so wunderschön, wie es im echten Leben bestimmt nicht sein kann, ein Traum in Bilder.
"Sag Schätzlein, wie gefällt dir das".  "Wunderbar, ein traumhaftes Paradies". "Süße wir fliegen nicht nach Paris, wir fliegen auf die Malediven, was sagst du dazu". Ich sag erst einmal gar nichts, dann  freue ich mich und denke bei mir, Hilfe was sagen die im Reisebüro, wenn ich schon wieder komme. 
Montagmittag, ich mache mich wieder auf, kaufe diesmal in der Konditorei eine Torte. Ein bissel komisch ist mir schon, daß ich schon wieder was anderes will. Die beiden Herren schmunzeln verschmitzt, freuen sich über die Torte und fragen: "Was will er denn diesmal, der Herzallerliebste" Ich werde richtig rot und sage drauf: "Er möchte nicht mehr nach Paris, er will auf die Malediven". Da geht natürlich ein Strahlen über die Gesichter. "Wunderbar, was für eine gute Idee, das werden Sie nie bereuen, wir gratulieren Ihnen zu diesem Mann. Ich kann das alles nicht glauben. Unterwegs kaufe ich noch ein Buch über die Malediven, von den Herren hatte ich ja schon jede Menge Prospekte und gute Ratschläge mitbekommen.
Der Schatz strahlt übers ganze Gesicht, als ich ihm die neuen Unterlagen gebe. "Wie du das immer hinbekommst, ich bin total stolz auf dich. Du wirst sehen meine Süße, es wird ein Wahnsinns-Urlaub. Die Malediven sind schon immer mein Traum und den  träumen wir jetzt gemeinsam und werden ihn niemals vergessen".

2 Wochen später, nimmt mich mein Allerliebster in den Arm und sagt, was hälst du davon, wenn wir ein Haus kaufen". Boa ich bekomme ganz runde Augen. Wir wollen ein Haus kaufen, das heißt ja dann, er will mich heiraten... klickt es in meinem Kopf.
Ich habe Tränen in den Augen, als ich ihm um den Hals falle und als er mich dann wieder loslässt sagt er: "Liebstes, aber das mit den Malediven müssen wir erst einmal streichen, das verschieben wir auf später, wir haben doch alle Zeit der Welt".
Nein. denke ich, das bedeutet doch, ich muss wieder in das Reisebüro und ........................
Am nächsten Morgen, mein Chef war so lieb und hat mir eine Stunde frei gegeben, weil ich eh zu nichts nütze war. Keinen klaren Gedanken konnte ich fassen, geschweige denn Kunden bedienen. Diesmal gehe ich mit belegten Brötchen und einer Flasche Sekt in das Reisebüro. "Ja was will er denn jetzt, wo zieht es ihn denn diesmal hin?" fragen die Herren und lachen wie immer richtig nett und freundlich....."Er will auch nicht auf die Malediven. Später einmal, ja, aber jetzt will er ein Haus kaufen" So nun ist es raus, ich stehe kurz vor einem Zusammenbruch und wenn ich mir die Herren anschaue, geht es denen nicht besser. "Ja also wissen Sie", sagt der Jüngere von Beiden, "eigentlich geht das alles ja gar nicht. Was wir bis jetzt für Sie getan haben, war ja schon sehr viel, aber nun die ganze Reise total stornieren, ja wie stellt sich Ihr Freund das denn vor?" Nun kann ich wirklich nicht mehr. Mir laufen die Tränen die Wangen runter, ich bin nur noch am schluchzen, mein ganzer Körper hüpft auf und nieder, ich bin am Ende. "Nana junge Frau", sagt da der ältere Herr und nimmt mich in den Arm, "davon geht die Welt doch nicht unter, wir regeln das schon. Aber Sie sollten mal nachdenken, ob Sie sich sicher sind, daß Sie dieses ganz besondere Exemplar von Mann auch wirklich wollen".

Ja natürlich wollte ich ihn. Und was soll ich noch sagen, wir haben das Haus gekauft, haben geheiratet und 10 Jahre später sind wir auf die Malediven geflogen, aber in Paris waren wir bis heute nicht. Ich denke wir werden dort wohl auch niemals hinkommen.