Kurzgeschichte
Night of the Proms - Zweiter Anlauf

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Night of the Proms - Zweiter Anlauf

Dieses Mal ließ es sich gut an: Ein gemeinsamer Termin für die verschobene ,,Night of the Proms"-Party aus Anlass des 18. Geburtstags meiner Tochter Annika und ihrer Freundin Felicitas war gefunden, trotz des Schichtdienstplanes von Felis Vater und trotz der Unmenge anderer Termine, die sich im Dezember - aus welchen Gründen auch immer - häufen.

Dass Annikas hartnäckiger Husten, der sie seit gut 14 Tagen gequält hatte, bis dahin abgeklungen sein würde, stand für uns außer Frage, und auch dass sich niemand aus unserer Familie bei ihr anstecken würde, war für uns selbstverständlich. Jedenfalls für meinen Mann. Wir hatten uns schließlich gegen Grippe zweierlei Art impfen lassen, davor hatte gefälligst auch der schnöde Hustenvirus Respekt zu haben. Meinte mein Mann. Die Viren waren anderer Ansicht, versammelten sich zu einer gemein(sam)en Attacke und belehrten ihn eines Besseren. Aber heftigst! Egal, war ja Annikas Fete, und - kleiner Trost – die Plagegeister in ihren Bronchien hatten weitestgehend die weiße Fahne gehisst, nicht ohne ihr jedoch ein nettes Andenken in Form einer Rippenfellentzündung zu hinterlassen. Sich nicht schmerzfrei bewegen zu können und vom Arzt Sportverbot erteilt zu bekommen, das kommt natürlich richtig gut vor einer Feier, auf der eigentlich auch getanzt werden sollte.

Nun denn, wer schon einmal eine solche Feier ausgerichtet hat, der weiß, dass man im Vorfeld über das Besorgen von Klopapier (findet man nämlich auf den Toiletten von angemieteten Vereinsräumlichkeiten höchst selten) über das Organisieren der Musikanlage (gut, wenn die Tochter dank ihres weitgefächerten Bekanntenkreises nur mit den Wimpern zu klimpern braucht) bis hin zur Erstellung des Schlemmerbuffets tausend Kleinigkeiten zu beachten hat. Ich brauche hier nicht weiter ins Detail zu gehen, wer Kinder hat - oder selbst eines in dem Alter ist - wird ohnehin wissend (und ein bisschen schadenfroh?) mit dem Kopf nicken.

Alles war vorbereitet, die Räumlichkeiten festlich geschmückt, das Make-up rutschfest auf dem Gesicht festgetackert, die Frisur passend zum Fummel gestylt, die Füße in Highheels gezwängt und der Vater soweit unter Drogen gesetzt, dass er wenigstens drei Stunden durchhalten würde - die Gäste konnten kommen. Und sie kamen. Alle (ALLE) hatten sich - in groben Zügen jedenfalls - an die Kleiderordnung gehalten, kaum ein Mädel erschien in Hosen, fast alle Jungs trugen mindestens ein Oberhemd zur Sonntagsjeans, die Hälfte dazu eine Krawatte und der eine oder andere erschien sogar im Anzug. Vorherrschende Farbe: Schwarz. Sah aus wie bei einem Leichenschmaus, lediglich die Länge der Röcke und Kleider sowie der stetig anschwellende Geräuschpegel sprachen eine andere Sprache.

Die Stimmung war ausgelassen, das Buffet wurde geplündert, die beiden Jubilarinnen von ihren Freundinnen zu allerlei neckischen Spielchen genötigt und der Alkohol ließ so langsam das eine oder andere Auge glasig erscheinen. Die schwere Schiebetür zwischen Partyraum und Raucherterrasse wurde immer häufiger zum Luftschnappen auch von Nichtrauchern geöffnet ... Leider auch von meiner Tochter. Ein Aufschrei, mein Kind krümmte sich und Tränen schossen ihr in die Augen. Zwischen der sechsten und der siebten Rippe hatte es ganz fürchterlich gestochen und an Bewegung oder gar Tanzen war nicht mehr zu denken. Der Schmerz blieb. Für Annika war die Fete gelaufen. Meinen Mann hatte ich ohnehin schon krankheitshalber nach Hause verfrachtet, sein Husten passte einfach rhythmisch nicht zu Ich + Ich und Co.

Tja, und nun?

Liebevoll untergehakt von ihrem Liebsten links und ihrem besten Freund rechts wankte mein armes Kind zum Auto und widersprach auch nicht der mütterlichen Fürsorge, statt des eigenen Bettes lieber das Krankenhaus aufzusuchen. Ich mache es kurz: Glatte Rippenfraktur. Bereits ausgelöst durch die Husterei – die unglückliche Bewegung an der Schiebetür (nein, niemand hat gesagt: selbst Schuld ...) hatte dann für den Rest gesorgt. Sechs Wochen Sportverbot und stattdessen Konsum starker Schmerzmittel.

Sonntag nimmt unser Chor an einem Adventskonzert teil. Jetzt warte ich nur noch darauf, dass ich morgen Früh nur noch krächzen kann, dann ist alles perfekt. Solopartie adé.

PS: Geschrieben habe ich die Geschichte am Samstag, das Konzert war also schon gestern. Und was soll ich euch sagen? Unglückssträhne wie abgerissen. Alles klappte so, wie es sollte.

Ziemlich lahmer Schluss für eine Geschichte aus meiner Tastatur? Stimmt wohl, aber ich kann ja nun nicht immer nur mit Katastrophen aufwarten. Obwohl ... Nächste Woche ist Schrottwichteln angesagt, ich lasse euch wissen, was dabei herausgekommen ist ;o)

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